Zwischen zwei Welten Rückblick – Emmanuel Carrères zackige, wütende Geschichte von schlecht bezahlter Arbeit | Dramatische Filme

Tsein sozialrealistisches Porträt der Menschen am scharfen Ende der Beschäftigungskrise in Frankreich – die Vertragsreiniger, die jede Nacht für einen Mindestlohn schuften, mit minimalen Arbeitnehmerrechten – ist ein deprimierend zeitgemäßes Werk. Unter der Regie von Emmanuel Carrère sind die Themen vertraut – es besteht eine Verwandtschaft mit der Arbeit der Dardenne-Brüder und Ken Loach –, aber diese Adaption eines Sachbuchs der Journalistin Florence Aubenas webt einen anderen Blickwinkel ein: Die zentrale Figur, gespielt von Juliette Binoche, ist es nicht die, von der sie sagt, dass sie sie ist.

Marianne ist eine erfolgreiche Autorin, die verdeckt als Putzfrau arbeitet, um Material für ihr nächstes Buch zu sammeln, ein Exposé über die Erfahrungen unsichtbarer Auftragnehmer und ihr Auskommen in der Brotwirtschaft. Der Film wirft eine heikle ethische Frage auf: Ist Lügen und Irreführen gerechtfertigt, wenn die Ziele lobenswert sind? Ist eine auf Täuschung aufgebaute Freundschaft überhaupt eine Freundschaft? Binoche ist der Star und wird zweifellos die Hauptattraktion sein, aber es ist eine aufrührerische, szenebeherrschende Wendung der Newcomerin Hélène Lambert, die dem Film seine zerklüftete, wütende Energie verleiht.

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