Katrin Müller-Hohenstein: “Jogi Löw habe ich noch nie schlecht gelaunt erlebt”

Erst Radiojournalistin, dann Fernsehmoderatorin, nun Herausgeberin: Katrin Müller-Hohenstein (54) hat bereits einige berufliche Stationen hinter sich. Für ihr neues Buch “Viel Erfolg! Wie wir wurden, was wir sind” (Benevento) befragte sie gemeinsam mit TV-Produzent Jan Westphal (51) unter anderem Oliver Pocher (42), Verona Pooth (51) und Frauke Ludowig (56) zu deren Werdegängen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news plauderte sie selbst aus dem Nähkästchen – über Jogi Löw (60), ihre Zukunft bei “das aktuelle sportstudio” und das WM-Finale 2014 in Rio.

Jogi Löw hat gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert. Auch ihn haben Sie für Ihr Buch befragt. Was ist das Spannendste an seiner Person?

Katrin Müller-Hohenstein: Dass er auf eine Art und Weise bodenständig ist. Das ist herausragend bei dem Wahnsinn, der um diesen Menschen tobt. Er ist so entspannt und so freundlich. Ich habe ihn noch nie schlecht gelaunt erlebt. Wichtig ist ja immer, wie die Menschen sind, wenn die Kamera aus ist. Er ist super sympathisch.

Wie gehen Sie selbst mit Gerüchten um Ihr Privatleben um?

Müller-Hohenstein: Es sind ja gar keine Gerüchte. Das sind ganz bewusst gesetzte Spitzen, damit über irgendetwas geschrieben werden kann. Diese Sache mit Herrn Löw war so, dass mich der Typ gefragt hat, warum mir ein Verhältnis mit Jogi Löw nachgesagt wird. Ich erklärte: “Kein Mensch sagt mir ein Verhältnis mit Jogi Löw nach.” Daraus wird: “Frau Müller-Hohenstein dementiert ein Verhältnis mit Jogi Löw.” Natürlich ist das in höchstem Maße unseriös. Ich hatte schon ein Verhältnis mit Herrn Klopp, mit Herrn Kerner, mit Herrn Kahn, jetzt mit Herrn Löw. Ernsthaft? Jogi Löw ist ein super Typ, das ist gar keine Frage, aber er ist der Bundestrainer. Ich bin eine Moderatorin.

“Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal Mick Jagger gegenüberstand, habe ich mir fast in die Hose gemacht vor Aufregung”, sagt Frauke Ludowig im Buch. Hatten Sie ein ähnliches Erlebnis in Ihrer Karriere?

Müller-Hohenstein: Nein. Oft liegt es daran, dass ich weiß, wen ich treffe. Wenn ich diesen Menschen bis dahin toll fand, dann bete ich immer zu Gott “Lass den bitte auch nett sein”, damit nicht irgendein Bild zerstört wird. Ich bin noch nie enttäuscht worden. Es gibt zwei absolute Superstars, die ich getroffen habe und die sich als die nettesten Menschen auf diesem Planeten herausgestellt haben: Roger Federer und Dirk Nowitzki. Am Ende des Tages sind wir alle Menschen.

Haben Sie jemals einen Prominenten anders eingeschätzt, bevor Sie ihn persönlich kennenlernten?

Müller-Hohenstein: Das war nie der Fall. Ich habe mir schon hinterher manchmal gedacht “Was für ein Arsch”, aber das wusste ich dann vorher schon.

Wie war es bei Cristiano Ronaldo?

Müller-Hohenstein: Cristiano Ronaldo ist unbestritten ein herausragender Sportler. Sein Gebaren auf dem Platz ist hin und wieder vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber Cristiano Ronaldo ist ein unglaublich sozialer Mensch. Und damit kann man mich kriegen. Wenn sich jemand um andere kümmert, dann finde ich das toll.

Verona Pooth kommt im Buch ebenfalls zu Wort. Sie hat eine lange Karriere hinter sich – was bewundern Sie an ihr besonders?

Müller-Hohenstein: Wie sie erfolgreich die Menschen glauben gemacht hat, dass sie ein bisschen doof ist. Das ist ein Stilmittel und damit hat sie gespielt. Denn das Gegenteil ist der Fall. Sie war die Erste, die das so hingekriegt hat. Respekt.

“An die Grenzen gehen und darüber hinaus. Das war immer mein Thema”, erklärt Oliver Pocher, der gerade mit Wendler-Parodien für Aufsehen sorgt, in “Viel Erfolg!”. Welche sind Ihre Lieblings-Comedians?

Müller-Hohenstein: Das sind eher die aus der älteren Generation: Loriot und Gerhard Polt. Bezüglich heutiger Comedians finde ich zum Beispiel die Interaktion zwischen Oliver Pocher und Günther Jauch herzerfrischend. Das schaue ich mir wirklich gerne an, das macht er gut. Ich verspüre generell eine gewisse Begeisterung für Menschen, denen nichts peinlich ist.

Sie waren bei vielen sportlichen Höhepunkten dabei. Was war für Sie der emotionalste Moment?

Müller-Hohenstein: Das war natürlich das Finale in Rio. Es ist ein bisschen schade, dass es den Moment schon gab. Ich weiß, es wird nichts Größeres mehr geben in meiner Karriere. Aber ich war dabei und kann das heute noch fühlen. Es war ein Moment, in dem ich ganz allein auf diesem Produktionsgelände war und irgendwie schaffen es die Kollegen immer, eine Kiste Bier reinzuschmuggeln. Es war tolles Wetter. Es war schon dunkel und wir hatten Vollmond und dann war da Maracanã und Deutschland war Weltmeister. Ich habe gedacht, jetzt flippe ich gleich aus. In diesem Moment war ich ganz allein, aber trotzdem hat mir die ganze Welt gehört.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Haben Sie noch unerfüllte berufliche Träume?

Müller-Hohenstein: Wenn ich gefragt werde: “Was wollen Sie denn noch machen”, dann kann ich nur sagen: “Was denn noch alles?” Ich blicke mit Freude und Demut auf das bisher Erreichte zurück und denke mir: “Ich habe viel mehr erreicht, als ich jemals geahnt hätte.”

Was wünschen Sie sich für das EM- und Olympiajahr 2020?

Müller-Hohenstein: Ich wünsche mir eigentlich immer, dass alles friedlich bleibt und dass alle gesund bleiben.

Wie lange wollen Sie “das aktuelle sportstudio” noch weiter moderieren?

Müller-Hohenstein: Ich habe im Herbst meine 200. Sendung gehabt und werde demnächst einen neuen Vertrag unterschreiben. Mal gucken, vielleicht schaffe ich die 250. Sendung noch. Da lasse ich mich quasi von mir selbst überraschen.