Prom 19: Hallé/Elder Review – Programm voller Dramatik glänzt, zündet aber nicht so recht | Abschlussball 2022

BZwischen dem riesigen, mit Mobiltelefonen bewaffneten Publikum und den akustischen Macken ihrer höhlenartigen Kuppel kann die Royal Albert Hall ein schwieriger Ort sein, um einen musikalischen Zauber zu beschwören. Der Hallé sollte es wissen, da er erschienen ist bei den Proms die meisten Jahre seit den 1950er Jahren. Unter ihrem langjährigen Musikdirektor Mark Elder stand das diesjährige Programm dennoch ganz im Zeichen der orchestralen Atmosphäre.

Zeitweise funktionierte es. Als Elder in die ach so geheimnisvollen Pizzicati von Dukas’ The Sorcerer’s Apprentice einstieg und die Lichter ausgingen, entstand eine elektrische Spannung, die selbst das Knistern des Walkie-Talkies eines Stewards nicht zerbrechen konnte. Jeder Ping, Shiver, Slither und Parp aus der Trickkiste des Scores war vorhanden und korrekt. Es gab atemberaubendes Kontrafagottspiel von Simon Davies und mehr Hochglanzpolitur als ein Autoverkaufsraum. Aber ich vermisste den Spaß an der Präzision.

Volle Kontrolle … Sir Mark Elder dirigiert den Hallé bei den Proms. Foto: Chris Christodoulou/BBC

Respighis Fountains of Rome ist ein funkelndes Orchesterschauspiel. Elder spielte es kühl und kristallin: Holzbläser-Soli waren klar, die Blechbläser klangen herrlich kupferunterlegt und die Streicher satt, aber nie üppig. Jeder Übergang war straff, Elder hatte die volle Kontrolle, bis er seinen Griff losließ und die Hände nach oben schwebten, als der letzte Glockenschlag verklang.

Und dann war da noch Puccinis brutaler Einakter „Il Tabarro“ – eine romantische Tragödie, die sich vor der Industriekulisse der Seine abspielte – bei seinem erst zweiten Auftritt bei den Proms überhaupt. Als unruhiges Paar waren Michele und Georgetta, Lucio Gallo und Natalya Romaniw stimmlich gut aufeinander abgestimmt und dramatisch überzeugend, beide Stimmen konnten sich gegen Puccinis großes, farbenprächtiges Orchester behaupten. Adam Smiths Luigi (Micheles romantischer Rivale) war zeitweise zu schwach, während Annunziata Vestris karikaturhafte Frugola aus einer ganz anderen Aufführung hervorgegangen zu sein schien.

Aber das Orchester ist der Kern des Ambientes dieser Oper. Die Blechbläser lieferten ein Fundament voller Körnung, und die riesigen Räume der Royal Albert Hall wurden fantasievoll genutzt, mit entfernten Stimmen und Soloinstrumenten, die überall verstreut waren. Weniger erfolgreich waren die periodischen Interventionen zweier außerordentlich lauter Bootshörner hinter der Bühne. Puccini liebte Soundeffekte und diese erscheinen in seiner Partitur – aber sie sind als „entfernt“ gekennzeichnet. Dies war definitiv ein Fall, in dem weniger mehr gewesen wäre.

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