Lehrer in Montreal zeigen sich empört über eine missratene Werbeaktion des Bildungsministeriums, die den Lehrerberuf fördern soll. Die Kampagne, die mit 1,5 Millionen Dollar finanziert wurde, wird als naiv und herabwürdigend empfunden, da sie die Arbeit der Lehrer auf kindliche Themen reduziert. Kritiker bemängeln auch irreführende Inhalte, wie die falsche Behauptung über Homeoffice-Tage. Experten weisen auf die mangelhafte Umsetzung hin und betonen, dass humorvolle Ansätze nicht immer die gewünschte Zielgruppe erreichen.
Lehrer sind verärgert über die irreführenden Botschaften und den „kindlichen“ Stil einer misslungenen Werbeaktion der Regierung, die den Lehrerberuf fördern soll.
Empörung unter Lehrern
„Es vermittelt ein naives Bild vom Unterricht und reduziert unsere Arbeit auf Kinderkram“, äußert sich Michèle Henrichon, Grundschullehrerin in Montreal, empört über die Kampagne.
Am 21. Oktober startete das Bildungsministerium eine Werbeaktion, die mit 1,5 Millionen Dollar dotiert ist und darauf abzielt, das Ansehen des Lehrerberufs zu steigern.
In einem der humorvollen Clips fragt die Moderatorin mit kleinen Plastik-Händen eine Lehrerin nach ihren Lieblingsgeschenken und „Lieblingsschülern“.
Diese Videos sind Teil einer Reihe von Interviews mit echten Lehrern, wie Bryan St-Louis, Pressesprecher des Bildungsministeriums, erklärt. Die Clips richten sich an die Altersgruppe von 18 bis 35 Jahren und erinnern an Podcasts, wobei die Moderatorin Chloée Deblois im Mittelpunkt steht, die bei den jüngeren Generationen beliebt ist.
Für dieses Projekt wurde Chloée Deblois als Schauspielerin und nicht als Content Creator engagiert, erläutert ihre Agentin Sylvie Savard.
Kritik an Stereotypen und Missverständnissen
Die Werbung sorgte für wenig Aufsehen, bis Lehrer Sylvain Duclos sie vor kurzem in den sozialen Medien teilte, was eine Welle von empörten Kommentaren auslöste.
Viele Nutzer vergleichen das Video mit der Kindersendung Passe-Partout oder einem „schlechten Sketch“ von Bye Bye.
„Der Ton ist unangemessen und aggressiv“, findet Duclos und bezeichnet die Werbung als „beleidigend“. Für Marisa Thibault, ebenfalls Grundschullehrerin, vermittelt die Werbung stereotype Vorstellungen, die oft mit ihrem Beruf assoziiert werden, wie die Annahme, dass es nur um „spielen und basteln“ gehe.
Einige Aussagen in der Werbung werden auch als irreführend empfunden. So wird fälschlicherweise behauptet, Lehrer könnten während pädagogischer Tage im Homeoffice arbeiten. „Es sind nur sehr wenige Tage, an denen das möglich ist“, stellt Duclos klar.
„Es fühlt sich aufgesetzt an. Es scheint, als wollten sie den neuen Tarifvertrag verkaufen“, urteilt er. Noch vor einem Jahr hatten viele Lehrer für einen Monat gestreikt, bevor sie eine Einigung mit der Regierung erzielten.
„Die Regierung hat hier echt versagt“, meint Richard Bergevin, Präsident der Lehrergewerkschaften. „Die infantil machenden Elemente sind einfach zu viel.“ Luc Papineau fordert mehr Realismus: „Könnten wir bitte aufhören, die Attraktivität des Berufs zu beschwören und stattdessen herausfinden, warum so viele Lehrer den Beruf verlassen?“
Unzureichende Umsetzung laut Experten
Die Kritik an dem umstrittenen Clip bezieht sich nicht nur auf den humorvollen Ansatz, sondern auch auf die mangelhafte Umsetzung, wie Kommunikationsexperte Alexis Perron-Brault erklärt.
„Die Absicht war, eine leichte Botschaft zu übermitteln und zu zeigen, dass Unterricht Spaß machen kann“, so Perron-Brault. Er sieht die Ausführung als das Hauptproblem: „Es ist nicht katastrophal, aber die Umsetzung ist schlecht.“
Humor in der Werbung ist in Quebec zwar oft erfolgreich, birgt jedoch Risiken. Perron-Brault weist darauf hin, dass unterschiedliche Altersgruppen nicht immer den gleichen Humor verstehen.
Der Clip versucht, den Stil und die Spontaneität zu treffen, die von der jungen Zielgruppe in sozialen Medien geschätzt werden.
Erfolgreichere Ansätze in der Kampagne
In Gegensatz zum Clip mit den „kleinen Händen“ wurde eine erste Werbung der Kampagne als erfolgreicher wahrgenommen, meint Richard Bergevin von der FSE-CSQ. Diese zeigt Schüler in Arbeitskleidung und hat bei den aktuellen Lehrern gut abgeschnitten.
Allerdings könnte der klassische Ansatz nicht optimal sein, um junge Menschen am Ende ihrer Schullaufbahn und im CEGEP anzusprechen, so Perron-Brault weiter.
Das Büro von Minister Bernard Drainville betont, dass der Lehrermangel ein „