Barbenheimer-Beziehung: So kann sie dein Leben bereichern

Was wäre, wenn Barbie und Oppenheimer eine Beziehung führen würden? Wahrscheinlich wäre es für beide nicht immer ganz einfach – doch bekämen sie es hin, könnten sie einiges voneinander lernen.

Wenn Filme über “Barbie” und “Oppenheimer” nebeneinander im Kino laufen und sich Kommentare, Reviews oder Produktvorschläge zu den beiden in Timelines, Feeds und sonstigen Kanälen vermischen, kann das in den Köpfen einiger Menschen interessante Ideen entstehen lassen – zum Beispiel die Idee, dass Barbie und Oppenheimer ein spannendes Paar abgegeben hätten. Barbie, die als Bild für eine Frau mit wenig Sinn für Tiefe oder wissenschaftliche Themen gilt, dafür aber mit einem umso glücklicheren Händchen für Make-up, Trends – und einer unnatürlich modellierten Körperform. Und Oppenheimer, ein brillanter Physiker, dessen Größe sich nicht durch bloßes Hinsehen erkennen ließ, sondern in seinen geistigen Fähigkeiten lag. Barbie, die oberflächliche Beauty-Queen, und Oppenheimer, der geniale Wissenschaftler und Vater der Atombombe.

Könnte sie funktionieren, so eine Barbenheimer-Beziehung? Kann eine Beziehung zwischen zwei gegensätzlichen Menschen gelingen und unser Leben bereichern? Oder können wir uns jeden Versuch in dieser Richtung von vornherein sparen? 

Das sagt der Paartherapeut

Paartherapeut und BRIGITTE-Kolumnist Oskar Holzberg hat sich schon häufiger der Frage angenommen, ob sich, wie es so schön heißt “Gegensätze anziehen” oder ob sich eher “gleich und gleich gern gesellt.” In einem Beitrag aus dem Jahr 2022 schreibt er, dass wir aus Forschung und aufmerksamer Beobachtung mittlerweile wissen, “dass wir bevorzugt Beziehungen zu Menschen eingehen, die aus unserer Gegend kommen, die ähnlich alt, ähnlich gebildet, ähnlich attraktiv sind, aus unserer sozialen Schicht stammen und ähnliche Interessen haben wie wir. Wir lieben das Vertraute, es vermittelt uns Halt und Geborgenheit.” Zudem sei es leichter, wenn wir wir gemeinsame Vorlieben hätten und beispielsweise beide lieber an den Strand zum Urlaub fahren als in die Großstadt.

Auf der anderen Seite schreibt er in demselben Stück: “Wenn wir jemanden erleben, der andere Lösungen für die Probleme gefunden hat, die wir auch haben, dann bereichert uns das. Unbewusst zieht das uns an, auch und gerade weil wir am anderen Menschen etwas erleben, was wir uns nicht trauen, was uns fehlt. […] Gegensätzliche Lösungen für das gleiche Problem.” Eine gewisse Gegensätzlichkeit kann also eine Bereicherung darstellen – und uns durchaus anziehen.

Vorteile diverser Beziehungen 

Da Partnerschaften recht spezielle Beziehungen sind und sehr viel mehr Faktoren eine Rolle dafür spielen, ob sie uns stärken oder belasten als die Frage, wie ähnlich oder unähnlich wir uns sind, sehen wir einmal davon ab, Barbie und Oppenheimer direkt zu verheiraten oder sie als Paar in einen gemeinsamen Haushalt zu stecken, und schauen uns an, inwieweit sie durch andere Beziehungsformen verbunden voneinander profitieren könnten: In einer Freundschaft zum Beispiel oder als Bruder und Schwester. In einer solchen Beziehung – und natürlich unter den richtigen Voraussetzungen ebenso in einer Partnerschaft – könnten Barbie und Oppenheimer folgende Erfahrungen machen.

Voneinander lernen

Barbie könnte Robert Oppenheimer beibringen, welche Hautpflege ihm am besten tut und mit welchen Übungen er seinen Rumpf trainiert, und er könnte ihr erklären, was potenzielle Energie ist. So weit, so offensichtlich. Darüber hinaus könnten die beiden voneinander lernen, dass es völlig unterschiedliche Perspektiven auf die Welt gibt und vielfältige Wege, ein Leben zu führen, sich Ziele zu setzen und sich für Dinge zu interessieren – und dass jede dieser Perspektiven und Wege richtig sein kann, wenn auch nicht unbedingt für uns. Sie könnten lernen, dass gegensätzliche Menschen gleichermaßen liebenswert sind und dass man sich trotz Gegensätzlichkeit verstehen und miteinander auskommen kann.

Miteinander üben

Wenn Barbie und Oppenheimer befreundet wären oder verschwistert oder verpartnert, würden sie sich sicherlich hin und wieder bis ständig streiten. Und immer mal wieder so richtig doof finden. Dadurch würden sie üben, mit Konflikten umzugehen und sich mit Menschen zu arrangieren, die nicht alles genauso sehen wie sie. Das in einer Vertrauensbeziehung wie einer Freundschaft üben und lernen zu können, ist wiederum viel wert – denn früher oder später werden die meisten Menschen einer Person begegnen, mit der sie sich nicht auf Anhieb ganz leicht verstehen und Konflikte austragen müssen. Zum Beispiel mit einer Führungskraft. Oder einem Mit-Verkehrsteilnehmenden. Und wer dann keinerlei Konflikterfahrung hat, ist sicherlich nicht gerade im Vorteil.

Sich gelassener und glücklicher fühlen

Viele kluge Menschen ermutigen dazu, sich ein möglichst diverses soziales Netz aufzubauen, weil es uns dabei helfen kann, gelassener und glücklicher durchs Leben zu gehen. In unserem unmittelbaren Umfeld zu erleben, dass Menschen sehr unterschiedlich sein können und weder unsere Erwartungen erfüllen noch unsere Ansichten teilen müssen, baut Ängste gegenüber dem Fremden und Andersartigem ab. Außerdem kann es uns inspirieren und Freiheit schenken, da wir intuitiv weniger darauf beharren oder davon überzeugt sind, dass wir einem bestimmten Bild entsprechen oder einem eingefahrenen Weg folgen müssen. 

Fazit

Gewiss sind Barbie und Oppenheimer auf den ersten Blick ein sehr ungleiches Paar, und wir werden nie erfahren, ob sie eine gute Freundschaft, Partnerschaft oder geschwisterliche Beziehung geführt hätten. Doch generell ist Ungleichheit oder Gegensätzlichkeit kein Aussschlusskriterium für eine Beziehung, die beide Beteiligten bereichern kann. Manche Menschen harmonieren einfach nicht und werden niemals einen Weg finden, sich miteinander wohlzufühlen. Das kann an unterschiedlichen Interessen liegen, an unterschiedlichen Werten oder Mentalitäten. Wenn aber irgendetwas Verbindendes da ist, das ausreicht, um gegenseitiges Interesse, Vertrauen und Respekt wachsen zu lassen, muss uns Gegensätzlichkeit nicht trennen, sondern kann uns bereichern.

Denn unter dem Strich sind wir alle Menschen. Und als solche haben wir immer mehr gemeinsam, als uns unterscheidet.

Verwendete Quellen: twitter.com, Michael Kunze und Silvia Jelincic: Der Glückskompass: Das ganze Wissen der Welt über Glück in einem Buch

sus
Brigitte


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