Diese Waffen sind im Ukrainekrieg im Einsatz

Diese neun Waffensysteme sind im Ukraine-Krieg im Einsatz. Eine Übersicht.

Täglich treffen tonnenschwere Lieferungen von Waffen und anderem Kriegsmaterial an der Grenze zur Ukraine ein. Noch bei Kriegsbeginn lieferte der Westen vorwiegend leichte Waffen für die Selbstverteidigung des Landes. Als solche werden tragbare Systeme bezeichnet, die von einzelnen Personen eingesetzt werden können. Dazu gehören neben Pistolen und Sturmgewehren auch Granatwerfer sowie Panzer- und Flugabwehrraketen.

Nun liefern westliche Länder aber auch schwere Waffen. Das sind komplexe und personalintensive Systeme wie Panzer, Kampfhelikopter oder Artilleriesysteme, die auch für Gegenoffensiven eingesetzt werden können.

Hier eine alphabetische Übersicht über neun Waffensysteme, die auf beiden Seiten im Einsatz sind. Die Liste wird regelmässig aktualisiert.

Die M777 ist das modernste von den Amerikanern verwendete Artilleriegeschütz. Sie ist vergleichsweise leicht und schiesst 24 Kilometer – mit Spezialmunition 40 Kilometer – weit.

US Army / Imago

Was es ist: Die 155 mm gezogene Haubitze M777 ist das modernste Artilleriegeschütz, das im Westen breit eingesetzt wird. Sie wurde 2005 von den USA in Dienst genommen und in Afghanistan erstmals im Kriegseinsatz verwendet. Neben den USA besitzen es bis jetzt auch Kanada, Australien und Indien. Insgesamt sind bisher Bestellungen für über 1200 Stück aufgegeben worden.

So funktioniert es: Die M777 ist mit einem Gewicht von rund 4,2 Tonnen bedeutend leichter als vergleichbare andere Geschütze (beispielsweise 40 Prozent leichter als die Vorgängerin M198). Sie kann deshalb – im Gegensatz zu den besser gegen feindliches Feuer geschützten Panzerhaubitzen – einfach und schnell via Land, Luft und Wasser transportiert werden. Die Verschiebung per Helikopter ermöglicht einen raschen Stellungswechsel zum Schutz vor Angriffen der feindlichen Artillerie oder Luftwaffe. Das geringe Gewicht verdankt sie der extensiven Verwendung von Titan bei der Konstruktion. Dank eingebautem Feuerkontrollsystem kann die M777 unabhängig von einer Feuerleitstelle schiessen.

Die praktische Schussdistanz mit herkömmlicher Munition beträgt bis zu 24 Kilometer. Doch im Gegensatz zu den Geschützen sowjetischer Bauart kann die M777 moderne westliche Spezialmunition verwenden. Mit der GPS-gesteuerten Munition vom Typ Excalibur schiesst sie bis zu 40 Kilometer weit. Im Vergleich zur Standardmunition kann sie damit aus einer Stellung Ziele auf der doppelten Fläche abdecken.

Wer es liefert: Die USA haben der Ukraine 90 M777-Haubitzen versprochen. Das amerikanische Verteidigungsministerium erklärte Ende April, dass bis dahin 60 Prozent der Geschütze plus Munition geliefert worden seien. Australien und Kanada sollen der Ukraine weitere M777 liefern. Da die Ukraine diese Haubitze bisher nicht verwendete, werden ukrainische Militärangehörige zurzeit ausserhalb des Landes an geheim gehaltenen Orten von Amerikanern in der Handhabung instruiert: Ukrainische Ausbilder werden geschult und instruieren danach selbständig ihre Artillerieeinheiten.

Insbesondere bei Kriegsbeginn beschoss die russische Armee Ziele in der Ukraine von heimischem Boden aus mit Iskander-Raketen.

Insbesondere bei Kriegsbeginn beschoss die russische Armee Ziele in der Ukraine von heimischem Boden aus mit Iskander-Raketen.

Mod Russia / Imago

Was es ist: Das Iskander M ist ein Kurzstreckenraketensystem russischer Bauart. Es kann sowohl ballistische Kurzstreckenraketen als auch Marschflugkörper starten. Diese können auch Nuklearsprengköpfe tragen. Sie haben eine Reichweite von 500 Kilometern und können von russischem Boden ihre Ziele in der Ukraine treffen.

So funktioniert es: Das System ist auf einem Lastwagen angebracht und schnell verlegbar. Sein Vorteil: Die abgefeuerten Raketen sind von gegnerischen Luftabwehrsystemen schwer abzuschiessen. Wird eine Rakete gestartet, kann sie ihre Flugbahn so schnell anpassen, dass ihr Ziel schwer berechenbar ist. Auch ein Marschflugkörper, der zwar langsamer fliegt, kann ein feindliches Radar umgehen.

Wer es liefert: Russland produziert das Iskander M ausschliesslich für das eigene Militär. Mit dem Iskander E gibt es seit 1999 ein Exportmodell mit einigen Einschränkungen, etwa einer geringeren Reichweite. Systeme dieser Art wurden nachweislich an Armenien und Algerien verkauft. Zu welchem Stückpreis ist allerdings nicht bekannt.

Die Javelin-Panzerabwehrwaffe ist eines der meistgelieferten Systeme in diesem Krieg. Es ist hochwirksam und handlich.

Die Javelin-Panzerabwehrwaffe ist eines der meistgelieferten Systeme in diesem Krieg. Es ist hochwirksam und handlich.

Scott Barbour / Getty

Was es ist: Die Javelin FGM-148 ist eine Panzerabwehrlenkwaffe amerikanischer Bauart. Sie ist klein, nur etwas mehr als 20 Kilogramm schwer und kann von einem Soldaten von der Schulter abgefeuert werden. Sie kann gepanzerte Ziele wie Kampfpanzer in bis zu 2000 Meter Entfernung bekämpfen.

So funktioniert es: Das System besteht aus einem Gerät für die Beobachtung und Zielerfassung sowie des Startrohrs, das den Flugkörper enthält. Der grosse Vorteil der Javelin ist, dass der Schütze mobil bleibt. Er muss sein Ziel nur beim Abschuss anvisieren, danach findet die infrarotgelenkte Rakete ihr Ziel selbst.

Wer es liefert: Die Ukraine erhielt Tausende von Javelins vor dem Krieg von den USA. Amerika ist auch im Krieg der Hauptlieferant. Aber auch europäische Staaten wie Frankreich, Polen oder Grossbritannien liefern das System. Der Stückpreis lieft gemäss amerikanischen Angaben bei rund 250 000 Dollar.

Russische Kampfhelikopter Kamow Ka-52 mit ihren charakteristischen Doppel-Rotoren.

Russische Kampfhelikopter Kamow Ka-52 mit ihren charakteristischen Doppel-Rotoren.

Mikhail Voskresenskiy / Imago

Was es ist: Der Kamow Ka-52 ist ein zweisitziger russischer Kampfhelikopter mit zwei Doppelrotoren mit je drei Rotorblättern. Die Rotoren drehen in entgegengesetzter Richtung. Dank diesen braucht der Ka-52 keinen Heckrotor und die Doppelrotoren verbessern seine Flugeigenschaften. Er ist eine Weiterentwicklung des einsitzigen Ka-50. Er gilt als sehr beweglich. So kann er mit beträchtlicher Geschwindigkeit vertikal bis zu 4000 Meter steigen.

So funktioniert er: Der Kamow Ka-52 ist ein Hochleistungs-Kampfhelikopter, der bei Tag und Nacht operieren kann. Er ist geeignet für Aufklärungsmissionen, Zielbezeichnung (beispielsweise für die Artillerie) und Luftangriffe im Gruppenverband. Im Ukraine-Krieg hat sich allerdings gezeigt, dass er gegen schultergestützten Flugabwehrraketen wie Stinger verletzlich ist. Mindestens 13 Helikopter dieses Typs sollen bisher von der ukrainischen Armee abgeschossen worden sein.

Wer es liefert: Die Entwicklung des Ka-52 begann Mitte der 1990er Jahren in Russland. Die Serienproduktion begann 2008 durch den die Progress Arsenjew Aviation Company. Seit 2011 steht er im Einsatz.

Ein russischer Kampfpanzer des Typs T-72 im Einsatz in der Ostukraine.

Ein russischer Kampfpanzer des Typs T-72 im Einsatz in der Ostukraine.

Imago

Was es ist: Der T-72 ist ein Kampfpanzer sowjetischer Bauart. Er ist verhältnismässig klein und mit rund 40 Tonnen Gefechtsgewicht leicht. Er wird von drei Mann bedient: dem Kommandanten, dem Fahrer und dem Richtschützen. Der Panzer ist mit einer Ladeautomatik bestückt, die die Geschosse innert weniger als drei Sekunden nachlädt.

So funktioniert es: Die Hauptwaffe des T-72 ist die 125-mm-Kanone. Die Kampfbeladung besteht aus 44 Schuss. 22 Schuss werden in einem Ladekarussell im Wannenboden unter dem Turm aufbewahrt, die restlichen an verschiedenen Plätzen im Innenraum. Das Ladekarussell des Panzers hat einen grossen Nachteil: Der Kommandant und der Richtschütze sitzen auf der Munition. Der Fahrer des Panzers mit dem Rücken dazu. Trifft eine Panzerabwehrrakete den T-72 gibt es kaum ein Entkommen für die Besatzung.

Wer es liefert: Der T-72 war einer der meist verwendeten Panzer der Sowjetarmee. Viele Staaten des ehemaligen Ostblocks verfügen noch über Restbestände. Entsprechend setzen sowohl Russen als auch Ukrainer auf das Modell. Zudem haben Tschechen, Polen und Slowaken T-72 der Ukraine geliefert. Der Stückpreis soll sich laut ukrainischen Angaben auf rund 500 000 Dollar belaufen.

Zwei russische BM-21 Grad Mehrfach-Raketenwerfer in Aktion.

Zwei russische BM-21 Grad Mehrfach-Raketenwerfer in Aktion.

Sergey Pivovarov / Reuters

Was es ist: Der BM-21 Grad ist ein auf einem Lastwagen montierter Mehrfach-Raketenwerfer sowjetischer Bauart. Er kann 40 Raketen von 2,87 Meter Länge verschiessen ohne nachgeladen zu werden. Er gehört zum Arsenal der russischen wie auch der ukrainischen Armee. Varianten sind in über 60 Ländern im Einsatz, unter anderem auch in China.

So funktioniert er: Nachdem der Grad in Stellung gefahren ist, kann er in drei Minuten schussbereit gemacht werden. Die Raketen können einzeln oder in kleinen Gruppen in Intervallen verschossen werden. Es ist aber auch möglich, alle 40 Raketen innerhalb von 20 Sekunden gleichzeitig zu verschiessen. Danach braucht der Grad maximal 2 Minuten, um die Stellung wieder zu verlassen. Das heisst, dass er im Extremfall weniger als 6 Minuten in der Stellung bleiben muss, um alle 40 Raketen abzuschiessen. Der kurze Zeitraum macht es für die feindliche Artillerie schwierig, ihn anzugreifen. Zum Nachladen werden rund 10 Minuten gebraucht.

Der Grad schiesst weniger genau als Haubitzen mit moderner Munition. Um ein spezifisches Ziel zu treffen, wird wegen der Streuung der Einschläge eine grosse Zahl von Raketen benötigt.

Wer ihn liefert: Der BM-21 Grad wurde in den frühen 1960er Jahren in der Sowjetunion entwickelt. Seinen ersten Kampfeinsatz erlebte er 1969 im sino-sowjetischen Grenzkonflikt. 2003 wurde in Russland eine neue Version mit verbessertem Kampfwert präsentiert. Sie verfügt über Satellitennavigation und ein automatisches Feuerkontroll-System und kann mit einem neuen Typ Raketen bis zu 40 Kilometer weit schiessen. Das ist im Vergleich zu neueren Raketenwerfern aber immer noch relativ gering.

Die Ukraine möchte von Deutschland die Panzerhaubitze 2000 erhalten.

Die Ukraine möchte von Deutschland die Panzerhaubitze 2000 erhalten.

Sean Gallup / Getty

Was es ist: Die Panzerhaubitze 2000 ist eine der modernsten Panzerhaubitzen. Hergestellt wird sie in Deutschland. Normalerweise wird das Geschütz von einer fünfköpfigen Besatzung bedient, bei automatisiertem Munitionsfluss ist die Bedienung mit drei Soldaten möglich.

So funktioniert es: Das Geschütz ist selbstfahrend und auf eine Panzerwanne mit Kettenantrieb gebaut. Es kann bis zu sechs Granaten so abfeuern, dass diese fast gleichzeitig im Ziel einschlagen. Mit der Standardmunition hat die Haubitze eine Reichweite von 30 Kilometern, mit Spezialmunition sind sogar 40 Kilometer möglich. Ihre Ziel erhält die Panzerhaubitze digital von einem Leitstand zugewiesen.

Wer es liefert: Die Niederlande haben bereits fünf Geschütze aus ihren Beständen an die Ukraine geliefert. Nun prüft auch das Hersteller-Land Deutschland, ob es Panzerhaubitzen 2000 liefern will. Nach Informationen der «Welt», soll die Regierung die Lieferung inzwischen beschlossen haben.

Anders, als die Javelin wird die Stinger von Zwei-Mann-Teams eingesetzt.

Anders, als die Javelin wird die Stinger von Zwei-Mann-Teams eingesetzt.

Kim Kyung-Hoon / Reuters

Was es ist: Die Stinger ist eine Flugabwehrrakete amerikanischer Bauart. Sie wird für die Bekämpfung von tief fliegenden Flugzeugen und Helikoptern eingesetzt und von der Schulter abgefeuert. Zur Stinger-Bedienung werden für die Zielerfassung und den Abschuss oft zwei Mann eingesetzt. Der Flugkörper kann Ziele bei idealen Bedingungen in bis zu 6000 Meter Entfernung und 3000 Meter Höhe bekämpfen.

So funktioniert es: Die Rakete sucht zur Zielerfassung nach dem Infrarotlicht, das von den Triebwerken des Zielflugzeugs erzeugt wird, und verfolgt so das Flugzeug. Nach dem Abschuss fliegt die Rakete ihr Ziel selbständig an.

Wer es liefert: Seit Kriegsbeginn wurde das System aus den USA, Deutschland, Lettland und den Niederlanden an die Ukraine geliefert. Der Stückpreis liegt gemäss amerikanischen Angaben bei rund 190 000 Dollar.

Ein Switchblade 300 10C im Trainingseinsatz beim amerikanischen Marine Corps.

Ein Switchblade 300 10C im Trainingseinsatz beim amerikanischen Marine Corps.

Cpl. Alexis Moradian / AP

Was es ist: Die «Switchblade» ist ein unbemanntes Fluggerät aus amerikanischer Herstellung. Anders als andere Drohnen, feuert sie keine Raketen ab, sondern funktioniert als sogenannte Kamikaze-Drohne. Das heisst, das Fluggerät ist selbst die Waffe und zerstört sich, wenn sie ihr Ziel trifft. Es gibt davon zwei Typen. Die Switchblade 300 mit einer Reichweite von zehn Kilometern, die sich 15 Minuten in der Luft halten kann, und die Switchblade 600 mit einer Reichweite von 40 Kilometern, die 40 fliegen kann.

So funktioniert es: Die Kamikaze-Drohne kreist zunächst in der Luft, bis sie ihr Ziel im Sturzflug ansteuert und explodiert. Sie kann entweder vom Boden aus gesteuert werden, oder ist so programmiert, dass sie ihr Ziel selbst finden. Zudem hat das Fluggerät eine Funktion, womit ein Angriff noch kurz vor der Detonation gestoppt werden kann.

Wer es liefert: Bereits Anfang April kündigten die USA die Lieferung von Switchblade-Drohnen in die Ukraine an. Später doppelte Washington nach und schickte über 700 Switchblade-Drohnen in das Land. Der Stückpreis für das Modell 300 wird auf 6000 Dollar geschätzt.

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