Die Spannung ist wieder dahin: Der BVB patzt und die Bayern retten sich noch

Am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga muss der FC Bayern München hart arbeiten, um am Ende doppelt jubeln zu können: Der Rekordmeister dreht einen Rückstand und Verfolger Borussia Dortmund patzt. RB Leipzig beschert dem neuen Trainer ein herrliches Debüt.

Spitzenreiter FC Bayern München hat seinen Vorsprung auf Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga erneut vergrößert. Der Rekordmeister siegte nach einem Rückstand noch 2:1 gegen den FSV Mainz 05. Damit liegt der Titelverteidiger nach dem 15. Spieltag schon sechs Punkte vor dem BVB, der nur 1:1 bei Aufsteiger VfL Bochum spielte. Vor dem Topspiel zwischen beiden Teams vor einer Woche trennte nur ein Punkt beide Klubs. RB Leipzig gewann beim Einstand des neuen Trainers Domenico Tedesco daheim 4:1 gegen Borussia Mönchengladbach. In der Gefahrenzone gelang Hertha BSC ein 2:0-Heimsieg gegen Arminia Bielefeld und damit der erste Erfolg unter dem neuen Coach Tayfun Korkut. Der SC Freiburg unterlag der TSG Hoffenheim 1:2.

FC Bayern München – 1. FSV Mainz 05 2:1 (0:1)

Der FC Bayern München hat Trainer Julian Nagelsmann den 100. Sieg in der Fußball-Bundesliga geschenkt und die Tabellenführung ausgebaut. Kingsley Coman (53. Minute) und Jamal Musiala (74.) wendeten beim 2:1 (0:1) gegen den couragierten FSV Mainz 05 mit viel Mühe und dank einer Steigerung nach der Pause das intensive Spiel. Karim Onisiwo hatte die formstarken Gäste nach dem Führungstreffer auf Punkte in der leeren Allianz Arena hoffen lassen (22.). Die Bayern bauten den Vorsprung an der Tabellenspitze durch das 1:1 von Borussia Dortmund beim VfL Bochum auf sechs Punkte aus.

Die Mainzer entpuppten sich als der “unangenehme Gegner”, vor dem Nagelsmann noch kurz vor dem Anpfiff gewarnt hatte. Bissig in den Zweikämpfen und taktisch äußerst diszipliniert stemmten sie sich gegen die spielerisch überlegenen Münchner. Der frühe Führungstreffer gab dem Team von Trainer Bo Svensson noch mehr Mut. Während der Däne seiner Mannschaft aus der Coaching-Zone anerkennend applaudierte, war Nagelsmann eine Woche nach dem 3:2 gegen den BVB diesmal die Unzufriedenheit anfänglich deutlich anzusehen.

Wie im Januar, als die Bayern unter Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick gar einen 0:2-Pausenrückstand aufholen mussten, war auch diesmal ohne das fehlende Mittelfeldduo Joshua Kimmich und Leon Goretzka eine Steigerung nach dem Seitenwechsel vonnöten. Kimmich wird nach seiner Corona-Infektion erst im neuen Jahr wieder spielen können. Auch seinem ausgewechselten Ersatz Corentin Tolisso droht eine Pause. Die Partie hatte eigentlich wie üblich begonnen. Bayern machte Druck, Mainz hatte viel Abwehr- und Zweikampfarbeit zu leisten.

Bei den wenigen entlastenden Aktionen liebäugelten die Gäste mit einem Elfmeterpfiff (20.). Münchens Abwehrchef Dayot Upamecano traf Angreifer Jae-Sung Lee, der aber etwas übertrieben fiel. Der Videoassistent teilte die Ansicht von Schiedsrichter Benjamin Cortus, dass das nicht strafstoß-würdig gewesen war. Die 05er haderten nicht – und schlugen nur wenig später zu. Anton Stach und Jonathan Burkhardt setzten sich gegen die zu zaghaften Benjamin Pavard und Upamecano durch, nach Burkhardts Flanke nahm Tolisso das Luftduell mit Onisiwo nicht an. Der Österreicher ließ Bayern-Keeper Manuel Neuer bei seinem Kopfball keine Chance.

Die oftmals zu unpräzisen Münchner hatten viel Mühe, zu klaren Chancen zu kommen. Möglichkeiten gab es trotzdem schon gute vor der Pause. Thomas Müller schoss aus dem Gewühl knapp über das Tor (32.), Coman scheiterte nach einer wilden Flugeinlage von FSV-Torhüter Robin Zentner an Verteidiger Alexander Hack (44.). Zwei Kopfballchancen gleich nach dem Seitenwechsel durch Robert Lewandowski (46.) und Coman (49.) dokumentierten den großen Willen auf die Wende. Tolisso leitete diese wenig später durch einen Traumpass auf Coman ein, der Zentner mit einem Schuss durch die Beine überwand. Der “King” verpasste nur kurz nach dem Ausgleich den Führungstreffer (62.).

Bayern ließ nicht mehr locker. Nachdem die Mainzer den Ball nicht klären konnten, legte Pavard für Musiala auf. Der Junior vollendete mit einem platzierten Flachschuss. Nagelsmann klatschte zufrieden und durfte im 199. Spiel den runden Erfolg bejubeln, wenngleich er in der Schlussphase noch zittern musste.

VfL Bochum – Borussia Dortmund 1:1 (1:0)

Julian Brandt hat Borussia Dortmund vor der nächsten Bundesliga-Niederlage bewahrt. Mit seinem Treffer in der 85. Minute wendete der Nationalspieler beim 1:1 (0:1) im umkämpften Revierderby beim VfL Bochum die drohende Pleite für den Tabellenzweiten ab. Eine Woche nach dem 2:3 im umkämpften Bundesliga-Gipfel gegen die Münchner bot der BVB zwar eine engagierte Vorstellung, vergab aber Chancen im Minutentakt. Damit wuchs der Abstand der Borussia zu den Bayern auf sechs Punkte an.

Im ersten Pflichtspiel zwischen beiden Revierclubs seit über elf Jahren hatte Sebastian Polter (40./Foulelfmeter) vor 13 799 Zuschauern zuvor für die Führung der Bochumer gesorgt. Die von Co-Trainer Alexander Zickler betreuten Dortmunder erwischten den besseren Start. Doch die vielen Versuche, die in dieser Saison zumeist sattelfeste Abwehr der Bochumer mit langen Bällen auf Torjäger Erling Haaland zu überwinden, blieben erfolglos. Mit großem Kampf bereiteten die von ihren Fans frenetisch angefeuerten Bochumer dem BVB im Aufbauspiel große Probleme.

Erst nach kniffliger Startphase fanden die Gäste besser ins Spiel und waren der frühen Führung gleich in zwei Situationen nahe. Zunächst konnten Haaland und Marco Reus (16.) einen Fehler von VfL-Keeper Manuel Riemann nicht nutzen. Nur zwei Minuten später scheiterte Jude Bellingham in aussichtsreicher Position an dem glänzend reagierenden Bochumer Schlussmann.

Mit diesen beiden Chancen stieg der Druck der Dortmunder. Nach sehenswertem Solo spielte Bellingham Angreifer Haaland frei, aber der Norweger konnte Riemann mit einem Schuss aus 14 Metern nicht überwinden.

Offensivaktionen der Bochumer blieben in dieser Phase die Ausnahme. Nur bei einem Fernschuss von Christopher Antwi-Adjei (29.), den BVB-Keeper Gregor Kobel parierte, war Torgefahr erkennbar. Doch ein Elfmeter bescherte dem Aufsteiger überraschend die Pausenführung. Nach einem Foul von Kobel an Antwi-Adjei entschied Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zurecht auf Strafstoß. Diesen verwandelte Polter sicher.

Nach Wiederanpfiff erhöhte der BVB den Druck. Mit viel Glück und Geschick verhinderten die Bochumer in dieser Phase den Ausgleich. So klärte Maxim Leitsch (47.) in höchster Not nach einem Schuss von Nico Schulz auf der Linie. Und auch die Freude der Dortmunder über das vermeintliche 1:1 von Marius Wolf währte nur kurz, weil der Unparteiische den Treffer wegen einer Abseitsstellung von Bellingham, der Riemann den Blick verstellte, aberkannte.

Doch der Sturmlauf der Dortmunder ging unvermindert weiter. Als mit Danilo Soares (63.) erneut ein Bochumer für den bereits geschlagenen Riemann auf der Linie rettete, reagierte Co-Trainer Zickler und wechselte mit Thorgan Hazard und Brandt zwei weitere Offensivkräfte ein. Diese Maßnahme machte sich bezahlt. Nach Flanke von Haaland beförderte Brandt den Ball mit einem Volleyschuss ins Netz.

RB Leipzig – Borussia Mönchengladbach 4:1 (2:0)

RB Leipzig hat seinem neuen Trainer Domenico Tedesco einen Einstand nach Maß beschert und seine Niederlagenserie in der Bundesliga gestoppt. Zugleich vergrößerten die Sachsen mit einem 4:1 (2:0)-Erfolg die Krise bei Borussia Mönchengladbach. Das Team von Trainer Adi Hütter hat nun drei Niederlagen bei einem Torverhältnis von 2:14 kassiert. In der wegen der sächsischen Corona-Schutzverordnung erneut menschenleeren Arena hatten die Leipziger keine Mühe gegen harmlose Gladbacher. Josko Gvardiol (21. Minute) mit seinem ersten Tor im RB-Trikot, André Silva (33.), Christopher Nkunku (90.+1) und Benjamin Henrichs (90.+4) erzielten die Treffer. Das Gäste-Tor von Ramy Bensebaini (88.) sorgte nur kurzzeitig für Spannung.

Tedesco hatte sich für eine Dreier-Abwehrkette entschieden, in die Willi Orban nach seiner Corona-Erkrankung zurückkehrte. Dadurch war Angelino auf der linken Seite frei für offensivere Aufgaben, die er dankend annahm und zum besten Spieler avancierte. Auch Kevin Kampl hielt sich verstärkt ganz links auf und stellte die Borussen so vor Probleme.

Mit einem kontrollierten Pressing erkämpften die Sachsen in der ersten halben Stunde viele Bälle und überraschten die Gäste mit schnellem Umschaltspiel. Allerdings ließ die Chancenverwertung zu wünschen übrig. Immer wieder konnte sich Borussen-Torhüter Jan Sommer auszeichnen und eine frühe RB-Führung bei Schüssen von Emil Forsberg (6.) und Nkunku (19.) verhindern. Zudem zielten Konrad Laimer (7.) und Silva (10.) nicht gut genug.

Die Tore der Leipziger fielen so, wie es der beurlaubte Trainer Jesse Marsch gern gehabt hätte. Dem 1:0 ging ein Freistoß von Angelino voraus, beim zweiten Treffer suchte der kleine Spanier den langen Pfosten, wo Silva nur einschieben musste. Den Borussen merkte man den Knacks an, den die letzten Auftritte und Ergebnisse hinterlassen haben. Unkonzentriert in der Abwehr, völlig harmlos waren sie im Angriff. Nur eine echte Chance durch Nico Elvedi, der an eine Jonas Hofmann-Freistoßflanke nicht präzise genug heran kam, war zu wenig, um die Leipziger in Verlegenheit zu bringen.

Die zweite Halbzeit sah engagiertere Gäste, auch, weil sich RB weiter zurückzog und auf Konter spielen wollte. In der 52. Minute musste das dritte Tor fallen. Sommer vertändelte vor dem Strafraum den Ball gegen Nkunku, der Silva bediente. Doch der Portugiese traf das leere Tor nicht, sondern nur die Latte. Auch Forsberg (62.) schaffte es nicht, den entscheidenden dritten Treffer zu setzen und verzog knapp. In der Folgezeit verflachte die Partie immer mehr. RB wollte nicht mehr tun als nötig, Mönchengladbach konnte nicht.

Wenigstens hatten die Gäste noch Sommer im Tor, der die blitzartigen Gegenstöße der Leipziger vereitelte. So hatte Tedesco bei seinem Einstand einen eigentlich geruhsamen Nachmittag, bei dem der Sieg nur in der Schlussphase durch den Anschlusstreffer von Bensebaini kurzzeitig in Gefahr geriet. Doch Nkunku mit einem Kontertor machte alles klar, ehe Henrichs ebenfalls in der Nachspielzeit zum Endstand traf.

Hertha BSC – Arminia Bielefeld 2:0 (1:0)

Tayfun Korkut hat seine Heimpremiere als neuer Trainer von Hertha BSC mit dem ersten Sieg gefeiert. Am 15. Spieltag kamen die dominierenden Berliner nach zuvor fünf sieglosen Spielen beim 2:0 (0:0) gegen Arminia Bielefeld zum vollen Punkterfolg. Vor 5000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion erzielte Stevan Jovetic am Samstag mit seinem fünften Saisontor in der 53. Minute die Führung. Praktisch mit dem Schlusspfiff besorgte Davie Selke den Endstand.

Korkut nahm im Vergleich zum 2:2 beim VfB Stuttgart drei Veränderungen vor. Anstelle von Jordan Torunarigha und Peter Pekarik rutschten Niklas Stark und Deyovaisio Zeefuik in die Abwehr. Im Mittelfeld kehrte der in Stuttgart erkältete Suat Serdar anstelle von Myziane Maolida in die Startelf zurück. Bielefelds Coach Frank Kramer vertraute dagegen der Formation, die am vorigen Wochenende ein 1:1 gegen den 1. FC Köln erkämpft hatte.

Die Gastgeber übernahmen nach zehn Minuten die Kontrolle über das Spiel und kamen zu drei Chancen durch Stark, Ishak Belfodil und zwei Mal durch den agilen Serdar, wobei der Schuss des früheren Schalkers durch Bielefelds Abwehrspieler Joakim Nilsson von der Linie geköpft wurde (14.).

Bielefeld bemühte sich, vor das Berliner Tor zu kommen, doch Herthas Abwehr stand sicher. Auf der Gegenseite verzeichnete Hertha noch eine gute Möglichkeit durch Jovetic, der mit einem direkten Freistoß in der 28. Minute an Bielefelds Schlussmann Stefan Ortega scheiterte. Auch Vladimir Darida fand in seinem 150. Bundesliga-Einsatz für Hertha mit einem Schuss aus 22 Metern in Ortega seinen Meister (36.). Sechs Minuten später traf Jovetic zwar ins Tor, stand aber knapp im Abseits.

Acht Minuten nach dem Seitenwechsel belohnten sich die Berliner mit dem Führungstreffer. Nach einer schönen Kombination war es Belfodil, der Jovetic den Ball auflegte. Der Montenegriner traf aus rund zwölf Metern ins rechte Eck. Erst nach der Berliner Führung drückten die Gäste mehr aufs Tempo. Der kurz zuvor eingewechselte Florian Krüger traf in der 65. Minute mit dem ersten gefährlichen Schuss der Arminen auf das Tor der Herthaner nur das Außennetz.

Doch auch Hertha blieb mit einem feinen Kombinationsspiel torgefährlich. Nach einem Freistoß setzte Kapitän Dedryck Boyata den Ball per Kopf nur knapp neben das Tor, der eingewechselte Krzysztof Piatek scheiterte in der 83. Minute frei vor Ortega. So musste Hertha bis zum Schluss um den fünften Saisonsieg zittern, ehe Selke mit einem fulminanten Schuss für klare Verhältnisse sorgte.

SC Freiburg – TSG Hoffenheim 1:2 (1:1)

Der Amerikaner Chris Richards hat der TSG 1899 Hoffenheim einen Last-Minute-Sieg im Baden-Duell beim SC Freiburg beschert. Der Abwehrspieler köpfte in der 94. Minute zum 2:1 (1:1) der Gäste ein. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß gewann damit das vierte Spiel in Serie und verdrängte die Mannschaft von Christian Streich vom vierten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Der frühere Freiburger Torwart Oliver Baumann rettete mit einem gehaltenen Strafstoß gegen den ehemaligen Hoffenheimer Vincenzo Grifo zudem den Kraichgauern den Sieg (62. Minute). So verpasste Streich seinen 100. Sieg als Chefcoach des Sport-Clubs.

Die Nationalspieler David Raum mit seinem ersten Tor im Oberhaus für Hoffenheim (3. Minute) und Nico Schlotterbeck für Freiburg (21.) trafen vor coronabedingt nur 750 Zuschauern im Europa-Park Stadion. Eine Woche nach ihrem 6:0-Coup in Mönchengladbach gerieten die SC-Profis zunächst mächtig unter Druck. Die Gäste spielten präzise und mit gutem Gespür für die Lücken. So konnte Raum auf der linken Seite durchsprinten und bewies dann mit einem Schuss aus spitzem Winkel ins Netz, dass er mal Stürmer war. Dann aber schlugen die Standardspezialisten aus Freiburg um den Ex-Hoffenheimer Grifo zu. Seinen Eckball köpfte Schlotterbeck zum Ausgleich ein. Es war bereits das 14. Tor des SC in dieser Saison nach einem Standard.

Mit der Hereinnahme von Sturmtalent Georginio Rutter nach einer knappen Stunde erhoffte sich TSG-Trainer Sebastian Hoeneß mehr Durchschlagskraft. Doch die Hoffenheimer mussten sich erst einmal bei Baumann bedanken: Der 31-Jährige, der diese Woche seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat, parierte den Elfmeter von Grifo. Zuvor hatte Akpoguma Günter gefoult.

Für Aufregung sorgte noch eine Szene in der 70. Minute: Schlotterbeck räumte mit einer Grätsche den Ball und den einschussbereiten Rutter ab und verletzte sich dabei. Der eingewechselte Christoph Baumgartner trieb die Hoffenheimer zu einem schwungvollen Schlussspurt und vergab selbst die Chance zum Siegtreffer, ehe Richards zum späten 2:1 einköpfte.

.
source site-33