Deutschlands Bildungsvorsprung gegenüber europäischen Mitbewerbern gefährdet


©Reuters. DATEIFOTO: Ein Ingenieur arbeitet in der Wasserfilterfirma Mitte in Berlin, Deutschland, 21. Januar 2020. Bild aufgenommen am 21. Januar 2020. REUTERS/Axel Schmidt/Dateifoto

BERLIN (Reuters) – Deutschland ist beim Bildungsniveau im Vergleich zu seinen europäischen Mitbewerbern gut aufgestellt, aber eine Studie des Wirtschaftsinstituts IW hat gezeigt, dass diese privilegierte Position gefährdet sein könnte.

Ein starkes Bildungs- und Berufsbildungssystem ist wichtig für Deutschlands Wirtschaft, die größte Europas, die auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen ist, um ihre hochwertigen Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen.

„Bei der starken Bildungsexpansion, die in den letzten Jahren EU-weit stattgefunden hat, ist Deutschland ein Stück weit abgehängt worden“, heißt es in der Studie des IW, die Reuters am Samstag zugänglich war.

In der Europäischen Union ist der Anteil der Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren ohne Berufs- oder Hochschulabschluss von 27 % im Jahr 2011 auf 20,7 % im Jahr 2021 gesunken, was auf eine dynamische Bildungsexpansion in Südeuropa zurückzuführen ist. In Deutschland stieg dieser Anteil der Bevölkerung jedoch leicht auf 15,2 % im Jahr 2021 von 13,4 % zehn Jahre zuvor, wie die Studie zeigte.

Unter den Berufseinsteigern, den 25- bis 34-Jährigen, war der Anteil der Hochqualifizierten mit Hochschulabschluss in Deutschland mit 35,7 % deutlich geringer, verglichen mit durchschnittlich 41,2 % in der Europäischen Union.

„Dies ist vor dem Hintergrund der sehr besonderen Stellung der Berufsbildung in Deutschland zu sehen“, so das IW. Betrachtet man das Segment der Young Professionals mit tertiärer und sekundärer Berufsausbildung zusammen, so hat Deutschland mit 77,0 % einen deutlich höheren Anteil an Akademikern als die 73,4 % für die Europäische Union.

„Mit den veränderten Anforderungen an Arbeitnehmer im Rahmen von Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung wird es für Deutschland und Europa immer wichtiger, dass die Erwerbsbevölkerung ein möglichst hohes Qualifikationsniveau erreicht“, so das IW.

Das IW, ein privates Forschungsinstitut, das sich für deutsche Arbeitgeber einsetzt, forderte, die Regierung solle durch frühzeitige und intensive Förderung dafür sorgen, dass alle Kinder im Land einen Berufsabschluss erwerben können.

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