Banken ziehen die Schrauben an: Hypozinsen auf Zehnjahrehoch

Vorschriften der Börsenaufsichtsbehörde werden nicht geändert

(Reuters) Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Dienstag die Anfechtung einer Vorschrift der Börsenaufsichtsbehörde (SEC) zurückgewiesen, wonach Personen, die einem Vergleich mit der Behörde zustimmen, die gegen sie erhobenen Vorwürfe nicht leugnen dürfen. Angefochten hatte diese Vorschrift ein ehemaliger Xerox-Manager, Elon Musk hatte die Anfechtung unterstützt.

Die Richter lehnten es ab, die von Barry Romeril, dem ehemaligen Finanzchef von Xerox, eingereichte Berufung gegen die Entscheidung einer unteren Instanz anzuhören. Zuvor hatte ein Gericht entschieden, dass die Vorschrift nicht gegen das Recht auf freie Meinungsäusserung gemäss dem ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung verstösst. Romeril hatte sich im Rahmen der Vorschrift bereit erklärt, Vorwürfe des Bilanzbetrugs, die er 2003 mit der SEC beigelegt hatte, nicht zu bestreiten.

Supreme Court lehnt Bayers Berufungsantrag in Glyphosat-Fall ab

Bay beharrt darauf, dass Unkrautvernichter wie Monsantos umstrittenes Roundup bei voprschriftsgemässer Anwendung sicher seien.

Mike Blake / Reuters

(dpa) Der Bayer-Konzern ist in einem wegweisenden Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat mit einem Berufungsantrag beim obersten US-Gericht gescheitert. Der Supreme Court gab am Dienstag in Washington bekannt, sich mit dem für viele andere Verfahren richtunggebenden Fall nicht zu befassen. Für Bayer stirbt damit zunächst die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag im Dauerkonflikt um juristische Altlasten, die der Agrarchemie- und Pharmakonzern sich mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des Saatgut-Riesen Monsanto 2018 eingebrockt hatte.

Konkret ging es bei dem Antrag beim Supreme Court um die Überprüfung eines Urteils zugunsten des Klägers Edwin Hardeman, der Glyphosat-haltige Monsanto-Produkte für seine Krebserkrankung verantwortlich machte. Ihm waren 2019 nach einem Gerichtsprozess gut 25 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen worden. Bayer weist vehement zurück, dass Glyphosat Krebs verursacht. Der Konzern argumentiert mit der Zustimmung von Aufsichtsbehörden und Studien, die belegen sollen, dass Unkrautvernichter wie Monsantos umstrittenes Roundup bei vorschriftsgemässer Anwendung sicher seien.

Bayer hatte grosse Hoffnung darauf gesetzt, dass der Supreme Court die Entscheidung kippt. Das hätte Signalwirkung für zahlreiche weitere Glyphosat-Klagen in den USA gehabt, von denen für den DAX-Konzern milliardenschwere Rechtsrisiken abhängen. Doch überraschend kommt die Entscheidung des obersten US-Gerichts, den Fall Hardeman nicht anzunehmen, nicht. Die Regierung von Präsident Joe Biden hatte dem Supreme Court bereits von der Annahme des Falls abgeraten. Das war eine durchaus beachtliche Kehrtwende – unter Vorgänger Donald Trump hatte sich Washington zunächst noch hinter Bayer gestellt.

Das Leverkusener Unternehmen hatte bereits die Weichen für eine Schlappe beim Supreme Court gestellt. Für diesen Fall hatte Bayer im vergangenen Sommer zusätzliche Rückstellungen von 4,5 Milliarden Dollar gebildet. Mit diesem Geld will der Konzern ein Programm aufsetzen, um in den kommenden 15 Jahren mit den Forderungen potenzieller neuer Kläger in den USA umzugehen. Die vielen Klagen, mit denen Bayer in den USA konfrontiert ist, stützen sich besonders auf eine Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation. Sie stufte Monsantos Unkrautvernichter 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein.

Banken ziehen die Schrauben an: Hypozinsen auf Zehnjahreshoch

Die Hypothekarzinsen haben markant angezogen.

Die Hypothekarzinsen haben markant angezogen.

Gaëtan Bally / Keystone

tsf. Die Inflation und die Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank treiben die Hypothekarzinsen in die Höhe. So sind die Richtsätze für Schweizer Festhypotheken seit Anfang des Jahres markant angestiegen, wie der Online-Vergleichsdienst Moneyland am Dienstag meldete. Seit Juli 2011 seien die Festhypotheken nicht mehr so hoch gewesen.

Obwohl am Markt mit einer Straffung der Geldpolitik gerechnet worden sei, habe doch überrascht, wie rasch und wie entschlossen die Nationalbank die Zügel gestrafft habe, erklärt Felix Oeschger, Analytiker bei Moneyland, in der Medienmitteilung.

Hypothekarzinsen haben sich mehr als verdoppelt

Am 1. Januar 2022 hatten Festhypotheken gemäss dem Hypothekenindex von Moneyland noch 1,01 Prozent für fünfjährige und 1,26 Prozent für zehnjährige Hypotheken gekostet. Am 20. Juni 2022 notierten die Zinssätze von fünfjährigen Hypotheken bei deutlich höheren 2,57 Prozent und die von zehnjährigen bei 2,99 Prozent. Damit stiegen die Zinssätze der fünfjährigen Hypotheken seit Anfang Jahr um 1,56 Prozentpunkte, was mehr als einer Verdoppelung entspricht. Bei den zehnjährigen Hypotheken beträgt der Anstieg 1,73 Prozentpunkte – das entspricht einer Zunahme von 137 Prozent.

Auch kurzfristige Hypotheken sind laut der Moneyland-Übersicht von der Erhöhung betroffen. Beispiel zweijährige Festhypotheken: Sie legten seit Jahresanfang mehr als eine Verdoppelung hin, von 0,93 Prozent auf derzeit 2,12 Prozent. Ebenso verteuerten sich drei- und vierjährige Festhypotheken. Diese stiegen seit Jahresbeginn von 0,94 Prozent (dreijährige) beziehungsweise 0,98 Prozent (vierjährige) auf 2,30 Prozent beziehungsweise 2,46 Prozent.

Saron-Hypotheken noch verschont

Die variablen Hypotheken des Libor-Nachfolgers Saron bleiben von den Steigerungen noch verschont. Dieser Referenzzinssatz stieg mit der Straffung der Geldpolitik von –0,70 Prozent auf –0,21 Prozent an. Der Zinssatz für Saron-Hypotheken setzt sich aus dem Referenzzinssatz Saron zuzüglich einer Marge zusammen. Liegt der Saron im negativen Bereich, entspricht der Zinssatz ausschliesslich der Marge. Da der SNB-Leitzins trotz Anhebung um 0,5 Prozentpunkte noch im negativen Bereich liegt, sind die unmittelbaren Auswirkungen auf Saron-Hypotheken bisher gering. Dies wird sich erst ändern, wenn sich der Leitzins im positiven Bereich befindet.

Die Inflationsrate war im Mai 2022 gegenüber Mai 2021 mit 2,9 Prozent über dem SNB-Inflationsziel, wenn auch im Vergleich mit anderen westlichen Ländern immer noch bescheiden. Oeschger geht davon aus, dass die Inflationsbekämpfung auch in der Schweiz zu noch deutlich höheren Hypothekenzinsen führt.

Nahrungsmittelhersteller Kellogg spaltet sich auf

(dpa) Der amerikanische Nahrungsmittelhersteller Kellogg spaltet sich in drei börsennotierte Unternehmen auf. Den Kern soll künftig das internationale Snack- und Cerealien-Geschäft mit Marken wie Kellogg’s, Frosties oder Pringles bilden, teilte das Unternehmen am Dienstag in Battle Creek mit. Dieses kommt auf einen provisorischen Umsatz von 11,4 Milliarden Dollar im Jahr 2021. Das nordamerikanische Cerealien-Geschäft mit einem geschätzten Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar soll ebenso in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden wie der Bereich mit pflanzlichen Lebensmitteln, der Erlöse von rund 340 Millionen Dollar erreicht.

Die Abspaltungen erfolgten steuerfrei, hiess es. Aktionäre sollen je zwei Aktien der beiden abgespaltenen Unternehmen pro Kellogg-Anteil erhalten. Die Ausgliederungen sollen nach dem derzeitigen Plan bis Ende 2023 abgeschlossen werden. Kellogg erhofft sich von der Aufspaltung eine grössere Flexibilität und eine bessere Konzentration auf die jeweiligen Märkte.

Alle drei Einheiten hätten auf eigenständiger Basis gute Chancen, und für die Aktionäre ergebe sich Wertschöpfungspotenzial, sagte Konzernchef Steve Cahillane. An der Börse kamen die Nachrichten gut an: Vorbörslich kletterte die Aktie um mehr als 7 Prozent in die Höhe.

Der Besitzer von Eternit expandiert in Dänemark

df.

Der vor allem unter der Marke Eternit bekannte Faserzementhersteller Swisspearl hat sich mit dem dänischen Konkurrenten Cembrit zusammengeschlossen. Die Übernahme wurde rückwirkend per 1. Januar 2022 vollzogen.

Laut der Firma Swisspearl, die im glarnerischen Niederurnen ansässig ist, entsteht dadurch der zweitgrösste europäische Anbieter von Faserzement hinter der belgischen Etex-Gruppe. Dieser traditionsreiche Baustoff war wegen der einstigen Verwendung von gesundheitsschädlichem Asbest in Verruf geraten, hat sich dank neuer Zusammensetzung aber rehabilitiert und geniesst inzwischen wieder grosse Beliebtheit vor allem als Stilelement in Fassaden.

Zusammen werden die beiden Unternehmen auf einen Umsatz von 450 Millionen bis 500 Millionen Franken kommen, genauer wollte ein Sprecher die Verkäufe nicht eingrenzen. Die Belegschaft der Swisspearl-Gruppe, die sich im Besitz des inzwischen pensionierten Unternehmers Bernhard Alpstaeg befindet, erhöht sich im Zuge der Akquisition von 1200 auf 2600 Mitarbeiter.

Alpstaeg, dessen Tochter Giulia Alpstaeg inzwischen auch im familieneigenen Unternehmen mitwirkt, ist Alleinaktionär der Swisspearl. Anders bei seiner zweiten Gruppe, der Swisspor: Dieser Hersteller von Dämmstoffen und Gebäudehüllen wird von Bernhard Alpstaeg nicht allein, aber mit grosser Mehrheit kontrolliert.

Über die Höhe des Kaufpreises haben die beiden Parteien Stillschweigen vereinbart. Allerdings ist bekannt, dass der jetzige Verkäufer, die schwedische Investmentgesellschaft Solix, Cembrit Anfang 2015 für umgerechnet 200 Millionen Dollar erworben hatte. Der damalige Umsatz der Firma war mit umgerechnet rund 220 Millionen Dollar, die Umsatzrendite auf Stufe Betriebs-Cashflow (Ebitda) lediglich mit 3 bis 5 Prozent angegeben worden.

ABB verschiebt Börsengang seiner Tochter für E-Mobilität

ABB erhofft sich hohe Einnahmen aus dem Verkauf von Anteilen an seiner E-Mobilitäts-Sparte.

ABB erhofft sich hohe Einnahmen aus dem Verkauf von Anteilen an seiner E-Mobilitäts-Sparte.

PD / ABB (PD)

(Bloomberg) ABB verschiebt den geplanten Börsengang seiner E-Mobilitäts-Sparte. Der Markt sei derzeit zu volatil.

Die jüngsten Marktbedingungen hätten es schwierig gemacht, das Vorhaben im zweiten Quartal umzusetzen, so das Unternehmen. ABB bleibe aber «voll und ganz entschlossen», das Geschäft an der Schweizer Börse zu notieren.

ABB sagte Anfang des Jahres, es erhoffe sich mindestens 750 Millionen Dollar (713 Millionen Euro) aus dem Verkauf von Anteilen an seinem Geschäft mit Ladeinfrastruktur für Elektroautos und plane, das eingesammelte Geld in weiteres Wachstum zu investieren, um das Geschäft angesichts hoher Nachfrage auszubauen.

Easy Jet streicht Flüge ab Amsterdam

Easy Jet will den Betrieb sicherstellen und streicht wegen Personalmangels Flüge.

Easy Jet will den Betrieb sicherstellen und streicht wegen Personalmangels Flüge.

Peter Nicholls / Reuters

(dpa/Reuters) Wegen des Personalmangels an Flughäfen kappt die Billigfluggesellschaft Easy Jet ihre Kapazität für das zweite Geschäftshalbjahr und streicht vor allem Flüge ab Amsterdam Schiphol. Aufgrund der fehlenden Arbeitskräfte hatte der Amsterdamer Flughafen in der vergangenen Woche eine Obergrenze an Passagieren für die Sommermonate festgelegt.

Die Reduktion der Flüge werde für Easy Jet zu einer Kostenbelastung führen und es würden mehr Kosten anfallen als in der Prognose zuvor veranschlagt, teilte das Unternehmen im britischen Luton am Montag (20. 6.) mit, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Der Analyst Alex Irving von Bernstein Research schätzt die zusätzlichen Kosten wegen der Ausfälle auf einen Betrag zwischen 100 und 200 Millionen britische Pfund (bis zu knapp 233 Millionen Euro).

Easy Jet rechnet im dritten Quartal (per Ende Juni) nun noch mit einer Kapazität von rund 87 Prozent im Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten, anstelle von zuvor prognostizierten 90 Prozent. Im vierten Quartal dürfte sie sich leicht auf 90 Prozent erholen, jedoch hinter den zuvor erwarteten 97 Prozent zurückbleiben.

Die Flughäfen hatten in der Pandemie Personal abgebaut, welches ihnen jetzt in der Sommerreisezeit fehlt. Die zwei für Easy Jet wichtigen Flughäfen London Gatwick und Amsterdam Schiphol hatten wegen des Personalmangels jüngst Flüge gestrichen.

Valora übernimmt weitere Tankstellenshops

Künftig wird Valora in der Schweiz insgesamt 170 Tankstellenshops betreiben.

Künftig wird Valora in der Schweiz insgesamt 170 Tankstellenshops betreiben.

Christian Beutler / Keystone

nel. Valora baut sein Filialnetz weiter aus. Wie der Detailhändler am Montag bekanntgab, übernimmt er 71 Tankstellenshops von Oel-Pool. Die Übernahme soll ab April 2023 erfolgen, zu den finanziellen Details machte Valora keine Angaben.

Die übernommenen Läden befinden sich laut der Mitteilung in BP-Tankstellen in der West-, Nordwest- und Ostschweiz und sollen künftig unter dem Namen Avec betrieben werden. Mit der Übernahme wächst das Tankstellennetz von Valora auf 170 Läden an. Mittelfristig soll es einen Umsatz von über 300 Millionen Franken erwirtschaften. Wie Valora weiter mitteilt, erfolgt die Übernahme vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbskommission.

Italienischer Energieversorger Eni beteiligt sich an Flüssiggasprojekt in Katar

Claudio Descalzi, CEO des italienischen Energieversorgers Eni, und Katars Energieminister und CEO von QatarEnergy, Saad al-Kaabi, haben am Sonntag eine Partnerschaft bei einem Flüssiggasprojekt unterzeichnet.

Claudio Descalzi, CEO des italienischen Energieversorgers Eni, und Katars Energieminister und CEO von QatarEnergy, Saad al-Kaabi, haben am Sonntag eine Partnerschaft bei einem Flüssiggasprojekt unterzeichnet.

Imad Creidi / Reuters

(dpa) Auf der Suche nach Alternativen zu russischem Gas hat Italien einen milliardenschweren Deal mit Katar abgeschlossen. Der teilstaatliche Energieversorger Eni gab am Sonntag eine Partnerschaft mit QatarEnergy bei einem grossen Flüssiggasprojekt bekannt. Die zwei Konzerne gründeten dafür ein Unternehmen. Dieses soll den Export von Flüssiggas aus dem arabischen Land von derzeit 77 auf 110 Millionen Tonnen pro Jahr steigern.

Die Laufzeit der Kooperation beträgt 27 Jahre. In dem Joint Venture wird Eni 25 Prozent der Anteile halten, der Rest gehört QatarEnergy. Vor Eni hatte der Golfstaat mit dem französischen Energiekonzern Totalenergies ein ähnliches Abkommen abgeschlossen. Italien war jahrelang von Gas aus Russland abhängig; durch den Krieg in der Ukraine und die westlichen Sanktionen gegen Moskau sucht Rom aber intensiv nach Alternativen. Unter anderem baut Italien die Zusammenarbeiten mit Gasexporteuren wie Algerien aus.

EPA muss Glyphosat erneut überprüfen – Bayer gewinnt weiteren Prozess

Wegen des Unkrautvernichters Glyphosat hat der Bayer-Konzern in den USA eine rechtliche Grossbaustelle. Am Freitag gab es unabhängig voneinander zwei wichtige Gerichtsentscheidungen.

Wegen des Unkrautvernichters Glyphosat hat der Bayer-Konzern in den USA eine rechtliche Grossbaustelle. Am Freitag gab es unabhängig voneinander zwei wichtige Gerichtsentscheidungen.

Wolfgang Rattay / Reuters

(dpa) Die US-Umweltbehörde EPA ist von einem Berufungsgericht angewiesen worden, die Gesundheitsrisiken von Glyphosat erneut zu überprüfen. Das Gericht stufte die Bewertung der EPA, wonach der Wirkstoff von Bayers umstrittenem Unkrautvernichter Roundup keine besondere Gefahr für Menschen darstelle, am Freitag (17. 6.) in San Francisco als zweifelhaft ein.

Das Thema ist für den deutschen Bayer-Konzern von grosser Bedeutung. Er ist in den USA mit zahlreichen Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken von Glyphosat konfrontiert. Am Freitag gab es für das DAX-Unternehmen aber auch gute Nachrichten: Bei einem Verfahren im Bundesstaat Oregon erzielte es einen weiteren Erfolg vor Gericht. Bayer hat nun die letzten vier US-Prozesse mit Klägern, die Glyphosat für Krebserkrankungen verantwortlich machen, für sich entschieden.

Die EPA hatte das Unkrautvernichtungsmittel zuletzt 2020 überprüft und an ihrer Linie festgehalten, dass es bei korrektem Gebrauch kein Gesundheitsrisiko darstelle. Dagegen klagte unter anderem die Umweltorganisation NRDC. «Über Jahre hat die EPA sich geweigert, etwas gegen die gefährlichen Folgen dieses Pestizids für Menschen und die Umwelt zu unternehmen», teilte die Organisation am Freitag mit. Das Gericht habe klargemacht, dass es so nicht weitergehen könne.

Das zuständige Berufungsgericht störte sich in seinem Urteil besonders daran, wie die EPA begründete, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Die zugrunde liegende Analyse sei «fehlerhaft» und stehe teilweise nicht im Einklang mit den Leitlinien der Behörde. Die EPA wollte sich auf Nachfrage zu der Kritik nicht äussern. Man werde die Glyphosat-Entscheidung aber überprüfen, sagte eine Sprecherin.

Bayer zeigte sich in einer Stellungnahme zuversichtlich, dass die EPA auch bei einer neuen Überprüfung keine Krebsgefahren bei Glyphosat findet. Die Umweltbehörde der US-Regierung sei bereits beim letzten Mal gewissenhaft vorgegangen und habe eine «rigorose» Auswertung wissenschaftlicher Studien der vergangenen 40 Jahre vorgenommen. Bayer hatte sich die Glyphosat-Klagen mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Saatgutriesen Monsanto 2018 aufgehalst.

Die vielen Verfahren in den USA stützen sich besonders auf eine Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation. Sie stufte Monsantos Unkrautvernichter 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein. Bayer weist dies zurück und argumentiert mit der Zustimmung vieler Aufsichtsbehörden sowie mit Studien, die belegen sollen, dass Glyphosat bei vorschriftsgemässer Anwendung ungefährlich sei.

Nachdem Bayer die ersten drei Glyphosat-Prozesse in den USA verloren hatte, wendete sich das Blatt jüngst. Am Freitag gewann der DAX-Konzern bereits das vierte Verfahren in Folge. Die Geschworenenjury in Jackson County, Oregon, urteilte einstimmig, dass Roundup nicht für die Krebserkrankung des Klägers verantwortlich sei. «Wir stehen weiterhin vollständig hinter der Sicherheit von Roundup», teilte Bayer mit. Der Konzern kündigte an, sich in allen künftigen Rechtskonflikten zu dem Thema «selbstbewusst» zu verteidigen.

Dow beendet schwache Woche unter 30 000 Punkten

(dpa) Eine überaus triste Börsenwoche hat der US-Leitindex Dow Jones Industrial am Freitag unter der runden Marke von 30 000 Punkten beendet. Der Dow schloss 0,13 Prozent niedriger bei 29 888,78 Zählern. Indessen hatten die immer wieder aufkommenden Rezessionsängste der Anleger den Index auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 gedrückt.

Wegen der immens hohen Inflation in den USA und der Befürchtung einer starken konjunkturellen Abkühlung steht für den Dow auf Wochensicht ein Verlust von fast 5 Prozent zu Buche.

Der marktbreite S&P 500 legte am letzten Handelstag der Woche um 0,22 Prozent auf 3674,84 Zähler zu. Besser hielten sich die Technologiewerte, der Nasdaq 100 erholte sich um 1,24 Prozent auf 11 265,99 Zähler.

Das Ruder haben derzeit die Notenbanken in der Hand. Sie versuchen, die hohe Inflation mittels Zinserhöhungen einzudämmen – mit der Gefahr einer Bremswirkung für die Wirtschaft. Am Mittwoch hatten die Anleger zwar noch gelassen auf den mit 0,75 Prozentpunkten grössten Zinsschritt der US-Notenbank seit 1994 reagiert. Als am Donnerstag aber auch die Schweizer Nationalbank überraschend ihren Leitzins deutlich erhöhte, brachen in Europa und den USA die Dämme, und die Börsen sackten ab. Allerdings müssen die Zentralbanken handeln, da auch eine hohe Inflation Konjunkturrisiken birgt, weil die Menschen dann ihr Konsumverhalten ändern.

Der Euro gab nach und notierte im späten New Yorker Handel auf 1,0490 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0486 (Donnerstag: 1,0400) Dollar festgesetzt, der Dollar hatte damit 0,9537 (0,9615) Euro gekostet.

Deutschland hat bei der Bekämpfung von Geldwäsche Verbesserungsbedarf

(dpa) Deutschland hat bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung noch Verbesserungsbedarf. Dies teilte die internationale Arbeitsgruppe gegen Geldwäsche, die sogenannte Financial Action Task Force (FATF), am Freitag mit. Zwar habe die Bundesrepublik in den letzten fünf Jahren positive Schritte unternommen, wie etwa die Koordinierung zwischen Bund und Ländern zu verbessern und die Personalausstattung der wichtigsten Einrichtungen zu erhöhen. In bestimmten Bereichen seien jedoch noch erhebliche Verbesserungen erforderlich.

Dazu gehöre beispielsweise die wirksame Beaufsichtigung des Privatsektors, insbesondere des Nichtfinanzsektors. Auch solle der Zugang zu Informationen über wirtschaftliches Eigentum verbessert werden. Zudem sollten Geldwäscheermittlungen und -verfolgungen priorisiert werden.

Die FATF ist das wichtigste internationale Gremium zur Bekämpfung und Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Finanzierung von Atomrüstung. Zugleich fördert die FATF die weltweite Verbreitung dieser Standards und überprüft deren Umsetzung in ihren Mitgliedstaaten. Delegierte aus über 200 Ländern haben in den vergangenen vier Tagen in Berlin über diese Themen diskutiert.

EU-Partner geben grünes Licht für Einführung des Euro in Kroatien

Bald wird auch in Kroatien mit dem Euro bezahlt.

Bald wird auch in Kroatien mit dem Euro bezahlt.

Thomas Imo / Imago

(dpa) Kroatien hat von den anderen EU-Staaten grünes Licht für die Einführung der Gemeinschaftswährung Euro erhalten. «Wir haben heute die Entscheidungen getroffen, die es Kroatien ermöglichen werden, ab dem 1. Januar 2023 auf den Euro umzusteigen», sagte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Freitag als derzeitiger Vorsitzender des EU-Finanzministerrates. Dies sei eine hervorragende Neuigkeit.

Zuvor war bereits die EU-Kommission zu dem Schluss gelangt, dass Kroatien bereit dafür sei, seine Landeswährung Kuna durch den Euro zu ersetzen. Die am 1. Juni veröffentlichte Analyse der Brüsseler Behörde war nun Grundlage für die Entscheidungen des Finanzministerrates in Luxemburg.

Das zuletzt rund 4,1 Millionen Einwohner zählende Kroatien bemüht sich seit Jahren, die Kriterien für eine Aufnahme in den Euro-Klub zu erfüllen. Als bisher letztes Land war zum 1. Januar 2015 Litauen als 19. Mitglied in den Kreis der Länder mit der Gemeinschaftswährung aufgenommen worden.

Nach den EU-Verträgen sind alle Mitgliedsstaaten bis auf Dänemark zum Beitritt zur Gemeinschaftswährung verpflichtet, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Mehrere Staaten verfolgen dies aber nicht mit Nachdruck – zu ihnen zählen zum Beispiel Schweden, Polen und Ungarn.

SpaceX entlässt Angestellte wegen Kritik an Elon Musk

Knatsch bei SpaceX: Elon Musk wird von Angestellten offen kritisiert. Er verhalte sich «peinlich».

Knatsch bei SpaceX: Elon Musk wird von Angestellten offen kritisiert. Er verhalte sich «peinlich».

Steve Nesius / Reuters

gds. Laut einer Recherche des «Wall Street Journal» entliess das Raumfahrtsunternehmen SpaceX mehrere Mitarbeiter, nachdem sie in einem Brief den CEO Elon Musk kritisiert hatten. Die Angestellten hätten sich gegen die Art und Weise gestellt, wie Musk das Unternehmen führe, berichtet die Zeitung. Mit öffentlichen Aussagen und seinem Verhalten sei Musk in den vergangenen Wochen immer wieder «peinlich» aufgefallen, hätten die Angestellten geschrieben.

Laut der Recherche wollten die Angestellten mit dem Brief erreichen, dass sich das Management von SpaceX öffentlich von Musk abgrenzt. Weiter forderten sie, dass die Unternehmensführung die «Lücke zwischen den erklärten Werten von SpaceX» auf der einen und «seinen aktuellen Systemen und seiner Unternehmenskultur» auf der anderen Seite schliesse.

Gwynne Shotwell, die Verwaltungsratspräsidentin und Geschäftsleiterin von SpaceX, gab in einer E-Mail an die Belegschaft bekannt, dass es wegen des Briefes nun zu Kündigungen gekommen sei. Man habe interne Abklärungen vorgenommen und sich entschlossen, die Anstellungsverhältnisse der betroffenen Mitarbeitenden zu beenden. «Wir haben zu viel kritische Arbeit vor uns», sagt Shotwell als Begründung für den Entscheid, und es gebe «keinen Grund für diese Art von übersteigertem Aktivismus».

Wie viele Angestellte nun den Job verloren haben, liess sich laut dem «Wall Street Journal» zunächst nicht ermitteln.

Credit Suisse droht Anklage wegen Geldwäsche

Der Credit Suisse droht eine Anklage wegen Geldwäsche.

Der Credit Suisse droht eine Anklage wegen Geldwäsche.

Denis Balibouse / Reuters

(Bloomberg) Die Credit Suisse steht erneut unter Geldwäscheverdacht. Der oberste Genfer Staatsanwalt für Finanzkriminalität, Yves Bertossa, hat mehr als 60 Millionen Dollar identifiziert, die seiner Meinung nach über die Credit Suisse gewaschen wurden. Es könnte das Vorspiel zur zweiten Anklage gegen ein grosses Schweizer Kreditinstitut sein.

An einer Verhandlung in der vergangenen Woche präsentierte Bertossa den Fall. Dabei hat er acht Transaktionen identifiziert, welche die Bank zwischen 2008 und 2014 angeblich durchgehen liess, darunter Überweisungen auf ein Drittkonto. Die Fälle wertet Bertossa als schwere Geldwäsche, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Ermittlungkreisen erfahren hat.

Ein Sprecher der Pressestelle der Genfer Staatsanwaltschaft lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf laufende Ermittlungen.

Im Mittelpunkt des Verfahrens steht der ehemalige Kundenberater Patrice Lescaudron, der 2018 bereits wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Er hatte für seinen grössten Kunden, den georgischen Milliardär Bidsina Iwanischwili, gefälschte Bankauszüge ausgestellt. Offenbar hatte er damit zunehmende Verluste in den Portfolios anderer Kunden decken wollen.

Die Credit Suisse hat mehrfach erklärt, Lescaudron sei ein einsamer Wolf gewesen, der seine Machenschaften vor seinen Kollegen und Vorgesetzten geheim gehalten habe. Alle von der Bank, der Finma und den Strafbehörden seit 2015 geführten Ermittlungen in dieser Angelegenheit hätten ergeben, dass der Kundenberater Lescaudron bei seinen kriminellen Aktivitäten von keinem anderen Mitarbeiter der Credit Suisse unterstützt worden sei, teilte die Bank diese Woche in einer Stellungnahme mit. Im abgeschlossenen Strafverfahren sei Lescaudron auch nicht wegen Geldwäsche verurteilt worden.

Die mangelnde Aufsicht über Lescaudron und die organisatorischen Mängel der Bank hätten die Geldwäsche erst ermöglicht, sagte Bertossa bei der Verhandlung am 8. Juni laut den Auskunftspersonen von Bloomberg. Eine Anklage könnte noch Monate auf sich warten lassen, da Rechtsmittel gegen die Zulässigkeit von Beweismitteln eingereicht wurden, die derzeit die Schweizer Gerichte beschäftigen.

Nach Schweizer Recht kann eine Bank, die nicht über die notwendige Aufsicht oder Organisation verfügt, um Geldwäsche zu verhindern, selbst wegen Geldwäsche angeklagt werden. Alle von Bertossa angeführten Transaktionen seien auf ein Drittkonto überwiesen worden, wodurch die illegale Herkunft der Gelder verschleiert worden sei.

Ein Gericht auf den Bermudas entschied im März in einem Fall, der eine Versicherungsgesellschaft der Credit Suisse betraf, die das Geld von Iwanischwili verwaltete, dass die Bank bei Lescaudrons Aktivitäten «weggeschaut» habe. Das Gericht bezifferte die Verluste des Milliardärs Iwanischwili auf rund 550 Millionen Dollar und sprach ihm eine entsprechende Entschädigung zu. Die Credit Suisse will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Die Credit Suisse wurde im Zusammenhang mit diesem Fall bisher nie direkt beschuldigt. Sollte es nun doch zu einer Anklage gegen die Bank kommen, wäre dies erst das zweite Mal, dass ein grosses Kreditinstitut sich in der Schweiz einem Strafverfahren stellen muss. Die erste Anklage richtete sich ebenfalls gegen die Credit Suisse.

Die Schweizer Grossbank war schon 2020 angeklagt worden, weil sie es versäumt hatte, die Geldwäsche eines bulgarischen Wrestlers und späteren Kokainhändlers zu verhindern. Ein Urteil in dieser Sache steht noch aus, und die Credit Suisse hat erklärt, sie weise alle Vorwürfe in «dieser alten Sache» zurück.

Inflation in der Euro-Zone steigt auf Rekordwert von 8,1 Prozent

(dpa) In der Euro-Zone ist die Inflationsrate auf einen Rekordstand gestiegen. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai um 8,1 Prozent im Jahresvergleich, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer zweiten Schätzung bestätigte. Im Vormonat hatte die Rate noch bei 7,4 Prozent gelegen.

Die Inflationsrate im Euro-Raum war noch nie so hoch seit Einführung der Gemeinschaftswährung als Buchgeld 1999. Seit dem Sommer 2021 hat sich die Teuerung kontinuierlich verstärkt, wobei zuletzt bereits Rekordwerte erreicht wurden. Der Krieg in der Ukraine und die harten Corona-Massnahmen in China verschärften zuletzt den Preisauftrieb.

Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im Mai um 0,8 Prozent. Auch hier wurde die Erstschätzung bestätigt.

Getrieben wurde die Teuerung einmal mehr durch einen extrem starken Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 39,1 Prozent verteuerten. Lebens- und Genussmittel waren 7,5 Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Kernrate der Inflation, bei der schwankungsanfällige Energie, Lebensmittel und Genussmittel nicht berücksichtigt werden, kletterte von 3,5 Prozent im Vormonat auf 3,8 Prozent im Mai.

Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird damit noch deutlicher überschritten. Die EZB hat für Juli nach langem Zögern eine erste Leitzinserhöhung von 0,25 Prozentpunkten signalisiert. Die US-Notenbank hat in diesem Jahr schon drei Mal die Zinsen um insgesamt 1,5 Prozentpunkte angehoben.

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