Afghanistan-Liveticker: +++ 23:58 Pentagon: Al Kaida und IS sind in Afghanistan +++

+++ 23:58 Pentagon: Al Kaida und IS sind in Afghanistan +++
In Afghanistan halten sich zwar Anhänger des Terrornetzwerks Al Kaida und der Terrormiliz Islamischer Staat auf – sie stellen nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums derzeit aber keine Gefahr für die USA dar. “Es gibt keine Präsenz, die so bedeutend ist, dass sie eine Bedrohung für unser Land darstellt, wie es am 11. September vor 20 Jahren der Fall war”, sagte der Sprecher des Ministeriums, John Kirby. Die Zahl der Anhänger dort sei nicht “exorbitant” hoch – genaue Angaben dazu könne er aber nicht machen. “Es ist nicht so, dass sie einen Mitgliedsausweis bei sich tragen und sich irgendwo registrieren”, sagte Kirby. Außerdem seien die Möglichkeiten der USA, in Afghanistan nachrichtendienstliche Informationen zu bekommen, nicht mehr so gut wie früher.

+++ 23:30 Bundeswehrflugzeug mit 172 Geretteten unterwegs +++
Die Bundeswehr hat weitere deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul evakuiert. In der Nacht zu Samstag startete in der afghanischen Hauptstadt eine Militärmaschine vom Typ A400M “mit 172 schutzbedürftigen Personen an Bord nach Taschkent in Usbekistan”, twitterte die Bundeswehr. Damit hätten die Flugzeuge der Bundeswehr inzwischen mehr als 1800 Menschen ausgeflogen. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen. In Kabul hat sich die Lage inzwischen entschärft, sodass das Rollfeld durchgehend für Starts und Landungen genutzt werden kann.

+++ 23:01 USA danken Deutschland für Nutzung von Ramstein als Drehkreuz +++
Die USA haben sich bei Deutschland und anderen Partnern für die Unterstützung bei der Evakuierungsaktion aus Afghanistan bedankt. Konkret bezog sich Generalmajor William Taylor auf die vorübergehende Aufnahme von Schutzsuchenden aus Afghanistan auf dem riesigen US-Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein. “Wir sind dankbar für unsere Verbündeten, einschließlich Deutschland (…), die mit uns bei diesen weltweiten Bemühungen zusammenarbeiten”, sagte er. Die Bundesregierung hatte zuvor mit den USA vereinbart, Ramstein als Drehkreuz für die Evakuierung von Menschen aus Afghanistan nutzen. Am Freitag waren US-Evakuierungsflüge aus Kabul vorübergehend gestoppt worden. Der Grund dafür war nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums, dass es in Katar keine Kapazität mehr gegeben habe, die Ankunft weiterer Reisender abzuwickeln. US-Präsident Joe Biden kündigte am Freitagmittag (Ortszeit) eine Fortsetzung der Flüge an.

+++ 22:17 US-Soldaten bringen 169 Menschen auf Kabuler Flughafen-Gelände +++
US-Soldaten helfen 169 Menschen außerhalb des Flughafens von Kabul, auf das Gelände zu kommen. Präsident Joe Biden erklärt, dass es sich dabei um “169 Amerikaner” gehandelt habe. Die Menschen hätten sich “sehr nah” an der Absperrung zum Flughafen befunden, sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. “In kurzer Zeit und über eine kurze Entfernungen konnten einige unserer Truppen rausgehen und sie einsammeln und reinbringen”, sagt Kirby. Die genauen Hintergründe des Vorfalls sind allerdings völlig offen. Auf Nachfrage erklärt Sprecher Kirby, er könne nicht sagen, aus welchen Nationalitäten sich die Gruppe zusammengesetzt habe. Es sei weniger eine Rettungsaktion als eine Unterstützungsmission gewesen, so Kirby.

+++ 21:46 Zweiter Deutscher auf dem Weg zum Flughafen Kabul verletzt +++
In der Nähe des Flughafens Kabul in Afghanistan wird ein weiterer Deutscher verletzt. Das erklärt das Auswärtige Amt nach dpa-Nachfrage. Es soll eine leichte Verletzung sein. Ob es sich um eine Schussverletzung handelt, bleibt zunächst unklar. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass ein anderer Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen wurde. Einer der beiden Verletzten wurde bereits ins usbekische Taschkent ausgeflogen. Der andere ist transportfähig, hält sich aber weiterhin in Kabul auf.

+++ 21:39 Evakuierungsmaschinen landen in Ramstein +++
Evakuierungsflugzeuge aus Afghanistan kommen in Ramstein an, berichtet Reuters TV. Es handle sich zunächst um zwei US- und eine britische Maschine.

+++ 21:23 Griechenland und Türkei fordern Unterstützung für Afghanistans Nachbarstaaten +++
Griechenland und die Türkei fordern die internationale Gemeinschaft auf, Afghanistans unmittelbare Nachbarstaaten angesichts eines möglichen großen Flüchtlingszustroms zu unterstützen. Auf diese Forderung verständigen sich der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einem Telefonat, wie das Büro des griechischen Regierungschefs mitteilte. Die afghanischen Flüchtlinge sollten damit so nahe wie möglich an ihrer Heimat bleiben können. Griechenland baut mittlerweile an seichten Stellen entlang des an die Türkei grenzenden Flusses Evros neue Zäune auf und versetzt seinen Grenzschutz auf dem Festland und den Inseln in Alarmbereitschaft, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtet. Bislang sei jedoch kein Zustrom von Migranten aus Afghanistan registriert worden.

+++ 21:07 Biden verspricht: Werden jeden Amerikaner nach Hause bringen +++
US-Präsident Joe Biden verspricht allen ausreisewilligen Amerikanern in Afghanistan die Ausreise aus dem Land. An ihre Adresse sagt Biden im Weißen Haus: “Wir werden Sie nach Hause bringen.” Auf Nachfrage sagt der US-Präsident, die Zusage gelte auch für Afghanen, die den US-Einsatz in Afghanistan unterstützt hätten. Die USA versuchten außerdem, so viele gefährdete Afghanen wie möglich in Sicherheit zu bringen, die beispielsweise für Hilfsorganisationen gearbeitet hätten.

+++ 20:33 USA prüfen Militäreinsatz, um Menschen zum Flughafen zu bringen +++
Die USA werden nach Angaben von Präsident Joe Biden den Einsatz von Soldaten prüfen, um Menschen für eine Evakuierung zum Flughafen von Kabul zu bringen. Eine Vergrößerung der gesicherten Zone um den Airport könnte “unerwünschte Folgen” haben, sagt Biden.

+++ 19:59 Ankommende erhalten in Deutschland Visum für mindestens 90 Tage +++
Wer aus Afghanistan nach Deutschland gebracht wird, erhält vorerst ein Visum für mindestens 90 Tage, sofern er keine Aufenthaltszusage hat. Das berichtet der “Spiegel” unter Berufung auf ein Schreiben des Bundesinnenministeriums an die Länder. Laut Schreiben sind unter den Ankommenden auch Männer und Frauen, die nicht auf der Liste für afghanische Ortskräfte und deren Familienangehörige stehen. Deren Status müsse noch geklärt werden, in anderen Fällen könnte ein reguläres Asylverfahren eingeleitet werden.

+++ 19:50 Unübersichtliche Lage erschwert weiterhin Evakuierungen +++
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan erschwert die weiterhin unübersichtliche Lage am Kabuler Flughafen die Evakuierungsmaßnahmen westlicher Länder erheblich. Es sei eine “große Herausforderung”, die Menschen in die bereitstehenden Flugzeuge zu bringen, sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Die Taliban fordert er auf, die Evakuierungen nicht zu behindern. Die Vereinten Nationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in Afghanistan. “Wir erwarten von den Taliban, dass sie allen ausländischen Staatsangehörigen und Afghanen, die das Land verlassen wollen, die sichere Ausreise ermöglichen”, sagt Stoltenberg nach einer Sondersitzung der Außenminister der Nato-Staaten. Die Taliban kontrollieren mittlerweile alle Zufahrtstraßen zum Flughafen und lassen Menschen offenbar häufig nicht passieren.

+++ 19:25 Briten wollen notfalls mit Taliban zusammenarbeiten +++
Die britische Regierung will bei den Evakuierungen am Kabuler Flughafen notfalls auch auf eine Zusammenarbeit mit den Taliban setzen. Für eine politische und diplomatische Lösung werde man dies bei Bedarf tun, sagt Premierminister Boris Johnson. Derzeit verbessere sich die Lage etwas. Zugleich verteidigt er Außenminister Dominic Raab, der wegen der chaotischen Situation nach der Machtübernahme der Islamisten in Afghanistan massiv in die Kritik geraten ist. Auf die Frage von Journalisten, ob er immer noch Vertrauen in Raab habe, antwortet Johnson: “Absolut. Auf jeden Fall”. Großbritannien hat seit Samstag 1615 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Darunter sind 399 britische Staatsbürger und ihre Angehörigen, 320 Botschaftsmitarbeiter sowie 402 Afghanen, wie die Regierung mitteilt.

+++ 19:00 Taliban: Verhindern nicht Ausreise von Afghanen am Kabuler Flughafen +++
Die Taliban versuchen einem Vertreter der Islamisten zufolge nicht, Afghanen am Verlassen des Landes über den Flughafen von Kabul zu hindern. “Wir weisen nur diejenigen zurück, die keine gültigen Reisepapiere haben, aber die das Chaos am Gate des Kabuler Flughafens verschlimmern”, sagt der Taliban-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters.

+++ 18:36 Stoltenberg: US-Zeitplan für Flughafen in Kabul endet am 31. August +++
Die USA wollen nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg den Evakuierungseinsatz am Flughafen von Kabul in weniger als zwei Wochen beenden. Die Vereinigten Staaten hätten signalisiert, dass ihr Zeitplan am 31. August ende, sagt der Norweger nach einer Videokonferenz mit den Außenministern der Bündnisstaaten. Zugleich bestätigt er, dass sich mehrere Alliierte bei den Gesprächen für die Möglichkeit einer Verlängerung des Einsatzes ausgesprochen haben. Es gehe darum, mehr Leute aus dem Land zu bringen, sagt er. Dass der Betrieb des Flughafens in Kabul ohne die USA aufrechterhalten werden kann, gilt als unwahrscheinlich. Sie waren zuletzt mit rund 5200 US-Soldatinnen und -Soldaten vor Ort, um nach der Machtübernahme der Taliban den Evakuierungseinsatz abzusichern.

+++ 18:35 Verzweiflung nimmt zu – Baby über Mauer an US-Soldaten übergeben +++
Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul nimmt die Verzweiflung jener Menschen zu, die aus Angst um ihr Leben auf eine Ausreise hoffen. Auf einem Videoclip ist zu sehen, wie aus einer Menschenmenge ein Baby über eine Mauer mit Stacheldraht an US-Militärs übergeben wird. Ein Soldat packt das Baby am rechten Arm und reicht es an Kollegen weiter. Ein Sprecher der US-Marineinfanteristen erklärt, der Soldat in dem Clip sei ein Mitglied einer ihrer Einheiten. Das Baby sei zu einer medizinischen Station auf dem Gelände gebracht worden und werde dort von Gesundheitspersonal versorgt. Zu den Umständen der Szene macht der Sprecher keine weiteren Angaben.

+++ 18:16 Usbeken schicken 150 Flüchtlinge nach Afghanistan zurück +++
Usbekistan hat einem russischen Medienbericht zufolge 150 afghanische Flüchtlinge zurück in ihre Heimat geschickt. Dies sei entsprechend einer Vereinbarung mit den Taliban geschehen, zitiert die Nachrichtenagentur Tass das usbekische Außenministerium. Die Flüchtlinge hätten Sicherheitszusagen erhalten.

+++ 17:39 Nato-Außenminister verlangen Ende der Gewalt +++
Die Außenminister der Nato-Staaten verlangen in einer gemeinsamen Erklärung ein sofortiges Ende der Gewalt in Afghanistan. Alle Parteien müssten daran arbeiten, eine inklusive und repräsentative Regierung aufzubauen. Diese zukünftige Regierung müsse ungehinderten humanitären Zugang ermöglichen und verhindern, dass das Land zu einem Zufluchtsort für Terroristen werde.

+++ 17:14 Putin: Müssen Realität in Afghanistan akzeptieren +++
Russlands Präsident Wladimir Putin hat gemahnt, die Realitäten in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban zu akzeptieren. Schließlich kontrollierten die Taliban den größten Teil des Landes, sagt er nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel in Moskau. Er kritisierte zudem, dass es kontraproduktiv sei, den Menschen in Afghanistan eine bestimmte Ordnung überstülpen zu wollen.

+++ 16:51 Merkel bittet Russland um Einflussnahme auf Taliban +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Russland gebeten, in Gesprächen mit den Taliban auf die Möglichkeit zur Evakuierung afghanischer Ortskräfte hinzuwirken. Deutschland werde alles daran setzen, in den kommenden Tagen so viele Menschen wie möglich auszufliegen, sagt Merkel nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau.

+++ 16:20 Maas: Airbase in Rheinland-Pfalz wird zum Drehkreuz für Schutzsuchende +++
Außenminister Heiko Maas äußert sich zu den Entwicklungen in Afghanistan und dem weiteren Vorgehen. Der ganze Fokus liege derzeit darauf, so viele Menschen wie möglich aus Kabul zu evakuieren. Dabei arbeite man eng mit internationalen Partnern zusammen. “Aus diesem Grund haben wir mit den USA vereinbart, dass insbesondere die Ramstein Air Base temporär für den Transit von schutzsuchenden Personen aus Afghanistan in die USA genutzt werden kann.” Man sei sich mit allen Partnern vor Ort einig, dass kein Platz in den Flugzeugen leer bleiben soll. “In Zukunft werden daher neben den Fliegern der Bundeswehr auch auf US-Flügen nach Ramstein Deutsche oder von uns benannte Personen evakuiert werden. Genauso fliegen wir auf unseren eigenen Evakuierungsflügen Staatsangehörige verschiedenster Nationen aus Kabul aus”, teilt Maas in einer Pressemitteilung mit. “Damit steigern wir unsere gemeinsamen Transportkapazitäten und entlasten die Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent.”

+++ 15:55 Grünen-Politiker: Taliban halten ihre Versprechen nicht +++
Der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, warnt davor, sich auf Versprechungen der Taliban zu verlassen. “Ich glaube den Taliban kein Wort. Man sieht doch jetzt schon in den Provinzen, dass sie diese Versprechungen nicht halten”, sagt er der “Welt”. “Meine Freunde in Afghanistan sagen mir, dass die Taliban den vollständigen Abzug der Amerikaner abwarten und dann ihre brutale Ideologie durchsetzen werden.” Nouripour betont: “Ich befürchte sogar, dass die neue Generation der Taliban heute noch sehr viel radikaler ist als die vor 20 Jahren.”

+++ 15:12 Schäuble: “Evakuierung sieht verdammt nach Flucht aus” +++
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble zeigt sich erschüttert über die Lage in Afghanistan. “Es ist total deprimierend”, sagt Schäuble in einem Interview mit ntv. Zwar hätten sich alle westlichen Nationen gleichermaßen verschätzt, wie schnell die Taliban vorrücken würden, aber die deutsche Evakuierung sähe “verdammt nach Flucht aus. Es erinnert an die Bilder von Saigon.” Zugleich kündigt er Konsequenzen an. “Der nächste Deutsche Bundestag wird das aufarbeiten”, so Schäuble. “Dass man die Ortskräfte außer Landes bringen muss, war klar.” Schäuble zeigt sich offen für Verhandlungen mit den Taliban. Expertinnen auch von Frauenrechtsorganisationen sagten ihm, “dass man mit den Taliban auch verhandeln kann”. Das halte er für “plausibel”. Immerhin habe es “noch keine Taliban-Massaker gegeben”, so Schäuble.

+++ 14:45 Vertreter der bisherigen afghanischen Regierung vermisst +++
Mehrere Vertreter der bisherigen afghanischen Regierung werden einem lokalen Medienbericht zufolge vermisst. Verwandte mehrerer Regierungsbeamter sagen dem TV-Sender ToloNews, ihre Familienmitglieder seien verschwunden oder würden seit der Machtübernahme der Taliban vermutlich von den Islamisten festgehalten. Der bisherige Gouverneur sowie der bisherige Polizeichef der Provinz Laghman im Osten des Landes hätten sich den Taliban ergeben, befänden sich aber weiter in Gefangenschaft der Islamisten. Auch der Polizeichef von Gasni im Südosten des Landes sei unauffindbar. Die Taliban haben eine Generalamnestie erlassen, die ihren eigenen Angaben zufolge alle Menschen umfassen soll – auch Regierungsvertreter oder Angehörige der Sicherheitskräfte.

+++ 14:17 Deutsche Hilfen sollen nicht über Taliban-Strukturen fließen +++
Deutschland wird seine zugesagten 100 Millionen Euro für sofortige humanitäre Hilfe für afghanischen Binnen-Flüchtlinge nach Angaben des Auswärtigen Amtes nur über internationale Hilfsorganisationen auszahlen. Die Hilfe werde nicht über staatliche afghanischen Stellen oder gar Taliban-Strukturen abfließen, betont ein Sprecher.

+++ 13:48 “Haben 80 Prozent der Ortskräfte zurückgelassen” +++
Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte kritisiert die unterschiedlichen Aufnahmekriterien für Ortskräfte. Während gefährdete frühere Mitarbeiter des Verteidigungs- und des Innenministeriums antragsberechtigt seien, sofern sie nach 2013 für Deutschland gearbeitet hätten, gelte das für Mitarbeiter des Auswärtigen Amts und des Entwicklungsministeriums nicht. “Aufgrund von politischen Entscheidungen, die bürokratisch und fein säuberlich umgesetzt werden mussten, haben wir 80 Prozent der Ortskräfte in Afghanistan zurückgelassen”, sagt Marcus Grotian, Vorsitzender des Netzwerks, der “Welt”. “Ich habe ein anderes Verständnis von Nachsorge und Fairness gegenüber unseren Helfern. Man hätte diesen Menschen vorher sagen müssen, dass sie zurückgelassen werden, wenn sie aufgrund der Arbeit für uns in Gefahr geraten.”

+++ 13:34 UNHCR: Nachbarländer sollen Grenzen offen halten +++
Afghanen, denen möglicherweise Gefahren von den Taliban drohen, können nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) nur unter großen Schwierigkeiten ins Ausland fliehen. “Die große Mehrheit der Afghanen ist nicht in der Lage, das Land über reguläre Wege zu verlassen”, erklärt UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo. Sie appelliert an die Nachbarländer Afghanistans, die Grenzen offen zu halten.

+++ 13:02 Innenministerium soll gegen schnelle Einreise von Ortskräften gewesen sein +++
Die Bundesregierung hat einem Bericht zufolge monatelang über den Umgang mit afghanischen Ortskräften gestritten. Das gehe aus internen Sitzungsprotokollen hervor, berichtete der “Spiegel”. Bei einer Sitzung mehrerer Ministerien habe der Vertreter des Verteidigungsministeriums gesagt, es sei in den kommenden zwei Monaten mit Aufnahmeanträgen von 1500 Ortskräften zu rechnen. Ein Großteil dieser Menschen habe allerdings keine afghanischen Pässe oder sonstigen Identitätsdokumente. Das Auswärtige Amt habe daraufhin vorgeschlagen, die Aufenthaltsgenehmigungen für die Ortskräfte erst nach Landung in Deutschland auszustellen. Das lehnte das Bundesinnenministerium laut Protokoll der Sitzung ab. Es dürfe “keine Pauschallösung ohne individuelle Gefährdungsprüfung” geben. Ein obligatorischer Sicherheitscheck müsse zudem “vor Einreise abgeschlossen” sein. Auch die Idee, die Ortskräfte mit Charterflügen außer Landes zu bringen, sei in der Sitzung verworfen worden. Das sende ein “falsches Signal”, habe der Vertreter des Verteidigungsministeriums gesagt. An diesem Donnerstag hatte Innenminister Seehofer gesagt, eine Sicherheitsprüfung dauere nur Sekunden.

+++ 12:40 Bundeswehr-Maschine mit 185 Geretteten landet in Hannover +++

Ein Evakuierungsflug der Luftwaffe mit Geretteten aus Afghanistan landet in Hannover. An Bord waren nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums 158 afghanische Ortskräfte und Familienangehörige. Dazu zählten etwa 30 bis 40 Kinder und Jugendliche, von denen 20 unbegleitet seien. Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen sollten vom Landesjugendamt betreut werden. Die übrigen Menschen aus Afghanistan würden in das Grenzdurchgangslager Friedland gebracht. Außerdem kamen 32 EU-Bürger mit der Militärmaschine vom Typ Airbus A310-MRTT in Hannover an. Ein weiteres Flugzeug mit bis zu 250 Personen werde noch am Freitagabend in Hannover erwartet, sagte eine Ministeriumssprecherin. Der Airbus A310-MRTT war in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. Damit flog die Bundeswehr erstmals selbst “Schutzpersonen” aus Afghanistan nach Deutschland. Zuvor hatte es nur Pendelflüge der Bundeswehr zwischen der afghanischen Hauptstadt Kabul und Taschkent gegeben, von wo es dann mit Passagiermaschinen weiter nach Deutschland ging.

Kramp-Karrenbauer.

(Foto: picture alliance / Flashpic)

+++ 12:27 AKK: Soldaten in Kabul “psychisch und mental am Ende” +++
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer kündigt in der Fraktionssitzung der Union an, dass an diesem Freitag erstmals die Bundeswehrsoldaten in Kabul ausgetauscht werden. Diese seien “psychisch und mental am Ende” wegen der Szene am Flughafen-Eingang und den Gates, sagte AKK, wie ntv aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Die Ministerin sagte zudem, dass sie die Luftbrücke am vergangenen Sonntag nach einem Gespräch mit Merkel “eigenmächtig ausgelöst” habe. Sie habe gesagt, dass von den 3700 Ortskräften schon am Freitag knapp 2000 in Sicherheit gewesen seien. Der “Afghanistan-Schock” treffe auch das Parlament ins Mark, das die Soldaten geschickt habe.

+++ 11:51 Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen +++
Ein Deutscher erleidet auf dem Weg zum Flughafen Kabul in Afghanistan eine Schussverletzung. Das sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. “Er wird medizinisch versorgt, es besteht aber keine Lebensgefahr”, sagte Demmer. “Und er wird bald ausgeflogen werden.” Es handele sich um einen Zivilisten.

+++ 11:34 Augenzeuge: Verzweiflung am Flughafen wächst +++
Die Verzweiflung rund um den Flughafen von Afghanistans Hauptstadt Kabul wird angesichts des zunehmenden Zeitdrucks von Stunde zu Stunde größer. Das berichtete ein Augenzeuge. Demnach halten sich am Eingang zum zivilen Teil, der an einem großen Kreisverkehr liegt, weiterhin Hunderte Menschen auf, die versuchen, auf das Gelände und dann mit Hilfe von westlichen Flugzeugen außer Landes zu kommen. Kämpfer der militant-islamistischen Taliban feuerten dort in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben. Der Zeitdruck wächst, weil die USA eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abgeschlossen haben wollen. Vom Schutz durch die derzeit 5200 US-Soldaten hängen aber die Evakuierungen anderer Streitkräfte wie beispielsweise der Bundeswehr ab.

+++ 11:12 Welternährungsprogramm warnt vor Hungersnot +++
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen warnt, dass “jeder dritte Mensch” in Afghanistan von Hunger bedroht ist. Wie die WFP-Leiterin in Afghanistan, Mary-Ellen McGroarty, der Nachrichtenagentur AFP sagte, zeichne sich 2021 bereits als “extrem schwieriges Jahr” ab. “Die Situation ist katastrophal”, sagte McGroarty. Jüngsten Analysen zufolge seien bereits 14 Millionen Menschen von schwerem oder akutem Hunger bedroht. “Das ist jeder dritte Mensch”, betonte McGroarty. “Zwei Millionen Kinder sind von Unterernährung bedroht”, warnte sie. Ursache für den Nahrungsmangel sei zum einen der Klimawandel, zum anderen der militärische Konflikt zwischen Regierung und radikalislamischen Taliban. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie sieht sich das Land mit der “zweiten schweren Dürre innerhalb von drei Jahren konfrontiert”, sagte McGroarty. “Die Menschen haben sich kaum von der Dürre 2017/2018 erholt”. Wegen des trockensten Winters seit 30 Jahren sei die Weizenernte um 40 Prozent zurückgegangen, die Weizenpreise seien bereits 24 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Der Wassermangel habe auch “verheerende Auswirkungen auf die Viehbestände”. Durch den Vormarsch der Taliban hätten zudem viele Bauern ihre Ernte nicht einbringen können. Viele seien geflohen, Obstgärten seien zerstört. Auch die Zerstörung von Brücken, Dämmen und Straßen erschwere den Zugang der Bevölkerung zu Nahrungsmitteln.

Wolfgang Ischinger spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

Wolfgang Ischinger spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

(Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild)

+++ 10:46 Ischinger: Trump trägt große Mitschuld +++
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump trägt nach Ansicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, eine große Mitschuld an der Lage in Afghanistan. “Der Sündenfall, der passierte ja lange vor dem Dienstantritt von (US-Präsident) Joe Biden”, sagte der ehemalige Botschafter am Freitag im Deutschlandfunk. “Der Sündenfall war das Abkommen, das unter Donald Trump mit den Taliban geschlossen wurde.” Die militanten Islamisten hätten dann nur noch auf den Abzug der US-Truppen warten müssen. Aus einer solchen Position der Schwäche mit den Taliban zu verhandeln, wünsche man nicht einmal seinem Feind, sagte Ischinger. “Da war ja nichts mehr zu retten.” Mit Blick auf die aktuelle Lage fügte er hinzu: “Das ist ein Debakel, das kann man nicht schönreden.”

+++ 10:21 Zu lange im Urlaub? Britischer Außenminister unter Druck +++
Der britische Außenminister Dominic Raab gerät wegen seines Verhaltens in der Afghanistan-Krise immer stärker unter Druck. Dem konservativen Politiker wird angelastet, trotz der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in praktisch ganz Afghanistan weiterhin Urlaub auf Kreta gemacht zu haben. Raab soll es auch abgelehnt haben, mit dem afghanischen Außenminister ein dringendes Telefonat über die Evakuierung von Ortskräften zu führen, die britischen Stellen jahrelang geholfen hatten. Raab kehrte erst am Montag nach London zurück, nachdem die militant-islamistischen Taliban auch die Kontrolle über die Hauptstadt Kabul übernommen hatten. Zuvor hatten ihn hochrangige Diplomaten tagelang vergeblich gebeten, den Anruf zu tätigen, wie britische Medien berichteten. Die Opposition fordert nun seinen Rücktritt. Berichten vom Freitag zufolge verliert Raab auch innerhalb der regierenden Tory-Partei und seines eigenen Ministeriums an Rückhalt.

+++ 10:08 Macron ruft Russland und USA zu Zusammenarbeit auf +++
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat mit Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden zur Lage in Afghanistan telefoniert und seine Kollegen auf eine enge internationale Abstimmung eingeschworen. Im Gespräch mit Biden habe Macron betont, dass zur schnellen Rettung von Landsleuten, afghanischen Ortskräften und anderen gefährdeten Afghanen eine Koordination der Verbündeten vor Ort “absolut notwendig” sei, teilte der Élyséepalast in der Nacht zum Freitag mit. Die USA und Frankreich verbinde eine gemeinsame moralische Verantwortung gegenüber den Afghanen, die Schutz bräuchten und die westlichen Werte teilten. “Wir können sie nicht im Stich lassen.”

+++ 09:55 Foto zeigt nahezu leeres Flugzeug +++
Offenbar sind weiterhin nicht alle Flugzeuge, die Kabul verlassen, gut gefüllt. Der britische Tierschützer Pail Farthing postete auf Twitter ein Foto, das laut Sky News aus dem Inneren einer Maschine stammen soll, mit der seine Frau die afghanische Hauptstadt verlassen habe. Er selbst werde demnach erst ausreisen, wenn alle seine früheren 71 Mitarbeiter ebenfalls die Möglichkeit dazu bekommen hätten.

+++ 09:34 Bundeswehr fliegt erstmals selbst Personen aus Taschkent aus +++
Die Bundeswehr fliegt bei ihrer Evakuierungsmission erstmals selbst “Schutzpersonen” aus Afghanistan nach Deutschland aus. An Bord eines Airbus A310-MRTT sind 185 Passagiere. Das in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartete Flugzeug soll am Mittag in Hannover landen. Bislang gab es nur Pendelflüge der Bundeswehr zwischen der afghanischen Hauptstadt Kabul und Taschkent. Von dort ging es dann mit Passagiermaschinen weiter nach Deutschland.

+++ 09:09 Bundeswehr will Menschen mit Hubschraubern aus Kabul retten +++

Die Bundeswehr plant offenbar zwei kleine Militärhubschrauber nach Kabul zu verlegen. Wie der “Spiegel” berichtet, soll das Kommando Spezialkräfte (KSK) damit Menschen aus der afghanischen Hauptstadt retten, die sich vor den Taliban verstecken. Die Hubschrauber seien zur Befreiung von Geiseln ausgelegt und könnten demnach selbst in dicht bebauten Gebieten landen. Die Islamisten kontrollieren den Zugang zum Flughafen – daher ist es beispeilsweise für frühere Ortskräfte der Bundeswehr kaum möglich, dort hineinzugelangen. Die Hubschrauber sollen laut “Spiegel” mit einen Airbus A400M nach Kabul gebracht werden.

+++ 08:51 Noch Hunderte Deutsche in Afghanistan +++
In Afghanistan befinden sich noch mehrere Hundert Deutsche. Auf der Krisenliste des Auswärtigen Amts hat sich inzwischen “eine mittlere dreistellige Zahl” Deutscher registriert. Ursprünglich waren es knapp 100 gewesen. Viele haben sich aber wegen der dramatischen Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban nachgemeldet. Die Zahlen ändern sich ständig. Nicht berücksichtigt sind die 40 Botschaftsmitarbeiter, die mit einer US-Maschine bereits in der Nacht zu Montag nach Katar ausgeflogen wurden.

+++ 08:30 Bürgermeisterin Ghafari gerettet +++
Die von den Taliban bedrohte afghanische Politikerin und Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari ist außer Landes gebracht worden. Wie die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” berichtet, gelang es ihr, in Kabul an Bord eines türkischen Flugzeugs zu kommen, das mittlerweile in Istanbul gelandet sei. Sie wolle nun weiter nach Frankfurt reisen. Die 29-Jährige war Bürgermeisterin der Provinzhauptstadt Maidan Shar, die 40 Kilometer westlich von Kabul liegt. In einem Aufsehen erregenden Interview hatte sie um Hilfe gebeten. “Ich sitze hier und warte, dass sie kommen. Es gibt keine Hilfe für mich und meine Familie”, sagte sie darin. Dem Bericht zufolge hat sie ihre Rettung der deutschen Ärztin und Menschenrechtlerin Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels zu verdanken, deren Stiftung Ghafari im vergangenen Jahr mit einem Menschenrechtspreis geehrt habe. Sie habe Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer dazu bewegt, den Namen Ghafaris auf eine Liste von Menschen zu setzen, die ausgeflogen werden sollen. Ghafari war demnach keine Ortskraft, arbeitete also nicht für Bundeswehr, Auswärtiges Amt oder andere deutsche Organisationen.

+++ 08:09 Ischinger: “Das ist die Wurst, die wir den Taliban hinhalten können” +++

Der Westen muss gegenüber den Taliban mit einer Stimme sprechen und klare Bedingungen für jede Form der Zusammenarbeit stellen, fordert der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger. Zudem müsse sich der Westen mit anderen Ländern abstimmen. “Unsere chinesischen Partner, die Russen, die Inder haben genauso wenig wie wir ein Interesse daran, dass ein radikalislamisches Kalifat in Kabul entsteht”, sagt er im Deutschlandfunk. Als Druckmittel gegenüber den Taliban könne man Hilfen einsetzen. Afghanistan selbst sei kaum lebensfähig. Es habe immer von Zuwendungen des Westens gelebt. “Das ist die Wurst, die wir hinhalten können.”

+++ 07:53 USA schicken weitere Beamte+++
Die USA schicken zusätzliche Konsularbeamte nach Katar und Kuwait, um dort die Weiterreise der Menschen zu organisieren, die aus Kabul ausgefolgen worden. Außerdem seien weitere Beamte in Kabul gelandet, wo rund um den Flughafen weiter Chaos herrscht. Das Ziel sei es, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich aus dem Land zu bringen. Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums seien in engem Kontakt mit den militant-islamistischen Taliban außerhalb des Flughafens, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. “Wir wollen nicht, dass jemand belästigt oder verletzt wird.” Kirby betonte, dass man keinen kompletten Überblick darüber habe, was außerhalb des Flughafens passiere und ob auch Menschen mit US-Pässen oder Visa von den Taliban schikaniert würden. Man habe am Flughafen zusätzliche Gates geöffnet, um die Evakuierung zu beschleunigen.

+++ 07:07 Scholz verteidigt Maas +++
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz weist die Vorwürfe an Außenminister Heiko Maas wegen der Visa-Vergabe zurück. “Der Außenminister ist für diesen Vorhalt die falsche Adresse. Aber ich will nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Jetzt müssen alle ihre Arbeit tun und unsere Soldatinnen und Soldaten bei ihrer schwierigen Evakuierungsmission unterstützen”, sagt Scholz der Düsseldorfer “Rheinischen Post” vorab. Der Vizekanzler kündigte außerdem ein unbürokratisches Vorgehen für die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und afghanische Ortskräfte an.

+++ 06:51 Afghanische Ortskräfte erreichen Brandenburg +++

Rund 60 afghanische Ortskräfte und ihre Angehörigen sind in Brandenburg angekommen. Zwei Busse aus Frankfurt/Main trafen am frühen Morgen in der Erstaufnahme in Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) ein. Die ursprünglich für Donnerstagabend geplante Ankunft hatte sich wegen der Registrierung der Menschen erheblich verzögert. Die Afghanen, darunter 29 Kinder, wurden zunächst mit Essen und Trinken sowie medizinisch versorgt. Sie müssen drei Tage in Quarantäne und sollen voraussichtlich bis Dienstag in Doberlug-Kirchhain bleiben. Dann könnten sie auch in andere Bundesländer verteilt werden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche damit begonnen, Schutzsuchende aus Afghanistan nach der Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Seit Montag wurden so mehr als 1600 Menschen aus Kabul ausgeflogen.

+++ 06:38 Maas: BND schätzte Lage offensichtlich falsch ein +++
Der Bundesnachrichtendienst trägt Außenminister Heiko Maas zufolge eine erhebliche Mitverantwortung für die jüngsten Probleme beim Afghanistan-Einsatz. “Der BND hat offensichtlich eine falsche Lageeinschätzung vorgenommen, so wie andere Dienste auch”, sagt Maas dem “Spiegel” einem Vorabbericht zufolge. Die Entscheidungen, die aufgrund fehlerhafter Berichte getroffen worden seien, seien nach bestem Wissen und besten Gewissen gefallen, im Ergebnis aber falsch gewesen. Die Dienste hätten falsche Einschätzungen voneinander übernommen. Das könne nicht ohne Konsequenzen für die Arbeitsweise der deutschen Nachrichtendienste bleiben.

+++ 06:19 Maas denkt nicht an Rücktritt +++
Trotz aller Kritik an seiner Afghanistan-Politik denkt Außenminister Heiko Maas nicht an Rücktritt. “Ob Sie es glauben oder nicht: In den vergangenen Tagen habe ich nur an eines gedacht, nämlich aus den Fehlern, die wir alle gemacht haben, die Konsequenz zu ziehen und dafür zu sorgen, so viele Leute aus Afghanistan rauszuholen wie möglich”, sagte er dem “Spiegel”. Das sei “die verdammte Pflicht von jedem, der an der Entwicklung der letzten Tage und Wochen beteiligt war”. Zur Forderung von CSU-Chef Markus Söder, Maas solle dem nächsten Kabinett nicht mehr angehören, sagte der Außenminister: “Ich würde erstmal abwarten, welche Partei der nächsten Bundesregierung überhaupt angehört.”

+++ 05:48 Bericht: 20 US-Diplomaten warnten schon im Juli vor Taliban +++
Mehr als 20 US-Diplomaten in Afghanistan sollen bereits im Juli eine interne Nachricht an US-Außenminister Antony Blinken verschickt haben, in der sie vor einem möglichen Fall Kabuls warnten. Wie das “Wall Street Journal” berichtet, wurde die vertrauliche Nachricht über einen sogenannten Dissidentenkanal verschickt. Laut dem Blatt wurde die Nachricht am 13. Juli unterzeichnet und soll Empfehlungen zu Entschärfung der Krise, sowie der Beschleunigung der Evakuierung enthalten haben. Laut dem Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, würden die Ansichten der Diplomaten, die über den Kanal mit Blinken ausgetauscht wurden, in die Politik und Planung einfließen.

+++ 05:22 Facebook will afghanische Konten schützen +++
Facebook hat aus Sicherheitsgründen vorübergehend für Nutzerkonten in Afghanistan die Möglichkeit entfernt, Freundeslisten einzusehen oder zu durchsuchen. Wie der Leiter für Sicherheitspolitik des Unternehmens, Nathaniel Gleicher, über Twitter mitteilt, hat Facebook außerdem ein “Einmal-Klick-Tool” für Nutzer in Afghanistan entwickelt, mit dem sie schnell ihre Konten sperren können. Das Unternehmen wolle auch afghanische Instagram-Konten schützen, so Gleicher.

+++ 04:58 NATO-Mitarbeiter: Insgesamt 18.000 Menschen aus Kabul gerettet +++
Wie ein NATO-Mitarbeiter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, sind seit der Machtübernahme der Taliban mehr als 18.000 Geflüchtete vom Flughafen in Kabul ausgeflogen worden. Dem Insider zufolge drängten sich weiterhin viele Menschen vor dem Flughafen, die verzweifelt versuchten zu fliehen.

+++ 04:18 Umfrage: Ende des Afghanistan-Einsatzes spaltet die Deutschen +++
Die Meinungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gehen laut einer Umfrage von Infratest dimap in Deutschland auseinander. Im “Deutschlandtrend” für das ARD-“Morgenmagazin” gaben 41 Prozent der Befragten an, dass der Ende Juni beendete Einsatz richtig war, aber hätte fortgesetzt werden müssen. Zehn Prozent erklärten, dass der Einsatz und auch der Rückzug der Truppen richtig gewesen seien. 40 Prozent wiederum vertraten die Ansicht, der Einsatz deutscher Soldaten am Hindukusch sei von vornherein ein Fehler gewesen. Die Umfrage wurde am Dienstag und Mittwoch dieser Woche erstellt, also wenige Tage nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan. Seit Montag ist die Bundeswehr dabei, deutsche Staatsbürger, afghanische Ortskräfte und andere gefährdete Menschen über eine Luftbrücke aus Kabul in Sicherheit zu bringen.

+++ 03:22 Laschet plädiert für Gespräche mit Taliban+++
Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet befürwortet diplomatische Gespräche mit den Taliban, um gefährdeten Menschen in Afghanistan zu helfen. “Die Kunst guter Außenpolitik besteht gerade darin, mit solchen Staaten zu Lösungen zu kommen, deren Ziele und Menschenbild unsere Gesellschaft zu Recht ablehnt”, sagte Laschet der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. “Den Dialog mit den Taliban zu verweigern, würde den Menschen nicht helfen, die aus Afghanistan herauswollen”, sagte CDU-Chef Laschet. Außenminister Heiko Maas hat den Afghanistan-Experten Markus Potzel nach Doha im Golfemirat Katar geschickt, um mit Unterhändlern der militant-islamistischen Taliban über die Ausreise afghanischer Ortskräfte zu sprechen. Der Diplomat, der ursprünglich im August als neuer Botschafter nach Afghanistan entsandt werden sollte, führt seit Mittwoch Gespräche mit Vertretern der Taliban. “Er wird seine Gespräche auch mit internationalen Partnern fortsetzen”, erklärte das Auswärtige Amt.

+++ 02:26 Von US-Maschine gestürzt: Afghanischer Jugendfußballer stirbt bei Flucht+++
Ein Jugendspieler der afghanischen Fußball-Nationalmannschaft ist einem Medienbericht zufolge beim Sturz von einem US-Evakuierungsflugzeug am Kabuler Flughafen ums Leben gekommen. Der Fußballer Saki Anwari sei bei dem Vorfall am Montag gestorben, meldet die afghanische Nachrichtenagentur Ariana. Er sei von einer Boeing C-17 der US-Air-Force gestürzt. Sein Tod sei von der Sportbehörde bestätigt worden. Nach der Machtübernahme der Taliban am Sonntag war es am Montag am Kabuler Flughafen zu chaotischen Zuständen gekommen. Afghanen stürmten das Rollfeld und versuchten, in Flugzeuge zu gelangen, dabei klammerten sich auch einige Menschen an startende Maschinen.

+++ 01:26 Erneut 184 Menschen gerettet: Nächste Bundeswehr-Rettungsmaschine gelandet +++
Die Bundeswehr hat weitere Menschen aus Kabul ausgeflogen. Um kurz vor nach Mitternacht sei erneut ein A400M mit mehr als 180 Personen an Bord am Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent gelandet, teilt die Bundeswehr auf Twitter mit. Außerdem sei ein weiterer A400M um 0:16 Uhr aus Kabul gestartet, um zu schützende Personen auszufliegen.

+++ 00:43 Bundesregierung sagt 100 Millionen Euro für afghanische Flüchtlinge zu +++
Die Bundesregierung stellt eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro für Geflüchtete aus Afghanistan bereit. “Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die die Menschen in den Nachbarländern unterstützen”, teilte das Auswärtige Amt mit. Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban versuchen derzeit zehntausende Menschen aus Afghanistan zu fliehen. Westliche Staaten arbeiten seit dem Einmarsch der Islamisten in Kabul mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger sowie afghanische Ortskräfte und Aktivisten in Sicherheit zu bringen.

+++ 00:07 Briten wollen Evakuierungsflüge am Dienstag abschließen +++
Der letzte britische Evakuierungsflug soll Kabul schon in fünf Tagen verlassen. Wie die Zeitung “The Times” berichtet, will die britische Regierung den Zeitplan für den Abzug beschleunigen. Laut der Zeitung soll den Ministern Anfang der Woche mitgeteilt worden sein, dass der letzte Evakuierungsflug am Dienstag, dem 24. August, vor dem geplanten Abzug der amerikanischen Streitkräfte am 31. August starten müsse.

Alle früheren Entwicklungen lesen Sie hier.

Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.

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