Die neusten Meldungen aus der Wirtschaft

Werksschliessung in Schanghai bremst Tesla-Auslieferungen

Tesla lieferte im zweiten Quartal rund 250 000 Fahrzeuge aus. (Bild: Tesla-Werkstätte in Austin im Gliedstaat Texas)

Jay Janner / AP / Keystone

(dpa) Nach Corona-bedingten Produktionsausfällen in Schanghai ist bei Tesla die Serie von Quartalsrekorden bei den Auslieferungen gebrochen. Der Elektroauto-Hersteller brachte im zweiten Vierteljahr 254 695 Fahrzeuge zu den Kunden. Im ersten Quartal waren es noch gut 310 000 gewesen. Tesla hatte zuletzt die Auslieferungen von Quartal zu Quartal stets gesteigert.

Tesla verwies am Samstag auf «Herausforderungen in der Lieferkette» und Werksschliessungen, auf die das Unternehmen keinen Einfluss habe. Im Vergleich zum zweiten Quartal des vergangenen Jahres mit gut 201 000 ausgelieferten Wagen gab es jetzt immer noch einen Zuwachs.

Tesla-Chef Elon Musk hatte sich zuletzt zuversichtlich gezeigt, dass im weiteren Jahresverlauf die Produktion wieder anziehen werde. Den Grossteil der Auslieferungen machen nach wie vor die Modelle 3 und Y aus.

Problem im Notfallsystem: Tesla muss die Modelle Y und 3 in Deutschland zurückrufen

Das Kraftfahrtbundesamt hat einen Fehler im Notrufsystem von Tesla-Autos entdeckt.

Das Kraftfahrtbundesamt hat einen Fehler im Notrufsystem von Tesla-Autos entdeckt.

Mike Blake / Reuters

(Bloomberg) Die deutsche Kfz-Aufsichtsbehörde hat Tesla aufgefordert, seine Modelle Y und 3 wegen eines technischen Problems im Notfallsystem der Fahrzeuge zurückzurufen. Das Kraftfahrtbundesamt kann einen Rückruf nur in Deutschland anordnen, gab aber auf seiner Website an, dass insgesamt mehr als 59 000 Teslas weltweit betroffen sind.

Die deutsche Behörde hat einen Fehler im Notrufsystem der Autos festgestellt, das bei einem schweren Unfall automatisch den Notruf 911 in den USA beziehungsweise die entsprechende Notrufnummer in anderen Ländern anrufen sollte. Die betroffenen Besitzer wurden aufgefordert, den Hersteller anzurufen oder eine autorisierte Werkstatt aufzusuchen, um ein Software-Update zu erhalten.

Der Hinweis wurde am 29. Juni veröffentlicht und vom Rundfunk Berlin-Brandenburg am Samstag gemeldet. Die betroffenen Autos wurden in diesem Jahr produziert und umfassen laut RBB auch Fahrzeuge des Modells Y, die in der neuen Fabrik von Tesla in der Nähe von Berlin hergestellt werden. Das Model Y wird auch in den Werken des Konzerns in Fremont, Kalifornien, und in der Nähe von Schanghai hergestellt. In beiden Fabriken wird auch das Model 3 hergestellt.

US-Automarkt schwächelt – Absatzdämpfer für VW, BMW und Audi

Fahrzeuge des Autoherstellers Volkswagen – hier eine Archivaufnahme aus Wolfsburg aus dem Jahr 2016 – sind in den USA dieser Tage weniger gefragt. Andere deutsche Autohersteller haben ebenfalls Schwierigkeiten.

Fahrzeuge des Autoherstellers Volkswagen – hier eine Archivaufnahme aus Wolfsburg aus dem Jahr 2016 – sind in den USA dieser Tage weniger gefragt. Andere deutsche Autohersteller haben ebenfalls Schwierigkeiten.

Sean Gallup / Europe / Getty Images

(dpa) Chipmangel und Lieferkettenprobleme bremsen den amerikanischen Automarkt weiter aus – auch für die deutschen Hersteller läuft es schlecht. Volkswagen verkaufte im zweiten Quartal laut eigener Mitteilung vom Freitag 78 281 Neuwagen und damit rund ein Drittel weniger als vor einem Jahr. Bei fast allen Modellen gab es deutliche Abstriche. Auch der Absatz der bei amerikanischen Kunden lange Zeit sehr beliebten Stadtgeländewagen Atlas und Tiguan brach erneut ein. Die Halbjahresbilanz fiel ebenfalls mau aus: In den ersten sechs Monaten gingen die Verkäufe um rund 32 Prozent auf 143 279 Autos zurück.

Auch der deutsche Premium-Anbieter BMW musste einen herben Absatzdämpfer auf dem amerikanischen Markt verkraften. Mit 78 905 Autos der Stammmarke BMW wurde der Dax-Konzern 18,3 Prozent weniger Fahrzeuge los als im Vorjahreszeitraum, wie er am Freitagabend (1. 7.) mitteilte. Lieferprobleme hätten die Bestände der Händler belastet, erklärte der Konzern. Vor allem Limousinen verkauften sich schlechter. Bei den in den USA besonders gefragten SUV konnte BMW hingegen etwas zulegen. Bei der Kleinwagentochter Mini sackte der Absatz um fast die Hälfte ab.

Die Verkäufe der VW-Tochter Audi gingen in den drei Monaten bis Ende Juni um 28 Prozent auf 48 049 Autos zurück. Auf Halbjahressicht liegt Audi mit 83 554 Neuwagen gut 31 Prozent im Minus. Eine der wenigen positiven Ausnahmen im zweiten Quartal war dagegen der Sportwagenbauer Porsche. Hier legten die Verkäufe um 2,8 Prozent auf 19 487 Autos zu. Damit konnte sich die Renditeperle im VW-Konzern gegen die schwache Markttendenz behaupten. Nach den ersten sechs Monaten steht aber auch bei Porsche ein Minus von 10,5 Prozent auf 32 529 Autos zu Buche. Zahlen von Mercedes-Benz lagen noch nicht vor.

Der grösste amerikanische Autobauer General Motors (GM) verbuchte im zweiten Quartal ein Verkaufsminus um 15 Prozent auf 582 401 Neuwagen. Der Konzern kämpft weiter mit Lieferkettenproblemen und einem hartnäckigen Mangel an Computerchips. Rund 95 000 Fahrzeuge konnten laut GM zuletzt nicht ausgeliefert werden, weil Bauteile fehlten. Der Autohersteller arbeite eng mit Zulieferern zusammen, um die Probleme so schnell wie möglich zu beheben. GM rechnet mit einem Quartalsgewinn zwischen 1,6 Milliarden und 1,9 Milliarden Dollar – das ist deutlich weniger als von Analysten im Schnitt erwartet.

Volvo plant Fabrik für Elektroautos in der Slowakei

Volvo will in der Slowakei ein neues Autowerk bauen.

Volvo will in der Slowakei ein neues Autowerk bauen.

Aly Song / Reuters

(dpa) Der Automobilkonzern Volvo will im Osten der Slowakei ein neues Automobilwerk für Elektroautos bauen. Das gaben Volvo-Generaldirektor Jim Rowan und die slowakische Regierung am Freitag (1. 7.) in einer gemeinsamen Internet-Präsentation bekannt. Der konservative Ministerpräsident Eduard Heger nannte die geplante Investition «historisch» und «ein ambitioniertes und starkes Signal in die Zukunft». Der Bau der Fabrik solle 2023 beginnen, der Start der Serienproduktion sei für 2026 vorgesehen. Es würden ausschliesslich Elektroautos gebaut, das Werk werde ausserdem vollkommen klimaneutral mit Energie versorgt werden, sagte Heger.

Wirtschaftsminister Richard Sulik ergänzte, der Konzern werde rund 1,2 Milliarden Euro in das neue Werk im Industriepark Valaliky nahe der ostslowakischen Regionalhauptstadt Kaschau investieren. Im Vollbetrieb werde die Fabrik pro Jahr 250 000 Elektroautos herstellen. Direkt im Werk würden 3300 Mitarbeiter Arbeit finden, indirekt würden in der strukturschwachen Region Ostslowakei bis zu 10 000 weitere Arbeitsplätze geschaffen.

Die Regierung in Bratislava gab bekannt, dass sie den Fabrikbau mit 267 Millionen Euro direkt unterstützen werde. Weitere Förderungen erhalte das Projekt in Form von Sachleistungen und von der Regionalverwaltung.

Christoph Müller tritt als Verwaltungsratspräsident von Swissport ab

gds. Nach einer Amtszeit von nur 18 Monaten tritt Christoph Müller von seinem Posten an der Spitze des Verwaltungsrats von Swissport ab. Dies teilt die Servicegesellschaft für Airlines und Flughäfen am Freitagnachmittag in einer Medienmitteilung mit. Gründe für den Rücktritt wurden keine genannt. Das Unternehmen bedauert in der Mitteilung den Rücktritt Müllers und gibt bekannt, dass dieser nach wie vor als unabhängiger Berater für Swissport agieren werde.

Christoph Müller.

Christoph Müller.

Swissport

Müller stiess im Dezember 2020 als Verwaltungsrat und CEO zu Swissport. Nach drei Monaten gab er das operationelle Amt ab und wurde zum Verwaltungsratspräsidenten ernannt. Davor verantwortete er die Digital- und Innovationsstrategie der Emirates Airline und arbeitete als CEO weiterer Airlines. Weiter amtete er in mehreren Verwaltungsräten von Fluggesellschaften und Flughafendienstleistern.

Bis eine Nachfolge für Müller gefunden ist, wird der bisherige Verwaltungsrat David Siegel die Aufgaben des Präsidenten vorübergehend übernehmen.

Airbus sticht Rivalen Boeing aus: Milliardenaufträge aus China – Aktie legt 4 Prozent zu

Ein Airbus A380-800 der China Southern Airlines hebt am 28. Oktober 2020 vom Flughafen Sydney in Australien ab.

Ein Airbus A380-800 der China Southern Airlines hebt am 28. Oktober 2020 vom Flughafen Sydney in Australien ab.

Loren Elliott / Reuters

(Bloomberg) Airbus hat Bestellungen über knapp 300 Flugzeuge im Wert von mehr als 37 Milliarden Dollar von vier chinesischen Fluggesellschaften eingesammelt. China Eastern Airlines Corp. wird 100 A320 neo kaufen, China Southern Airlines Co. bestellt 96 A320 neo, Air China Ltd. bestellt 64 der Jets, und Air Chinas Tochtergesellschaft Shenzhen Airlines nimmt ebenfalls 32. Alle Bestellungen wurden am Freitag bekanntgegeben. Die Airbus-Aktien legten um bis zu 4 Prozent zu.

Die Ankündigungen sind die ersten Grossaufträge aus China seit etwa drei Jahren. Sie sind ein Coup für den europäischen Hersteller und eine Niederlage für Boeing. Denn China ist ein Schlüsselmarkt, und beide wollen ihre Präsenz dort ausbauen.

Zudem war China Southern für Boeing in der Vergangenheit einer der grössten Kunden. China Southern hatte 2019 gesagt, seine Flotte an Schmalrumpfflugzeugen auf deutlich über 500 ausweiten zu wollen – die meisten davon sollten Boeings neues Max-Modell sein. Ende 2021 hatte sie knapp 400 davon.

Doch die Fluggesellschaft hatte im Mai mehr als 100 der 737 Max-Jets der US-Firma aus ihren kurzfristigen Flottenplänen herausgenommen mit Verweis auf die Unsicherheit über deren Auslieferungen. Das Flugzeug durfte zuvor nach Abstürzen in Indonesien und Äthiopien, bei denen zusammen 346 Menschen ums Leben kamen, lange nicht fliegen.

Nutzniesser ist nun Airbus. Die Flugzeuge von China Southern werden von 2024 bis 2027 ausgeliefert, die für Air China von 2023 bis 2027 und die an Shenzhen Airlines von 2024 bis 2026. Die tatsächlich zu zahlenden Preise liegen typischerweise unter den Listenpreisen, vor allem bei Grossbestellungen.

Wegen Chipmangels und Lieferkettenproblemen: Autoabsatz von GM, BMW und Volkswagen in den USA sinkt

(dpa) Chipmangel und Lieferkettenprobleme bremsen den US-Automarkt weiter aus – auch für die deutschen Hersteller läuft es schlecht. Volkswagen verkaufte im zweiten Quartal laut eigener Mitteilung vom Freitag 78 281 Neuwagen und damit rund ein Drittel weniger als vor einem Jahr. Bei fast allen Modellen gab es deutliche Abstriche. Auch der Absatz der bei US-Kunden lange Zeit sehr beliebten Stadtgeländewagen Atlas und Tiguan brach erneut ein. Die Halbjahresbilanz fiel ebenfalls mau aus: In den ersten sechs Monaten gingen die Verkäufe um rund 32 Prozent auf 143 279 Autos zurück.

Der deutsche Premium-Anbieter BMW musste ebenfalls einen herben Absatzdämpfer auf dem US-Markt verkraften. Mit 78 905 Autos der Stammmarke BMW wurde der Dax-Konzern 18,3 Prozent weniger Fahrzeuge los als im Vorjahreszeitraum, wie er am Freitagabend mitteilte. Lieferprobleme hätten die Bestände der Händler belastet, erklärte der Konzern. Vor allem Limousinen wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Bei den in den USA besonders gefragten SUV konnte BMW hingegen etwas zulegen. Bei der zum Konzern gehörenden Kleinwagenmarke Mini sackte der Absatz im Jahresvergleich um fast die Hälfte ab.

Der grösste US-Autobauer General Motors (GM) verbuchte im zweiten Quartal ein Verkaufsminus um 15 Prozent auf 582 401 Neuwagen. Der Konzern kämpft weiter mit Lieferkettenproblemen und einem hartnäckigen Mangel an Computerchips. Rund 95 000 Fahrzeuge konnten laut GM zuletzt nicht ausgeliefert werden, weil Bauteile fehlten. Der Autohersteller arbeite eng mit Zulieferern zusammen, um die Probleme so schnell wie möglich zu beheben. GM rechnet mit einem Quartalsgewinn zwischen 1,6 Milliarden und 1,9 Milliarden Dollar – das ist deutlich weniger als von Analysten im Schnitt erwartet.

Eine der wenigen positiven Ausnahmen im zweiten Quartal war die VW-Sportwagentochter Porsche. Hier legten die Verkäufe um 2,8 Prozent auf 19 487 Autos zu, wie das Unternehmen am US-Sitz in Atlanta mitteilte. Damit konnte sich die Renditeperle im VW-Konzern gegen die schwache Gesamttendenz auf dem Markt behaupten. Nach den ersten sechs Monaten steht aber auch bei Porsche noch ein Minus von 10,5 Prozent auf 32 529 Autos zu Buche. Die Absatzzahlen des ebenfalls zum VW-Konzern zählenden Oberklasseherstellers Audi lagen noch nicht vor. Das Gleiche gilt für den deutschen Konkurrenten Mercedes-Benz.

Zölle in der EU für vom Krieg betroffene Ukrainer gestrichen

Ein Warenlager in der Nähe von Charkiw.

Ein Warenlager in der Nähe von Charkiw.

Alex Chan Tsz Yuk / Imago

(dpa) Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine werden in der Europäischen Union Einfuhrzölle und Mehrwertsteuer auf lebensrettende Ausrüstung zur Versorgung von Ukrainern in den EU-Staaten gestrichen. Dies beschloss die Europäische Kommission auf Wunsch der EU-Staaten am Freitag (1. 7.), wie die Behörde mitteilte.

Der Beschluss gelte rückwirkend vom Tag des Kriegsbeginns am 24. Februar bis Ende des Jahres. Er gelte etwa für Lebensmittel, Decken, Zelte und Stromgeneratoren, die für vom Krieg betroffene Ukrainerinnen und Ukrainer bestimmt seien.

«Die nun beschlossene Massnahme wird den Mitgliedstaaten helfen, Ukrainerinnen und Ukrainern sowohl in der EU als auch in ihrem Heimatland dadurch Hilfe zu leisten, dass die Lieferung lebensrettender humanitärer Güter erleichtert wird», sagte der EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Zölle und Mehrwertsteuer fallen dann weg, wenn die Waren von staatlichen Organisationen wie Krankenhäusern oder Städten sowie von durch die EU-Staaten anerkannten Organisationen der Wohlfahrtspflege eingeführt werden.

Inflation in der Euro-Zone steigt auf Rekordwert

Vor allem Energie hat sich verteuert: Skulptur des Installationskünstlers Hubertus von der Goltz an einer Tankstelle in Berlin.

Vor allem Energie hat sich verteuert: Skulptur des Installationskünstlers Hubertus von der Goltz an einer Tankstelle in Berlin.

Annegret Hilse / Reuters

(dpa) In der Euro-Zone ist die Inflationsrate auf einen Rekordstand gestiegen. Die Konsumentenpreise erhöhten sich im Juni um 8,6 Prozent im Jahresvergleich, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Experten hatten im Schnitt mit einer Rate von 8,5 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte der Preisanstieg bei 8,1 Prozent gelegen.

Die Inflationsrate im Euro-Raum war noch nie so hoch seit Einführung der Gemeinschaftswährung als Buchgeld im Jahr 1999. Seit dem Sommer 2021 hat sich die Teuerung kontinuierlich verstärkt, wobei jüngst bereits Rekordwerte erreicht wurden. Der Krieg in der Ukraine und die harten Corona-Massnahmen in China verschärften den Preisauftrieb.

Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise in den Ländern mit der Gemeinschaftswährung im Juni um 0,8 Prozent. Hier war ein Anstieg von 0,7 Prozent erwartet worden.

Getrieben wurde die Teuerung einmal mehr durch einen extrem starken Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 41,9 Prozent verteuerte. Lebens- und Genussmittel waren 8,9 Prozent teurer als vor einem Jahr. Der Preisauftrieb verstärkte sich hier nochmals.

Die höchsten Inflationsraten gab es erneut im Baltikum. So stieg in Estland die Jahresrate auf 22 Prozent. In Deutschland fiel die Rate gegen den Trend von 8,7 Prozent im Vormonat auf 8,2 Prozent im Juni. Verantwortlich für den Rückgang waren jedoch Massnahmen der Regierung wie die Einführung des 9-Euro-Tickets.

Sulzer schreibt bis zu 135 Millionen in Russland und Polen ab

Sulzer wird künftig nicht mehr in Russland und Polen vertreten sein.

Sulzer wird künftig nicht mehr in Russland und Polen vertreten sein.

Arnd Wiegmann / Reuters

tsf. Der Rückzug des Sulzer-Konzerns aus Russland und Polen hat erhebliche Folgen: Das Winterthurer Industrieunternehmen schreibt den Grossteil seiner Vermögenswerte in diesen Ländern ab. Wie Sulzer am Freitag mitteilte, dürfte der einmalige Abschreiber auf 125 bis 135 Millionen Franken zu stehen kommen. 125 Millionen davon würden im ersten Halbjahr 2022 verbucht.

Die Abschreibung habe zwar keinen wesentlichen Einfluss auf das operative Ergebnis, schreibt Sulzer. Sie werde jedoch den Reingewinn belasten. Im ersten Halbjahr 2021 hatte das Unternehmen einen Gewinn von 86 Millionen und im Gesamtjahr einen Gewinn von 141 Millionen Franken erzielt. Sulzer veröffentlicht die Halbjahreszahlen am 29. Juli 2022.

Wegen des Ukraine-Kriegs hat Sulzer sich Ende Mai entschieden, das Land nach einer Präsenz von 35 Jahren zu verlassen und das gesamte Geschäft dort aufzugeben. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vom Entscheid betroffen.

Sulzer steckt vor allem wegen seines gewichtigen Minderheitsaktionärs Viktor Vekselberg in einer schwierigen Situation. Zwar hatte der russische Magnat seinen früheren Mehrheitsanteil von 63 Prozent auf 49 Prozent verringert, als ihn die USA 2018 wegen seiner Nähe zu Russlands Präsidenten auf die Sanktionsliste setzten. Doch auch mit 49 Prozent hat er einen bestimmenden Einfluss im Sulzer-Konzern.

Aus diesem Grund hatte die polnische Regierung denn auch zwei Sulzer-Töchter in Polen auf die Sanktionsliste gesetzt und damit zur Aufgabe gezwungen.

Sulzer würde den mit Sanktionen belegten russischen Grossaktionär Vekselberg gern loswerden, denn es zeigt sich, dass er zunehmend zur Bedrohung für das operative Geschäft wird.
Dazu mehr: Was tun mit Viktor Vekselberg?

Julius Bär zahlt über 100 Millionen für Vergleich in Litauen

Die Bank Julius Bär zahlt 105 Millionen für einen Vergleich in Litauen.

Die Bank Julius Bär zahlt 105 Millionen für einen Vergleich in Litauen.

Arnd Wiegmann / Reuters

tsf. Die Bank Julius Bär kann einen Schlussstrich unter einen über zehn Jahre alten Rechtsstreit ziehen: Sie einigte sich mit dem Liquidator der früheren litauischen Bank Snoras zur Zahlung einer Vergleichssumme von 105 Millionen Euro, wie die Bank am Freitag mitteilte.

Bei diesem Fall ging es um eine mutmassliche Veruntreuung von Vermögenswerten durch zwei Führungskräfte von Snoras. Die betroffene Bank Snoras war 2011 beim Aufdecken des Betrugsfalles verstaatlicht und darauf in Konkurs geschickt worden. Der Nachlassverwalter beschuldigte die Bank Julius Bär, durch Verletzung ihrer Sorgfaltspflicht die Aushöhlung des litauischen Finanzhauses nicht verhindert zu haben. Er wollte in der Folge an Vermögenswerte gelangen, die teilweise blockiert waren.

Der Rechtsstreit war seit 2019 bei einem Genfer Gericht in erster Instanz hängig. Die Forderung des Liquidators belief sich auf insgesamt 335 Millionen Euro, zuzüglich 5 Prozent Zinsen pro Jahr seit Dezember 2011.

Wie Julius Bär bekanntgab, wird rund die Hälfte der Vergleichssumme durch bestehende Rückstellungen abgedeckt. Der verbleibende Betrag werde dem Ergebnis des ersten Halbjahres 2022 belastet. Für die Bank sei die Einigung ein wichtiger Schritt im Prozess der Bereinigung von Altlasten und der kontinuierlichen Verbesserung ihres Risikoprofils.

Finma lockert Schutzmassnahmen bei Sberbank

Die Schweizer Sberbank-Tochter hebt den kann

Die Schweizer Sberbank-Tochter hebt den kann

Yuri Kochetkov / EPA / keystone-sda.ch

tsf. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ermöglicht Sberbank Schweiz, der Schweizer Filiale der grössten russischen Bank, Forderungen von nicht sanktionierten Gläubigerinnen und Gläubigern zu erfüllen. Die stabilere finanzielle Lage der Bank und die gegenwärtige sanktionsrechtliche Situation erlaubten diesen Schritt, teilte die Finma am Freitag mit. Immer noch ausgeschlossen bleiben Rückzahlungen an mit Sanktionen belegte Personen oder an das Mutterhaus Sberbank Russia.

Anfang März hatte die Finma Schutzmassnahmen bei Sberbank ergriffen. Sie wurden wegen des Ukraine-Kriegs zum Schutz der Gläubiger erlassen. Für die Bank galt ein weitgehendes Auszahlungs- und Transaktionsverbot. Sie durfte ohne Zustimmung der Finma keine Auszahlungen oder Transaktionen tätigen, die nicht für den operativen Betrieb als Bank nötig waren. Die Massnahmen umfassten eine Stundung von Verpflichtungen.

Die erste Lockerung sei möglich, da die Bank unter der Aufsicht der Finma ihre finanzielle Situation stabilisiert habe und das geltende internationale Sanktionsrecht solche Auszahlungen zulasse.

Mit diesen Auszahlungen könne die Bank ihre Bilanz im Hinblick auf einen allfälligen Verkauf oder Eigentümerwechsel reduzieren. Die Gleichbehandlung der Gläubigerinnen und Gläubiger bleibe dabei gewahrt. Die Bank habe sicherzustellen, dass bei den Auszahlungen die geltenden Vorschriften, insbesondere das nationale und internationale Sanktionsrecht sowie das Aufsichtsrecht einschliesslich der Geldwäschereibekämpfung, eingehalten würden.

Der von der Finma bei der Bank eingesetzte Untersuchungsbeauftragte überwacht den Auszahlungsprozess. Die intensivierte Aufsicht werde beibehalten.

Sberbank (Schweiz) ist nicht direkt mit der Sberbank Europe verbunden, die von Sanktionen betroffen ist. Die russische Muttergesellschaft Sberbank untersteht Sanktionen. Sie ist auch aus dem Zahlungsinformations-Netzwerk Swift ausgeschlossen.

Lonza baut neue Grossanlage in Stein

tsf. Der Arzneimittelhersteller Lonza baut im schweizerischen Stein eine neue Abfüllanlage. Das Unternehmen investiert rund 500 Millionen Franken in die Grossanlage für die Abfüllung und Veredelung von Medikamenten. Wie Lonza am Freitag mitteilte, soll der Betrieb in Stein 2026 fertiggestellt sein. Mit der neuen Anlage soll Kunden eine komplette End-to-end-Lösung mit der Herstellung kommerzieller Medikamente und der Belieferung grosser Märkte geboten werden.

Seit der Einführung von Dienstleistungen zur Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln im Jahr 2016 hat Lonza ihr Angebot an klinischen Arzneimitteln in Basel, Stein und Visp sowie im chinesischen Guangzhou stetig erweitert.

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