Ja zur AHV-Reform. Das sind die Resultate

Das Volk fällt einen wegweisenden Entscheid zur Sicherung der AHV. Er spricht sich aber gegen die Verrechnungssteuer-Reform und gegen die Massentierhaltungsinitiative aus. Alles zu den Abstimmungen zum Nachlesen.

Das Wichtigste in Kürze:

Eidg. Abstimmungen vom 25. 9. 2022

Nein
× 1 410 759


1 443 075 ×
Ja

26/26 Kantone ausgezählt

letztes Update vor 1 Stunde

Quellen: 
SRF,
Kantone,
BfS

Nein
× 1 281 375


1 570 785 ×
Ja

26/26 Kantone ausgezählt

letztes Update vor 1 Stunde

Quellen: 
SRF,
Kantone,
BfS

26/26 Kantone ausgezählt

letztes Update vor 1 Stunde

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SRF,
Kantone,
BfS

26/26 Kantone ausgezählt

letztes Update vor 1 Stunde

Quellen: 
SRF,
Kantone,
BfS

19:01 Uhr

Hiermit schliessen wir unsere Live-Berichterstattung zu den heutigen Abstimmungen ab. Wir danken fürs Interesse und wünschen einen schönen Abend!

18:53 Uhr

Das knappe Volksnein zur Reform der Verrechnungssteuer fügt sich ein in die innenpolitische Wetterlage der letzten Jahre. Das Beharrungsvermögen ist gross, Vorlagen für den Unternehmensstandort haben keine Priorität, und die Linke geniesst derzeit eine Art Blockademacht in der Steuerpolitik. Doch das kann sich wieder ändern, analysiert unser Wirtschaftskorrespondent aus dem Bundeshaus, Hansueli Schöchli.

18:45 Uhr

Der Bauernverband hat mit dem Nein zur Massentierhaltungsinitiative den nächsten grossen Sieg an der Urne errungen. In der von Energiekrise und Inflation geprägten Zeit ist das Volksbegehren der Tierschützer an der Urne chancenlos: Der Fleischpreis ist wichtiger als das Tierwohl. Zum Bericht.

18:33 Uhr

Während fast alle Deutschschweizer Kantone die AHV-Reform angenommen haben, sagte die Westschweiz mit bis zu 70 Prozent Nein. Besonders pikant: Wenn die Romands so zahlreich wie der Schweizer Durchschnitt zur Urne gegangen wären, hätten sie die Vorlage zum Absturz gebracht. Woher rührt dieser massive Röstigraben? Die Analyse von Westschweiz-Korrespondent Antonio Fumagalli.

18:32 Uhr

Beim Kampf gegen das Rentenalter 65 für Frauen ziehen die Sozialdemokraten den Kürzeren. Das widerlegt jedoch kaum die These, dass Reformen des Sozialstaats gegen die linke Opposition praktisch unmöglich seien. Zwischen Bangen und Wut: So verdaut die SP ihre bittere AHV-Niederlage. Unsere Reportage.

18:15 Uhr

Finanzminister Ueli Mauer bedauerte, dass die Reform der Verrechnungssteuer abgelehnt wurde. Und er erlaubte sich einen Seitenhieb an die Bevölkerung. Das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge schwinde unter den Abstimmenden, es sei nicht im gleichen Ausmass wie in der Vergangenheit vorhanden, fand der Finanzminister.

Mauer wollte dennoch einen Hoffnungsschimmer sehen. Die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer sei wesentlich knapper als andere Vorlagen gescheitert. Seit 2017 gingen gleich drei Steuervorlagen bachab. Der Bunde verpasse nun Mehreinnahmen, die dringend notwendig wären, sagt Maurer. «Wir haben es verpasst, den Finanz- und Wirtschaftsplatz zu stärken», so der Finanzminister. Man sende damit keine guten Signale für internationale Konzern aus. Aber: «Ein Nein ist Nein, wir haben keinen Plan B, es bleibt beim Alten», schloss Maurer.

18:04 Uhr

Das knappe Resultat bei der AHV-Abstimmung ist laut dem Bundesrat Alain Berset eine Warnung. Es bedeute, dass man die Minderheiten anhören müsse, sagte er an der Medienkonferenz nach der Bekanntgabe der Resultate. Der Bundesrat nehme das Resultat mit grosser Bescheidenheit zur Kenntnis. Dennoch sei die Annahme der Vorlage ein starkes Signal. Berset betonte, wie wichtig das Ja zur Reform für die Stabilität der AHV ist. Nun könne man mit grösserer Gelassenheit den demografischen Veränderungen entgegensehen. Das bedeute aber nicht, dass alle Probleme gelöst seien. «Wir müssen Lösungen zu den Ungleichheiten finden, etwa mit Änderungen bei der zweiten Säule», sagte Berset. Er unterstrich zudem, dass dennoch eine Mehrheit ausschlaggebend war – und diese sei nicht einfach zu erreichen gewesen, da beide Vorlagen angenommen werden mussten.

17:31 Uhr

Verbände und Organisationen melden sich nun am Laufmeter mit Medienmitteilungen zum Abstimmungssonntag. Economiesuisse nimmt das doppelte Ja zur AHV-Reform «erfreut zur Kenntnis». Das bedeutendste Sozialwerk des Landes erhalte so für die nächsten Jahre «wieder eine stabile finanzielle Basis». Die Wirtschaft sei sich aber auch bewusst, dass mit Blick auf eine mittelfristige Stabilisierung der AHV weitere strukturelle Reformen unvermeidlich sind. Der Arbeitgeberverband plädiert dafür, den «Schwung zu nutzen» und wie zu Anfangszeiten der ersten Säule «einen regelmässigen Reform-Rhythmus zu etablieren».

Die Gewerkschaftsdachverband Travail Suisse fordert nun eine «Gleichstellungsoffensive». Denn abgesehen vom Rentenalter seien die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern «in beinahe allen anderen Bereichen» weiterhin frappant. Der Frauendachverband Alliance F fordert, dass in der beruflichen Vorsorge der fixe Koordinationsabzug durch einen prozentualen Abzug ersetzt wird. Dadurch würden kleine Einkommen, Teilzeitpensen und Mehrfachbeschäftigte «substantiell besser und endlich fair versichert».

17:26 Uhr

Die Präsidenten der Bundesratsparteien analysieren bei SRF das knappe Resultat der AHV-Abstimmung: Für SVP-Präsident Marco Chiesa ist die Reform ein «wichtiger Schritt in die richtige Richtung». Das Tessiner Nein erklärt er mit dem «hohen Druck auf den Arbeitsmarkt». Mitte-Präsident Gerhard Pfister betont, dass die Reform die «wichtigste Vorlage der ganzen Legislatur» gewesen sei. Nur dank der Ausgleichsmassnahmen sei es gelungen, eine knappe Mehrheit der Bevölkerung zu überzeugen.

SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer, die einzige Verliererin am runden Tisch, will die Bürgerlichen «an ihre Versprechen erinnern» – nämlich, dass es nun «unmittelbare Verbesserungen» in der zweiten Säule geben müsse. FDP-Präsident Thierry Burkart nimmt den Ball auf. Er will die nationalrätliche Vorlage im Ständerat «nachjustieren», indem man bei tiefen und Teilzeiteinkommen ansetze. Dabei seien auch die Erkenntnisse des heutigen Resultats zu integrieren.

17:15 Uhr

Mit dem Kanton Zürich ist nun auch der letzte Kanton ausgezählt. Damit stehen die Endresultate des heutigen Abstimmungssonntags fest. Die AHV-Reform wird knapp angenommen. Die Massentierhaltungsinitiative wird deutlich abgelehnt. Ebenfalls abgelehnt wird die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer — auch hier ist das Resultat knapp. Die amtlichen Endresultate:

  • AHV-Reform: Erhöhung der Mehrwertsteuer: 55,07 Prozent Ja
  • AHV-Reform: Erhöhung Frauenrentenalter auf 65: 50,57 Prozent Ja
  • Massentierhaltungsinitiative: 62,86 Prozent Nein
  • Teilabschaffung der Verrechnungssteuer: 52,01 Prozent Nein
  • Stimmbeteiligung: 52,3 Prozent

17:12 Uhr

Die AHV ist wieder für zehn Jahre gesichert – und dann? Endlich ist eine Reform gelungen, doch sie wird nicht lange reichen. Für die Zeit danach kursieren kühne Ideen: automatische Erhöhung des Rentenalters, 13. Monatsrente, Lebensarbeitszeit oder eine Schuldenbremse. Vielleicht sind kreative Deals möglich. Zum Bericht.

17:09 Uhr

Zum ersten Mal überhaupt heisst das Stimmvolk eine AHV-Reform gut, die Abstriche und keinen Ausbau bringt. So knapp das Ergebnis auch sein mag: Die Niederlage der Linken ist ein Segen – nicht nur für die AHV, sondern auch für die Debattenkultur, schreibt Bundeshausredaktor Fabian Schäfer im Kommentar.

16:58 Uhr

Mit Ausnahme von zwei Zürcher Stadtkreisen sind alle Resultate da. Die Publikation der amtlichen Endresultate verzögern sich jedoch noch, weil die zwei Zürcher Kreise 1 und 2 noch nicht vollständig ausgezählt sind. Zwar haben diese Resultate keinen Einfluss mehr auf den Ausgang der heutigen Abstimmungen, die Endresultate können jedoch erst publiziert werden, wenn auch wirklich alle Stimmen ausgezählt worden sind.

16:49 Uhr

Nun ist es klar: Die AHV-Reform wird angenommen. Die Erhöhung des Frauenrentenalters erhält eine Zustimmung von 50,5 Prozent. Ein Zürcher Wahlkreis ist noch ausstehend, der Vorsprung der Befürworter kann jedoch nicht mehr aufgeholt werden. Die Verrechnungssteuer auf inländische Obligationen bleibt weiterhin bestehen. Die Vorlage zu ihrer Abschaffung wird abgelehnt.

16:15 Uhr

Die abgelehnte Vorlage zur Massentierhaltung war kontraproduktiv und zielte am eigentlichen Problem vorbei: Wer über Tierhaltung reden muss, muss auch über den Fleischkonsum reden, schreibt der NZZ-Bundeshausredaktor David Biner im Kommentar.

16:00 Uhr

Die aktuellste Hochrechnung prognostiziert weiterhin ein knappes Resultat bei der AHV-Reform, GfS Bern und SRF sagen 51 Prozent Ja-Stimmen für die Erhöhung des Frauenrentenalters voraus. Der Unterschied zwischen dem Ja- und dem Nein-Lager liegt gemäss Zahlen der Bundeskanzlei bei 24 000 Stimmen. Ausstehend ist lediglich noch der Kanton Zürich. Da sich dort ein klares Ja abzeichnet, wird die AHV-Reform angenommen. Die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer wird knapp abgelehnt. Die Massentierhaltungsinitiative ist am Ständemehr gescheitert und wird auch vom Volk deutlich abgelehnt.

  • AHV-Reform: Erhöhung der Mehrwertsteuer: 56 Prozent Ja
  • AHV-Reform: Erhöhung Frauenrentenalter auf 65: 51 Prozent Ja
  • Massentierhaltungsinitiative: 63 Prozent Nein. Die Initiative ist bereits am Ständemehr gescheitert.
  • Teilabschaffung der Verrechnungssteuer: 51 Prozent Nein

15:52 Uhr

Der Kanton Appenzell Ausserrhoden spricht sich für einen stärkeren Klimaschutz aus: Er heisst ein strenges Energiegesetz deutlich mit 61 Prozent Ja-Stimmen gut. Bis zum Jahr 2035 sollen 40 Prozent des genutzten Stroms erneuerbar sein. Einen Überblick über verschiedene Vorlagen und Wahlen in den Kantonen finden sie hier.

15:46 Uhr

Im Kanton Bern dürfen 16-Jährige auch in Zukunft nicht bei kantonalen Abstimmungen und Wahlen ihre Stimme abgeben. Das Stimmvolk verwarf eine entsprechende Verfassungsänderung definitiv mit 67 Prozent Nein-Stimmen. Damit bleibt Glarus der einzige Kanton, in dem 16-Jährige an kantonalen Abstimmungen und Wahlen teilnehmen können.

15:41 Uhr

Wie knapp das Rennen um die AHV-Reform ist, zeigt ein Blick auf die aggregierten Zahlen der Bundeskanzlei. Um 15 Uhr 35 betrug der Unterschied zwischen dem Ja- und dem Nein-Lager lediglich 30 000 Stimmen. Ausstehend sind noch die Resultate von zwei Kantonen – Waadt und Zürich. GfS Bern und SRF gehen jedoch immer noch von einem knappen Ja aus.

15:26

Der SVP-Kandidat Xaver Schuler ist neu in den Schwyzer Regierungsrat gewählt worden. Damit kann die Partei den frei gewordenen Sitz von Andreas Barraud verteidigen. Ob auch die FDP den abtretenden Finanzdirektor Kaspar Michel mit dem Schwyzer Polizeikommandanten Damian Meier (47) ersetzen kann, bleibt offen. Alle weiteren Kandidaten müssen bei dieser Ersatzwahl in den zweiten Wahlgang. Mit Xaver Schuler (42) wählt der Kanton Schwyz einen erfahrenen Politiker in die Regierung. Er war kantonaler Parteipräsident der SVP und hatte auch schon im Kantonsrat Einsitz.

15:21 Uhr

Die Stimmbeteiligung liegt gemäss GfS Bern und SRF bei rund 52 Prozent. Das ist angesichts der Bedeutung der AHV-Vorlagen zwar nicht viel – aber doch mehr, als gemäss der letzten Umfragen und vor allem aufgrund des Eingangs der ersten brieflichen Unterlagen erwartet werden konnte. Offenbar fand in den letzten Tagen noch eine Mobilisierung statt.

Interessant ist der Vergleich mit den Vorjahren: 2019 betrug die Stimmbeteiligung im Jahresdurchschnitt nur gerade 40,9 Prozent, ein Jahr später waren es 49,3 Prozent. Wie stark die Covid-Pandemie die Bevölkerung politisiert hat, zeigte sich 2021, als der Jahresdurchschnitt satte 57,2 Prozent betrug. Im laufenden Jahr hat sich der Wert wieder eingemittet – aktuell beträgt die durchschnittliche Stimmbeteiligung 45,4 Prozent.

15:01 Uhr

Laut der neusten Hochrechnung von GfS Bern und SRF bleibt es weiterhin spannend. Die AHV-Reform wird wohl knapp von Volk und Ständen angenommen. Die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer wird wohl knapp abgelehnt. Die Massentierhaltungsinitiative ist bereits am Ständemehr gescheitert und wird auch vom Volk deutlich abgelehnt.

  • AHV-Reform: Erhöhung der Mehrwertsteuer: 56 Prozent Ja.
  • AHV-Reform: Erhöhung Frauenrentenalter auf 65: 51 Prozent Ja
  • Massentierhaltungsinitiative: 63 Prozent Nein. Die Initiative ist auch am Ständemehr gescheitert.
  • Teilabschaffung der Verrechnungssteuer: 51 Prozent Nein
  • Die Stimmbeteiligung liegt laut GfS Bern und SRF bei 52 Prozent.

14:48 Uhr

Es ist ein ambitioniertes und komplexes Projekt mit langem Zeithorizont: Bis in vierzig Jahren sollen im Gebiet Wil West um die 3000 Arbeitsplätze auf einem neuen Areal entstehen, das eigentlich Thurgauer Boden ist, historisch bedingt aber dem Nachbarn gehört. Deshalb stimmte als Erstes der Kanton St. Gallen über einen Kredit von 35 Millionen Franken ab. Die Bevölkerung hat mit rund 53 Prozent Nein Stimmen gegen den Betrag entschieden. Beendet ist das Projekt damit nicht. Der Kanton Thurgau meldete am Sonntag, dass das Gebiet trotzdem eingezont werden soll. Einen Überblick über verschiedene Vorlagen und Wahlen in den Kantonen finden sie hier.

14:45 Uhr

Der Kanton Waadt führt ein neues Aufsichtsorgan über die Justiz ein: Nach Auszählung von 92 Prozent der Stimmen befürworten 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die Einführung eines neunköpfigen Justizrats. Dieser soll den Einfluss der Politik auf die Justiz einschränken. Die Annahme der Vorlage ist keine Überraschung – lediglich die SVP und Linksaussenparteien hatten sich dagegengestellt.

14:41 Uhr

Die Stimmbevölkerung im Kanton Basel-Stadt hat entschieden: Die siebenköpfige Kantonsregierung wird definitiv nicht verkleinert. Eine Initiative, die den Regierungsrat von sieben auf fünf Departemente verkleinern und explizit das Präsidialdepartement abschaffen wollte, scheiterte an der Urne klar. 60,6 Prozent der baselstädtischen Stimmbevölkerung hat das Vorhaben abgelehnt.

14:26 Uhr

Definitives Nein zur Massentierhaltungsinitiative: Die Vorlage scheitert am Ständemehr. Laut der letzten Hochrechnung sind 63 Prozent der Stimmbevölkerung dagegen.

14:24 Uhr

Auch im Kanton Neuenburg müssen die Bürgerinnen und Bürger Zahnbehandlungen weiterhin selbst berappen: Eine Initiative von linken Parteien, die eine obligatorische Zahnversicherung forderte, ist klar abgelehnt worden. Nach Auszählung von 26 der 27 Gemeinden beträgt der Nein-Stimmenanteil 64 Prozent. Das Thema kommt in der Westschweiz immer wieder auf: Die Waadt und Genf lehnten eine ähnliche Initiative bereits ab, in Freiburg und im Jura läuft die Diskussion noch.

14:16 Uhr

Für die SP-Nationalrätin Jacqueline Badran ist die Annahme der AHV-Reform eine herbe Niederlage für die Frauen, wie sie gegenüber SRF erklärte. Diese seien schon vorher schlechtergestellt gewesen und würden mit der Annahme der Reform nun noch weiter benachteiligt. Dies sei eine falsche Darstellung, widersprach FDP-Nationalrätin Regine Sauter. Die Reform habe nichts mit der SP-Darstellung «Männer gegen Frauen» zu tun. Gleiche Rechte würden auch gleiche Pflichten bedeuten, daher sei es nur richtig, dass Frauen auch gleich lange arbeiten müssten wie Männer, so Sauter.

14:00 Uhr

Die dritte nationale Hochrechnung festigt die bisherigen Trends und Hochrechnungen. Die Massentierhaltungsinitiative scheitert klar, die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer dürfte knapp abgelehnt werden, die AHV-Reform wird wohl knapp angenommen.

  • AHV-Reform: Erhöhung der Mehrwertsteuer: 56 Prozent Ja
  • AHV-Reform: Erhöhung Frauenrentenalter auf 65: 51 Prozent Ja
  • Massentierhaltungsinitiative: 63 Prozent Nein
  • Teilabschaffung der Verrechnungssteuer: 51 Prozent Nein

13:54 Uhr

Der Kanton Luzern wird sich definitiv nicht mit 400 000 Franken an der neuen Kaserne für die Schweizergarde im Vatikan beteiligen: Sämtliche 80 Gemeinden haben die kantonale Beteiligung wuchtig abgelehnt. Luzern war der einzige Kanton, in dem der Beitrag aufgrund eines Referendums an die Urne kam.

13:47 Uhr

Im Kanton Schaffhausen kommt es nicht zur Krankenkassen-Revolution: 25 von 26 ausgezählten Gemeinden lehnen eine Prämienbefreiung für Kinder und Jugendliche relativ deutlich ab. Die Initiative des Schaffhauser Gewerkschaftsbundes sah vor, dass alle Eltern für ihren Nachwuchs keine Krankenkassenprämien mehr bezahlen müssen. Für den Kanton und die Gemeinden wären Mehrausgaben von mindestens 8,5 Millionen Franken entstanden – höhere Gemeindesteuern wären wahrscheinlich geworden.

13:14 Uhr

Dass die Massentierhaltungsinitiative wohl abgelehnt wird, stellt für viele Bauern eine Erleichterung dar. Marin Rufer, Direktor des schweizerischen Bauernverbandes, zeigte sich gegenüber SRF «sehr froh» darüber, dass sich ein Nein abzeichne. Die Annahme der Initiative hätte schwerwiegende Folgen für die Bauern gehabt, sagte Rufer. Sie sei zu weit gegangen und unnötig. Die Bevölkerung habe anerkannt, dass die Schweizer Bauern heute für ein sehr hohes Niveau beim Tierwohl stünden und bereits viel dafür unternommen hätten.

Für den SP-Ständerat Daniel Jositsch haben die derzeit steigenden Preise vielleicht eine Rolle gespielt. Fleisch sei aber ein Qualitätsprodukt und soll einen gewissen Preis haben, sagte Jositsch. Zu diesem Bewusstsein soll die Schweizer Gesellschaft in Zukunft kommen. Wenn man die Tierwürde umsetzen wolle, die im Gesetz verankert ist, müsse man auch eine entsprechende Tierhaltung garantieren.

13:09 Uhr

Im Kanton Basel-Stadt wird heute mit einer kantonalen Vorlage über eine mögliche Verkleinerung der Regierung entschieden. Eine Initiative, die das 2009 geschaffene Präsidialdepartement der Regierung des Stadtkantons abschaffen wollte, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit deutlich abgelehnt. Die bisher ausgezählten Stimmzettel sagen ein 60 Prozent Nein-Stimmenanteil voraus. Damit bleibt die Regierung des Kantons Basel-Stadt ein Gremium mit sieben Departementen und sieben Mitgliedern.

13:08 Uhr

Bei der AHV-Reform zeichnet sich ein klarer Röstigraben ab. Gemäss Hochrechnungen lehnen sämtliche Westschweizer Kantone wie auch das Tessin die Vorlage ab – und zwar nicht einmal knapp. Es zeichnet sich eine flächendeckende Ablehnung von über 60 Prozent ab. Den höchsten Anteil gibt es derzeit im Kanton Jura (über 70 Prozent), aber auch die grossen Kantone Waadt und Genf verwerfen die Reform mit mehr als 60 Prozent. Es ist dieses wuchtige Westschweizer Nein, das die nationale Hochrechnung wieder knapper werden lässt. Eine Analyse zu den Gründen der grossen sprachregionalen Unterschiede gibt es hier später.

13:06 Uhr

Die zweite Hochrechnung von GfS Bern zeigt genauere Daten und einen knapperen Vorsprung für die Befürworter der AHV-Reform. Die Erhöhung des Rentenalters büsst einen Prozentpunkt an Zustimmung ein.

  • AHV-Reform: Erhöhung Frauenrentenalter auf 65: 51 Prozent Ja
  • AHV-Reform: Erhöhung der Mehrwertsteuer: 56 Prozent Ja
  • Massentierhaltungsinitiative: 63 Prozent Nein
  • Teilabschaffung der Verrechnungssteuer: 51 Prozent Nein

12:58 Uhr

Ein weiteres Resultate zu einer kantonalen Vorlage: Im Kanton Bern dürfte das Stimmrechtsalter 16 bei kantonalen Wahlen und Abstimmungen keine Chance haben. Laut einer Trendrechnung des SRF-Regionaljournals lehnen die Stimmberechtigten dort die Verfassungsänderung deutlich ab. Jugendliche dürfen somit weiterhin erst mit 18 Jahren abstimmen und wählen gehen. Gegen Stimmrechtsalter 16 kämpfte vor allem die SVP und ihre Jungpartei.

12:50 Uhr

In einer zweiten Reaktionsrunde zur wohl angenommenen AHV-Reform hat SRF Gabriela Medici vom Gewerkschaftsbund und Saskia Schenker vom Arbeitgeberverband Region Basel vereinigt. Für Medici ist das gegenüber den Umfragen knappere Resultat ein Zeichen dafür, dass die Linke «die Rentenprobleme überzeugend darlegen konnte». Man nehme die Gegenseite nun beim Wort, dass gerade Frauen eine Verbesserung der Renten benötigen. Schenker verweigert sich dem nicht, es gelte nun, die zweite Säule zu reformieren. Notabene Personen in Niedriglohnbranchen und im Teilzeitbereich, also mehrheitlich Frauen, sollen bessergestellt werden.

12:43 Uhr

Noch unklar ist, wie die Bevölkerung sich zur Reform der Verrechnungssteuer aussprechen wird. Die Hochrechnungen deuten auf ein knappes Scheitern hin. Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung von Economiesuisse, sprach sich auf SRF nochmals deutlich für die Teilabschaffung der Steuer aus. Die Reform sei wichtig für die Schweiz, weil die Verrechnungssteuer auf inländische Obligationen zum Verlust von Geschäftstätigkeiten und Steuereinnahmen ans Ausland führe. Mit der Reform wolle man ein starker Finanzplatz bleiben und ein wichtiger Obligationenmarkt werden. Gemeinden, Spitäler und Unternehmen wie etwa Stromversorger könnten sich dadurch billiger finanzieren, sagte Rühl von Economiesuisse. «Ich verlasse mich aufs Abstimmungsbüchlein», sagte Rühl, «die Abschaffung könnte sich bereits im ersten Jahr auszahlen.»

Daniel Lampart, Chefökonom des Gewerkschaftsbundes, kritisiert jedoch gerade diese Abstimmungsunterlagen. In dieser Form hätte man sie nicht der Bevölkerung vorlegen dürfen. Die Prognosen zu den möglichen Zusatzeinnahmen seien «sicher nicht richtig» gewesen, sagte Lampart. Es sei unplausibel, dass Arbeitsplätze durch die Reform entstehen würde. Hingegen würde der Staat «im grossen Stil Steuerausfälle» haben. Es wäre Geld, das im dümmsten Moment mit den steigenden Preisen ausfallen würde. «Wir hoffen auf ein Nein», sagte Lampart, damit man die Bevölkerung unterstützen könne.

12:37 Uhr

Neben den nationalen Vorlagen, finden auch in mehreren Kantonen Abstimmungen über kantonale Vorlagen statt. Ein interessantes Zwischenresultat zu einer solchen Vorlage zeichnet sich im Kanton Luzern ab. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich der Kanton nicht mit seinem vorgesehenen Beitrag von 400 000 Franken an der neuen Kaserne für die Schweizergarde in Rom beteiligen. Bisher haben 57 von 80 Gemeinden Resultate gemeldet – alle lehnen die Vorlage ab. Luzern ist der einzige Kanton, in dem an der Urne über den Beitrag an die Kaserne im Vatikan abgestimmt wird. Der Entscheid überrascht: Der Kanton Luzern ist traditionell stark mit der Garde verbunden und hat bisher die meisten Kommandanten gestellt, auch den derzeitigen.

12:30 Uhr

Die ersten Hochrechnungen bestätigen den Ja-Trend zur AHV-Reform. Wie das Forschungsinstitut GfS Bern im Auftrag von SRF bekanntgibt, dürften die beiden Vorlagen relativ knapp von Volk und Ständen angenommen werden. Die Massentierhaltungsinitiative scheitert klar. Das Rennen um die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer ist weiterhin extrem knapp. Die ersten Hochrechnungen im Detail:

  • AHV-Reform: Erhöhung der Mehrwertsteuer: 56 Prozent Ja
  • AHV-Reform: Erhöhung Frauenrentenalter auf 65: 52 Prozent Ja
  • Massentierhaltungsinitiative: 62 Prozent Nein
  • Teilabschaffung der Verrechnungssteuer: 51 Prozent Nein

12:27 Uhr

Der Kanton Aargau hat die ersten Zwischenresultate veröffentlicht. Nach Auszählung von zwei von elf Bezirken zeichnet sich ein Nein zur Teilabschaffung der Verrechnungssteuer ab. Der vorläufige Nein-Stimmen-Anteil beträgt 51,8 Prozent. Ausgezählt sind zwei ländliche Bezirke. Ein Ja dürfte es im Aargau zur AHV-Reform geben. Die Ja-Stimmenanteile zur Erhöhung des Rentenalters für Frauen und zur Zusatzfinanzierung betragen aktuell je mehr als 53 Prozent. Chancenlos ist die Massentierhaltungsinitiative. Der Nein-Stimmen-Anteil liegt aktuell bei 68 Prozent.

12:20 Uhr

Zur wichtigsten Vorlage des Tages – der AHV-Reform – hat SRF bei Bundespolitikern erste Reaktionen eingeholt. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen will den Kopf trotz des Ja-Trends noch nicht in den Sand stecken: «Die Hoffnung stirbt zuletzt.» Wenn die Reform angenommen werde, sei es wichtig, dass die «weiteren Herausforderungen» nun angegangen würden. Es brauche «konkrete Lösungen», um die Rentenlücke zu schliessen – etwa eine Erhöhung der AHV, was vor allem Frauen und Tieflohnempfängern zugutekäme. SVP-Nationalrat Albert Rösti seinerseits ist erfreut über die erste Trendrechnung. Für die Glaubwürdigkeit des Sozialwerks sei es wichtig, dass diese «ausgeglichene Reform» angenommen werde. Gerade die jüngeren Generationen müssten die «Sicherheit haben, dass sie eines Tages eine Rente erhalten».

12:07 Uhr

Genf gehört stets zu den Kantonen, die am schnellsten auszählen – so auch heute. Gemäss 95 Prozent der eingegangenen Stimmzettel lehnt die Bevölkerung die AHV-Reform klar ab. Lediglich 37 Prozent wollen eine Erhöhung des Frauenrentenalters, auch die Zusatzfinanzierung erreicht nur einen Ja-Anteil von 42 Prozent. Die Verrechnungssteuer erleidet ebenfalls Schiffbruch, so wie auch die Massentierhaltungsinitiative.

12:00 Uhr

Die ersten Trendrechnungen sagen ein Ja zu der AHV-Reform voraus. Wie das Forschungsinstitut GfS Bern im Auftrag von SRF am Mittag bekanntgibt, steuern beide Vorlagen zum erhöhten Frauenrentenalter sowie zur Zusatzfinanzierung über die Mehrwertsteuer auf eine Annahme zu. Die Massentierhaltungsinitiative dürfte tendenziell abgelehnt werden. Zur Teilabschaffung der Verrechnungssteuer ist wegen des knappen Ausgangs aktuell noch keine Trendrechnung möglich.

Der Kanton Graubünden meldet erste Zwischenresultate: Die Stimmbevölkerung sagt demnach Ja zum erhöhten Frauenrentenalter (56 Prozent) und zur Zusatzfinanzierung über die Mehrwertsteuer (58 Prozent). Auch die Änderung der Verrechnungssteuer findet eine Mehrheit, während die Massentierhaltungsinitiative abgelehnt wird. Ausgezählt sind 80 von gut 100 Gemeinden.

11:10 Uhr

Ab jetzt finden Sie in unserem Live-Ticker laufend Resultate und Nachrichten zu den Abstimmungen. Wie steht es um die Reform der AHV, um die Massentierhaltungsinitiative und um die Verrechnungssteuer? Erste Trends sind um 12 Uhr zu erwarten, erste Hochrechnungen ab 12 Uhr 30.

Zur Ausgangslage

Ab wann sollen Frauen in Rente gehen? Die Schweiz entscheidet heute über das Pensionsalter 65.

Thomas Kienzle / AP

Die Wogen sind hoch gegangen in den letzten Wochen. Nach einem lebhaften bis emotionalen Abstimmungskampf werden am Sonntag die Stimmberechtigten für Klarheit sorgen. An die Urne kommen vier Vorlagen zu drei Themen. Im Vordergrund steht die Reform der AHV, die zwei Vorlagen umfasst. Etwas im Schatten des heftigen Kampfs um die Renten stehen die Reform der Verrechnungssteuer sowie die Volksinitiative gegen die Massentierhaltung.

Mit der Vorlage «AHV 21» kommt eines der wichtigsten Geschäfte der Legislatur zu einem Abschluss. Der Ausgang dürfte auch entscheidend sein für die spätere Beurteilung der Bilanz dieser vier Jahre seit den letzten Wahlen. In anderen grossen Dossiers von der Europapolitik über die Gesundheitskosten bis zur Klimafrage ist wenig bis nichts gelungen. Umso drängender stellt sich die Frage, ob Parlament und Bundesrat nun zumindest bei der Altersvorsorge einen Fortschritt erzielen.

Gegner haben im Abstimmungskampf aufgeholt

Es wäre die erste AHV-Reform seit 1995, die gelingt. Sie umfasst primär zwei umstrittene Elemente: Das Rentenalter der Frauen soll um ein Jahr erhöht und damit jenem der Männer angeglichen werden. Unabhängig vom Geschlecht müssten künftig alle bis 65 arbeiten und einzahlen, um eine volle Rente zu erhalten. Zudem wollen Parlament und Bundesrat die Mehrwertsteuer erhöhen, um der AHV dringend benötigte zusätzliche Einnahmen zu verschaffen.

Glaubt man den Befragungen im Vorfeld, sind die Chancen der Vorlage intakt. Laut der zweiten Umfrage von GfS Bern im Auftrag der SRG hätten Anfang September 59 Prozent sicher oder eher für die Reform gestimmt, 38 Prozent sicher oder eher dagegen. Das sieht nach einem gewissen Polster aus, doch in der ersten Umfrage war der Vorsprung der Befürworter klarer (64 zu 33 Prozent). Die grosse Frage ist nun, ob die Gegner um die SP, die Grünen und die Gewerkschaften in den letzten Wochen weiter Terrain gutmachen konnten.

Etwas andere Resultate brachten die Umfragen des Tamedia-Verlags hervor. Hier sah es zwar ebenfalls so aus, als seien die Befürworter in der Mehrheit. Ihr Vorsprung war aber deutlich geringer.

AHV-Reform könnte knapp angenommen werden

Trendumfragen zur Abstimmung vom 25. September 2022

  • bestimmt dafür
  • eher dafür
  • weiss nicht
  • eher dagegen
  • bestimmt dagegen

Aktuelle Umfrage vom 14.09.2022

49%

6

41%

2. Umfrage vom 31.08.2022

44%

8

44%

1. Umfrage vom 10.08.2022

43%

10

3

7

37%

Der Abstimmungskampf folgt ganz dem Links-rechts-Schema: Sämtliche bürgerlichen Parteien von SVP bis Mitte sowie die Grünliberalen und die vereinigten Wirtschaftsverbände setzen sich für die Vorlage ein. Für ein Nein kämpft das rot-grüne Lager mit allen Gewerkschaften. Die Debatte drehte sich in erster Linie um das Rentenalter der Frauen, wobei die Linke im Abstimmungskampf aber auch die Steuererhöhung ablehnte.

Dass die AHV einer Reform bedarf, wird im Bundeshaus ausserhalb von Abstimmungskämpfen grundsätzlich von fast allen anerkannt. Zurzeit erreichen sehr geburtenstarke Jahrgänge das Pensionsalter, weshalb die Rentensummen, die das Sozialwerk auszahlen muss, auf absehbare Zeit hinaus von Jahr zu Jahr stark wachsen werden. Allein in den nächsten zehn Jahren dürften die Ausgaben der AHV laut den Projektionen des Bundes von heute 48 auf 63 Milliarden Franken pro Jahr steigen.

AHV-Zusatzfinanzierung: Anteil an Befürwortern steigt

Zweite Trendumfrage zur Abstimmung vom 25. September 2022

  • bestimmt dafür
  • eher dafür
  • weiss nicht
  • eher dagegen
  • bestimmt dagegen

Aktuelle Umfrage vom 14.09.2022

49%

7

39%

1. Umfrage vom 31.08.2022

43%

11%

3

6

37%

Danach dürfte es ähnlich steil weitergehen, wie frühere Zahlen zeigen. Weil gleichzeitig die nachfolgenden Jahrgänge auf dem Arbeitsmarkt kleiner sind, entwickeln sich die Einnahmen des Sozialwerks weniger stark als die Ausgaben. Dies geht aus den Prognosen des Bundes hervor, die zwar von der Linken zurzeit gern kritisiert werden, sich aber in der jüngeren Vergangenheit als unerwartet zuverlässig erwiesen haben.

Demnach würde die AHV ohne Reform ab 2025 Defizite in der Umlagefinanzierung schreiben, die von Jahr zu Jahr stark wüchsen. Anfänglich liessen sich die Lücken voraussichtlich noch mit den erhofften Renditen des AHV-Fonds an den Börsen kompensieren, ab 2029 drohten aber Verluste in Milliardenhöhe.

Die AHV ist ein Thema, das die Schweiz immer wieder beschäftigt: im Bild eine Abstimmungskampagne aus dem Jahr 1972.

Die AHV ist ein Thema, das die Schweiz immer wieder beschäftigt: im Bild eine Abstimmungskampagne aus dem Jahr 1972.

Keystone

Mit der vorliegenden Reform sollte der AHV-Fonds bis etwa 2031 mindestens den Stand einer vollständigen Jahresausgabe umfassen, wie es das Gesetz verlangt. Danach müsste der nächste Sanierungsschritt greifen, um eine Schuldenwirtschaft zu vermeiden. Das Parlament hat den Bundesrat bereits aufgefordert, spätestens 2026 eine weitere Vorlage zu präsentieren. Wie diese inhaltlich aussieht, ist offen. Falls das Volk die vorliegende Reform ablehnt, muss die Politik rascher aktiv werden, um Defizite noch rechtzeitig abzuwenden.

Massentierhaltung: weniger Fleisch, weniger Konsum

Kühe, Schweine und Hühner: Sie sollen bis in 25 Jahren ausnahmslos nach Bio-Richtlinien gehalten werden. Das verlangt die Massentierhaltungsinitiative, über die wir an diesem Sonntag abstimmen. Die Würde des Tiers soll zudem nicht nur wie bisher auf Gesetzesebene, sondern in der Verfassung verankert werden.

Die Abstimmung fordert von der Bevölkerung ein Statement zu gleich mehreren Themen: Wie stehen wir dem Tierschutz, dem Fleischkonsum und letztlich auch dem Klimaschutz gegenüber? Der Sonntag wird zeigen, wie weit die Schweizerinnen und Schweizer für diese Themen gehen wollen. Nehmen wir teurere Pouletflügeli in Kauf, um dafür qualitativ hochwertigeres Fleisch zu geniessen und nebenbei auch eine vielfältigere Natur und weniger Emissionen zu haben?

Die zentrale Forderung dieser Vorlage konzentriert sich auf den Auslauf aller Nutztiere. Nur gerade 8 von 100 Mastpoulets können heutzutage regelmässig ins Freie. Die Hälfte der Schweine sieht kaum das Tageslicht. Am besten haben es Kühe, Rinder und Legehennen: 84 Prozent sind es gewohnt, frische Luft zu schnuppern. Ein Ja zur Massentierhaltungsinitiative würde den Auslauf für alle verbessern.

Es würde auch den Bestand an Tieren in der Schweiz deutlich senken, die Fleischpreise erhöhen und dessen Konsum verringern. Heute sind pro Hof bis zu 27 000 Masthühner erlaubt. Neu wären es nur noch 2000. Je nach Hofgrösse müssen auch die Halter von Schweinen, Kühen und Legehennen die Anzahl an Tieren deutlich verkleinern oder ihre Anlagen vergrössern. Rund 17 000 Bauernbetriebe würden Stand jetzt die Auslaufrichtlinien der Initiative nicht erfüllen.

Der Initiativtext würde zudem verhindern, dass billiges Fleisch aus dem Ausland die gedrosselte einheimische Produktion ersetzen würde. Eine Importklausel sieht vor, dass ausländisches Fleisch unter vergleichbaren Bio-Bedingungen produziert werden muss.

Massentierhaltungsinitiative verliert an Zustimmung

Trendumfragen zur Abstimmung vom 25. September 2022

  • bestimmt dafür
  • eher dafür
  • weiss nicht
  • eher dagegen
  • bestimmt dagegen

Aktuelle Umfrage vom 14.09.2022

34%

5

1

7

53%

2. Umfrage vom 31.08.2022

38%

10

3

9

40%

1. Umfrage vom 10.08.2022

40%

15%

2

10

33%

Die Zustimmung zu dieser Initiative war anfänglich gross, sank aber laut den jüngsten Umfragen. Lanciert hatte sie der Tierschutzverein Sentience Politics. Er kritisiert, dass sich die Anzahl Nutztiere in den vergangenen zwanzig Jahren fast verdoppelt hat und sie bloss als Ware betrachtet würden. Auch Greenpeace und Pro Natura unterstützen die Vorlage. In der Schweiz würden zu viele Tiere auf zu kleinem Raum gehalten, sagen die Umweltverbände. Dadurch seien Lebensräume überdüngt, Arten gingen verloren, das Klima werde belastet.

Grüne, SP und Grünliberale haben sich für ein Ja ausgesprochen, SVP, FDP, Mitte und Wirtschaftsverbände für ein Nein. Auch der Bundesrat empfiehlt, die Vorlage abzulehnen. Der Bio-Standard wird als zu hoch erachtet. Als unnötig erachtet der Bauernverband die Initiative, weil die Schweiz bereits das strengste Tierschutzgesetz der Welt habe und das heutige Bio-Angebot zu wenig Abnehmer finde.

Die Gegner befürchten eine Teuerung bei tierischen Lebensmitteln um 20 bis 40 Prozent sowie mehr Einkaufstourismus. Die Bauern sehen es teilweise auch als unmöglich an, in ihren Betrieben mehr Platz zu schaffen. Raumplanerische Vorgaben würden dies verhindern.

Verrechnungssteuer: optimistische Prognosen, skeptische Bevölkerung

Es ist verständlich, dass zu dieser Vorlage auch kurz vor dem Urnengang noch relativ viel Unsicherheit herrschte. Wie die Umfragen zeigten, waren auch zehn Tage vor der Abstimmung (siehe unten) noch viele Stimmbürger unentschlossen, ob sie der Abschaffung der Verrechnungssteuer auf inländische Obligationen zustimmen sollten oder nicht. In der Tat geht es um ein zahlenlastiges Thema, das für die meisten nicht auf die Schnelle fassbar ist und sie in der Regel auch nicht direkt betrifft.

Einfach dürfte es diese Steuervorlage jedenfalls nicht haben – wie jede Fiskalreform der vergangenen Jahre. Gleich drei Versuche gingen 2017, 2021 und im vergangenen Februar bachab, stets vom linken Lager erfolgreich blockiert.

Auch gegen die Abschaffung der Verrechnungssteuer auf inländische Obligationen weibelt die Linke bis jetzt erfolgreich und mit griffigen Slogans wie etwa «Steuerkriminalität fördern?». SP, Grüne und Gewerkschaften haben das Referendum gegen das Gesetz ergriffen. Sie befürchten, dass dem Bund Steuereinnahmen entgehen und das neue Gesetz Schlupflöcher bietet, um Steuern zu hinterziehen. Laut Umfragen war bisher das Nein-Lager stärker.

Verrechnungssteuer: Nein-Lager wird grösser

Trendumfragen zur Abstimmung vom 25. September 2022

  • bestimmt dafür
  • eher dafür
  • weiss nicht
  • eher dagegen
  • bestimmt dagegen

Aktuelle Umfrage vom 14.09.2022

34%

6%

12%

5%

43%

2. Umfrage vom 31.08.2022

25%

9%

17%

8%

41%

1. Umfrage vom 10.08.2022

22%

8%

19%

11%

40%

Der Bundesrat und das Parlament hingegen empfehlen ein Ja. Sie wollen mit der vorgeschlagenen Reform Kapital und Arbeitsplätze zurück in die Schweiz bringen. Die Verrechnungssteuer schade dem hiesigen Obligationenmarkt, schreiben Bundesrat und Parlament in der Abstimmungsdokumentation. Viele Schweizer Firmen geben ihre Anleihen wegen dieser Steuer nicht hier, sondern im Ausland heraus. So sind sie für internationale Anleger interessanter.

Kaufen Ausländer in der Schweiz Obligationen, verlieren sie von ihren Zinsen in einem ersten Schritt 35 Prozent wegen der Verrechnungssteuer. Sie können das Geld zwar zurückfordern, aber auf mühsamem Weg: Die Beträge fliessen spät und teilweise nicht vollständig zurück. Ohne Verrechnungssteuer auf inländische Obligationen würde sich zudem der administrative Aufwand für Bund, Kantone, Gemeinden und auch Anleger reduzieren, sagt das Pro-Lager.

Fällt diese Hürde, erwarten die Befürworter einen massiven Anstieg im Obligationenhandel. Die Steuerverluste würden schnell durch die wirtschaftliche Belebung wettgemacht, argumentieren sie. Die Bankiervereinigung schätzt, dass die Reform innerhalb von fünf Jahren ein Anlagevolumen von rund 900 Milliarden Franken in die Schweiz führen könnte. Im günstigsten Fall könnte sich diese Änderung «bereits im Jahr des Inkrafttretens selbst finanzieren», spekuliert der Bundesrat.


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