Buli-Check: FCB und “Verfolger”: Kann wirklich niemand strauchelnde Bayern stoppen?

Über zwei Monate nach dem letzten Spieltag kehrt die Bundesliga am Freitag zurück. Aber was ist an den 15 Spieltagen bis zur Pause überhaupt passiert? Und welche Hoffnungen und Probleme schleppen die Bundesligisten mit sich herum? ntv.de macht den Check.

Am 13. November 2022 erzielt Union Berlins Sven Michel den bislang letzten Bundesliga-Treffer. Sein Elfmeter gegen den SC Freiburg sieht nicht einmal auf dem Papier gut aus. Es ist der Ehrentreffer zum 1:4 im Freiburger Europa-Park-Stadion. Danach ruht der Fußball in Deutschland. Leider auch bei der WM in Katar. Dort scheitert die DFB-Elf bereits in der Vorrunde.

Über zwei Monate nach dem letzten Spieltag kehrt die Liga am Freitag mit dem Spiel RB Leipzig gegen Bayern München zurück. Aber was ist an den 15 Spieltagen bis zur Pause überhaupt passiert? Und welche Hoffnungen und Probleme schleppen die Bundesligisten mit sich herum? ntv.de nimmt Sie mit auf eine Reise zu den 18 Klubs.

FC Bayern München

Wie lief es bisher? Besser als beim Rest der Liga, der Rekordmeister strebt dem 11. Titel in Folge entgegen. 49 Tore sind Bundesliga-Bestwert, 13 Gegentore ebenfalls, beim Torverhältnis (plus 36) liegen nur die Bayern im positiv zweistelligen Bereich. Die kleine Krise mit vier sieglosen Auftritten an den Spieltagen vier bis sieben ist längst vergessen – oder erinnert sich noch jemand daran, dass die Münchner Mitte September nach einem 0:1 in Augsburg plötzlich nur noch Fünfter waren? Seitdem gewann die Nagelsmann-Elf in Liga, Pokal und Champions League 12 von 13 Spielen, einzig das 2:2 nach 2:0-Führung beim BVB trübte die perfekte Bilanz.

FC Bayern München

Zugänge: Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach), Daley Blind (nach Vertragsauflösung bei Ajax Amsterdam)

Abgänge: keine

Was ist der aktuelle Stand? Alles andere als perfekt. Für Lucas Hernández war die Weltmeisterschaft nach 13 Minuten wegen eines Kreuzbandrisses beendet, Noussair Mazraoui infizierte sich während des Katar-Turniers mit dem Coronavirus, spielte danach im Halbfinale wieder und muss nun mit einer Herzbeutelentzündung bis auf Weiteres pausieren. Sadio Mané verletzte sich vor der WM, verpasst das Trainingslager in Katar und arbeitet in München daran, im Idealfall zum CL-Achtelfinale gegen Paris St. Germain Mitte Februar wieder einsatzbereit zu sein. Überlagert wird all das von Manuel Neuer, der nach einem Ski-Unfall für den Rest der Saison ausfällt. Ersatzkeeper Sven Ulreich trauten die Bayern-Bosse offenbar keine Vollzeit-Vertretung zu, weshalb Yann Sommer aus Mönchengladbach geholt wurde – und einen Vertrag bis 2025 erhielt, der Spekulation darüber eröffnete, ob die Ära Manuel Neuer ihrem Ende nah ist. Die durchaus bemerkenswerte Verpflichtung von Daley Blind ging da fast ein bisschen unter.

SC Freiburg

Wie lief es bisher? Eine außergewöhnliche Serie bis zur Pause liegt hinter dem SC Freiburg. Der ewige Christian Streich hat mit seiner Mannschaft die unglückliche Niederlage im DFB-Pokalfinale 2022 längst verwunden. Der zweite Platz nach 15 Spieltagen ist das Gegenteil von Zufall und könnte, wenn man die Schiedsrichterleistung bei der unglücklichen Niederlage gegen Borussia Dortmund bedenkt, sogar mit mehr Punkten gedeckt sein. Aber auch so wird der kleine SCF aus dem Breisgau mittlerweile als Titelanwärter genannt, zwar verhalten, aber allein das ist Überraschung genug. Keeper Mark Flekken hält den Kasten sauber, Rückkehrer Matthias Ginter ist der Kopf einer formidablen Defensive und vorne treffen sowohl Vincenzo Grifo als auch Michael Gregoritsch. Auch in der Europa League gelang der Einzug in die K.-o.-Phase. Was für eine Leistung.

SC Freiburg

Zugänge: Kenneth Schmidt (eigene 2. Mannschaft)

Abgänge: Kevin Schade (Leihe mit anschließendem Kauf zum FC Brentford, England), Keven Schlotterbeck (Leihe zum VfL Bochum), Hugo Siquet (Leihe zu Cercle Brügge, Belgien)

Was ist der aktuelle Stand? Der Abgang von Kevin Schade spült im Sommer unerhofftes Geld in die Vereinskasse. Der Offensivspieler sucht nun bei Brentford sein Glück und bringt Freiburg im Sommer sehr wahrscheinlich 25 Millionen Euro. Sportlich hinterlässt der U21-Nationalspieler keine allzu große Lücke, auch wenn er längst mehr als ein Versprechen war. Die verbliebenen Spieler sind in der Vorbereitung fokussiert, der “Kicker” hievt Trainer Streich als Gesicht der Liga neben Bayerns Jamal Musiala aufs Cover und auch die englische BBC berichtet voller Ehrfurcht. Alles ist auf eine Rückkehr in den Europapokal ausgerichtet. Ob es jedoch für die Champions League reicht? Es wäre die womöglich größte Sensation der Saison.

Rasenballsport Leipzig

Wie lief es bisher? Wenn es nach Marco Rose geht, ziemlich gut. “Wir wussten zuletzt ja gar nicht mehr, wie es ist, Spiele zu verlieren.” Das sagte Leipzigs Übungsleiter nach einer 2:4-Pleite gegen Frankfurt im Trainingslager – und in der Tat, die Sachsen sind seit dem 7. Spieltag (0:3 in Gladbach) ungeschlagen, spielten noch zweimal unentschieden und siegten dann vor der WM-Pause wettbewerbsübergreifend sechsmal in Folge, unter anderem gegen Real Madrid und gegen den aktuellen Tabellenzweiten aus Freiburg. Eine beeindruckende Serie, die den miserablen Saisonstart mit nur acht Punkten aus den ersten sieben Bundesliga-Partien vergessen gemacht hat. Anfang September musste Domenico Tedesco gehen, mit Rose übernahm ein Red-Bull-Eigengewächs.

Rasenballsport Leipzig

Zugänge: Max Eberl (Geschäftsführer Sport seit 1. Dezember), Caden Clark (nach Leihe zurück von New York Red Bulls), Sanoussy Ba (eigene Jugend)

Abgänge: Hugo Novoa (Leihe zum FC Basel, Schweiz)

Was ist der aktuelle Stand? Marco Rose hat die Mannschaft fürs Erste stabilisiert, Max Eberl soll die fußballspielende Marketingmaschine bereit für den Meisterschaftskampf machen. Am 1. Dezember ist der Ex-Gladbacher in Leipzig als Geschäftsführer Sport eingestiegen, ein paar Tage als ursprünglich vereinbart – und mit diversen Misstönen, Kontaktabbrüchen und gegenseitigen Anwürfen. Auch bei den Sachsen stellt sich die Torwartfrage, weil Peter Gulacsi nach einem Kreuzbandriss seit Oktober und noch lange ausfällt. Josko Gvardiol spielte sich mit einer starken WM ins Rampenlicht – während zwei offensive Rasenballsportler daran arbeiten, wieder fit zu werden. Christopher Nkunku und Timo Werner verletzten sich beide unmittelbar vor dem Turnier. Während der Deutsche nach Syndesmosebandriss allerdings schon wieder mit der Mannschaft trainiert, dürfte der Franzose, immerhin Deutschlands Fußballer des Jahres 2022, infolge seines Außenbandrisses wohl erst im Februar oder gar März wieder auf dem Platz stehen.

Eintracht Frankfurt

Wie lief es bisher? Mittlerweile dürfte der letzte Frankfurter den Rausch nach der Europa-League-Siegesfeier überstanden haben – und sich dennoch in einem Traum wähnen. Die Eintracht spielt in der Champions League munter mit, hat den Einzug ins Achtelfinale geschafft und darf dort gegen den SSC Neapel ran, die Eintracht spielt weiter im DFB-Pokal mit und die Eintracht hat sich auch in der Bundesliga bei den ernst zu nehmenden Teams ganz oben etabliert. Platz vier steht für das Team von Trainer Oliver Glasner zu Buche, der würde die erneute Teilnahme an der Königsklasse bedeuten. 8 Siege in 15 Spielen, schon 32 eigene Tore – mehr haben nur die Bayern geschossen – es läuft vor allem offensiv hervorragend. Randal Kolo Muani hat bei seinen starken WM-Auftritten für Frankreich zusätzlich Selbstbewusstsein getankt, Jesper Lindström war schon in der Hinrunde der begeisternde Mann. Die 24 kassierten Gegentreffer zeigen, dass in der Defensive noch mehr Aufmerksamkeit vonnöten ist, ruhende Bälle besser verteidigt werden müssen. Das gelingt der direkten Konkurrenz noch besser.

Eintracht Frankfurt

Zugänge: Paxten Aaronson (Philadelphia Union, USA), Simon Simoni (FK Dinamo, Albanien)

Abgänge: Jérôme Onguéné (Leihe zu RB Salzburg)

Was ist der aktuelle Stand? “Unsere Wahrnehmung hat sich noch einmal verändert, das Bewusstsein der Gegner hat sich verändert und dadurch deren Herangehensweise”, sagte Sportvorstand Markus Krösche über den Erfolgslauf seines Teams. Heißt: die Frankfurter Eintracht muss sich der Konkurrenz erwehren. Im Spiel – wie im letzten Spiel vor der WM beim FSV Mainz 05 (1:1), als es überaus robust zur Sache ging – und auf dem Transfermarkt. Um Kolo Muani gibt es viel Gerede, Kevin Trapp war zwischenzeitlich als Ersatz für Manuel Neuer beim FC Bayern im Gespräch, die Verträge von Evan Ndicka und Daichi Kamada laufen aus, mit beiden will der Klub am liebsten verlängern, Rafael Borré hadert mit zu wenig Spielzeit. Zum Neustart geht es gegen den Tabellenletzten FC Schalke 04, anschließend gegen den direkten Konkurrenten RB Leipzig. Zwei völlig verschiedene Aufgaben, doch die gereifte Eintracht sollte beiden gewachsen sein.

1. FC Union Berlin

Wie lief es bisher? Ausgezeichnet. Besser, als irgendjemand in der Bundesrepublik erwartet hatte. So gut, dass sich selbst eingefleischte Eiserne verwundert die Augen rieben. Vom sechsten bis zum zwölften Spieltag thronte der FCU tatsächlich ganz oben. Auf dem ersten Rang der Bundesliga-Tabelle! Nach 15 Partien rangieren die Köpenicker immer noch auf einem starken fünften Platz, nur drei Punkte hinter dem Zweitplatzierten Freiburg. Grund dafür sind ein kompromissloses Zweikampfverhalten im Mittelfeld, die drittbeste Defensive der Liga und ein gefährliches Konterspiel (sieben Tore von Sheraldo Becker). Als ob die Saison für den Klub, der bis 2019 noch kein einziges Erstligaspiel bestritten hatte, nicht ohnehin schon eine Sensation wäre, geht es nun in der Europa League auch noch gegen den Prestige-Verein Ajax Amsterdam zum Start der K.-o.-Runde.

1. FC Union Berlin

Zugänge: Jérôme Roussillon (VFL Wolfsburg), Laurenz Dehl (nach Leihe zurück von Bohemians FC, Irland)

Abgänge: Julian Ryerson (Borussia Dortmund), Laurenz Dehl (Leihe zu Viktoria Berlin), Tymoteusz Puchacz (Leihe zu Panathinaikos, Griechenland), Fabio Schneider (Greifswalder FC)

Was ist der aktuelle Stand? Kurz vor der Rückkehr der Bundesliga muss Union einen Dämpfer hinnehmen: In Borussia Dortmund schnappt ausgerechnet ein direkter Konkurrent, der BVB liegt zwei Punkte hinter den Berlinern, Außenverteidiger Julian Ryerson weg. Der 25-Jährige hatte zum Stamm gehört und in der Winter-Rangliste des “Kicker” unter den Abwehrspielern auf den Außenbahnen den zwölften Platz belegt. Trotzdem herrscht gute Stimmung an der Alten Försterei, schließlich hat man die Vorbereitung mit sechs Siegen in sechs Testspielen optimal absolviert. “Wo wir stehen, werden wir nach dem Spiel gegen Hoffenheim wissen. Ich habe das Gefühl, dass noch einiges fehlt”, hält sich Trainer Urs Fischer aber mit Euphorie vor der Heimpartie am kommenden Samstag zurück. Der Coach gibt jedoch zu: “Resultate in der Vorbereitung können auch täuschen. Es ist natürlich gut, wenn man gewinnt. Dann nimmt man auch eine gewisse Zuversicht mit.”

Borussia Dortmund

Wie lief es bisher? Der Ballspielverein Borussia aus Dortmund ist mal wieder im Umbruch. Mit Edin Terzić ist ein neuer Trainer da, mit Sebastian Kehl ein neuer Sportdirektor. Die Probleme bleiben: Neben soliden Ergebnissen in der Champions League zeigte die Millionentruppe viel zu häufig auch wieder ihre wankelmütige Seite. In der Liga stürzte der BVB vor der WM-Pause auf Platz sechs ab, kassierte in nur 15 Ligaspielen bereits sechs Niederlagen. Wenn was ging, dann zumeist durch Jude Bellingham, der zuletzt jedoch oft ungeduldig wirkt. Schläfrig bei Standardsituationen, ohne Durchschlagskraft in der Offensive: Borussia Dortmund war zu oft von der Maximalform entfernt. Zwei Niederlagen gegen Wolfsburg und Gladbach vor der Pause trugen nicht unbedingt zur besten Stimmung an der B1 bei. Verkompliziert wurde die Lage durch die Erkrankung des Rekordeinkaufs Sebastien Haller, der maximal notdürftig mit dem Kölner Anthony Modeste ersetzt wurde.

Borussia Dortmund

Zugänge: Armin Reutershahn (Co-Trainer, zuletzt Borussia Mönchengladbach), Julian Ryerson (1. FC Union Berlin)

Abgänge: Peter Hermann (Co-Trainer, Karriereende)

Was ist der aktuelle Stand? Während der langen Pause gibt es ein paar Stimmungsaufheller am Borsigplatz. Haller kehrt nach seiner Erkrankung zurück, mit der Verpflichtung von Julian Ryerson gelingt dem BVB ein Überraschungscoup, auch die Testspielergebnisse können sich sehen lassen. Aber natürlich wäre der BVB nicht der BVB, wenn es nicht für lange Zeit beinahe ausschließlich um Transfers gehen würde. In Dortmund sind Transfergerüchte seit Ewigkeiten keine nervigen Nebengeräusche mehr, sondern Teil der Unterhaltungswelt Borussia. Wohin wechselt Jude Bellingham, wann und wo unterschreibt Youssoufa Moukoko und was machen die täglichen Wasserstandsmeldung mit Kapitän Marco Reus? Dessen Vertrag läuft auch aus und jetzt soll er auch noch unglücklich über zu wenig Liebe sein. Welch ein Drama. Könnte aber alles überschattet werden vom Verpassen der Champions League. Noch ist der vierte Platz greifbar, aber weniger als sieben Punkte aus den Auftaktspielen gegen Augsburg, Mainz und Leverkusen würden den BVB in einen ungemütlichen Februar führen.

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