Factbox-Benkos komplexes Web bei Signa


© Reuters. DATEIFOTO: Am 29. November 2023 wird vor dem Kaufhaus des Westens „KaDeWe“, das zur Signa Holding GmbH in Berlin gehört, ein Weihnachtsbaum aufgestellt. REUTERS/Lisi Niesner/Archivfoto

(Reuters) – Die Insolvenz der Signa Holding am Mittwoch hat ein Schlaglicht auf die komplexe Struktur des verschuldeten österreichischen Immobilienimperiums geworfen, dessen Beteiligungen vom New Yorker Chrysler Building bis zu Anteilen am britischen Kaufhaus Selfridges reichen.

Obwohl einige Teile des Imperiums darum kämpfen, über Wasser zu bleiben, wird dieser Schritt wahrscheinlich einen Dominoeffekt auf das riesige Einzelhandels- und Immobilienportfolio auslösen, das über zwei Jahrzehnte aufgebaut wurde.

Hier finden Sie eine Aufschlüsselung der wichtigsten Geschäftsbereiche:

SIGNA HOLDING

Die Holdinggesellschaft von Rene Benko, 46, dem Tiroler Immobilienmagnaten hinter dem Imperium, ist in den Bereichen Immobilien und Einzelhandel tätig und investiert in andere Unternehmen.

Hauptaktionär und Mehrheitseigentümer der Holding ist die Familie Benko über ihre Privatstiftung und eine in Innsbruck ansässige Holdinggesellschaft namens Supraholding.

Zu den weiteren Aktionären zählen der Schweizer Unternehmer Ernst Tanner, ein leitender Angestellter des Schokoladenherstellers Lindt & Spruengli, die private Familienstiftung des Bauunternehmers und Ex-Strabag-Chefs Hans Peter Haselsteiner, der Gründer des deutschen Tiernahrungskonzerns Fressnapf, Torsten Toeller, und der Schweizer Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster.

Nach langen und erfolglosen Verhandlungen mit potenziellen Kreditgebern meldete das Unternehmen am 29. November in Wien Insolvenz an.

Signas Schulden, die auf rund 5 Milliarden Euro geschätzt werden, würden es zur größten Insolvenz Österreichs aller Zeiten machen.

SIGNA PRIME/IMMOBILIENPORTFOLIO

Laut Signa ist Prime das größte Unternehmen der Gruppe in seiner Immobiliensparte mit einem Wert von rund 20,4 Milliarden Euro (22,23 Milliarden US-Dollar). Ob dieser Wert auch nach den jüngsten Turbulenzen und Immobilieneinbrüchen noch gilt, bleibt abzuwarten.

Zu den bekannten Objekten zählen das unvollendete Elbtower-Hochhaus, die Alsterarkaden und das Alsterhaus in Hamburg, Kaufhausgebäude, das KaDeWe in Berlin und der Oberpollinger in München sowie Wiens exklusives Einkaufsviertel, das Goldene Viertel.

Darüber hinaus besitzt die Division zahlreiche prestigeträchtige Immobilien in der Wiener Innenstadt, darunter das vom Architekten Otto Wagner entworfene Jugendstilgebäude der Alten Österreichischen Post, das Bank Austria Kunstforum und das Luxushotel Park Hyatt.

In Innsbruck, der Heimatstadt von Benko, besitzt sie das Kaufhaus Tyrol. Prime hat für zahlreiche Objekte Co-Investoren an Bord geholt.

Neben der Familie Benko, die die Mehrheit an Signa Prime hält, ist auch Branchenmilliardär Klaus-Michael Kühne ab 2022 mit 10 Prozent Anteilseigner. „Signa Prime ist ein Blue Chip unter den europäischen Immobilienunternehmen“, sagte die Kühne Holding die Zeit.

An Prime ist außerdem die RAG-Stiftung in Essen beteiligt, die mit Erträgen aus Beteiligungen ehemalige Steinkohleabbaugebiete in Deutschland verwaltet.

Zu den Signa-Baustellen, auf denen – neben dem Hamburger Elbtower – die Arbeiten eingestellt wurden, gehören das Carsch-Haus in der Düsseldorfer Innenstadt, das Femina-Palast in Berlin und mehrere Projekte in München.

Der Betrieb dieser gestrandeten Projekte könnte beispielsweise aufgrund von Wetterschäden kostspielig werden.

Lokalen Medienberichten zufolge könnte sich Milliardär Kühne an der Rettung des Elbtower-Projekts beteiligen.

Seit 2019 ist die Signa Holding auch Miteigentümerin des legendären Chrysler Building in New York.

HANDELS-/EINZELHANDELSUNTERNEHMEN

Benko hat seine Handelsinteressen in den Geschäftsbereichen Signa Retail und Signa Premium gebündelt.

Zu Premium gehören das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg.

Auch die Central Group, die zur thailändischen Milliardärsfamilie Chirathivat gehört, ist an der Sparte beteiligt, zu der die Schweizer Kaufhausketten Globus und Selfridges in London gehören.

Benko hat kürzlich einige Anteile der britischen Luxuskette an Central Group abgegeben.

Der britische Sport- und Modekonzern Frasers gab am Donnerstag bekannt, dass er versuchen werde, die SportScheck-Vermögenswerte von Signa aus der Insolvenz zu kaufen, nachdem der deutsche Sportartikelhändler als letzte Marke von Signa Insolvenz angemeldet hat.

Frasers hatte im Oktober zugestimmt, SportScheck für einen nicht genannten Betrag zu kaufen, um seine Präsenz in Deutschland auszubauen, hatte den Deal jedoch noch nicht abgeschlossen.

Zu Benkos Handelsimperium gehört auch die unter seiner Leitung gegründete deutsche Warenhauskette Galeria, die derzeit rund 12.500 Mitarbeiter beschäftigt.

Benko übernahm zunächst die Karstadt-Kette und fusionierte sie 2019 mit Kaufhof. Karstadt und später Galeria überstanden zwei Insolvenzverfahren, mit Staatshilfen in Höhe von 680 Millionen Euro, die der Bund abgeschrieben hat.

In der Schweiz werden die Handelsbeteiligungen von Benko in der Signa Retail Selection AG gebündelt, die am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt hat.

Zusätzlich zum operativen Geschäft von Galeria besitzt Signa 18 Warenhausimmobilien. Laut Quellen hat Signa dafür zuletzt Mietzahlungen in Höhe von rund 200 Millionen Euro verbucht.

Signa verfügt auch über Medieninvestitionen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Im Jahr 2018 kaufte die Signa Holding rund 24 % der Anteile an den österreichischen Tageszeitungen „Krone“ und „Kurier“ von der Funke Mediengruppe.

(1 $ = 0,9176 Euro)

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