Nanoplastik-Verschmutzung: Reifenabrieb bis zu den Alpen-Gipfeln entdeckt

Nanoplastik-Verschmutzung: Reifenabrieb bis zu den Alpen-Gipfeln entdeckt

Eine Studie der Universität Leipzig hat festgestellt, dass 41 % des in den Alpen gefundenen Nanoplastiks aus Autoreifen stammen. Die Forscher sammelten Proben aus abgelegenen Gebieten, die nicht von Fahrzeugen erreicht wurden, und konfrontierten dabei Herausforderungen wie Kontaminationsschutz. Die Ergebnisse zeigen, dass Nanoplastik, das gesundheitliche und ökologische Risiken birgt, weltweit verbreitet ist. Das Team plant, die Untersuchungen auf weitere Berggipfel auszuweiten, um die globale Verbreitung zu kartieren.

Von Nanoplastik bis zu den höchsten Gipfeln des Mont Blanc: Diese winzigen Partikel sind in den Alpen mittlerweile bekannt, doch eine neue Studie eines Forscherteams der Universität Leipzig hat eine unerwartete Quelle für diese Verschmutzung identifiziert – Nanoplastik aus Autoreifen.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden am 15. Januar in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht und zeigen, dass Partikel aus Reifen 41 % der nachgewiesenen Nanoplastikmengen ausmachen. Die Proben wurden aus 14 Hochgebirgen in den französischen, schweizerischen und italienischen Alpen entnommen, Gebieten, die niemals von Fahrzeugen mit Reifen erreicht wurden. Um diese Proben zu sammeln, arbeiteten die Wissenschaftler eng mit erfahrenen Bergsteigern zusammen.

Herausfordernde Probenahme in extremen Höhen

Eine der größten Herausforderungen war es, die Proben vor Kontamination zu schützen. Da die Ausrüstung der Bergsteiger häufig aus Kunststoff besteht, mussten die Forscher ein aufwändiges Verfahren entwickeln, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Zusätzlich wurde das wissenschaftliche Equipment so leicht wie möglich konzipiert, um die Bergsteiger nicht zusätzlich zu belasten. Die Probenahmen, die unter extremen Bedingungen und in oft unbequemen Positionen durchgeführt wurden, sind bereits eine bemerkenswerte Leistung für sich.

Die Herkunft des Nanoplastiks

Die Analyse der gesammelten Proben ergab, dass 41 % des festgestellten Nanoplastiks aus Autoreifen stammen, gefolgt von 28 % aus Polystyrol und 12 % aus Polyethylen. Es ist bekannt, dass Autoreifen während des Fahrens und Bremsens signifikante Mengen an Mikro- und Nanoplastik freisetzen, die durch Regen und Wind in Böden und Gewässer gelangen können.

Die Entdeckung von Nanoplastik war nicht überraschend, da Mikroplastik bereits umfassend untersucht wurde. Wissenschaftler sind sich einig, dass dort, wo Mikroplastik gefunden wird, auch Nanoplastik vorhanden sein muss, da diese noch leichter und besser vom Wind transportiert werden kann.

Globale Studieninitiativen

Überzeugt von den Ergebnissen plant das Forschungsteam nun, ihre Analysen auf zahlreiche andere Berggipfel weltweit auszuweiten, um die Verbreitung von Nanoplastik global zu kartieren. Dr. Dušan Materić von der Universität Leipzig erklärte: ‘Wir haben uns gefragt, was wir als Nächstes tun sollten, und haben entschieden, dass wir es international angehen wollen.’ Nach ihrer Expedition in die Alpen hat das Team bereits Proben von abgelegenen Gipfeln in Uganda, Bolivien und Georgien gesammelt, indem es die gleiche Methode der Bürgerwissenschaft anwendet. In diesem Jahr erwarten sie weitere Proben aus Svalbard, den Pyrenäen, Polen und Norwegen.

Die Besorgnis über Nanoplastik wächst, da seine Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt noch weitgehend unerforscht sind. Diese kleinen Partikel, die lange Zeit als marginales Problem innerhalb der Mikroplastik-Debatte betrachtet wurden, können in die Lungen und das Blut eindringen und auch filternde Organismen wie Austern und Algen schädigen, was das Risiko birgt, ganze Ökosysteme zu destabilisieren.