Deutschland sieht in Südkorea einen gleichgesinnten Handelspartner Von Reuters

Von Maria Martinez

SEOUL (Reuters) – Der deutsche Wirtschaftsminister landet am Donnerstag in Südkorea. Es ist die erste Etappe einer Asienreise. Sein Ziel ist es, die Beziehungen mit der viertgrößten Volkswirtschaft der Region zu vertiefen, während Berlin sein Handelsengagement mit China „risikoärmer“ gestalten will.

Dieses Ziel verfolgt auch Seoul: Beide exportorientierten Länder wollen ihr Netzwerk an Handelspartnern ausbauen, da ihnen Handelssorgen drohen, zu denen unter anderem die zunehmend aggressivere Haltung Chinas und der wachsende Protektionismus der USA zählen.

„Unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, wirtschaftliche Sicherheit und Klima zu vertiefen und neue Potenziale zu erschließen“, sagte Robert Habeck vor seinem Abflug zu seiner Korea-Mission.

Der Zwischenstopp in Seoul findet statt, bevor Habeck nach China weiterfliegt, mit dem Deutschland im vergangenen Jahr Handelsgeschäfte im Wert von rund 250 Milliarden Euro (268,68 Milliarden Dollar) abwickelte. Dort wird er versuchen, die Entscheidung der Europäischen Union zu erklären, hohe Zölle auf chinesische Autos zu erheben, die die Angst vor einem Handelskrieg geweckt haben.

Zwar sind die Handelsbeziehungen zwischen Südkorea und Deutschland nicht so umfangreich wie die zwischen Deutschland und China, sie sind jedoch gut etabliert.

Die deutschen Direktinvestitionen in Südkorea beliefen sich im Jahr 2022 auf 15,1 Milliarden Euro. Laut der jüngsten Geschäftsklimaumfrage der Handelskammer erwarten 38 % der deutschen Unternehmen in Korea einen Umsatzanstieg in den nächsten zwei Jahren und die Hälfte von ihnen plant, ihre Investitionen im Land zu erhöhen.

Der Handel zwischen beiden Ländern belief sich im vergangenen Jahr auf 34 Milliarden Euro (36 Milliarden US-Dollar). Davon entfielen etwa 20 Milliarden auf deutsche Exporte. Damit ist Südkorea nach China und den USA das drittgrößte Exportland außerhalb der EU.

Zu diesen Exporten zählen vor allem Autos und Autoteile, die ein Drittel der nach Südkorea verkauften Waren ausmachen. Ein weiteres wichtiges Exportgut sind chemische und pharmazeutische Produkte.

Deutsche und koreanische Unternehmen stehen in vielen Branchen im Wettbewerb, etwa in der Automobilindustrie. Gleichzeitig arbeiten sie bei der Forschung und Entwicklung in den Bereichen Elektromobilität oder Wasserstoff zusammen.

Insbesondere bei Halbleitern und Batterien sind südkoreanische Unternehmen stark, während andere Inputs in der Lieferkette ihrer Produkte von deutschen Firmen stammen.

„Südkoreanische Verbraucher sind an hochwertigen und ständig neuen Produkten interessiert, aber auch die hiesigen Unternehmen sind oft bereit, für die beste und neueste Technologie in der Produktion oder als Bestandteil ihrer Produkte zu zahlen“, sagt Martin Henkelmann, Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Handelskammer.

BALANCEAKT

Der deutsche Automobilzulieferer Continental nahm 1986 seine Geschäftstätigkeit in Südkorea auf und verfügt heute über sieben Standorte im Land mit insgesamt 1.300 Mitarbeitern.

China bleibt für Continental ein Schlüsselmarkt – das Unternehmen beschäftigt 18.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet dort nicht weniger als 11 Prozent seines Konzernumsatzes – doch Südkorea spielt eine wichtige Rolle bei der Diversifizierungsstrategie des Konzerns in der Region.

“Wir haben ein Produktionsnetzwerk in Asien, das ähnliche Produkte und Prozesse herstellt”, sagte Martin Kueppers, CEO von Continental Korea, gegenüber Reuters. “Damit sind wir nicht nur von einem Standort abhängig.”

Deutsche Politiker sehen Anzeichen dafür, dass ihre südkoreanischen Kollegen ein gemeinsames Interesse an der Entwicklung der Beziehungen haben. Seoul arbeitet insbesondere daran, die Abhängigkeit von kritischen Produkten zu verringern, und hat Ende 2023 einen 10-Punkte-Plan für industrielle Lieferketten vorgestellt.

Analystin Katharina Viklenko von Germany Trade & Invest sagte, Südkoreas geografische Nähe zu China bedeute, dass das Land enge Handelsbeziehungen mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt unterhalte.

Gleichzeitig sei die gesamte Handelspolitik des Landes aufgrund seiner verteidigungspolitischen Ausrichtung auf die USA und der dadurch entstandenen Spannungen mit Peking ein „Balanceakt“, sagte sie.

(1 US-Dollar = 0,9349 Euro)

(1 Dollar = 0,9305 Euro)

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