Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen “beschäftigt sein” und “produktiv sein”. Das kennst du sicher auch: Du kannst den ganzen Tag durch die Gegend rennen – ohne dabei irgendetwas fertig zu bekommen. Statt weniger werden die Aufgaben, die du noch erledigen willst, einfach immer mehr und alles droht, dir über den Kopf zu wachsen. Das liegt daran, dass du deine To-Do-Listen bisher immer falsch geschrieben hast. Jetzt ist Schluss mit zahllosen Post-Its, verstreuten Notizzetteln und chaotischen Timeplanern, denn das “Bullet Journal” bringt endlich Ordnung in deine Planung!
20 Jahre lang hat der US-amerikanische Designer Ryder Carroll an einem System gefeilt, das sich gerade weltweit zum Phänomen entwickelt: Das “Bullet Journal” ist ein codiertes Agenda-System, das dir hilft, Ordnung und Struktur in deine vielen Aufgaben zu bringen, oder kurz: deinen Tag, deine Woche, deinen Monat zu planen. Das Geniale daran: Einmal aufgesetzt, funktioniert dein Bullet Journal das ganze Jahr über und unterstützt dich bei allem, was du dir vornimmst.
So legst du dein Bullet Journal an
Zugegeben: Es dauert anfangs einen Moment, um Zugang zu diesem genialen System zu finden. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn sobald du verstanden hast, wie es funktioniert, kannst du das Konzept ganz einfach für dich abwandeln und dein Bullet Journal ganz auf deine Bedürfnisse und die deiner Familie und deines Haushalts zuschneiden. Es geht nämlich nicht darum, etwas richtig zu machen, oder sich genau an die Anleitung zu halten, sondern darum, ein Tool zu entwickeln, mit dem du optimal produktiv sein kannst!
Alles, was du für den Anfang brauchst, ist ein Stift, ein Lineal und ein Notizbuch. Dabei ist es vollkommen egal, wie das Buch aussieht und ob du lieber mit Zeilen, mit Kästchen oder mit weißen Seiten arbeitest. Nur leer und nummeriert müssen die Seiten sein. Auf ihnen kannst du dich austoben. Gestalte dein Journal kunstvoll und verwende aufwendige Schriften und kleine Bildelemente, oder halt es ganz schlicht und praktisch. Auch das ist wieder vollkommen dir überlassen.
Anzeige: Dieses Buch erleichtert den Einstieg ins Bullet-Journaling.
Der Index und der Jahreskalender
Das Herz des Bullet Journals ist der Index, also das Inhaltsverzeichnis. Es ist der Dreh- und Angelpunkt des Systems und kommt gleich auf die erste Seite. Hier geht es ganz klassisch zu: links die Seitenzahlen und rechts der Inhalt der jeweiligen Seite. Naturgemäß ist das Inhaltsverzeichnis erstmal leer. Blättere deshalb weiter zur nächsten freien Seite und beginne dort mit einem Jahreskalender. Wie du diesen aufteilst, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass alle Monate auf den nächsten zwei bis sechs Seiten (wie es am besten für dich passt) aufgelistet werden. Jeder Monat hat freie Zeilen, die du später mit Leben und Aufgaben füllen wirst. Bis dahin richte dir deinen Monatskalender ein.
Die Monats- und die Wochenübersicht
Der Monatskalender folgt direkt auf den Jahreskalender und zeigt dir den kompletten Monat auf einen Blick. Wichtig: Lass dir auch hier viel Platz für Notizen, damit du alles eintragen und vermerken kannst, was für diesen Monat ansteht. Idealerweise teilst du eine Doppelseite auf: Links Daten und Wochentage und rechts Platz für deine Notizen, anstehende Aufgaben, Termine und Pläne. Blättere dann wiederum auf die nächste leere Doppelseite weiter und teile den Monat entweder in Wochen auf oder beginne gleich mit den Tagen.
Das ist natürlich vollkommen dir überlassen und hängt davon ab, wie viel Übersichtlichkeit du brauchst. Vielen Menschen hilft es, die ganze Woche zu überschauen, andere lieben es, ins Detail zu gehen und schlüsseln die Tage stundenweise auf.
Für die Wochenübersicht nimmst du am besten wieder eine Doppelseite, füllst die linke Seite mit den Wochentagen und ein bisschen Platz für die Notizen zu den einzelnen Tagen, und die rechte Seite lässt du für deine Aufgaben und Notizen frei. Am Ende der Wochenübersicht behältst du noch ein bisschen Platz für Aufgaben, die in Kürze anstehen.
Loslegen mit dem Bullet Journal
Am besten beginnst du mit der Woche, die direkt vor dir liegt. Trage für jeden Tag Termine und Aufgaben mit Bullet Points ein. Am Ende eines jeden Tages, kreuzt du die Aufgaben aus, die du erledigt hast bzw. die du nun doch nicht mehr erledigen musst. Das Gleiche machst du mit Terminen, die ausgefallen sind.
Aufgaben, die du nicht erledigen konntest und verschieben möchtest, versiehst du mit einem kleinen “>” und verschiebst sie – entweder auf den nächsten oder übernächsten Tag, auf die nächste Woche oder auf den nächsten Monat. Im Idealfall verschiebst du eine Aufgabe nicht öfter als drei Mal. So bleibst du produktiv und schaffst auch die unangenehmen Punkte auf der Liste.
Aufgaben, die du auf die kommende Woche verschieben möchtest, markierst du mit dem “>” und schreibst sie dann unten in den kleinen Abschnitt, der für in Kürze anstehende Aufgaben und Termine reserviert ist. Wenn du dann die kommende Woche planst, überträgst du alle Punkte aus dieser Übersicht in die Woche. Aufgaben, die du auf den kommenden Monat verschieben möchtest, trägst du weiter vorne in die Übersicht in den betreffenden Monat ein, sodass du sie hochholen kannst, wenn du den entsprechenden Monat planst. Das ist dein ganz individuelles und fast unfehlbares Wiedervorlagesystem.
Zu kompliziert? Dann schau dir an, wie amerikanische Vloggerin Carrie Crista ihr Bullet Journal gestaltet. Ihr englischsprachiges Video führt dich durch die ersten Schritte:
Mit dem Index immer die Übersicht behalten
Kehre nun zum Index zurück und sorge dafür, dass du alles wiederfindest. Liste die Seitenzahlen auf und schreibe jeweils daneben, was sich dahinter verbirgt: Jahresübersicht auf den Seiten 2-6, Monatsübersicht Januar auf den Seiten 7-8, Wochenübersicht auf den Seiten 9-10 und so weiter. Wenn du dir dazwischen Einkaufslisten, Trainingspläne, Geburtstagsplaner, Wunschzettel, Urlaubspläne, Rezepte für die Woche oder ein Brainstorming notieren möchtest – dann kannst du das natürlich jederzeit tun. Notiere dir die Seite im Index und blättere dann für den nächsten Wochenplan einfach auf die nächste leere Seite. Dein Bullet Journal ist, was du draus machst.
Das gilt auch für die vielen leeren Seiten, die du dir für Notizen lässt. Hier kannst du einfach alles niederschreiben, was dir einfällt. Viele Bullet-Journaling-Fans nutzen die leere Seite neben der Wochenübersicht für Kritzeleien oder einen nachträglichen Wochenrückblick. Was war gut, was war schlecht? Höhepunkte? Woran möchtest du dich auf jeden Fall erinnern? Hast du eine wichtige Erkenntnis gewonnen? Gab es lebensverändernde Ereignisse? Hier kannst du sie aufschreiben.
Probieren und Verwerfen
Wenn du feststellst, dass Bullet-Journaling in dieser Weise für dich nicht funktioniert, dann mach dir keine Sorgen. Blätter einfach auf die nächste freie Seite in deinem Notizbuch und beginne von vorn. Es ist ein lebendiges System, das du immer wieder neu an deine Bedürfnisse anpassen kannst und dessen einzige Funktion darin besteht, dich zu unterstützen. Tut es das nicht, dann verwirf das System und fang ganz neu an. Solange, bis du deine individuelle Best-Practice gefunden hast, die dich nicht nur deutlich produktiver, sondern auch noch viel entspannter werden lässt. Denn du weißt ja, dass in deinem Bullet Journal nichts untergeht. Ein tolles Gefühl, oder?