Das isst die die Welt

Unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten haben die Schürze umgebunden und präsentieren 24 Rezepte rund um den Globus. Zum Ausprobieren und Schlemmen. Guten Appetit!

Illustration Joana Kelén / NZZ

Illustration Kaspar Manz / NZZ

Was in Europa der Glühwein oder eine heisse Schokolade ist, heisst in der Türkei der Salep: ein heisses Getränk für die kalte Jahreszeit. Ob in Cafés, bei Strassenverkäufern oder auf der Skipiste: Aus dem türkischen Winter ist das süsse, dickflüssige Milchgetränk nicht wegzudenken – ja, in der gebirgigen Türkei fällt viel Schnee, und man kann gut Ski fahren. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Das beliebteste australische Dessert ist die Pawlowa. Die Nachspeise darf auf keinem Weihnachtstisch fehlen. Das Rezept soll von einem Deutschen erfunden oder zumindest verfeinert worden sein: Herbert Sachse, der 1935 als Koch beim Hotel Esplanade in Perth arbeitete, soll die süsse Kreation nach der russischen Balletttänzerin Anna Pawlowa benannt haben. Doch darüber gibt es immer wieder Streitigkeiten, auch die Neuseeländer behaupten gerne, sie seien die Erfinder der Pawlowa. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Wenn im multikonfessionellen Libanon ein religiöser Feiertag ansteht, gibt es oft Hrisseh – eine Art Brei aus gemahlenem Weizen und Fleisch. So auch an Weihnachten. Die zahlreichen Christen im Land stellen dann blinkende Tannenbäume auf, Tausende Exil-Libanesen kommen zu Besuch, und es wird gross aufgetischt. Man weiss ja nie, ob es nicht das letzte Mal ist. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Nur etwa vier Prozent der Bevölkerung Taiwans sind Christen – für den Rest der Bevölkerung ist Weihnachten kein besonderer Tag und auch kein öffentlicher Feiertag. Dennoch werden vielerorts leuchtende und vielfach kitschige Weihnachtsdekorationen aufgehängt, insbesondere in Warenhäusern und an öffentlichen Orten. Entsprechend gibt es kein typisches Weihnachtsessen. Einige Gerichte sind allerdings in der kühl-feuchten Winterzeit besonders beliebt. Eines davon ist Jiang Mu Ya, was so viel wie «Ingwer-Ente» bedeutet. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Zu sagen, dass Grossbritannien für seine Küche nicht berühmt sei, ist ein Understatement. Dass neben Fish and Chips längst auch der Pub-Klassiker Chicken Tikka Masala zum Nationalgericht avanciert ist, zeugt von den willkommenen kulinarischen Einflüssen aus aller Welt. Allerdings gibt es auch eine währschafte englische Koch- und Backtradition – die sich nicht zuletzt an Weihnachten zeigt: Ein klassisches britisches Festtagsmenu besteht unter anderem aus Truthahn, Preiselbeersauce, Kartoffeln, Rosenkohl – und einem Christmas-Pudding zum Dessert. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Ursprünglich für den «Chlousetag» gebacken, sind Speculoos in Belgien mittlerweile das ganze Jahr über erhältlich. Früher waren die Biskuits, deren Bezeichnung unter anderem auf den Beinamen Speculator – der Umherschauende, der Behüter – des heiligen Nikolaus zurückgeht, wegen der darin enthaltenen und von niederländischen Händlern herbeigeführten Gewürze eine rare Köstlichkeit. Mittlerweile gibt es aber auch Tiramisu und Bier mit dem Geschmack. Er ähnelt Belgien: etwas eigenartig und nicht leicht zugänglich, aber bald möchte man ihn nicht mehr missen. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Ähnlich wie in den USA und in England isst man auch in Kanada an Weihnachten traditionellerweise Truthahn. Wichtig ist dabei die Brotfüllung. Als Beilagen gibt es Kartoffelstock und Cranberry-Mus sowie Karotten, Sellerie oder Kürbis. Ein anständiger Truthahn kann durchaus zehn Kilo wiegen. Entsprechend viele Leute sollte man für das Mahl einladen. Für die Zubereitung muss man einen halben Tag einrechnen, weil der Truthahn stundenlang im Ofen bleibt. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Die Zahl der Christen im Heiligen Land ist zwar drastisch zurückgegangen. Aber wo, wenn nicht hier, ist Weihnachten ein Grossereignis? Zu einem gelungenen Heiligabend gehört das Festmahl im Kreis der Grossfamilie. Dafür bereiten Frauen oft schon Tage im Voraus die Speisen zu: Suppen, Vorspeisen, Salate, gefülltes Lamm oder Huhn, gefülltes Gemüse und Weinblätter, Reis und Kuchen. Zur Weihnachtszeit gehören auch Plätzchen – wie die mit Datteln oder Nüssen gefüllte Maamoul. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Ob Austern, Foie gras oder Schnecken: Für viele französische Festtagsklassiker braucht es vielmehr den richtigen Lieferanten als ein ausgeklügeltes Rezept. Bei den ebenfalls sehr beliebten Jakobsmuscheln gibt es mehr Spielraum. Sie werden roh, kurz angebraten oder gegart gegessen, als Vorspeise, Zwischengang oder Beilage, etwa zu einem sämigen Risotto. Eine erfrischende Vorspeise ergeben sie zum Beispiel in Kombination mit Orangen und Avocado. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Jollof-Reis ist kein Gericht, Jollof-Reis ist eine Religion. Oder mehrere Religionen. Wegen Jollof-Reis werden Glaubenskriege gefochten. Zum Beispiel um die Frage, wer ihn erfunden hat. Oder wo er am besten zubereitet wird. In Ghana? Senegal? Fast alle westafrikanischen Länder kennen eine Version des würzigen Tomatenreises. Wäre Westafrika ein Land, Jollof wäre das Nationalgericht. Doch Westafrika sind viele Länder, und deshalb gibt Jollof Anlass zu Streit. Es ist eigentlich kein Gericht für stille, heilige Nächte. Und doch ist Jollof auch ein Weihnachtsessen. Zum Beispiel in der christlichen Hälfte von Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Zum Rezept


Illustration Cian Jochem / NZZ

In Spanien wird Weihnachten traditionell bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar gefeiert, erst an diesem Tag gibt es bei den meisten Familien auch die Geschenke. Nach den Heiligen Drei Königen ist auch der Hefekranz Roscón de Reyes benannt, der mit Mandeln und kandierten Früchten verziert ist. Mit eingebacken ist eine kleine Keramikfigur. Wer sie in seinem Stück findet, dem ist das Glück im neuen Jahr hold. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

Italien ist ein ungemein verfressenes Land. Je nach Region und Stadt gibt es unzählige Weihnachtsspezialitäten. Eine Tradition hat sich aber fast überall durchgesetzt, vom Norden bis hinunter an die Spitze des Stiefels: Ohne Panettone geht an Weihnachten nichts. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Nicht ein einzelnes Gericht ist es, das in Nordeuropa so richtig Festtagsstimmung schafft, sondern eine ganze Menge Gerichte. Zusammen stehen sie auf dem klassischen Julbord, dem Weihnachtsbuffet. Dort findet man von eingelegtem Hering über Schinken bis zu den unvermeidlichen Fleischbällchen sehr vieles. Nicht fehlen darf dabei der «eingegrabene Lachs», der als Gravad Lax oder Gravlax auch in Zentraleuropa bekannt und beliebt ist. Man kann ihn fertig kaufen, doch wer etwas auf sich hält, mariniert ihn selbst. Zum Rezept


Illustration Kaspar Manz / NZZ

«Bye-bye, Miss American Pie, drove my chevy to the levee . . .» Nicht nur der amerikanische Musiker Don McLean wusste, wie tief Apfelkuchen in der amerikanischen Kultur verwurzelt ist. Anders als in Europa ist ein typisch amerikanischer Appel-Pie «gedeckt», also mit einem zweiten Teigboden überzogen. Typischerweise essen ihn die Amerikaner «à la mode», mit einer Portion Glace an der Seite, und gerne etwas aufgewärmt. Alternativ schmeckt Rahm dazu. Zum Rezept


Illustration Cian Jochem / NZZ

Diese Weihnachtsspezialität sieht aus wie ein Stück Holz. Und heisst deswegen auch so: Weihnachtsholzscheit oder Bûche de Noël. Dabei handelt es sich um eine Biskuitrolle mit üppiger Crème-Füllung, die in den frankofonen Ländern traditionell als Nachtisch auf den Festtagsbraten folgt – wenn also eigentlich gar nichts mehr geht. Manche sagen, das Dessert gehe auf den mittelalterlichen Brauch zurück, zum Jahresende ein geweihtes Stück Holz zu verbrennen, um im Folgejahr eine gute Ernte zu erwarten. Oder um sich vor Hexenzauber zu schützen. Sollte die Bûche etwas schwer im Magen liegen, raten Kenner zu einem begleitenden Verdauungsschnaps. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Die Geschichte des modernen Singapur beginnt 1819 mit der Gründung einer Handelsniederlassung durch den britischen Staatsmann Sir Thomas Stamford Raffles. Im Stadtstaat sind wegen der christlichen Historie überall weihnachtliche Dekorationen zu sehen, aus den Lautsprechern auf den Strassen erklingen amerikanische Weihnachtslieder, obwohl drei Viertel der Bevölkerung chinesische Vorfahren haben. Neben den Briten hat aber auch die indische Minderheit die singapurische Küche zur Weihnachtszeit geprägt. Dazu zählt eine herzhafte, indisch angehauchte Pastete mit zarten, langsam gegarten Rindfleischstücken, Massaman-Curry und selbstgemachtem indischem Fladenbrot. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Wer in der Weihnachtszeit nach Norddeutschland reist, sollte sich nicht auf winterliches Rotkraut einstellen. Denn im Dezember wird hier allenorten nur Grünkohl gegessen. Weniger bekannt als der sogenannte Weisswurstäquator – der kulturell Nord- und Süddeutschland trennt –, spaltet die Grenze zwischen Rot- und Grünkohl den Süden und den Norden Deutschlands nicht minder. Passend zum rauen und oft regnerischen Wetter in Hamburg, Bremen oder Lübeck ist eines der bekanntesten Gerichte aus der Region deftig und reichhaltig. Um über die Kälte und die Dunkelheit in der Adventszeit hinwegzukommen, wird Grünkohl meist auch noch mit reichlich Bier und klarem Schnaps kombiniert. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Im Winter wird es ziemlich kalt in Delhi, die Rikschafahrer tragen jetzt am Morgen knallbunte Pullunder. Dann kochen die Strassenhändler in der Altstadt Halwa. Dafür werden Winterkarotten in Milch eingekocht und gezuckert, Gewürze und weitere Zutaten unterscheiden sich je nach Händler, je nach Strassenecke. Halwa ist wie die meisten indischen Desserts wahnsinnig süss. Aber es wärmt vom Bauch aus, die Beine hinunter und überhaupt den ganzen Körper. Zwar feiern in Delhi nur wenige Weihnachten. Aber Halwa riecht nach Advent. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Im Winter – vor allem zum chinesischen Neujahrsfest, das meist im Januar oder Februar stattfindet und für Chinesinnen und Chinesen den gleichen Stellenwert wie unser Weihnachtsfest hat – werden Jiaozi, mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigtaschen, gegessen. Das «Bauen» der Teigtaschen, wie die Chinesen es formulieren, steht für das Zusammenbringen der Familie an dem hohen Fest. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Russische Städte versprühen ab Ende November weihnächtliches Flair, mit festlicher Beleuchtung, Dekoration und kegelförmigen, stilisierten Tannenbäumen auf zentralen Plätzen und vor Einkaufszentren. Sie stimmen aber nicht auf die klassische westliche Weihnachtszeit ein, sondern auf das Neujahrsfest – Nowy God. Dieses hat den Stellenwert von Heiligabend und Weihnachten in westlichen Gesellschaften; es ist das vom Kommunismus säkularisierte Familienfest schlechthin. Die orthodoxe Weihnacht am 6. und 7. Januar wird von der Mehrheit weiterhin kaum begangen. Das klassische, traditionelle russische Neujahrsessen zu Hause am Familientisch besteht unter anderem aus einer Vielzahl von Salaten und kalten Vorspeisen. Ein Gericht, das nicht fehlen darf, ist Hering unter dem Pelzmantel – Seljodka pod schuboi. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Weihnachtsschmuck und -gebäck dominieren derzeit Japans Geschäfte. Selbst Stollen gibt es zu kaufen. Einige Japaner feiern sogar das christliche Fest, allerdings als das Fest der Liebenden und reduziert auf seinen kommerziellen Kern. Die eigentlichen Festtage folgen eine Woche später: zur Jahreswende. Die Familie trifft sich in ruhiger Runde, besucht nachts shintoistische Schreine und buddhistische Tempel, lauscht vielleicht noch zum Jahreswechsel den 108 Schlägen der Tempelglocke und isst dann gerne Toshikoshi Soba, Jahresübergangsnudeln. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Wie an Thanksgiving steht in den USA auch an Weihnachten oft ein Truthahn zuoberst auf dem Speisezettel. Ebenfalls beliebt ist ein Prime Rib Roast – ein Hohrückenbraten vom Rind. Grossen Wert legen die Amerikaner für solche Festessen allerdings auch auf die verschiedenen Beilagen. Dazu gehört die für den europäischen Geschmack eher ungewohnte Sweet Potato Casserole. Ungewohnt ist der Süsskartoffel-Auflauf deshalb, weil er aufgrund seiner Süsse schon fast Dessertcharakter hat. Zum Rezept


Illustration Christian Kleeb / NZZ

Weihnachten in Brasilien? Da darf Tender mit Salpicão nicht fehlen: ein mit Nelken gespickter Schweinebraten, der zusammen mit einem gebratenen Truthahn, Rosinenreis und Salpicão – einer Pâté aus Hühnchenfleisch – serviert wird. Als ob dies noch nicht genug wäre, machen viele Familien dazu noch Kartoffelsalat mit Apfelstückchen. Damit es dann wirklich typisch brasilianisch wird, trinkt man dazu eiskalte Coca-Cola. Das hilft angeblich dabei, das opulente Mahl zu meistern. Zum Rezept


Illustration Joana Kelén / NZZ

Weihnachten in der Grossstadt Wien mag Schnee und Bergromantik vermissen lassen, doch es ist eine ernste Angelegenheit. Die Weihnachtsmärkte mit ihrem penetranten Glühweinduft sind ebenso wenig jedermanns Sache wie mit Marzipan und Punsch vollgestopfte Wiener Süsswaren. Bei einem Punkt jedoch dürften sich fast alle einig sein: Vanillekipferln in ihrer köstlichen Simplizität verkörpern Perfektion. Wahre Weihnachtsstimmung kommt deshalb erst auf, wenn ihr Geruch das Wohnzimmer erfüllt. Zum Rezept


Adventskalender

Was isst und trinkt die Welt in der Weihnachtszeit? Unsere Korrespondenten präsentieren Ihnen jeden Tag ein Rezept zu einer Spezialität aus ihrem Einsatzgebiet. Eine kulinarische Weltreise.

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