Deutschland nimmt Geheimdienstmitarbeiter fest, der verdächtigt wird, für Russland zu spionieren Von Reuters


©Reuters. DATEIFOTO: Ein Schild der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND), Deutschlands Bundesnachrichtendienst, ist am 8. Februar 2019 in Berlin zu sehen. REUTERS/Axel Schmidt

Von Sarah Marsh und Miranda Murray

BERLIN (Reuters) – Deutsche Behörden sagten am Donnerstag, sie hätten einen Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes (BND) wegen des Verdachts festgenommen, in diesem Jahr Staatsgeheimnisse mit Russland geteilt und damit Landesverrat begangen zu haben.

Die Polizei hat den Tatverdächtigen, einen als Carsten L. identifizierten deutschen Staatsbürger, am Mittwoch in Berlin festgenommen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Es hieß, die Polizei habe auch seine Wohnung und seinen Arbeitsplatz sowie die einer anderen Person durchsucht.

„Der Angeklagte wird des Staatsverrats verdächtigt“, teilte die Bundesanwaltschaft mit. „2022 teilte er Informationen mit, die er im Zuge seiner Arbeit mit einem russischen Geheimdienst erhalten hatte. Der Inhalt gilt als Staatsgeheimnis.“

In einer separaten Erklärung teilte der BND mit, der Mitarbeiter sei in Untersuchungshaft genommen worden und es seien Durchsuchungen in zwei seiner Büros durchgeführt worden.

Die deutschen Behörden haben angesichts der Auseinandersetzung des Kremls mit dem Westen wegen der Invasion der Ukraine vor einer wahrscheinlich verstärkten russischen Spionage gewarnt. Die Bundesregierung hat nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes im April 40 russische “Spione” ausgewiesen.

Die russische Botschaft in Berlin antwortete nicht sofort auf die Anfrage von Reuters nach einer Stellungnahme.

Der BND habe unmittelbar nach Bekanntwerden der Möglichkeit des Landesverrats in den eigenen Reihen eine eigene, weitreichende interne Untersuchung eingeleitet, sagte BND-Chef Bruno Kahl in einer separaten Erklärung. Als sich dieser Verdacht erhärtete, schaltete der BND die Bundesanwaltschaft ein.

Diskretion ist der Schlüssel für die Zukunft, da jedes öffentlich gemachte Detail der Untersuchung dem “Gegner einen Vorteil in seiner Absicht verschaffen könnte, Deutschland zu schaden”, sagte Kahl.

“Mit Russland haben wir es mit einem Akteur zu tun, bei dem wir mit seiner Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft rechnen müssen.”

Weitere Details zu dem Fall werde der BND daher erst bekannt geben, wenn die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen habe, fügte Kahl hinzu.

Der Fall kam Tage, nachdem Österreich bekannt gegeben hatte, einen 39-jährigen griechischen Staatsbürger identifiziert zu haben, den es verdächtigt, für Russland zu spionieren.

Zuletzt wurde 2014 ein deutscher Geheimdienstmitarbeiter wegen Hochverrats festgenommen – damals allerdings wegen Verrats von Geheimnissen an den US-Geheimdienst Central Intelligence Agency. Der als Markus R. identifizierte Mann wurde 2016 zu acht Jahren Haft verurteilt. Die Episode kühlte die damaligen Beziehungen zwischen den engen Verbündeten Berlin und Washington ab.

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