Der Guardian-Blick auf den Besuch von Olaf Scholz in Peking: Auf einem schmalen Grat | Redaktion

Tie Kürze des eintägigen Besuchs von Olaf Scholz in China, wo er am Freitag mit Staatspräsident Xi Jinping zusammentreffen wird, lässt wenig Raum für Buntheit Fototermine die seine Vorgängerin Angela Merkel bei zwölf Besuchen bei Deutschlands wichtigstem Handelspartner genoss. Für Herrn Scholz, der als erster G7-Führer Peking seit Beginn der Covid-Pandemie besucht, ist das auch gut so. Die Optik der Reise der deutschen Kanzlerin ist schon umstritten genug.

Herr Scholz reist mit der traditionellen Schar von Vorstandsvorsitzenden von Unternehmen wie Volkswagen, BMW oder dem Chemieriesen BASF. Doch die Stimmungsmusik, die einen viel kritisierten Besuch begleitet, hat wenig mit den selbstbewussten merkantilistischen Rhythmen der Merkel-Ära zu tun. Die Invasion von Wladimir Putin in der Ukraine und die anschließende Energiebewaffnung des Kremls haben die potenziellen Kosten offengelegt, die es mit sich bringt, sich auf politisch feindliche Akteure zu verlassen.

Deutschlands grüne Außenministerin Annalena Baerbock hat es getan offen stellte den Zeitpunkt der Reise des Kanzlers in Frage, da seine Koalitionsregierung an einer neuen Strategie arbeitet, um mit einem Land umzugehen, das jetzt als „systemischer Rivale“ definiert wird. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gab einen Ausblick auf den Besuch von Sprichwort dass die Lehre aus der Ukraine lautete: „Wir müssen unsere einseitigen Abhängigkeiten reduzieren. Das gilt insbesondere für China.“ Auch aus Washington und Brüssel war Unruhe zu hören.

Eine solche Stimmung ist verständlich, wenn man bedenkt, dass Deutschland es demütigend versäumt hat, Herrn Putins Energieerpressung kommen zu sehen. Chinas Handelskrieg mit den USA dauert an. Es hat Herrn Putins illegalen Krieg stillschweigend unterstützt und hat seinen eigenes Auge auf die Übernahme der Kontrolle von Taiwan. Sein zunehmend autoritäres Regime bleibt bestehen beschuldigt von „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gegen uigurische Muslime in der Region Xinjiang. Dennoch ist Deutschlands wirtschaftliches Risiko, wenn überhaupt, größer als es bei Russland vor der Invasion der Fall war.

In diesem Zusammenhang hat die Entscheidung von Herrn Scholz, gegen den Rat mehrerer Ministerien den Kauf einer Beteiligung einer chinesischen Reederei an einem Hamburger Containerterminal durchzusetzen, für Stirnrunzeln gesorgt. Trotzdem ist etwas Wahres in seinem Streit dass es sowohl unpraktisch als auch falsch wäre, eine „Entkopplung“ herbeizuführen. Die Diagnose eines Abhängigkeitsproblems ist eine Sache. Kurz- oder gar mittelfristig zu lösen ist eine ganz andere: Chinesische Rohstoffe schon zentral zu Deutschlands grüner Wende; Die größte Volkswirtschaft der EU stellt fast die Hälfte der europäischen Gesamtinvestitionen in China bereit, und Millionen von Arbeitsplätzen hängen von den Wirtschaftsbeziehungen ab.

Angesichts eines Winters, in dem steigende Energiekosten und eine hohe Inflation die Industrie bereits in Panik versetzen, ist es verständlich, dass Herr Scholz nicht zu weit und zu schnell gehen will, um eine größere strategische Autonomie zu erreichen. Und in einer multipolaren Welt gibt es keine bessere Alternative zum Dialog, wie kompromittiert und unvollkommen er auch sein mag. Aber er sollte beim Treffen am Freitag robust sein, wenn es um die Ukraine, den Klimanotstand und die Menschenrechte geht, bei denen sich westliche Führer oft als bemerkenswert verhalten erwiesen haben.

Längerfristig gibt es bereits Anzeichen dafür, dass mittelständische Unternehmen angesichts steigender geopolitischer Risiken vorsichtig sind suchen Alternativen zu China für Investitionen und Handel. Berlin sollte versuchen, Anreize für diese Reiserichtung zu schaffen. Die im Mai getroffene Entscheidung, die Investitionsgarantien von Volkswagen für China nicht zu verlängern, war das richtige Signal. Volkswagen wächst Fragen von Aktivisten, Medien, Politikern und eigenen Aktionären über seine Fabrik in der Region Xinjiang. Aber insgesamt wird der Abbau riskanter Abhängigkeiten, die in den Jahren der hohen Globalisierung entstanden sind, ein langwieriger und komplizierter Prozess sein.

Am Vorabend seines Besuchs Herr Scholz argumentiert dass „gerade weil ‚business as usual’ unter diesen Umständen keine Option mehr ist, ich nach Peking reise“. Die Frage ist, ob er wirklich neue Handelsbedingungen aushandeln kann.

source site-31