Daten zum Wirtschaftsverlauf in Echtzeit

Trotz Omikron wird gereist. Wir zeigen mit Echtzeitdaten in Grafiken den wirtschaftlichen Verlauf der Krise – und wo wir gegenwärtig stehen.

In den Schweizer Skigebieten herrschte über die Feiertage Hochbetrieb. Einen Eindruck davon haben die Jungfraubahnen diese Woche gegeben: Der Start in die Wintersaison 2021/22 sei «der beste der letzten zehn Jahre» gewesen, vermeldete das Unternehmen. Die Skifahrereintritte («Skier Days») lagen im Dezember um 25 Prozent höher als im Vorjahr. Und es waren auch deutlich mehr Skifahrer auf den Pisten unterwegs als 2019/20, als Corona noch kein Thema war.

Offensichtlich haben nicht nur viele Schweizer den Weg in die Berge gefunden, trotz mässigen Schneebedingungen und durchzogenem Wetter. Über die Feiertage konnten die Bergtouristiker auch wieder viele Gäste aus Europa empfangen. Dies geht aus Daten des Projekts Monitoring Consumption Switzerland hervor, das Kartenzahlungen von Inländern und Ausländern auswertet.

Feiertage wie fast vor der Krise

Ausgaben in der Hotellerie mittels Debit- und Kreditkarten sowie mobile Zahlungen, Summe jeweils vom 24.12. bis zum 31.12., in Franken

(in Millionen)

In den Schweizer Hotels übernachteten über die Feiertage wieder deutlich mehr Ausländer als im Winter 2020/21, als die Skigebiete in der Schweiz nur mit Not offengehalten werden konnten. Basierend auf den Kartenzahlungen in Hotels lässt sich abschätzen, dass zweieinhalb Mal so viele Gäste aus Ländern wie Deutschland, den Benelux-Staaten oder Grossbritannien gekommen sein dürften.

Die Zahl der ausländischen Skigäste hat sich auch wieder dem Vorkrisenniveau genähert. Allerdings sind Vergleiche mit der Vorkrisenzeit schwierig, weil die Menschen jetzt mehr mit Karte zahlen als mit Bargeld. Berücksichtigt man diese Verschiebung, so dürften rund 20 Prozent weniger Ausländer ihre Weihnachtsferien in den Schweizer Bergen verbracht haben als 2019/20.

Dennoch zeigen die Zahlen: Die Schweizer Skigebiete sind gut in die Wintersaison gestartet. Noch vor einigen Wochen bangten die Bergtouristiker um das Wintergeschäft, als die Omikron-Variante bekannt wurde und viele Länder die Grenzen schlossen. Jetzt scheint Omikron hingegen andere Probleme zu verursachen. Nach den Feiertagen haben zahlreiche Hotels und Restaurants in den Ferienkantonen Graubünden und Wallis schliessen müssen, weil sich Angestellte mit dem Coronavirus angesteckt haben und nun das Personal fehlt.

Allgemein hat sich die Reisetätigkeit seit dem Sommer erstaunlich robust entwickelt. Touristen scheinen sich von der Pandemielage nicht mehr so stark beeindrucken zu lassen wie bei früheren Corona-Wellen. So konnten die Schweizer Hotels in den letzten Monaten wieder recht viele ausländische Gäste begrüssen. Allerdings ist auch hier das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Im Jahr 2019 standen die Ausländer für 50 bis 60 Prozent der Kartenzahlungen in Schweizer Hotels, in diesem Herbst und Winter waren es erst 30 bis 40 Prozent.

Die Schweizer Hotels beherbergten 2021 wieder mehr Ausländer

Wöchentliche Ausgaben in der Hotellerie mittels Debit- und Kreditkarten sowie mobile Zahlungen im Jahr 2021, in Franken

(in Millionen)

Während die europäischen Gäste zurückgekehrt sind, fehlen weiterhin die Touristen aus Übersee. Das zeigen auch die Zahlen der Jungfraubahnen, die sich vor Corona stark auf asiatische Tagesgäste konzentriert hatten. Im Jahr 2021 reisten rund 365 000 Besucherinnen und Besucher auf das Jungfraujoch. Das waren gut 65 Prozent weniger Gäste als im Rekordjahr 2019.

Seit kurz vor Weihnachten gelten in der gesamten Schweiz eine 2-G-Regel, eine Home-Office-Pflicht sowie verschärfte Vorgaben für private Treffen. Der Bundesrat will damit die sozialen Kontakte reduzieren. Mithin soll auch die Mobilität der Bevölkerung zurückgehen.

Tatsächlich hält sich nun die Schweizer Bevölkerung etwas mehr zurück. Dies zeigen Echtzeitdaten zum Mobilitätsverhalten, die zum Teil bis in die Woche nach Neujahr reichen.

So sind die Menschen in der Stadt Zürich jüngst weniger unterwegs gewesen. Dies geht aus städtischen Daten zu den Passagierfrequenzen hervor.

Deutliche Reduktion der Fahrgastfrequenzen

Fahrgastfrequenzen an der VBZ-Haltestelle Hardbrücke an Dienstagen (tägliche Summe)

1

Ladenschliessungen in der Schweiz (18. Januar bis 28. Februar 2021)

2

Sommerferien (19. Juli bis 22. August 2021)

3

Beginn der fünften Corona-Welle (Anfang November 2021)

4

Einführung einer Home-Office-Pflicht (20. Dezember 2021)

Über die Weihnachtsfeiertage ging die Mobilität wie üblich stark zurück. Am Dienstag, den 11. Januar bewegten sich aber immer noch relativ wenige Personen am Verkehrsknotenpunkt Hardbrücke. Dies dürfte vor allem den Einfluss der Home-Office-Pflicht spiegeln, die seit dem 20. Dezember gilt, denn nach den Neujahrsfeiertagen hat die Schule im Kanton Zürich wieder normal begonnen. Das Niveau der Mobilität liegt nun auf vergleichbarem Niveau wie im Januar und Februar 2021, als bereits einmal eine Home-Office-Pflicht in der Schweiz galt und gleichzeitig die Läden geschlossen waren.

Ein etwas anderes Bild zeigt sich mit Blick auf das Einkaufsverhalten. Das Unternehmen Hystreet erhebt Passantenfrequenzen an beliebten Einkaufsmeilen in Europa. An der Zürcher Bahnhofstrasse waren die Menschen in den letzten Tagen ziemlich normal unterwegs. Die Frequenzen bewegten sich auf dem Niveau des Novembers 2021.

In Österreich verkehrten nach dem Inkrafttreten des vierten Lockdowns am 22. November hingegen nur noch wenige Menschen an der Wiener Mariahilfer Strasse, einer der beliebtesten Einkaufsstrassen der österreichischen Hauptstadt. Am 13. Dezember endete der Lockdown jedoch für Ungeimpfte. Daraufhin strömten die Menschen wieder zum Einkaufen. Gegenwärtig bewegen sich die Passantenströme wieder auf etwas niedrigerem Niveau.

Nachholbedarf in Wien nach Lockdown-Ende

Passantenfrequenzen in beliebten Einkaufsstrassen (tägliche Summe)

1

Lockdown in Österreich (22. November 2021)

2

Verkaufsoffener Sonntag in Zürich

3

Lockdown in Österreich endet für Geimpfte (13. Dezember 2021)

Generell sind die Schweizer in den vergangenen Wochen zurückhaltender geworden. Das belegen auch Daten zum Pendeln, die vom Projekt Mobis-Covid-19, einer Kooperation von ETH Zürich, Universität Basel und Link-Institut, mittels Smartphone-Tracking erhoben werden.

In den Weihnachtsferien wurde deutlich weniger gependelt

Anteil Pendler an den Erwerbstätigen in Prozent, gleitender 7-Tage-Durchschnitt

1

Erster Lockdown: Schliessung von Läden, Restaurants und Freizeiteinrichtungen (16. März 2020)

2

Zweiter Lockdown: Ladenschliessungen und Home-Office-Pflicht (18. Januar 2021)

3

Öffnung der Läden (1. März 2021)

4

Ende der Home-Office-Pflicht (28. Juni 2021)

5

Einführung der Zertifikatspflicht (13. September 2021)

6

Ausweitung der Zertifikats- und Maskenpflicht (6. Dezember 2021), 2-G-Regel für bestimmte Bereiche und Home-Office-Pflicht (20. Dezember)

Über die Weihnachtsfeiertage zeigt sich der übliche starke Rückgang des Pendelns. Schon vor Weihnachten hatte sich der Anteil der Pendler aber spürbar verringert. Es fuhren ungefähr so viele Menschen zur Arbeit wie Anfang 2021, als zum ersten Mal eine formelle Home-Office-Pflicht galt.

Einen starken Rückgang der Mobilität während der Feiertage zeigen auch breite Mobilitätsindikatoren, die Google weltweit mittels Smartphone-Tracking erhebt und die vorerst bis zum letzten Wochenende reichen.

Rückgang der Mobilität in den Weihnachtsferien

Veränderung von Google-Mobilitätsindizes gegenüber Kalenderwoche 2 bis 6 im Jahr 2020, in Prozent

1

Erster Lockdown (16. März 2020)

2

Zweiter Lockdown in Österreich (17. November 2020)

3

Dritter Lockdown in Österreich (26. Dezember 2020)

4

Vierter Lockdown in Österreich (22. November 2021)

Bis vor kurzem war die gewichtigste Beschränkung in der Schweiz die Zertifikatspflicht (3 G) für Restaurants sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht hat die Zertifikatspflicht nur sehr geringe Kosten verursacht. Das zeigen Echtzeitdaten zum Konsum, die vom Projekt Monitoring Consumption Switzerland (MCS) erhoben werden.

Die Gastronomen als am stärksten betroffene Branche haben wegen der Zertifikatspflicht zwar rund 10 Prozent des Umsatzes verloren. Aber das ist weit weniger, als im Vorfeld befürchtet worden war. Zudem bewegten sich die Umsätze seit der Einführung der Zertifikatspflicht Mitte September auf sehr stabilem Niveau, obwohl wetterbedingt kaum mehr Gäste draussen bewirtet werden konnten.

Die Zertifikatspflicht führte in der Gastronomie zu einem moderaten Umsatzrückgang

Wöchentliche Ausgaben mittels Debit- und Kreditkarten sowie mobile Zahlungen im Jahr 2021, zum Vergleich 2020 und 2019, in Franken

(in Millionen)

1

Öffnung der Restaurantterrassen und Freizeiteinrichtungen (19. April 2021)

2

Öffnung der Restaurantinnenräume und Lockerung der Personenobergrenzen (31. Mai 2021)

3

Einführung der Zertifikatspflicht für Restaurantinnenräume (13. September 2021)

4

2G-Regel für Restaurants (20. Dezember 2021)

Am 20. Dezember ist schweizweit die 2-G-Regel für Restaurant-Innenräume dazugekommen. In den Konsumdaten zeigt sich, dass in der Woche vom 20. bis 26. Dezember die Kartenausgaben in den Schweizer Restaurants deutlich zurückgegangen sind. Allerdings lagen die Weihnachtsfeiertage vom 24. bis 26. Dezember in dieser Woche. Diese sind für die Gastronomen auch in normalen Jahren umsatzschwach. Zudem waren in vielen Schweizer Kantonen schon Schulferien. Der Einfluss der 2-G-Regel lässt sich deshalb schwer abschätzen.

Viel besser möglich ist dies anhand des «Experiments Neuenburg». Der Kanton Neuenburg führte 2 G eine Woche früher ein als der Rest der Schweiz: Schon seit dem 13. Dezember durften Restaurants und Freizeiteinrichtungen nur noch Geimpfte und Genese einlassen.

Die Konsumdaten von MCS zeigen, dass die neue Regel den Gastronomen nicht geschadet haben dürfte. Das Projekt rund um Ökonomen der Universität St. Gallen analysiert schweizweite Kartentransaktionen.

Aufschlussreich ist ein Vergleich, wie viel Geld die Menschen rund zwei Wochen vor der 2-G-Einführung (1. bis 12. Dezember) in den Restaurants ausgegeben haben und wie viel in der Woche nach der Einführung (13. bis 19. Dezember). Wie die Grafik zeigt, sind die Kartenumsätze im Kanton Neuenburg trotz der neuen 2-G-Pflicht nicht zurückgegangen.

2-G-Regel in Neuenburg: Kaum Auswirkungen auf Restaurants

Umsätze mit Kartentransaktionen pro Tag, 1. Dezember = 100

1

Einführung der 2-G-Regel für Restaurants im Kanton Neuenburg (13. Dezember 2021)

Zudem unterscheidet sich der Verlauf der täglichen Ausgaben in Neuenburg nicht von jenem in benachbarten Kantonen wie Fribourg oder Waadt. Dies, obwohl in den Nachbarkantonen in der Woche vom 13. bis 19. Dezember noch keine 2-G-Regel galt. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass die 2-G-Pflicht für sich genommen die Gastronomen in Neuenburg geschäftlich nicht belastet hat.

Die Schweizer Wirtschaft hat sich bis Ende 2021 gut gehalten. Dies zeigt ein Echtzeit-Indikator zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Laut dem Indikator wuchs das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) bis in den Dezember hinein kräftig. Die Wirtschaftsaktivität liegt gegenwärtig um rund 2,2 Prozent über dem Vorkrisenniveau.

Die Schweizer Wirtschaftsaktivität liegt gegenwärtig um rund 2,2 Prozent über dem Vorkrisenniveau

Indikator für die wöchentliche Wirtschaftsaktivität, Veränderung gegenüber dem Vorkrisenniveau, in Prozent

Mit dem Aufkommen der Omikron-Variante des Coronavirus haben sich die wirtschaftlichen Aussichten aber eingetrübt. Gemäss ersten Schätzungen von BAK Economics könnte Omikron das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 gegenüber den bisherigen Prognosen mehr als halbieren (1,3 Prozent anstatt rund 3 Prozent BIP-Wachstum). Allerdings bleibt abzuwarten, wie Omikron die Entwicklung der Wirtschaft tatsächlich beeinflusst.

Falls es zu massiven Verschärfungen der Corona-Massnahmen kommen sollte, würde dies die wirtschaftliche Entwicklung unweigerlich belasten. So lässt sich für Österreich aufgrund von Echtzeitdaten errechnen, dass der jüngste vierte Lockdown rund 2 Milliarden Euro pro Monat gekostet hat. Laut einem wöchentlichen BIP-Indikator der Österreichischen Nationalbank (OeNB) hat er einen ähnlich starken Einbruch gebracht wie der zweite und dritte Lockdown im vergangenen Herbst und Winter.

Vierter Lockdown führte zu Wertschöpfungsverlusten von 2 Milliarden Euro

Wöchentlicher BIP-Indikator für Österreich, Veränderung gegenüber dem Vorkrisenniveau, in Prozent

1

Erster Lockdown (16. März 2020)

2

Zweiter Lockdown (17. November 2020)

3

Dritter Lockdown (26. Dezember 2020)

4

Öffnung von Gastronomie, Tourismus- und Freizeitbetrieben (19. Mai 2021)

5

Vierter Lockdown (22. November 2021)

Österreich hat wegen wiederholter Lockdowns während der gesamten Corona-Krise wirtschaftlich weit stärker gelitten als die Schweiz. In der Schweiz waren die Wertschöpfungsverluste geringer. So hat hierzulande der zweite Shutdown (18. Januar bis 28. Februar 2021), der mit der Schliessung von Läden, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen verbunden war, vorübergehend rund 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung gekostet. Das entsprach rund 1,5 Milliarden Franken pro Monat.

Die derzeit in der Schweiz geltenden Massnahmen wie 2-G-Pflicht und Home-Office-Pflicht sind vergleichsweise moderat. Sie dürften die Wirtschaftsentwicklung weit weniger belasten als der zweite Shutdown Anfang 2021.

Für Deutschland liegt kein vergleichbarer BIP-Echtzeit-Indikator vor. Deutsche Konjunkturforscher achten zur Einschätzung der Wirtschaftslage verstärkt direkt auf Echtzeitindikatoren wie Stromverbrauch, Verkehrsdaten und Passantenaufkommen in Innenstädten.

Ein Beispiel ist der vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Fahrleistungsindex, der für die Dauer der Corona-Krise für jeden Arbeitstag aktualisiert wird. Er misst die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen. Da die Lkw-Fahrleistung laut dem Statistikamt in engem Zusammenhang mit der Industrieproduktion steht, liefert der Index frühe Hinweise zur Konjunkturentwicklung.

Lkw-Verkehr in Deutschland bewegt sich über dem Niveau von 2019

Täglicher Lkw-Maut-Fahrleistungsindex (2015 = 100, saison- und kalenderbereinigt)

Nach dem ersten Lockdown in Deutschland ging der Lastwagenverkehr massiv zurück. Seither hat er sich spürbar erholt. Im August 2020 verkehrten erstmals deutlich mehr Lkw auf deutschen Bundesstrassen als vor der Krise. Auch der zweite Lockdown seit Dezember 2020 vermochte dem Lastwagenverkehr wenig anzuhaben. Seit März 2021 bewegte sich der Verkehr deutlich über dem Niveau der Vorjahre.

Seit Ausbruch der Corona-Krise gibt es die Sorge, dass Firmen in zahlreichen Wirtschaftszweigen Konkurs anmelden müssen. Laut Daten von Moneyhouse, die sich auf tägliche Handelsregistereinträge abstützen, ist eine solche Schliessungswelle bis jetzt nicht erkennbar.

Konkurse bewegten sich im Jahr 2021 auf normalem Niveau

Tägliche Konkurse und Liquidationen im Jahr 2021, zum Vergleich 2020 und 2019, gleitender 14-Tage-Durchschnitt

1

Zweiter Lockdown: Ladenschliessungen und Home-Office-Pflicht (18. Januar 2021)

2

Öffnung der Läden (1. März 2021)

3

Öffnung der Restaurantterrassen und Freizeiteinrichtungen (19. April 2021)

4

Öffnung der Restaurantinnenräume und Lockerung der Personenobergrenzen (31. Mai 2021)

5

Einführung der Zertifikatspflicht für Restaurantinnenräume (13. September 2021)

6

2G-Regel für Restaurants (20. Dezember 2021)

Schon im Corona-Jahr 2020 hatte es in der Schweiz keine Häufung von Konkursen gegeben. In den Jahren 2021 und 2020 wurden jeweils rund 21 000 Konkurse und Liquidationen vermeldet, was ungefähr so viele waren wie 2019.

Das bisherige Ausbleiben einer Konkurswelle hat verschiedene Gründe. Zu Beginn der Corona-Krise trug etwa der vom Bundesrat verkündete vorübergehende Rechtsstillstand im Betreibungswesen mit anschliessenden «Betreibungsferien» zu einer Entlastung der Unternehmen bei. Auch die schnelle Gewährung von Covid-19-Krediten sowie das Instrument der Kurzarbeit stützten die Unternehmen. In der zweiten Welle dürften die am stärksten betroffenen Unternehmen mit Härtefallhilfen über die Runden gekommen sein.

Trotz Corona-Krise wurden im Jahr 2021 viele neue Unternehmen gegründet. Mit rund 51 000 Neugründungen wurden ungefähr 5000 Firmen mehr gegründet als 2019.

Reges Gründungsgeschehen

Tägliche Neugründungen von Firmen im Jahr 2021, zum Vergleich 2020 und 2019, gleitender 14-Tage-Durchschnitt

1

Zweiter Lockdown: Ladenschliessungen und Home-Office-Pflicht (18. Januar 2021)

2

Öffnung der Läden (1. März 2021)

3

Öffnung der Restaurantterrassen und Freizeiteinrichtungen (19. April 2021)

4

Öffnung der Restaurantinnenräume und Lockerung der Personenobergrenzen (31. Mai 2021)

5

Einführung der Zertifikatspflicht für Restaurantinnenräume (13. September 2021)

6

2G-Regel für Restaurants (20. Dezember 2021)

Die Schweizer sind bereit Geld auszugeben, sobald sich wieder Möglichkeiten bieten. So strömten die Menschen in den Non-Food-Einzelhandel zurück, als Anfang März 2021 die Ladenschliessungen endeten. Nach einem lebhaften Nachholkonsum normalisierte sich das Einkaufsverhalten ab April wieder.

Dies geht hervor aus Daten des Projekts «Monitoring Consumption Switzerland». Das Team erhebt hierfür auf Tagesbasis, wie viel Geld die Schweizer sowie ausländische Gäste mittels Debit- und Kreditkarten und mobilen Zahlungen ausgeben und zum Teil auch wie viel Bargeld sie an Automaten abheben. Der starke Anstieg der Ausgaben im Non-Food-Detailhandel Ende November geht auf den «Black Friday» zurück, der den umsatzstärksten Tag des Jahres markiert.

Konsumausgaben im Non-Food-Einzelhandel bewegen sich auf dem Niveau der Vorjahre

Wöchentliche Ausgaben mittels Debit- und Kreditkarten sowie mobile Zahlungen im Jahr 2021, zum Vergleich 2020 und 2019, in Franken

(in Millionen)

1

Zweiter Lockdown: Ladenschliessungen und Home-Office-Pflicht (18. Januar 2021)

2

Öffnung der Läden (1. März 2021)

Einen eigentlichen Boom erlebt – bereits seit Ausbruch der Pandemie – der Lebensmittelhandel.

Der Schweizer Lebensmittelhandel profitiert weiterhin

Wöchentliche Ausgaben mittels Debit- und Kreditkarten sowie mobile Zahlungen im Jahr 2021, zum Vergleich 2020 und 2019, in Franken

(in Millionen)

1

Zweiter Lockdown: Ladenschliessungen und Home-Office-Pflicht (18. Januar 2021)

2

Öffnung der Läden (1. März 2021)

Das Wiederaufflammen des Konsums ist gesamtwirtschaftlich eine positive Nachricht. Der gesamte Alltagskonsum steuert rund 20 Prozent zum Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) bei. Von März 2021 an bewegte sich der Konsum wieder auf einem recht normalen Niveau, was zur gesamtwirtschaftlichen Erholung beitrug.

Konsumausgaben ungefähr auf Vorjahresniveau

Wöchentliche Ausgaben mittels Debit- und Kreditkarten, Bargeldbezüge an Automaten sowie mobile Zahlungen im Jahr 2021, zum Vergleich 2020, in Franken

(in Milliarden)

1

Zweiter Lockdown: Ladenschliessungen und Home-Office-Pflicht (18. Januar 2021)

2

Öffnung der Läden (1. März 2021)

3

Öffnung der Restaurantterrassen und Freizeiteinrichtungen (19. April 2021)

4

Öffnung der Restaurantinnenräume und Lockerung der Personenobergrenzen (31. Mai 2021)

5

Einführung der Zertifikatspflicht für Restaurantinnenräume (13. September 2021)

6

2G-Regel für Restaurants (20. Dezember 2021)

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich in den zurückliegenden Monaten markant aufgehellt, deutlich stärker als in Anbetracht des erheblichen Corona-Einbruchs erwartet worden war. Auf dem Höhepunkt der Krise hatten in der Schweiz beinahe 2000 Personen täglich ihren Job verloren.

Täglich verfügbare Daten aus dem Job-Room des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigen, dass die Zahl der registrierten Kandidaten, die eine Stelle suchen, nach dem Lockdown vom März 2020 stark zunahm. Sie stieg innerhalb eines Jahres um knapp 63 000 Personen und erreichte ihren Höchststand Ende Februar 2021 mit über 214 000 Stellensuchenden. Doch seither zeigte sich eine deutliche Trendwende.

Zahl der Stellensuchenden nur noch geringfügig höher als vor der Krise

Anzahl der Kandidaten im Job-Room-Portal des Seco

(in Tausend)

Das Vorkrisenniveau liegt mittlerweile in Sichtweite. Da die Corona-Massnahmen in der Schweiz aber wieder verschärft worden sind, hat sich die Zahl der Stellenlosen jüngst wieder leicht erhöht.

Das Projekt «Track the Recovery» rund um den Harvard-Ökonomen Raj Chetty hat seit Beginn der Krise innovativ ermittelte Echtzeitdaten für die USA zusammengetragen. Gesammelt werden täglich oder wöchentlich verfügbare Daten zum Arbeitmarkt, zur Lage der Unternehmen, zur Lohnentwicklung sowie zum Privatkonsum.

Die Schätzungen zum Privatkonsum basieren auf Daten von Zahlungsverkehrsdienstleistern. Sie zeigen einen drastischen Verlauf der Krise. Nach dem Lockdown im Frühling 2020 brach der Konsum um über 30 Prozent ein. Nach den ersten Öffnungen erholte sich das Ausgabenverhalten der Amerikaner, aber die Normalisierung verlief schleppend.

Der Privatkonsum in den USA deutet auf Wirtschaftsboom hin

Veränderung gegenüber Januar 2020, in Prozent

1

Zahlungen aus dem ersten Konjunkturpaket beginnen (15. April 2020)

2

Präsidentschaftswahlen. Am 7. November wird Joe Biden als Sieger ausgerufen.

3

Beginn der Zahlungen aus dem zweiten Konjunkturpaket (4. Januar 2021)

4

Beginn der Zahlungen aus dem dritten Konjunkturpaket (17. März 2021)

Ab Anfang 2021 zeigte sich in den USA allerdings ein Wirtschaftsboom. Der Privatkonsum hat sich gegen den Frühling 2021 hin spürbar erholt. Er lag jüngst deutlich über dem Vorkrisenniveau. Dabei dürften auch Direktzahlungen der Regierung an die Haushalte im Rahmen von Konjunkturpaketen geholfen haben.

Wöchentliche Daten aus den USA zeigen ausserdem eine Normalisierung am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Stellenangebote hatte nach Beginn der Pandemie lange unter Vorkrisenniveau gelegen. Ab März 2021 wurden aber wieder mehr Stellen angeboten als Anfang 2020. Im Winter 2021 hat sich die Entwicklung aber abgekühlt.

Die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich stark verbessert

Jobangebote in den USA, in Prozent des Januarwerts von 2020

In der Corona-Krise ist der Welthandel massiv eingebrochen. Aber laut Echtzeitdaten läuft der internationale Güteraustausch seit längerem wieder auf recht normalem Niveau.

Rund 90 Prozent des weltweiten Güterhandels werden, gemessen am Gewicht, per Schiff verfrachtet. Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IMF) schätzen täglich den Umfang des Seehandels anhand von Navigations- und Schiffsdaten.

Die Exporte haben das Vorjahresniveau wieder erreicht

Schiffsladungen im Jahr 2021 in Tonnen, zum Vergleich 2020 und 2019, gleitender 30-Tage-Durchschnitt

(in Millionen)

Im Jahr 2021 zeigte sich bis Mai ein stabiler Anstieg, der von der hohen Nachfrage nach Gütern, die per Container verschifft werden, herrührte. Danach entwickelten sich die Exporte aber wieder etwas bescheidener, was an den Lieferkettenproblemen liegen könnte, die dem Welthandel derzeit zu schaffen machen.

Das internationale Reisegeschäft war während der Corona-Krise massiv eingebrochen, wie die Zahl der kommerziellen Flüge weltweit zeigt. Ökonomen der Welthandelsorganisation (WTO) berechnen auf Tagesbasis einen Indikator zu den weltweiten Flugbewegungen.

Während der ersten Lockdowns im Frühling 2020 gingen die Passagier- und Frachtflüge um drei Viertel zurück. Im Jahr 2021 hat zwar ein deutlicher Aufwärtstrend eingesetzt, das Vorkrisenniveau ist aber noch lange nicht erreicht.

Die Zahl der Flüge liegt höher als im Vorjahr

Kommerzielle Flüge weltweit, täglich, gleitender 7-Tage-Durchschnitt

(in Tausend)

Auch bei den täglichen Abflügen und Ankünften am Flughafen Zürich zeigte sich eine deutliche Erholung. Die Flugbewegungen haben im Sommer 2021 wieder mehr als 60 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht. Mittlerweile gefährdet aber die neue Omikron-Virusvariante die weitere Erholung.

Die Omikron-Variante gefährdet die Erholung am Zürcher Flughafen

Tägliche Abflüge vom Flughafen Zürich, gleitender 7-Tage-Durchschnitt

Forscher der Oxford University haben einen Stringency-Index zusammengestellt. Er misst, wie stark Regierungen weltweit das Alltags- und das Wirtschaftsleben eingeschränkt bzw. diese Einschränkungen wieder gelockert haben. In den täglich ermittelten Index fliessen etwa Schliessungen von Schulen und Läden, Verbote von Versammlungen und Veranstaltungen, Ausgangssperren oder Grenzschliessungen ein.

Der Index spiegelt nicht direkt die Wirtschaftsaktivität. Aber er bildet gewissermassen die angebotsseitigen Beschränkungen für die Wirtschaft ab: Was lässt sich wirtschaftlich machen? Kann produziert, gehandelt und gearbeitet werden? Je stärker die Restriktionen gelockert werden, desto mehr kann sich das Wirtschaftsleben grundsätzlich wieder erholen.

Die Tabelle zeigt den aktuellen Grad der Einschränkungen sowie die Veränderung in den letzten zwei Wochen. Je höher der Prozentwert, desto mehr Einschränkungen hat ein Land.

Weiterhin strenge Massnahmen

Stringency Index in Prozent sowie die Tendenz in den letzten 14 Tagen (sinkend, steigend, gleichbleibend)

LandTendenz
Deutschland84,3
Griechenland77,8
Kanada75,5
Italien74,1
Frankreich72,2
China70,8
Slowakei68,5
Österreich64,8
Niederlande63,9
Brasilien61,6
Indien59,7
Slowenien59,3
Israel56,5
Russland54,2
USA53,2
Irland52,8
Kolumbien51,9
Norwegen51,9
Litauen50
Costa Rica49,1
Schweden49,1
Türkei49,1
GB48,6
Belgien48,1
Japan47,2
Luxemburg46,3
Australien45,8
Südkorea45,4
Schweiz44,4
Südafrika44,4
Neuseeland44
Spanien43,5
China41,7
China40,7
Portugal40,7
Polen39,8
China38,9
Island38
Tschechien38
Chile35,6
Dänemark35,2
Lettland35,2
Finnland34,7
Estland34,3
Mexiko31,5
Ungarn22,2

Zu Daten und Methodik. Früher sah man die Wirtschaft nur im Rückspiegel: Bis verlässliche Daten zum Wirtschaftsverlauf vorlagen, vergingen meist einige Wochen oder Monate. Aber in der Corona-Krise ist schlagartig ein grosses Interesse an zeitnahen Informationen erwacht.

Zahlreiche Ökonomen sind deshalb kreativ geworden. Sie haben neue Datenquellen erschlossen, um die Wirtschaftsaktivität fast in Echtzeit zu messen. Die Daten zeigen zum Beispiel, wie die Menschen in der Krise den Konsum eingeschränkt haben und wie sich das Wirtschaftsleben nach der Lockerung der Lockdowns wieder belebt hat.

Wir geben einen Überblick über innovativ ermittelte Daten zur Wirtschaft der Schweiz, Österreichs und Deutschlands sowie zur weltweiten Wirtschaftsaktivität. Die gezeigten Zahlen und Grafiken werden laufend aktualisiert. Der Text wird einmal pro Woche umfassend überarbeitet. So können Sie selbst verfolgen, wie sich die Wirtschaftslage in der Corona-Krise entwickelt.

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