Hier erfahren Sie, welche Corona-Regeln derzeit gelten sowie aktuelle Zahlen zu Neuinfektionen, Intensivpatienten, Toten und zur Impfquote.
Sobald die Hospitalisierungsrate der Covid-19-Fälle in einem deutschen Bundesland über oder unter einem bestimmten Wert liegt, sollen dort Verschärfungen beziehungsweise Lockerungen in Kraft treten. Die folgende Tabelle zeigt, welche Corona-Warnstufe wo greift.
Zwar haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass je nach Warnstufe einheitliche Corona-Massnahmen gelten. Die 16 Bundesländer interpretieren diese aber höchst unterschiedlich. Auch auf Lockerungen haben sie bisher weitgehend verzichtet. Bei den Verwaltungsgerichten der Länder sind deshalb mehrere Verfahren anhängig. In Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland wurden die 2-G-Regeln im Einzelhandel bereits gekippt; das Land Schleswig-Holstein hat diese freiwillig aufgehoben.
Warum die Hospitalisierungsrate problematisch ist
Die derzeit veröffentlichte Hospitalisierungsrate des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt zum Teil deutlich unter dem tatsächlichen Wert. Grund hierfür ist eine Vielzahl von Nachmeldungen. Bis alle eintreffen, kann es mehrere Wochen dauern. Deshalb zeigt die NZZ neben dem RKI-Wert auch eine realistische Schätzung der Hospitalisierungsrate. Diese beruht auf dem Nowcast-Modell der LMU München.
Gleichzeitig wird die Hospitalisierungsrate aber auch überschätzt, weil sie immer mehr positiv getestete Patienten enthält, die nicht in erster Linie wegen ihrer Covid-19-Erkrankung behandelt werden.
Hinzu kommt, dass sich viele Bundesländer nicht an den RKI-Zahlen orientieren, sondern eine eigene Hospitalisierungsrate erheben (siehe Links am Ende des Artikels).
Ausserdem dürfen jene Länder, die vor dem 25. November strengere Regeln verhängt haben, diese bis zum 19. März 2022 beibehalten – und nicht mehr nur bis zum 15. Dezember. Dazu zählen etwa die Lockdowns in Bayern und Sachsen.
Diese Corona-Regeln gelten überall
Unabhängig von der Hospitalisierungsrate und der Zahl der Neuinfektionen dürfen in ganz Deutschland nur noch doppelt Geimpfte und Genesene Freizeiteinrichtungen und den Einzelhandel betreten (2 G), in Restaurants und Bars müssen Geimpfte entweder getestet oder geboostert sein (2 G plus). Diskotheken müssen geschlossen werden, Grossveranstaltungen sollen ohne Publikum stattfinden. Ausserdem dürfen sich Ungeimpfte nur noch mit Personen aus dem eigenen Haushalt sowie maximal zwei weiteren Personen treffen, Geimpfte mit maximal zehn Personen. Ausgenommen sind – je nach Bundesland – Kinder und Jugendliche bis 12, 14, 15 oder 16 Jahre.
Einheitliche 3-G-Regeln in Bussen und Zügen sowie bei Inlandflügen hatten Bund und Länder bereits Ende November beschlossen. Fahrgäste müssen demnach entweder doppelt geimpft, genesen oder getestet sein. Arbeitnehmer sollen ausserdem wieder ins Home-Office. Sofern das Arbeiten von zu Hause aus nicht möglich ist, gilt auch am Arbeitsplatz 3 G. Hinzu kommt eine Testpflicht für Besucher von Pflegeheimen.
Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt
Hintergrund der Beschlüsse waren die steigenden Corona-Zahlen. Jüngst verschärfte sich die Infektionslage wieder.
Viel mehr Infektionen, aber weniger schwere Verläufe
Aufgrund der begrenzten Testkapazität und der steigenden Dunkelziffer asymptomatischer Fälle in der Omikron-Welle liegt die 7-Tage-Inzidenz real deutlich höher. Als Pandemie-Indikator hat die Zahl der Neuinfektionen aber ohnehin an Bedeutung verloren – das zeigt ein Vergleich mit der Zahl der Corona-Intensivpatienten und der Todesfälle im Zusammenhang mit Corona während der Delta- und Omikron-Welle.
Während die Zahl der Intensivpatienten wieder leicht steigt, nimmt die Zahl der Beatmeten ab – ein Hinweis darauf, dass auch auf der Intensivstation vermehrt Menschen mit und nicht wegen Covid-19 behandelt werden.
Gleichzeitig ist auch die Zahl der PCR-Tests wieder gestiegen. Insgesamt sind mehr als 2,8 Millionen Tests in der Woche möglich. Bisher wurde diese Kapazität noch nie ausgeschöpft.
Zum Vergleich: Dänemark mit seinen 5,8 Millionen Einwohnern schafft derzeit mehr als 200 000 PCR-Tests pro Tag. Auf Deutschland übertragen, wären das rund 20 Millionen pro Woche.
Omikron breitet sich weiter aus
Der Grund für den Anstieg der Corona-Fälle ist die neue Omikron-Variante; in Deutschland wird sie immer häufiger nachgewiesen. Omikron ist deutlich infektiöser als Delta, verursacht aber seltener schwere Verläufe.
Die Omikron-Variante hatte sich zunächst in den nördlichen Bundesländern ausgebreitet. In Bremen war sie bereits über Weihnachten die dominante Variante.
Warum sind die NZZ-Zahlen höher als jene vom RKI?
Die NZZ berücksichtigt bei den Fallzahlen zum Coronavirus sowohl Meldungen des RKI als auch der Firma Risklayer. Die RKI-Zahlen bilden die Grundlage für politische Entscheidungen; wegen des veralteten deutschen Meldesystems sind die aktuelleren Risklayer-Zahlen aber besser dazu geeignet, die reale Infektionslage abzubilden. Zusammen mit Mitarbeitern des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (Cedim) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sammelt Risklayer mehrmals täglich Daten aus Veröffentlichungen der Gesundheitsämter der Kreise und Städte. Diese erhalten Meldungen über neue Corona-Infektionen direkt von den Ärzten und Laboren. Anschliessend verschicken die Ämter die Daten an die Gesundheitsbehörden der Bundesländer. Erst dann melden die Bundesländer diese an das RKI – was mitunter mehrere Tage dauern kann.
Impfdurchbrüche nehmen zu
Aufgeschlüsselt nach Impfstatus, zeigt sich, dass eine doppelte Impfung vielfach nicht mehr ausreichend vor einer Erkrankung schützt. Die Grafik zeigt die gemeldeten symptomatischen Corona-Neuinfektionen bei 18- bis 59-Jährigen.
Positiv getestet wurden in der dritten und der vierten Welle Jüngere häufiger als Ältere.
Bei ungeimpften Kleinkindern verläuft eine Omikron-Infektion allerdings ebenfalls milder als eine mit der Delta-Variante.
Die Zahl der positiv getesteten Intensivpatienten nahm im November stark zu. Seit Anfang Dezember ist ein deutlicher Rückgang erkennbar. Inzwischen hat sich dieser wieder etwas abgeschwächt. Bei schweren Verläufen vergehen im Mittel fünf Tage zwischen Erkrankung und Aufnahme auf der Intensivstation. Die Zahlen in den Grafiken enthalten auch positiv getestete Personen, die nicht in erster Linie wegen ihrer Covid-19-Erkrankung behandelt werden.
In Regionen mit vielen Neuinfektionen ist in der Regel auch der Anteil der positiv getesteten Intensivpatienten höher.
Weniger Geimpfte im Spital
Aufgeschlüsselt nach Impfstatus, zeigt sich, dass die Impfstoffe in allen Altersgruppen sehr gut vor einem schweren Verlauf schützen. Die Grafik zeigt die gemeldeten Corona-Neuinfektionen mit Spitalaufenthalt bei über 59-Jährigen.
Weniger Betten als zu Beginn der Pandemie
Zwar liegen auf den Intensivstationen wieder weniger Corona-Patienten, trotzdem ist die Lage weiterhin angespannt. Der Grund: Die Kliniken haben weniger Personal für die Intensivbetten zur Verfügung.
Während der dritten und der vierten Welle waren Ältere seltener von einer Hospitalisierung betroffen als zu Beginn der Pandemie, als noch keine Impfstoffe zur Verfügung standen.
Die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 ist ebenfalls niedriger als vor einem Jahr. Auch hier gibt es eine zeitliche Verzögerung: Bei einem tödlichen Verlauf liegen zwischen dem Beginn der Symptome und dem Tod im Mittel 18 Tage.
Die Zahlen zu den Covid-19-Toten enthalten zwar auch jene Fälle, bei denen ein Tod mit und nicht an Covid-19 vorliegt. Mit 41 604 Corona-Toten zwischen März und Dezember 2020 hat das RKI allerdings nur 1851 Fälle «zu viel» gemeldet. Mit Omikron dürfte aber auch der Anteil der Corona-Toten, die tatsächlich an Covid-19 gestorben sind, sinken.
Booster-Kampagne gerät ins Stocken
Die vielen neuen 2-G-Regeln führten bisher nur zu einem moderaten Anstieg der Erstimpfungen. Auch die Booster-Kampagne ist ins Stocken geraten.
Bis Ende Januar wollte die neue Bundesregierung eine Quote von 80 Prozent bei den Erstimpfungen erreichen. Dieses Ziel wurde verfehlt.
Nicht alle Bundesländer impfen im gleichen Tempo. Im Norden und im Westen sowie in Stadtstaaten ist die Impfquote zum Beispiel höher als im Osten und im Süden sowie in einigen Flächenländern.
In dieser Übersicht erfahren Sie, wie Deutschlands Impfkampagne fortschreitet und im internationalen Vergleich abschneidet – und ob die Bundesregierung ihr Impfziel erreicht.
Welche 2-G-Regeln gelten derzeit in welchem Bundesland?
Bis zum 19. März 2022 dürfen die 16 Bundesländer ihre zum Teil strengeren Regeln beibehalten. Zudem orientieren sich viele Bundesländer an einer selbst erhobenen Hospitalisierungsrate und interpretieren die einheitlichen Corona-Regeln höchst unterschiedlich. Dementsprechend finden Sie verbindliche Informationen auf den Websites der Bundesländer:
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen