Der Prinz wird verdächtigt, einen Staatsstreich als deutscher Kaiser geplant zu haben. Von Reuters


©Reuters. Prinz Heinrich XIII. PR ist in diesem Screenshot von Reuters TV in einem Polizeiauto zu sehen, nachdem 25 mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer einer rechtsextremen Gruppe bei Razzien in ganz Deutschland am 7. Dezember 2022 in Frankfurt festgenommen wurden. Tilman Blasshofer

Von Sarah Marsch

BERLIN (Reuters) – Heinrich XIII. Prinz Reuss ist einer der letzten Nachkommen einer Dynastie, die einst über weite Teile Ostdeutschlands herrschte. Er wird verdächtigt, in einem gewaltsamen Putsch zum Sturz der demokratischen Ordnung neuer Führer des Landes zu werden.

Der 71-Jährige war nach Behördenangaben einer von 25 Mitgliedern und Unterstützern einer rechtsextremen Gruppe, die den mutmaßlichen Putsch plante und am frühen Mittwoch bei landesweiten Razzien festgenommen worden war.

Der Immobilienentwickler vertritt seit Jahren öffentlich die These, das Leben sei unter der Monarchie weltweit besser gewesen. Er stammt aus dem Haus Reuss, das jahrhundertelang Teile des heutigen Thüringens beherrschte, bis die deutsche Revolution 1918 zur Gründung der Weimarer Republik führte.

Weder das Haus Reuss noch das Büro des Fürsten Reuss haben auf Bitten um Stellungnahme reagiert.

Er sagte in einer Rede 2019 vor dem World Web Forum – das sich selbst als Zusammenführung fortschrittlicher Köpfe bezeichnet, um positive radikale Veränderungen zu ermöglichen – dass die Menschen im Fürstentum Reuss ein „glückliches Leben“ führten, weil der Steuersatz nur 10% betrug und die Strukturen waren „einfach und transparent“.

„Wenn es mal nicht geklappt hat, ist man eben zum Prinzen gegangen“, sagte Heinrich. „An wen sollen Sie sich heute wenden? Ihr Parlamentarier, die kommunale, die Bundes- oder die EU-Ebene? Viel Glück!“

In der mit antisemitischen Verschwörungen gespickten Rede sagte er, Deutschland sei seit dem Zweiten Weltkrieg eine Vasallenstaatsregierung gewesen und müsse seine Souveränität durch ein Friedensabkommen wiedererlangen.

Er sagte, Monarchien weltweit, einschließlich Frankreichs, seien aufgrund der Einmischung ausländischer Mächte gestürzt worden, die im Streben nach Profit Unternehmensstrukturen aufbauen wollten. Darunter hätten die Menschen gelitten, sagte er.

RÖMISCH-DEUTSCHER KAISER

Die Staatsanwaltschaft sagte am Mittwoch, Heinrich habe sich an Vertreter Russlands gewandt, die die Gruppe als zentralen Ansprechpartner für die Errichtung ihrer neuen Ordnung ansah. Sie sagten, es gebe keine Beweise dafür, dass die Vertreter positiv auf die Anfrage reagiert hätten. Der Kreml sagte, von einer russischen Beteiligung an dem angeblichen Komplott könne keine Rede sein.

Heinrich wurde in seinem Haus in Frankfurt festgenommen und von Polizisten mit Sturmhauben in Handschellen, senffarbenen Cordhosen und einer Jacke mit Schottenmuster und langen grauen Haaren herausgeführt.

Laut Ostthüringer Zeitung durchsuchte die Polizei auch sein Jagdschloss in Thüringen, wo er der Waffenlagerung verdächtigt wurde. Das ostdeutsche Bundesland ist bekannt für die langjährige Stärke der Rechtsextremen.

Die Bundesanwaltschaft wollte sich zu dem Bericht nicht äußern, es habe dort lediglich eine Razzia gegeben.

Es lehnte es auch ab, sich dazu zu äußern, ob Heinrich überhaupt in die rechtsextreme “Reichsbürger”-Bewegung involviert war, die die Existenz des modernen deutschen Staates leugnet, und welche Staatsanwälte die Gruppe der festgenommenen Verdächtigen inspiriert haben.

Die Dynastie der Reußen nannte alle ihre männlichen Kinder Heinrich oder Heinrich nach dem Ende des 12. Jahrhunderts zu Ehren von Heinrich IV., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der ihnen die Güter Weida und Gera vermachte, die heutigen Städte im Land Thüringen.

Während es in Deutschland offiziell keine Prinzen und Prinzessinnen mehr gibt, führen einige Nachkommen wie Heinrich den Titel weiter. Er hatte sein Immobilien- und Finanzdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Frankfurt “Büro Prinz Reuss” genannt.

Das Haus Reuss, das derzeit von Heinrich XIV. geleitet wird, der in Österreich lebt, hat sich jedoch zuvor von Heinrich XIII. distanziert und ihn laut lokalen Medien als verwirrten Mann bezeichnet, der Verschwörungstheorien verbreitet.

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