Hannelore Elsner: Vor einem Jahr starb die beliebte Schauspielerin

Schauspielerin Hannelore Elsner (1942-2019) starb am Ostersonntag vor einem Jahr im Alter von 76 Jahren in einem Münchner Krankenhaus. “Sie wollte bis zum Schluss arbeiten, bis zum Schluss das Leben fühlen. Vom Tod wollte sie nie etwas wissen. Wann immer das Thema zur Sprache kam, wurde sie unwirsch, selbst, als es ihr schon sehr schlecht ging”, erinnert sich ihr Sohn Dominik (geb. 1981) kurz vor ihrem ersten Todestag (21. April) in der “Bild am Sonntag”.

Elsner setzte ihren Willen durch. Das Ergebnis sind drei neue Filme, die nach ihrem Tod erstausgestrahlt wurden beziehungsweise werden: “Club der einsamen Herzen” lief am 8. Juni 2019, der “Tatort: Die Guten und die Bösen” wurde am vergangenen Sonntag (19. April 2020) ausgestrahlt und “Lang lebe die Königin” zeigt das Erste am 29. April um 20:15 Uhr. Vor diesem furiosen Finale lag eine 60-jährige erfolgreiche Karriere.

Ihre Entdeckung

Mit 16 Jahren wurde sie von einem türkischen Regisseur entdeckt, als sie gerade mit ihrer Mutter die Straße entlangspazierte. Aus dem geplanten Film wurde zwar trotz eines Fluges nach Istanbul nichts, doch es folgte eine Schauspielausbildung in München, die quasi den Grundstein für Hannelore Elsners Werdegang legte. Nach ersten Theaterengagements gab die Elsner mit 17 Jahren ihr Filmdebüt in “Freddy unter fremden Sternen” (1959). 1963 folgte die Rolle der mittellosen Schauspielerin Sylvia Stössi im Filmdrama “Die endlose Nacht” von Regisseur Will Tremper (1928-1998).

Dem folgten unzählige Rollen in TV- und Filmproduktionen. Von 1983 bis 1997 wirkte sie in insgesamt sieben “Tatort”-Krimis mit – am bekanntesten ist wohl ihre Darstellung der Peggy Karoly im “Tatort: Peggy hat Angst” (1983). Ab 1994 ermittelte sie ganze 66 Episoden lang als “Die Kommissarin” Lea Sommer im Abendprogramm des Ersten. Zu ihren großen Erfolgen gehören außerdem die Filme “Die Unberührbare”, “Mein letzter Film” oder auch “Hanami – Kirschblüten”.

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden, zweimal den Deutschen und zweimal den Bayerischen Filmpreis sowie den Adolf-Grimme-Preis. Erste Preisträgerin des neuen Hannelore-Elsner-Preises, der 2019 im Rahmen des Fünf Seen Filmfestivals für Beste Schauspielkunst erstmals verliehen wurde, ist Barbara Auer (61).

Viele Schicksalsschläge

Ihre bayerische Oma habe sie schon als Kind gelehrt, das Leben so zu nehmen wie es kommt, erzählte Hannelore Elsner, als sie 2011 im Rahmen ihrer Autobiografie “Im Überschwang” in der NDR-Talkshow “DAS!” zu Gast war.

Dass man gegen das Spiel des Lebens machtlos ist, musste Hannelore Elsner schon früh lernen. Ihr Bruder Manfred wurde bei Kriegsende im März 1945 bei einem Tieffliegerangriff getötet. Ihr Vater starb als sie acht Jahre alt war an Tuberkulose. Ihre Mutter blieb ihr fremd. “Kurz bevor sie starb, gab es einen Moment, wo wir uns verabredet hatten zum Gespräch. Daraus wurde nichts; an dem Tag, an dem wir uns treffen wollten, starb sie ganz plötzlich an Herzversagen. Mit 59 Jahren”, erzählte sie 2011 der “Süddeutschen Zeitung”.

Für ihren Sohn ist es “noch immer brutal”

Zweimal war Hannelore Elsner insgesamt verheiratet. Ihre erste Ehe mit Schauspieler und Synchronsprecher Gerd Vespermann (1926-2000) hielt zwei Jahre, die zweite Ehe mit dem Dramaturgen Uwe Carstensen (64) dauerte von 1993 bis 2000. Aus der Beziehung mit Regisseur Dieter Wedel (80) stammt ihr Sohn.

Wie nahe sich Mutter und Sohn standen, lässt sich den Zeilen entnehmen, die er ebenfalls in der “BamS” veröffentlichte: “Nun bin ich wirklich gnadenlos auf mich allein gestellt. Diese Erkenntnis ist noch immer brutal. Ich werde sie nie wieder anrufen, nie wieder um Rat fragen können. Manchmal bin ich deshalb sehr verzweifelt und weine. Dann mache ich weiter. Meine Mutter hätte sicher nicht gewollt, dass ich meinen Lebensmut verliere, weil sie nicht mehr da ist”, so Dominik.