Bertelsmann gibt Kauf von Buchverlag Simon & Schuster auf

Milliardenschwerer Kauf von amerikanischem Buchverlag durch Bertelsmann scheitert

Bertelsmann CEO Thomas Rabe an einer Medienkonferenz im Jahr 2016.

Fabrizio Bensch / Reuters

(dpa) Die milliardenschwere Übernahme des US-Buchverlags Simon & Schuster durch den deutschen Bertelsmann-Konzern ist gescheitert. Bertelsmann teilte am späten Montagabend in Gütersloh mit, dass man nach Gesprächen mit dem Simon & Schuster-Gesellschafter Paramount Global den ursprünglichen Plan nicht weiterverfolge, Berufung gegen ein Urteil eines amerikanischen Gerichts einzulegen. Richter hatten vor Wochen den Kauf untersagt. Die amerikanische Regierung hatte sich mit einer kartellrechtlichen Klage erfolgreich gegen den Kauf gestemmt. Bertelsmann plante zunächst, Berufung einzulegen.

Im November 2020 hatte der Konzern seine ursprünglichen Pläne bekanntgemacht. Eigentlich sollte die zum Portfolio gehörende Publikumsverlags-Gruppe Penguin Random House den Verlag Simon & Schuster mit Sitz in New York, der Erfolgsautoren wie Stephen King hat, für rund 2,18 Milliarden US-Dollar übernehmen. Den Abschluss hatte Bertelsmann für 2021 erwartet. Mit dem Zukauf wollte der Konzern seine Position in den USA ausbauen. Bertelsmann ist bereits alleiniger Eigentümer von Penguin Random House in New York als grösster Publikumsverlags-Gruppe der Welt.

Lufthansa und Swiss stellen schaffen Tausende von neuen Stellen

Die Lufthansa und ihre Tochter Swiss schaffen Tausende von Arbeitsplätzen.

Die Lufthansa und ihre Tochter Swiss schaffen Tausende von Arbeitsplätzen.

Kai Pfaffenbach / Reuters

(dpa) Nach dem Abbau von Stellen in der Corona-Krise setzt die Lufthansa auf Wachstum und plant insgesamt 20 000 Neueinstellungen. Bereits im laufenden Jahr habe der Konzern mehrere tausend Menschen an Bord geholt, teilte das Unternehmen am Montag in Frankfurt mit. Jobangebote gebe es in mehr als 45 Berufen. Gesucht würden vor allem Techniker, IT-Spezialisten, Juristen, Piloten und Flugbegleiter.

«Wir zeigen deutlich: Die Lufthansa Group blickt voller Ambitionen in die Zukunft», sagte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann zum Start einer bundesweiten Kampagne, mit der der Konzern um neue Kräfte wirbt. «Um an der Spitze der Branche zu stehen, brauchen wir engagierte und motivierte Mitarbeitende für vielfältige Aufgaben und Herausforderungen», sagte Niggemann.

Die Lufthansa Group hatte Ende September 107 000 Beschäftigte. Konzernchef Carsten Spohr hatte unlängst auf die starke Nachfrage nach der Corona-Krise verwiesen und angekündigt bis Ende 2023 konzernweit rund 20 000 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einzustellen. Zudem seien Milliarden-Investitionen in neue Flugzeuge, Ausstattung und IT geplant, sagte Spohr Anfang September.

Auch die Swiss sieht die Schaffung neuer Stellen vor. So sollen knapp 1000 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter eingestellt werden, wie die Nachrichtenagentur AWP laut mehreren Medien berichtet. Zudem würden auch 80 Pilotinnen und Piloten sowie mehrere hundert Mitarbeitende am Boden gesucht.

ABB gibt einen Teil von E-Mobility direkt an Investoren ab

Ladesäulen von ABB sind immer häufiger zu sehen – so wie hier in Solothurn.

Ladesäulen von ABB sind immer häufiger zu sehen – so wie hier in Solothurn.

Christian Beutler / Keystone

bet. Der Industriekonzern ABB möchte nicht länger auf bessere Stimmung an den Börsen warten und beschafft sich für seine Tochtergesellschaft E-Mobility zunächst auf anderem Wege neues Geld. Im Rahmen einer Privatplatzierung wird ein Teil des Geschäfts mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge an drei Investoren verkauft. Dadurch nimmt E-Mobility rund 200 Millionen Franken ein, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. ABB behält einen Anteil von mehr als 90 Prozent.

Für die Privatplatzierung hat E-Mobility neue Aktien ausgegeben. Zu den drei Käufern gehört die Interogo Holding, eine in der Schweiz ansässige Beteiligungsgesellschaft. Sie ist im Besitz der Unternehmensstiftung von Ikea, der weltgrössten Möbelkette. Ebenfalls involviert in die Transaktion ist die Moyreal Holding, das Family Office von Eva Maria Bucher-Haefner. Sie ist die Tochter des Gründers des Autohändlers Amag und hatte ihre Anteile 2018 an ihren Bruder verkauft.

Als Dritter hat sich Michael Halbherr an dem Kauf beteiligt. Halbherr ist seit Februar 2022 Verwaltungsratspräsident der ABB E-Mobility. Der Schweizer ist ein Experte für Elektrotechnik und als Startup-Unternehmer tätig. Zuvor war er unter anderem im Management von Nokia. Halbherr hat bereits Verwaltungsratsmandate bei Vontobel und der Zurich Versicherung inne. Laut der Nachrichtenagentur AWP halten die drei Parteien nach der Kapitalerhöhung 8 Prozent an E-Mobility.

Mit den eingenommenen 200 Millionen Franken will die schnell wachsende E-Mobility die weitere Expansion finanzieren. Ein Börsengang (Initial Public Offering), wie er eigentlich schon im Jahresverlauf hätte stattfinden sollen, bleibt auf der Agenda. ABB will weiterhin eine Minderheit des Ladesäulen-Geschäfts an der Schweizer Börse SIX kotieren lassen. Im laufenden Jahr dürfte dies aber höchstwahrscheinlich nicht mehr geschehen. Aufgrund der Kursrückschläge an den Börsen sieht ABB wenig Chancen, den erhofften Verkaufserlös zu realisieren.

Mehr zum Thema: «Es geht nicht einfach darum, immer mehr Ladesäulen aufzustellen» – wo ABB den Knackpunkt beim Aufstieg der Elektroautos sieht

Der Zementkonzern Holcim zieht sich von der Pariser Börse zurück

Hauptsitz des Holcim-Konzerns in Zürich.

Hauptsitz des Holcim-Konzerns in Zürich.

Arnd Wiegmann / Reuters

tsf. Ab der Fusion mit dem französischen Konkurrenten Lafarge war der Schweizer Zementkonzern Holcim auch an der Börse Euronext in Paris vertreten. Jetzt soll damit Schluss sein. Wie Holcim am Montag mitteilte, hat das Unternehmen entschieden, seine Aktien von der Euronext in Paris dekotieren zu lassen. Man wolle mit der Konzentration auf den primären Handelsplatz, die Schweizer Börse SIX, die Handelsstruktur vereinfachen und den Verwaltungsaufwand minimieren, heisst es in der Begründung des Schritts.

Der Verwaltungsrat der Euronext in Paris habe dem Entscheid zugestimmt. Um das Delisting zu unterstützen, führe Holcim ein freiwilliges Verkaufsverfahren gemäss den Euronext-Regeln ein.

Im Jahr 2015 hatte sich Holcim mit dem französischen Konkurrenten Lafarge zusammengeschlossen. Die Fusion zum Weltmarktführer war nicht ganz gleichgewichtig, die Holcim-Aktionäre hatten ein leichtes Übergewicht. Der Zusammenschluss verlief in der Folge eher holprig. Im April 2021 hat Holcim den Doppelnamen wieder gestrichen und heisst seither wieder Holcim. Mit dem Rückzug von der Pariser Börse verwischt der Schweizer Konzern eine weitere Spur der Fusion.

Nespresso bringt Kaffeekapseln aus Papier

tsf. Auch den Nespresso-Kaffee soll es bald aus kompostierbaren Kapseln geben. Wie der Nespresso-Chef Guillaume Le Cunff im Interview mit der Tageszeitung «Blick» erklärt, erweitert das Unternehmen seine Palette mit kompostierbaren Kapselalternativen, die auf Papierbasis hergestellt werden. Die offizielle Lancierung der Papierkapseln ist im Frühjahr 2023 geplant – zunächst in zwei Testmärkten, in der Schweiz und in Frankreich.

Doch auch die bisherigen Alukapseln soll es weiterhin geben. Der Kunde solle entscheiden, was für ihn richtig sei, ob er also lieber Aluminiumkapseln rezyklieren oder die Papierkapseln kompostieren wolle, erklärte Le Cunff.

Die Migros ist mit kompostierbaren Kapseln bereits vorangegangen. Seit mehreren Wochen verkauft sie natürlich abbaubare Kaffeeportionen unter dem Namen «Coffee B».

Julius Bär trotz schwierigem Markt gut auf Kurs

tsf. Auch an der Privatbank Julius Bär gehen die Verwerfungen an den Aktien und Anleihemärkten nicht ganz spurlos vorüber. Die Summe der verwalteten Vermögen ging per 31. Oktober gegenüber dem Jahresende 2021 um 11 Prozent auf 429 Milliarden Franken zurück. Wie die Bank am Montag mitteilte, hat sich allerdings der Netto-Neugeldzufluss deutlich verbessert. Eingesetzt hatte der Aufwärtstrend schon gegen Ende des ersten Halbjahres. Das Netto-Neugeld von 4,1 Milliarden Franken seit Ende Juni 2022 machte die Nettoabflüsse von 1,1 Milliarden im ersten Halbjahr 2022 mehr als wett. Damit resultierte im bisherigen Jahresverlauf ein Netto-Neugeldzufluss von 3 Milliarden Franken.

Trotz den schwierigen Marktbedingungen sei Julius Bär auf gutem Weg, die Profitabilitätsziele 2022 zu erreichen. Im vergangenen Berichtszeitraum von zehn Monaten sei es gelungen, dem marktbedingten Rückgang der verwalteten Vermögen mit einer deutlichen Verbesserung der Bruttomarge entgegenzuwirken.

Disney holt Iger zurück

Nochmals für zwei Jahre: Bob Iger wird wieder Disney-Chef.

Nochmals für zwei Jahre: Bob Iger wird wieder Disney-Chef.

Justin Lane / EPA

(dpa) Beim Unterhaltungsriesen Disney gibt es einen überraschenden Chefwechsel: Der langjährige Konzernlenker Bob Iger kehrt an die Spitze zurück. Iger habe sich bereit erklärt, noch einmal für zwei Jahre die Führung zu übernehmen, teilte Disney in der Nacht zum Montag mit. Er war fünfzehn Jahre lang Disney-Chef gewesen. Sein Nachfolger Bob Chapek sei zurückgetreten, hiess es.

Der 71-jährige Iger übernimmt wieder das Ruder in einem schwierigen Moment für Disney und auch die gesamte Unterhaltungsbranche. Der Konzern muss der zurückgegangenen Ausgabebereitschaft der Verbraucher in Zeiten hoher Inflation Rechnung tragen. Zugleich sinken die Erlöse im Kabel-TV in den Vereinigten Staaten.

Ein besonderes Problem ist aber das Streaming-Geschäft. Es wächst mit Diensten wie Disney+ zwar schnell, schreibt aber tiefrote Zahlen. Allein im vergangenen Quartal brachte es einen operativen Verlust von 1,47 Milliarden Dollar (1,42 Milliarden Euro) ein. Grund sind die hohen Kosten für aufwendig produzierte Filme und Serien, die bisher nicht von den Abo-Erlösen eingespielt werden. Chapek hatte in Aussicht gestellt, dass der Bereich zum September 2024 profitabel arbeiten soll. Für die Verluste kommen die nach der Pandemieauszeit boomenden Themenparks auf.

Durchbruch beim deutsch-französischen Rüstungsprojekt FCAS

Das europäische Flugabwehrsystem FCAS, an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind, soll ab 2040 einsatzfähig sein.

Das europäische Flugabwehrsystem FCAS, an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind, soll ab 2040 einsatzfähig sein.

Charles Platiau / Reuters

(dpa) Im Gerangel um das Rüstungsprojekt FCAS zwischen Deutschland und Frankreich ist ein Durchbruch erzielt worden. Dies haben das Verteidigungsministerium in Berlin und der Élyséepalast in Paris am Freitagabend mitgeteilt.

Nach intensiven Verhandlungen habe bei FCAS nun die industrielle Einigung zur nächsten Programmphase erzielt werden können, hiess es aus Berlin. Parallel zu den Industrieverhandlungen sei auch auf höchster Regierungsebene bekräftigt worden, dass bei dem unter französischer Gesamtverantwortung stehenden Projekt ein kooperativer Ansatz auf Augenhöhe verfolgt werde. Damit sei der Weg frei für die Fortsetzung des Flugabwehrsystems. Die Führungsrolle in dem Projekt übernehme Frankreich, betonte der Élyséepalast.

«Die politische Einigung bei FCAS ist ein grossartiger Schritt und ein – gerade in diesen Zeiten – wichtiges Zeichen der exzellenten deutsch-französisch-spanischen Zusammenarbeit», sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). «Sie stärkt Europas militärische Fähigkeiten und sichert wichtiges Know-how für unsere, aber auch für die europäische Industrie.»

Auch Frankreich lobte die politische Einigung in einer praktisch gleichlautenden Erklärung als wichtigen Schritt nach vorne und ein Signal der Zusammenarbeit mit Deutschland sowie Spanien, das ebenfalls in das Projekt eingebunden ist. «Auf dem Weg zu Europas Luftstreitkräften der Zukunft wird einmal mehr gezeigt, dass wir gemeinsam grosse Herausforderungen meistern können», hiess es aus Paris.

Das Projekt hatte jüngst zwischen Deutschland und Frankreich für Spannung gesorgt. Die an der Entwicklung des neuartigen Kampfflugzeugs beteiligten Unternehmen Dassault und Airbus hatten sich über die Aufgabenverteilung nicht einigen können, seit über einem Jahr hatte die Industrie verhandelt. Ein Airbus-Sprecher bestätigte die Einigung und sprach von einer bedeutsamen Etappe für das wichtige europäische Verteidigungsprojekt. Nach Abschluss einiger formaler Schritte sei der Vertrag zwischen der Industrie und den drei Partnernationen unterschriftsreif.

Mit dem Abschluss der politischen Gespräche sei der Weg frei für die Zeichnung der Industrieverträge, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Einigung erfolgte nun kurz vor einem Treffen von Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am kommenden Donnerstag in Berlin. Beide Länder sind seit der kurzfristigen Absage eines deutsch-französischen Ministerrats Ende Oktober bemüht, bei strittigen Themen wieder zueinanderzufinden.

«Mit dieser Entscheidung sichern wir die Zukunft der Luftwaffe und den Technologiestandort Deutschland», sagte Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, zum Durchbruch bei den Verhandlungen über FCAS. «In der Zukunft sollten wir die verschiedenen Ansätze in Europa zu einem Projekt bündeln.»

Das Flugabwehrsystem FCAS soll von 2040 an einsatzfähig sein und den Eurofighter ablösen. Es soll im Verbund mit unbewaffneten und bewaffneten Drohnen fliegen und ist insofern mehr als ein Kampfflugzeug. Die Gesamtkosten wurden auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt. An dem Projekt sind die Industrien Deutschlands, Frankreichs und inzwischen auch Spaniens beteiligt. Ein Streitpunkt war auch, wer die Nutzungsrechte hält, wenn mit Steuergeldern in dieser Höhe technologische Quantensprünge finanziert werden.

Bezahlen binnen Sekunden kommt in Europa nur langsam voran

Sekundenschnelle Überweisungen sind in Europa technisch möglich, werden aber nicht oft genutzt.

Sekundenschnelle Überweisungen sind in Europa technisch möglich, werden aber nicht oft genutzt.

Frédéric Cirou / www.imago-images.de

(dpa) Seit fünf Jahren ist es in Europa technisch möglich, Geld binnen Sekunden von A nach B zu überweisen. Doch die meisten Kunden nutzen solche Echtzeitzahlungen nicht, weil sie diese extra bezahlen müssen. Das will die EU-Kommission nun ändern. Dass Brüssel Banken und Sparkassen Vorgaben für die Bepreisung sogenannter Instant Payments machen will, um diese Zahlungsmethode voranzubringen, kommt bei Deutschlands Bankenverbänden nicht gut an.

«Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Preisregulierung ist vor dem Hintergrund des vielfältigen Marktangebotes nicht angemessen», kritisiert die Deutsche Kreditwirtschaft. Die Nutzung von Echtzeitzahlungen und die Entwicklung entsprechender Angebote in Europa stünden noch am Anfang. «Erfahrungsgemäss braucht es seine Zeit, bis sich technologische Innovationen sowohl auf der Angebots- wie auch auf der Kundenseite durchsetzen und durch eine breite Akzeptanz positive ökonomische Effekte auslösen», argumentierte der Dachverband der fünf grossen Bankenverbände in Deutschland.

In Europa sind seit dem 21. November 2017 die SCT Inst genannten schnellen Überweisungen möglich. Die EU-Kommission hatte als Ziel angegeben, solche Überweisungen von Konto zu Konto binnen Sekunden bis Ende 2021 in der Union zum Standard zu machen. Doch rund ein Drittel der Banken in der EU bietet Instant Payments nach jüngsten Angaben der EU-Kommission nicht an.

Bargeldumtausch von ukrainischen Banknoten wird eingestellt

Einige teilnehmende Bankfilialen nehmen gegenwärtig noch ukrainisches Bargeld an. Doch in einer Woche ist damit Schluss.

Einige teilnehmende Bankfilialen nehmen gegenwärtig noch ukrainisches Bargeld an. Doch in einer Woche ist damit Schluss.

Christian Beutler / Keystone

nel. Ab dem 25. November kann in der Schweiz kein ukrainisches Bargeld mehr gegen Franken umgetauscht werden. Wie die Schweizer Nationalbank am Freitag mitteilte, wird der seit Ende Juni 2022 bestehende Bargeldaustausch zu diesem Zeitpunkt eingestellt – auf Wunsch der ukrainischen Zentralbank.

Seit dem 27. Juni haben hierzulande Personen mit Schutzstatus S die Möglichkeit, bei ausgewählten Banken einmalig ukrainische Banknoten in Schweizerfranken umzutauschen. Die Höhe dieses Umtausches ist auf 300 Franken beschränkt. Die ukrainischen Zentralbank will diese Sonderlösung nun enden lassen, da die Nachfrage in den vergangenen Wochen nur noch gering gewesen sei, so die Mitteilung.

Der bargeldlose Zahlungsverkehr von und in die Ukraine ist weiterhin gewährleistet.

Disney kauft Kreuzfahrtschiff «Global Dream» der MV-Werften

Das Kreuzfahrtschiff «Global Dream» ist bisher erst zu 75 Prozent fertiggestellt.

Das Kreuzfahrtschiff «Global Dream» ist bisher erst zu 75 Prozent fertiggestellt.

Imago / www.imago-images.de

(dpa) Der Disney-Konzern kauft das bisher unter dem Namen «Global Dream» bekannte Kreuzfahrtschiff der insolventen MV-Werften-Gruppe in Wismar. Das teilte der Unterhaltungsriese in einem Blog-Eintrag mit. Die hauseigene Reederei Disney Cruise Line will das Schiff am MV-Werften-Standort Wismar unter ihrer Regie von Experten der Meyer Werft fertig bauen lassen. Ein Kaufpreis wurde am Mittwoch (Ortszeit) nicht genannt.

Auf dem Kreuzfahrtriesen, der auch unter dem Namen «Global One» bekannt war, sollten ursprünglich rund 9500 Menschen Platz finden. Es sollte damit das nach Passagierzahl weltgrösste Schiff werden. Disney plant nun mit einer Kapazität von rund 6000 Passagieren bei etwa 2300 Besatzungsmitgliedern.

Das zu 75 Prozent fertiggestellte Schiff war vom früheren MV-Werften-Eigner – dem chinesischen Kreuzfahrt-Konzern Genting Hongkong – ursprünglich für den asiatischen Markt bestimmt gewesen. In der Pandemie gingen jedoch zunächst die MV-Werften und später auch der Mutterkonzern insolvent.

Der Verkauf des Kreuzfahrtriesen hat für den Schiffbaustandort Mecklenburg-Vorpommern eine grosse Bedeutung. Nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe im Januar befinden sich 900 ehemalige Werft-Beschäftigte weiter in einer Transfergesellschaft. Diese wurde jüngst bis Ende November verlängert. Jetzt bietet sich mit dem geplanten Fertigbau durch die Papenburger Meyer-Werft am Standort Wismar eine mittelfristige Perspektive.

Inflation in der Euro-Zone steigt auf Rekordwert von 10,6 Prozent

(dpa) Die Inflation in der Euro-Zone hat im Oktober abermals einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 10,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg in einer zweiten Schätzung mitteilte. Es ist die höchste Rate seit Bestehen des Währungsraums. Die in der ersten Schätzung ermittelte Inflationsrate wurde leicht um 0,1 Punkte nach unten korrigiert.

Getrieben wurde die Teuerung erneut durch die Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 41,5 Prozent erhöhten. Zudem beschleunigte sich der Preisauftrieb bei Lebens- und Genussmitteln von 11,8 im September auf 13,1 Prozent im Oktober. Stärker stiegen auch die Preise von Industriegütern. Die Kerninflation, bei der im Preis besonders deutlich schwankende Güter wie Energie und Lebensmittel unberücksichtigt gelassen werden, stieg von 4,8 auf 5,0 Prozent. Die Kernteuerung gilt unter Ökonomen als entscheidend für die grundlegende Preisentwicklung.

Nach wie vor fallen die Inflationsraten im Währungsraum sehr unterschiedlich aus. Die höchste Geldentwertung weisen die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen mit jeweils mehr als 20 Prozent auf. Frankreich, Spanien und Malta rangieren am anderen Ende der Skala mit Inflationsraten von weniger als 8 Prozent im Oktober. Deutschland liegt mit einer Teuerung nach europäischer Rechnung von 11,6 Prozent im Mittelfeld.

Die Aussichten im Schweizer Maschinenbau verdüstern sich

Das schwierige konjunkturelle Umfeld macht sich langsam auch im Maschinenbau bemerkbar.

Das schwierige konjunkturelle Umfeld macht sich langsam auch im Maschinenbau bemerkbar.

Jean-Christophe Bott / Keystone

df.

Die Geschäftslage in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Sektor) hat sich im zurückliegenden dritten Quartal markant verschlechtert. So sank der Auftragseingang gegenüber der Vorjahresperiode laut dem Branchenverband Swissmem um 12 Prozent. Bei den Bestellungen aus dem Ausland resultierte in diesem stark von Exporten abhängigen Sektor sogar ein Einbruch von 21 Prozent.

In den ersten neun Monaten nahmen die Aufträge insgesamt noch um 2 Prozent zu. Der geringe Zuwachs ist der dynamischen Geschäftsentwicklung zu verdanken, die bis Mitte Jahr anhielt.

Bevor Bestellungen im MEM-Sektor fertig abgewickelt werden und damit umsatzwirksam werden, vergehen in der Regel sechs bis neun Monate. So gesehen überrascht es nicht, dass das branchenweite Umsatzwachstum angesichts der noch starken Auftragslage zu Beginn dieses Jahres im dritten Quartal bei 5 Prozent lag. Über die ersten neun Monate gerechnet, stiegen die Verkäufe sogar um 10 Prozent, wobei laut Swissmem sowohl KMU als auch Grossfirmen von der Dynamik profitierten.

Dem MEM-Sektor machen wie weiten Teilen der Schweizer Exportwirtschaft zunehmend die Verlangsamung der Konjunktur sowie die stark gestiegene Inflation in vielen Volkswirtschaften zu schaffen. Das verschlechterte Wirtschaftsumfeld lässt Kunden verstärkt auf Anschaffungen verzichten.

Wie die jüngste Mitgliederumfrage von Swissmem ergeben hat, erwartet ein Drittel der befragten Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten zurückgehende Bestellungen aus dem Ausland. Mit einer Stagnation rechnen 40 Prozent und mit einem Zuwachs lediglich noch 27 Prozent. Mit Wachstumsimpulsen sei höchstens aus den USA und Indien zu rechnen, konstatiert der Branchenverband.

Zahl der Erwerbstätigen steigt um 0,8 Prozent

nel. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz ist im dritten Quartal weiter gestiegen. Wie das Bundesamt für Statistik (BfS) am Donnerstag mitteilte, stieg die Erwerbstätigenzahl gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 0,8 Prozent. Die Erwerbslosenquote sank dementsprechend von 5,1 auf 4,3 Prozent. Die Schweizer arbeiten auch etwas mehr als im Vorjahr: Die wöchentliche Arbeitszeit pro erwerbstätige Person nahm um 2 Prozent zu.

Britische Regierung verbietet rückwirkend chinesische Übernahme eines Chipherstellers

Der britische Wirtschaftsminister Grant Shapps.

Der britische Wirtschaftsminister Grant Shapps.

Aaron Chown / AP

(Bloomberg) Die britische Regierung hat das chinesische Unternehmen Wingtech Technology angewiesen, die Übernahme der grössten britischen Mikrochipfabrik mehr als ein Jahr nach Abschluss des Geschäfts rückgängig zu machen. Die Regierung beruft sich dabei auf Bedenken wegen der nationalen Sicherheit.

Wingtechs niederländische Tochtergesellschaft Nexperia Holding wird nun gezwungen sein, die 86 Prozent Anteile an der Newport Wafer Fab in Wales zu verkaufen, die sie im Juli 2021 im Wert für rund 63 Millionen Pfund (71 Millionen Franken) erworben hatte. Wirtschaftsminister Grant Shapps begründete den Schritt damit, dass an dem Standort Chips hergestellt werden, die «die britischen Fähigkeiten untergraben», wie es in der am späten Mittwoch veröffentlichten Anordnung heisst. Die Bedeutung des Standorts für ein Cluster verwandter Unternehmen in Südwales sei ebenfalls ein Faktor.

Es handelt sich um die zweite chinesische Übernahme, die durch das neue britische Gesetz über nationale Sicherheit und Investitionen, das im Januar in Kraft getreten ist, blockiert wurde. Allerdings ist es die erste rückwirkende Ablehnung eines Geschäfts. In einer per E-Mail versandten Erklärung erklärte Nexperia, man sei «schockiert» über die Entscheidung und werde Berufung einlegen. Das Unternehmen fügte hinzu, dass die Regierung nicht auf Vorschläge von Nexperia eingegangen sei, wie etwa das Angebot einer direkten Kontrolle und Beteiligung der britischen Behörden.

Newport Wafer Fab stellt Siliziumwafer her, auf die Mikrochips geätzt werden. Diese Chips werden hauptsächlich für einfache Anwendungen wie Leistungsschalter verwendet, von denen viele in Autos eingebaut werden. Ein Teil der Kontroverse betraf die weitgehend ungenutzte Anlage des Unternehmens am Standort, die einst als Kernstück für anspruchsvollere «Verbund»-Chips dienen sollte, die in Technologien wie Gesichtserkennung, 5G und Elektrofahrzeugen eingesetzt werden. Seit der Übernahme stellt Newport nur noch Chips für den Bedarf seines chinesischen Eigentümers her.

Siemens beendet Jahr trotz hohen Belastungen mit Milliardengewinn

Die Energiekrise setzte Siemens zu – das Unternehmen konnte das Jahr dennoch mit Gewinnen abschliessen. Im Bild ein Windrad von Siemens Gamesa.

Die Energiekrise setzte Siemens zu – das Unternehmen konnte das Jahr dennoch mit Gewinnen abschliessen. Im Bild ein Windrad von Siemens Gamesa.

Borja Suarez / Reuters

(dpa) Siemens hat das von Ukraine-Krieg und hohen Abschreibungen auf das ehemalige Energiegeschäft geprägte Geschäftsjahr mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Nach einem starken vierten Quartal steht unter dem Strich ein Plus von 4,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Im seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr will Siemens wieder deutlich mehr verdienen.

Das zentrale industrielle Geschäft war bei Siemens sogar auf Rekordniveau gelaufen. Dort verdiente Siemens mehr als 10 Milliarden Euro. Dass der Gewinn unter dem Strich um 34 Prozent sank, lag vor allem an einer bereits im Sommer angefallenen Milliardenabschreibung auf die verbliebenen Anteile am vor gut zwei Jahren an die Börse gebrachten Energiegeschäft Siemens Energy. Sie hatte dem Konzern sogar das erste Verlustquartal seit mehr als einem Jahrzehnt beschert. Aber auch der Rückzug aus Russland hatte das Geschäft belastet.

Der Umsatz legte dennoch nominal um knapp 16 Prozent auf 72 Milliarden Euro zu. Auch die Aktionäre bekommen vom Gewinnrückgang nichts zu spüren: Die Dividende soll um 25 Cent auf 4,25 Euro pro Aktie steigen.

Der Siemens-Chef Roland Busch sprach von einem «extrem herausfordernden Jahr» und einer «hervorragenden Leistung». Siemens habe Marktanteile gewonnen und die hohe Nachfrage nach den Hard- und Softwareangeboten des Konzerns halte an, betonte er. Im vierten Geschäftsquartal war die Welt bei Siemens mit einem satten Gewinn von 2,9 Milliarden Euro auch bereits wieder in Ordnung.

Für das laufende Jahr erwartet Siemens einen deutlichen Anstieg beim Gewinn. Bereinigt um gewisse Kaufpreiseffekte, soll er auf 8,70 bis 9,20 Euro je Aktie steigen. Das wäre ein Anstieg um 59 bis 68 Prozent – im abgelaufenen Jahr waren es 5,47 Euro je Aktie.

Geschäftsvolumen von Bâloise im laufenden Jahr gesunken

nel. Bâloise hat im laufenden Jahr an Geschäftsvolumen verloren. Wie der Versicherer am Donnerstag mitteilte, ging das Volumen der Gruppe in den ersten neun Monaten des Jahres wegen der schwachen Entwicklung an den Finanzmärkten um 8,5 Prozent auf 7 Milliarden Franken zurück.

Vor allem das Geschäft mit Anlageprodukten ist laut der Mittelung von der volatilen Entwicklung an den Finanzmärkten betroffen. Die Prämien mit Anlagecharakter brachen um einen Viertel auf 1,15 Milliarden Franken ein. Das Nicht-Leben-Geschäft blieb mit einem Rückgang um 2 Prozent recht stabil, in der Lebensversicherung ging das Volumen um 7,1 Prozent zurück.

Die Aktionäre dürfen dennoch auf eine hohe Dividende hoffen: Die Bâloise bleibe nach wie vor stark kapitalisiert und verfüge über eine anhaltend robuste Barmittelgenerierung, heisst es in der Mitteilung. Das ermögliche es, die attraktive Dividendenpolitik der vergangenen Jahre fortzuführen.

Mövenpick schliesst den Umbau ab und verkauft Marché nach Frankreich

Das ursprüngliche Unternehmen Mövenpick ist über die vergangenen Jahre stark geschrumpft.

Das ursprüngliche Unternehmen Mövenpick ist über die vergangenen Jahre stark geschrumpft.

Arnd Wiegmann / Reuters

bet. Die Mövenpick-Gruppe hat ihren vor einigen Jahren begonnenen Umbau beendet. Die Fokussierung auf die Kernkompetenzen Fine Foods und Wein in Mitteleuropa sei jetzt abgeschlossen, teilte das Gastrounternehmen am Mittwoch mit. Der letzte Schritt war der Verkauf der Kette Marché International an die Reisedetailhandelssparte der französischen Unternehmensgruppe Lagardère. Die Autobahnraststätten und Restaurants in Flughäfen und Shopping-Malls sollen Anfang 2023 an die neue Eigentümerin übergeben werden. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Zu Marché International gehören rund 150 Betriebe in Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowenien, Kroatien und Singapur. Die Einrichtungen sollen nach dem bisherigen Konzept weitergeführt werden. Alle 1700 Arbeitsplätze bleiben erhalten. Lagardère steigert damit seine Präsenz vor allem in Deutschland. Das Unternehmen besitzt weltweit 4800 Geschäfte, unter anderem für Reisebedarf und Duty-free. Es setzte vergangenes Jahr im Reisedetailhandel 2,9 Milliarden Euro um.

Nicht betroffen von der Transaktion sind die Schweizer Marché-Niederlassungen – denn die gehören bis auf zwei Ausnahmen in Luzern längst dem Detailhändler Coop. Mövenpick hatte das hiesige Marché-Segment bereits im Jahr 2014 an den Supermarktriesen verkauft. Ebenso gehören das Mövenpick-Eis und auch die gleichnamigen Hotels schon seit Jahren nicht mehr zur ursprünglichen Mövenpick-Gruppe.

Mövenpick hatte sich im Jahr 2020 als Holding neu aufgestellt, die nur noch Feinkost, Weinhandel und Marché International umfasste. Seit der Dekotierung im Jahr 2007 ist die Firma im Vollbesitz der Carlton Holding, die vom Sohn des früheren Hauptaktionärs August von Finck junior kontrolliert wird.

On meldet bestes Quartalsergebnis seit der Gründung

Die On-Gründer David Allemann (l.) und Caspar Copetti (r.), im On-Lab im Kreis 5 in Zürich.

Die On-Gründer David Allemann (l.) und Caspar Copetti (r.), im On-Lab im Kreis 5 in Zürich.

Christoph Ruckstuhl / NZZ

nel. Für den Sportschuh-Hersteller On war das dritte Quartal dieses Jahres das erfolgreichste aller Zeiten. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, stieg der Umsatz von Juli bis September um gut 50 Prozent auf 328 Millionen Franken. Für den Anstieg war besonders die Region Asien-Pazifik verantwortlich, aber auch die Nachfrage in Nordamerika sei weiterhin hoch gewesen, heisst es.

Der bereinigte operative Gewinn stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48,5 Prozent auf 56 Millionen Franken – trotz einem «unsicheren makroökonomischen Umfeld» und vorübergehenden Lieferengpässen, wie On in der Mitteilung schreibt. Der Reingewinn für das Quartal belief sich auf 20 Millionen Franken. Das Zürcher Unternehmen zeigt sich darum für das laufende Jahr optimistisch: Für das Gesamtjahr rechnet On mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Franken. Es wäre die erste Umsatzmilliarde für das 2010 gegründete Unternehmen – angesichts eines bisherigen Umsatzes von 855,4 Millionen Franken in neun Monaten scheint es mehr als realistisch, diese Schwelle zu überschreiten.

EZB schlägt Alarm: Inflation steigert Risiko für Banken, Staaten und Konsumenten

Die EZB hält eine Rezession im Euro-Raum für wahrscheinlicher.

Die EZB hält eine Rezession im Euro-Raum für wahrscheinlicher.

Imago / Christoph Hardt / www.imago-images.de

(Bloomberg) Angesichts des sich eintrübenden Konjunkturausblicks und der hartnäckigen Inflation warnt die Europäische Zentralbank (EZB) vor wachsenden Stabilitätsrisiken. Die steigenden Lebenshaltungskosten belasten im Euro-Raum die Fähigkeit der Konsumenten, Kredite zu bedienen, heisst es im Finanzstabilitätsbericht, den die EZB am Mittwoch vorgelegt hat. Die Verschlechterung des Wachstumsausblicks bedroht indessen die Gewinne der Unternehmen.

Die Währungshüter schlugen auch in Bezug auf die öffentlichen Finanzen Alarm und verwiesen dabei auf schuldenfinanzierte Unterstützungsprogramme gegen die Energiekrise. An den Aktienmärkten droht hingegen ein neuer Kurszerfall. Bei den Immobilienpreisen könnte laut EZB nach den Jahren der Hausse das Maximalniveau erreicht sein.

«Konsumenten und Unternehmen beginnen bereits, die Auswirkungen der steigenden Inflation und der nachlassenden Konjunktur zu spüren», konstatierte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. «Die Risiken für die Finanzstabilität haben nach unserer Einschätzung zugenommen. Indessen ist im Euro-Raum eine technische Rezession wahrscheinlicher geworden.»

Um eine Verfestigung der Inflation zu verhindern, hat die EZB ihren bisher aggressivsten Zinserhöhungszyklus eingeleitet, obwohl sich ein konjunktureller Abschwung abzeichnet. Die Straffung der Geldpolitik soll fortgesetzt werden. Dabei hat die Notenbank auch signalisiert, an den Abbau ihres 5 Billionen Euro schweren Anleiheportfolios gehen zu wollen.

Inflation in Grossbritannien steigt auf mehr als 11 Prozent

Ein Supermarkt in London: Die Lebensmittelpreise tragen stark zur Teuerung bei.

Ein Supermarkt in London: Die Lebensmittelpreise tragen stark zur Teuerung bei.

Henry Nicholls / Reuters

(dpa) Die Inflation in Grossbritannien hat sich von sehr hohem Niveau aus verstärkt. Im Oktober legten die Konsumentenpreise im Jahresvergleich um 11,1 Prozent zu, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Das ist der höchste Stand seit vierzig Jahren. Im Vormonat hatte die Teuerung bereits 10,1 Prozent betragen.

Analytiker waren von der Stärke des Preisanstiegs überrascht. Das Statistikamt erklärte den Sprung vor allem mit anziehenden Preisen für Gas, Strom und Lebensmittel. Die britische Notenbank stemmt sich seit einiger Zeit mit Zinsanhebungen gegen den starken Preisauftrieb. Sie hat ihren Leitzins seit Ende vergangenen Jahres mehrfach erhöht. Nun liegt er bei 3,0 Prozent.

Ypsomed verdoppelt den Gewinn und bleibt optimistisch

Injektionsstifte von Ypsomed: Das Geschäft behauptet sich gegen die Konjunkturschwankungen.

Injektionsstifte von Ypsomed: Das Geschäft behauptet sich gegen die Konjunkturschwankungen.

Christian Beutler / Keystone

bet. Ypsomed sieht sich trotz den wirtschaftlichen Unsicherheiten auf Kurs. Der Burgdorfer Hersteller von Insulinpumpen und Injektionssystemen steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 um knapp einen Zehntel auf 244 Millionen Franken. Der Ausblick wurde bestätigt: Der Umsatz soll in diesem Geschäftsjahr so stark zulegen wie im vergangenen. Da hatte die Zunahme 15 Prozent betragen.

Das Betriebsergebnis (Ebit) kletterte von April bis September von 10,5 auf 19,4 Millionen Franken; der Reingewinn verdoppelte sich grob auf 15,4 Millionen Franken. Wachstumstreiber seien die Selbstbehandlung der Patienten, die Zunahme von biopharmazeutischen Medikamenten und von Biosimilars, liess sich Firmenchef Simon Michel zitieren. Das Geschäft mit chronisch Kranken sei weniger von Konjunkturzyklen abhängig.

Vor allem der Verkauf von Injektionsstiften entwickelte sich gut. Höhere Energiekosten und die Inflation konnten auch den Gewinnausblick nicht trüben. Ypsomed erwartet im gesamten laufenden Geschäftsjahr eine Zunahme des Ebit um unverändert mindestens 50 Prozent.

Mehr zum Thema: «Ich habe meinen Vater nie als gestresst erlebt, selbst kenne ich das auch nicht» – Interview mit Simon Michel und Willy Michel

Alcon nimmt abermals die Prognose zurück

Alcon spürt den wirtschaftlichen Gegenwind.

Alcon spürt den wirtschaftlichen Gegenwind.

Peter Frommenwiler

bet. Der Genfer Augenheilkunde-Konzern Alcon hat seine Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr erneut abgeschwächt. Auch wenn die Umsätze im bisherigen Jahresverlauf angezogen haben, sieht der Hersteller von Augenimplantaten und Kontaktlinsen pessimistischer in die Zukunft. Firmenchef David Endicott sprach von einer «extrem herausfordernden» wirtschaftlichen Umgebung.

Neu erwartet das SMI-Mitglied im laufenden Jahr einen Umsatz von 8,5 bis 8,7 Milliarden Dollar. Anfang des Jahres waren noch bis zu 8,9 Milliarden Dollar prognostiziert worden; seither wurde der Ausblick mehrmals korrigiert. Operativ wies die Entwicklung allerdings im dritten Quartal noch nach oben: Der Umsatz legte leicht auf 2,1 Milliarden Dollar zu. Die operative Marge kletterte deutlich auf 9,7 Prozent, der Reingewinn auf 116 Millionen Dollar. Dahinter stecken allerdings auch verringerte Abschreibungen. Im Vorjahresquartal resultierten nur 2 Millionen Dollar.

Alcon will bis zum Jahr 2025 ein Umsatzziel von 10 Milliarden Dollar erreichen. Seit Ende 2019 läuft ein Umbauprogramm. Es wird nun noch verschärft, um die Effizienz zu steigern und sich gegen das wirtschaftliche Umfeld zu stemmen. Sorgen bereiten die Inflation, die Lieferketten und der starke Dollar.

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