Die Hypotheken verteuern sich deutlich

Die Hypotheken steigen deutlich

Die Hyptheken werden teurer.

Gaetan Bally / Keystone

tsf. In der Schweiz ziehen die Hypothekarzinsen kräftig an. Grund sind vor allem Inflationsbefürchtungen und damit die Erwartung von Zinserhöhungen. Die Situation wird durch den Ukraine-Krieg zusätzlich angeheizt. Die Zinsen für zehnjährige Festhypotheken steigen auf ein neues Hoch. Auch die Zinssätze für andere Laufzeiten sind nicht mehr weit davon entfernt, die im Februar erreichten Höchststände zu überschreiten.

Die Hypothekenpreise klettern in die Höhe

Preise im Mittelwert

Wie der Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch am Mittwoch mitteilte, lagen die Zinssätze von fünfjährigen Hypotheken am 15. März bei 1,35 Prozent und von zehnjährigen bei 1,73 Prozent. Damit waren sie seit seit Anfang März um 0,15 Prozentpunkte (fünfjährige) beziehungsweise 0,18 Prozentpunkte (zehnjährige) angestiegen.

Mitte Februar 2022 hatte der Hypothekarzins-Index von Moneyland sogar noch bei 1,38 Prozent für fünfjährige Festhypotheken und 1,66 Prozent für zehnjährige gestanden und hatte damit den höchsten Stand seit 2018 erreicht. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar verbilligten sich Schweizer Festhypotheken erst einmal und lagen Anfang März bei 1,20 Prozent (fünfjährige) beziehungsweise 1,55 (zehnjährige). In der letzten Woche stiegen die Preise jedoch wieder stark an. Festhypotheken mit zehnjähriger Laufzeit erreichten gar ein neues Hoch.

«Der Krieg in der Ukraine heizt die ohnehin schon hohe Inflation weiter an, was für eine Straffung der Geldpolitik beziehungsweise für Zinsanhebungen spricht», sagt Felix Oeschger, Analytiker bei Moneyland. Momentan spreche vieles dafür, dass es auch in der Schweiz zu baldigen Leitzinserhöhungen kommen werde. «Die hohe Inflation in den USA und Europa hat durchaus das Potenzial, auch die Schweizer Hypothekarzinsen weiter in die Höhe zu treiben», sagt Oeschger.

Auch in den gegenwärtig turbulenten Zeiten bleiben die markanten Unterschiede am Schweizer Hypothekarmarkt bestehen. So beträgt die Differenz zwischen dem günstigsten Richtzinssatz für fünfjährige Festhypotheken und dem teuersten laut Moneyland momentan 0,74 Prozentpunkte, wobei der günstigste 0,92 Prozent und der teuerste 1,66 Prozent beträgt. Bei zehnjährigen Festhypotheken betrage die Differenz 0,76 Prozentpunkte, wobei der günstigste Richtzinssatz bei 1,27 Prozent und der höchste bei 2,03 Prozent liege.

Unternehmen, die in Russland aktiv bleiben, droht in Deutschland Image-Schaden

Unternehmen, die weiterhin in Russland aktiv sind, riskieren in Deutschland nach Meinung von Experten einen Image-Schaden.

Unternehmen, die weiterhin in Russland aktiv sind, riskieren in Deutschland nach Meinung von Experten einen Image-Schaden.

Sean Gallup / Getty Images Europe

(dpa) Unternehmen, die an ihrem Russland-Geschäft festhalten, stehen in Deutschland nach Einschätzung von Marketing-Experten unter einem extremen Rechtfertigungsdruck. «Ein Unternehmen muss heute schon eine sehr gute Argumentation haben, wenn es den russischen Markt weiter beliefern will, sonst droht ihm ein nachhaltiger Imageschaden», sagte der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist nicht einfach zu begründen, warum man weiterhin Geschäfte in einem Land macht, dass einen Krieg angefangen hat.»

Auch der Markenexperte Karsten Kilian von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg sieht das ähnlich. «Unternehmen, die in Russland bleiben, stehen unter einem gewaltigen Rechtfertigungsdruck. Sie argumentieren oft damit, dass auch die russische Bevölkerung versorgt werden muss, aber angesichts der Not in der Ukraine ist das keine einfache Position.»

Das Thema Rückzug aus Russland sei für die Unternehmen ein zweischneidiges Schwert, sagte Kilian. Denn es gebe für beide Entscheidungen – gehen oder bleiben – gute Gründe. Wichtig sei dabei, wie bedeutend der russische Markt für das Unternehmen seit, ob nur Ware geliefert werde oder man in Russland eigene Produktionsstätten besitze und was aus den Mitarbeitern werde. «Letztlich muss jedes Unternehmen für sich über einen Rückzug entscheiden und die Kritik im Zweifelsfall aushalten. Wer das schafft, hat vielleicht einen Startvorteil auf dem russischen Markt, falls sich die Situation irgendwann wieder normalisieren sollte», sagte Kilian.

Besonders gross ist der Druck, alle Verbindungen zu Russland zu kappen, nach Einschätzung von Christiane Beyerhaus von der International School of Management (ISM) für Lifestyle-Unternehmen wie Modemarken oder Kosmetikfirmen. «Alle Marken, für die ihr Markenimage wichtig ist, müssen rausgehen», sagte die Expertin für Modemarketing. Dabei sei es egal, ob es sich um eine Luxusmarke oder einen profilierten Sportartikelhersteller handele. Andernfalls drohe schwerer Schaden für das wertvolle Markenimage.

Von Roll schreibt wieder schwarze Zahlen

(Reuters) Der Industriekonzern Von Roll ist im vergangenen Jahr wieder in die Gewinnzone gelangt mit einem Reinergebnis von 30,8 Millionen Franken (2020: Verlust von 24,2 Millionen). Für 2022 rechne Von Roll trotz der angespannten Versorgungslage auf den globalen Rohstoffmärkten mit einem hohen Auftragsbestand und weiterhin stabilen Auftragseingängen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Japan erneut mit Handelsdefizit – Ölimporte drastisch verteuert

(dpa) Japan hat auch im Februar eine rote Handelsbilanz ausgewiesen. Das Defizit der vor Deutschland drittgrössten Volkswirtschaft der Welt belief sich auf 668,3 Milliarden Yen (5,3 Milliarden CHF), wie das Finanzministerium in Tokio am Mittwoch auf Basis vorläufiger Daten bekanntgab. Damit verzeichnete das rohstoffarme Inselreich angesichts der weiter steigenden Kosten für Energieimporte im nunmehr siebten Monat in Folge ein Handelsbilanzdefizit. Der Wert der Einfuhren stieg um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 7,9 Billionen Yen. Die Rohölimporte zogen dabei vor dem Hintergrund des Invasionskrieges Russland in die Ukraine und dem schwachen Yen um 93,2 Prozent auf 808,6 Mrd Yen an.

Inwieweit sich jedoch der Krieg in der Ukraine bereits in den Februar-Daten spiegelt, sei schwer zu sagen, da Russland seine Invasion in die Ukraine am 24. Februar begonnen hatte, hiess es. Während einige westliche Staaten in Reaktion auf den Krieg die Energieimporte aus Russland reduzieren, nimmt Japan wegen seiner Importabhängigkeit diesbezüglich eine vorsichtige Haltung ein. Japans Selbstversorgungsrate bei Energie lag im vergangenen Fiskaljahr, das bis März 2021 lief, nach amtlichen Angaben bei nur 11,2 Prozent.

Russland trug im vergangenen Jahr zu 3,6 Prozent zu Japans Ölimporten bei und zu 8,8 Prozent zu den Gasimporten. Angesichts der rasant steigenden Ölpreise an den Weltmärkten bat Japans Ministerpräsident Fumio Kishida in dieser Woche die Vereinigten Arabischen Emirate, einen «proaktiven Beitrag» zur Stabilisierung der Preise zu leisten.

Unterdessen erhöhten sich Japans Exporte insgesamt um 19,1 Prozent auf 7,2 Billionen Yen und damit im zwölften Monat in Folge, wie aus den vorläufigen Daten des Finanzministeriums hervorgeht. Dazu trugen Eisen- und Stahlausfuhren nach Südkorea sowie Autos in die USA bei.

IMF: Krieg in der Ukraine führt zu einer fundamentalen Änderung der wirtschaftlichen und politischen Weltordnung

(Reuters/esb.) Der Einmarsch Russlands in die Ukraine wird weltweit das Wachstum verlangsamen und die Inflation anfeuern. Dies teilte der Internationale Währungsfonds, IMF, am Dienstagabend mit. Der Krieg treibe die Preise für Lebensmittel und Energie in die Höhe, heize die Inflation an und untergrabe den Wert der Einkommen. Gleichzeitig unterbreche der Konflikt den Handel, die Lieferketten und die Überweisungen in die Nachbarländer der Ukraine, so der IMF in einem Beitrag auf seiner Website. Durch den Krieg würden Unternehmen und Investoren verunsichert. Das mindere Vermögenswerte, verschärfe die Finanzierungsbedingungen und könne zu Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern führen.

Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds hatte bereits angekündigt man rechne damit, dass die bisherige Prognose des Fonds für ein globales Wirtschaftswachstum von 4,4 % im Jahr 2022 gesenkt wird. Auch ihre regionalen Wachstumsprognosen würden wahrscheinlich nach unten korrigiert. Der IMF wird die aktualisierten Prognosen am 19. April veröffentlichen.

Bidens Fed-Kandidatin für die oberste Bankenaufsicht gibt auf

Zieht sich zurück von der Kandidatur für den Fed-Job: Sarah Bloom Raskin

Zieht sich zurück von der Kandidatur für den Fed-Job: Sarah Bloom Raskin

Ken Cedeno / AP

(dpa) Die von US-Präsident Joe Biden für die Notenbank Federal Reserve (Fed) als Chefin der Bankenaufsicht vorgeschlagene Kandidatin Sarah Bloom Raskin hat ihre Bewerbung zurückgezogen. Nachdem sich der Demokrat Joe Manchin am Montag gegen die Kandidatin ausgesprochen hatte, zeichnete sich ab, dass ihre Nominierung in der Kongresskammer keine Mehrheit finden würde. Bidens Demokraten sind im Senat wegen ihrer hauchdünnen Mehrheit auf jede Stimme angewiesen. Manchin und die meisten Republikaner stuften Raskins Äusserungen zum Klimawandel und der Energiepolitik als problematisch ein.

Biden dankte Raskin am Dienstag für ihre Bereitschaft, zu kandidieren. Sie habe mit Blick auf das US-Finanzsystem, Cyber-Sicherheit und Klimarisiken «beispiellose Erfahrung», betonte er. Trotz ihrer Qualifikationen und obwohl sie vom Senat bereits zuvor zwei Mal für andere Posten bestätigt wurde, war sie «grundlosen Angriffen» konservativer Interessengruppen ausgesetzt, wie Biden erklärte. Er machte die Republikaner für das Scheitern ihrer Nominierung verantwortlich. Gleichzeitig appellierte er an den Senat, seine übrigen vier Kandidaten für das Direktorium der Zentralbank nun rasch zu bestätigen. Deren Nominierungen gelten als konsensfähig.

Biden hatte Raskin Mitte Januar nominiert. Sie hat unter anderem betont, wie wichtig der Kampf gegen den Klimawandel aus wirtschaftlicher Sicht ist. Biden hat die Bekämpfung der Klimakrise bei seinem Amtsantritt zu einer seiner Prioritäten gemacht.

Biden unterzeichnet Haushalt mit Milliardenhilfe für Ukraine

(dpa) US-Präsident Joe Biden hat ein Haushaltsgesetz mit umfangreichen Hilfen für die Ukraine unterzeichnet. «Dieses Gesetz enthält historische Förderung – 13,6 Milliarden Dollar -, um Russlands Invasion in die Ukraine und die Auswirkungen auf die umliegenden Länder anzugehen», sagte Biden am Dienstag im Weissen Haus. Die Unterstützung für die Ukraine umfasst humanitäre, wirtschaftliche und militärische Hilfe. Insgesamt hat der Etat der US-Regierung für das verbleibende Haushaltsjahr bis Ende September ein Volumen von rund 1,5 Billionen Dollar.

Biden hatte nach Angaben des Weissen Hauses erst am Samstag die Freigabe von Waffenlieferungen und Militärhilfe für die Ukraine in Höhe von 200 Millionen Dollar angeordnet. Zwei Wochen zuvor hatte er unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs Soforthilfen über 350 Millionen Dollar für die ukrainischen Streitkräfte bewilligt. Seit Anfang vergangenen Jahres summiert sich die US-Militärhilfe für die Ukraine nach US-Regierungsangaben inzwischen auf rund 1,2 Milliarden Dollar. Der US-Kongress hatte das Haushaltsgesetz vergangene Woche verabschiedet.

Indien erwägt Kauf russischen Erdöls zum Schnäppchenpreis

Während der Westen versucht, Alternativen zu russischem Erdöl zu finden, erwägt Indien, dieses günstig einzukaufen.

Während der Westen versucht, Alternativen zu russischem Erdöl zu finden, erwägt Indien, dieses günstig einzukaufen.

Hindustan Times / www.imago-images.de

Indien könnte das Angebot von Russland annehmen, Erdöl und andere Rohstoffe zu einem Discount-Preis zu kaufen. Dies haben zwei namentlich nicht genannte indische Regierungsvertreter gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Es wäre ein Zeichen, dass Delhi Russland als wichtigen Handelspartner trotz der Wirtschaftssanktionen des Westens behalten will.

Indien hat die russische Invasion in die Ukraine nicht verurteilt und sich bei einer Abstimmung im Uno-Sicherheitsrat zur Verurteilung des Krieges der Stimme enthalten. Das Land importiert 80 Prozent seines Erdöls. Normalerweise kommen davon lediglich zwei bis drei Prozent aus Russland. Der seit dem Jahresbeginn um 40 Prozent gestiegene Erdölpreis lässt die Regierung jedoch nach Möglichkeiten suchen, die Ausgaben für Energie zu begrenzen.

«Russland bietet Erdöl und andere Rohstoffe mit einem hohen Preisabschlag an. Wir nehmen dies gerne an», wurde der Beamte zitiert. Er fügte laut Reuters hinzu, dass ein solcher Handel einige Vorbereitungsarbeiten erfordere inklusive der Bereitstellung von Transportmöglichkeiten und Versicherungen. Sobald dies geschehen sei, würde Indien kaufen, was Russland anbiete. Indien bezieht seit langem einen grossen Teil seiner militärischen Ausrüstung aus Russland inklusive Waffen und Munition für Raketen und Kampfjets. Würde Indien das russische Erdöl tatsächlich kaufen, wäre dies ein Schlag gegen den Westen, der angesichts des Krieges in der Ukraine versucht, seine Erdöl- und -gaskäufe aus Russland zu stoppen, um dem Land somit seine wichtigste Einnahmequelle zu entziehen.

AKW-Revision drückt auf BKW-Ergebnis

Die Revision des Kernkraftwerkes Leibstadt, an dem die BKW beteiligt ist, dauerte länger als gedacht. Daher musste sich die BKW kurzfristig am Markt teuren Strom einkaufen.

Die Revision des Kernkraftwerkes Leibstadt, an dem die BKW beteiligt ist, dauerte länger als gedacht. Daher musste sich die BKW kurzfristig am Markt teuren Strom einkaufen.

Christian Beutler

cei. Vor zwei Wochen hatte der Stromkonzern Alpiq rote Zahlen präsentiert, die Dividende fällt aus. Nun kann der Konkurrent BKW angesichts der Turbulenzen auf dem Strommarkt mit guten Zahlen aufwarten. Im Halbjahr sah es beim Betriebsgewinn noch nach einem Rekordergebnis aus. Doch dann kam die Revision des Kernkraftwerkes Leibstadt, an dem die BKW mit 14,5 Prozent beteiligt ist. Weil diese einen Monat länger dauerte als gedacht, musste sich die BKW wie die anderen Eigentümer auch, auf dem Markt mit Strom eindecken, der zu diesem Zeitpunkt besonders teuer war. Dies habe das Ergebnis mit 70 Millionen Franken belastet, heisst es.

BKW in Zahlen

In Mio. Fr.

20202021
Umsatz3 0903 554
Operativer Gewinn436395
Reingewinn345327
Mitarbeiter10 25010 750

Umstritten ist seit Jahren die Akquisitionsstrategie im Dienstleistungsbereich. Die BKW hat zahlreiche Ingenieurberatungen und Gebäudetechnikfirmen gekauft, mit einem Schwerpunkt auf Deutschland. Dieses Geschäft trägt mittlerweile wie der Energiehandel 1,5 Milliarden Franken zum Umsatz bei, wobei das Betriebsergebnis 2021 um 14 Prozent und damit stärker als der Umsatz gesteigert wurde. Der dritte Pfeiler, das Stromnetz, liefert seit Jahren stabile Erträge.

Die Eigentümer – und hier besonders der Kanton Bern, der über die Hälfte an dem Konzern hält – können sich über eine Dividendenaufstockung freuen: Pro Aktie sollen Franken 2.60 (im Vorjahr 2.40) ausgeschüttet werden. Im laufenden Jahr strebt die BKW einen Betriebsgewinn von 460 bis 500 Millionen Franken an.

Ohne West-Technik fliegt wenig: Russlands Luftfahrt unter Druck

Airbus A321-211 der Aeroflot auf einem Langzeit-Parkplatz in Genf.

Airbus A321-211 der Aeroflot auf einem Langzeit-Parkplatz in Genf.

Denis Balibouse / Reuters

(dpa) Die westlichen Sanktionen im zivilen Luftverkehr setzen Russland immer stärker unter Druck. Nachdem bereits die westlichen Lufträume für Aeroflot und andere russische Gesellschaften gesperrt sind, könnte bald auch der Inlandsverkehr in dem Riesenland mit elf Zeitzonen empfindlich gestört werden. Es fehlt nicht nur an westlicher Technik, sondern auch an Kapital und internationalen Zulassungen. Präsident Wladimir Putin versucht, mit eigenen Alternativstrukturen zumindest den Inlandsverkehr zu sichern.

Ohne Technik aus dem Westen sähe Russlands aktuelle Zivilflotte ziemlich alt aus. Rund 90 Prozent der Passagier- und Frachtmaschinen russischer Airlines wie Aeroflot und S7 stammten von Airbus und Boeing, sagt Steven Udvar-Hazy, Chef des Flugzeugfinanzierers ALC. Die alten Antonows, Iljuschins und Tupolews aus der Sowjetzeit sind längst ausgeflottet und wären heutzutage auch nicht mehr konkurrenzfähig.

Die meisten Jets sind zudem geleast – und gehören in der Masse Flugzeugfinanzierern ausserhalb Russlands. Diese fürchten jetzt um ihr Eigentum, weil nach den EU-Sanktionen die Verträge zum 28. März beendet werden müssen und sie nicht an die Flugzeuge herankommen. Nach Angaben der Luftfahrtberatung IBA befanden sich am 10. März noch 523 Maschinen ausländischer Flugzeugfinanzierer in Russland. Grösste Kundin ist demnach die russische Gesellschaft S7 Airlines mit 101 Maschinen, gefolgt von Aeroflot mit 89 Jets. Die Analysefirma Ishka schätzt den Gesamtwert aller aus dem Ausland nach Russland verleasten Maschinen auf 10,3 Milliarden Dollar.

Putin hat am Montag die Voraussetzungen geschaffen, dieses wertvolle Faustpfand vorerst im eigenen Land weiterbetreiben zu können. Nachdem die Luftaufsichtsbehörde der Karibikinsel Bermuda allen dort registrierten russischen Flugzeugen die Lufttüchtigkeit aberkannt hat, schafft der Kreml eine eigene Lizensierungsmöglichkeit, wie die Agentur Tass am Montag meldete. In dem britischen Überseegebiet waren aus steuerlichen Gründen viele Flugzeuge russischer Gesellschaften zugelassen, erkennbar an den Abkürzungen VP-B und VP-Q.

Mittelfristig könnte die regelmässige Wartung der Jets zum Problem werden, die zu Friedenszeiten Aufgabe hoch spezialisierter und international zertifizierter Dienstleister ist. Der Weltmarktführer Lufthansa Technik hat nach eigenen Angaben vor Putins Angriff auf die Ukraine rund 400 Jets im Auftrag von rund einem Dutzend russischer Airlines gewartet und sich nach der Verhängung der Sanktionen zurückgezogen. In den russischen Niederlassungen steht noch einiges Material, das für einige Wochen Betrieb reichen könnte. In der vergangenen Woche hatte eine russische Airline sogar noch eine Lastwagenladung Material zurückgeschickt, wie ein Sprecher in Hamburg bestätigte.

Wenn nun aber weitere Teile benötigt werden, ist ein legaler Bezug für die Russen nicht möglich. «Natürlich könnten sie Wartungsintervalle verschleppen, improvisieren und Flugzeuge ‹schlachten›, um an Ersatzteile zu kommen», sagt ein Insider. Sicher der Albtraum der Luftsicherheitsbehörden, aber Iran hat über dreieinhalb Jahrzehnte US-Sanktionen überbrückt – um den Preis einer ständig schrumpfenden Flotte, die zudem aus Sicherheitsgründen kaum noch irgendwo landen durfte.

US-Batteriewerk am Start: E-Offensive von Mercedes nimmt Fahrt auf

(dpa) Mit einem eigenen Batteriewerk will der deutsche Autobauer Mercedes-Benz sich in den USA für die Ära der Elektromobilität rüsten. Rund eine Milliarde Dollar haben die Stuttgarter für den Ausbau ihrer Produktion am Standort Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama in die Hand genommen. Die Zellmontage ist ein wichtiges Puzzlestück des Strategieplans «electric only», mit dem der Konzern sein Geschäft auf elektrisches Fahren ausrichten will. An diesem Dienstag soll die Batteriefabrik feierlich eröffnet werden.

Künftig will Mercedes in Tuscaloosa die Elektromodelle EQE SUV und EQS SUV produzieren – Batterien sind hier von zentraler Bedeutung. Die Autobranche befindet sich im Umbruch, die Herausforderungen sind riesig. So fliessen zum Erreichen der Klimaschutzziele Milliarden in E-Mobilität. Auch Mercedes hat sich viel vorgenommen: «Wir werden bereit sein, wenn die Märkte bis zum Ende des Jahrzehnts vollständig auf Elektroautos umstellen», versprach Vorstandschef Ola Källenius im vergangenen Jahr. Schon 2025 soll der Anteil von vollelektrischen oder Plug-in-Autos bei 50 Prozent der Neuverkäufe liegen.

Bis Ende des Jahrzehnts will Mercedes – wo immer die Marktbedingungen es zulassen – vollelektrisch werden. Das lässt sich der Konzern viel Geld kosten: Zwischen 2022 und 2030 sind Investitionen von mehr als 40 Milliarden Euro in batteriebetriebene Fahrzeuge vorgesehen. Angesichts der ambitionierten Zukunftspläne ist der Konzern stark drauf angewiesen, den Bezug von Batterien abzusichern. Gemeinsam mit Partnern will Mercedes weltweit acht Fabriken zur Zellproduktion mit einer Gesamtkapazität von mehr als 200 Gigawattstunden errichten.

Eine dieser «Gigafabriken» soll auch in den USA entstehen. Doch die Eröffnung in Alabama verläuft zunächst unabhängig von diesem Mammutprojekt. Tuscaloosa ist Teil von einem schon seit Jahren geplanten Netz von weltweit neun Mercedes-Fabriken, die Batteriesysteme aus angelieferten Zellpaketen zusammenbauen. Laut Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research ist das noch nicht der ganz grosse Wurf: «Die Batterie fängt bei der Zellfertigung an und nicht bei der Montage von zugekauften Zellen».

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