Kinderübernachtungsbesuch? Bitte nicht! Ein verwerfliches Geständnis

Unsere Autorin ist eigentlich eine ganz normale Mama von drei Kindern. Nur wenn es um Übernachtungsbesuch geht, wird sie konsequent zur Rabenmutter. 

Ich liebe die Freunde meiner Kinder. Wirklich. Da wäre Maja, eine sechsjährige Frohnatur, die ich schon fast meine eigene kleine Freundin nennen würde. Und Mathilda, die mich mit ihren klugen Augen und ihrem süßen Charme zum Schmelzen bringt. Auch Nico, der niedliche Fratz aus dem Nachbarhaus, und Ida, Sophie, Lasse und Max. Das sind wirklich alles tolle Kinder. Wirklich ausnahmslos. Bis sie irgendwann vor mir stehen und die Frage stellen, vor der ich mich nicht nur im Dunkeln fürchte: “Darf ich bei euch schlaaaaafeeeeen?” Diese Frage treibt mir Schweißperlen auf die Stirn. Weil nur eine einzige Antwort ehrlich wäre, nämlich: Alles lieber als das. Und nur eine ganz andere Antwort akzeptabel scheint, nämlich: Na klar!

Nachts macht Mama sein nur halb so viel Spaß

“Na klar” ist in meinen Augen aber keine Option. Das liegt daran, dass ich ab 20 Uhr meine Mutterschaft nur noch widerwillig in die Praxis umsetze und gar nicht einsehe, die Anzahl meiner Kinder genau dann zu erhöhen. Seien wir mal ehrlich: Ist euch mit euren Kindern nach 20 Uhr schon mal was wirklich Schönes passiert? Mir eher selten. Meist beschränkt sich mein nächtliches Engagement auf Getränke-Bring-Dienste, Monsterjagden (während unten das spannende Ende des Tatorts läuft), Pipi-Wäsche-Auswechslung, verzweifelte Suchen nach Fiebersaft, die Abwehr querliegender Füße und die Verteidigung meiner Bettdecke. Bei drei Kindern kann man sich verdammt sicher sein, dass eine dieser Aufgaben jede Nacht anfällt. Manchmal auch jede. Da steckt man nicht drin. Warum also – zum Teufel nochmal – sollte ich nachts noch mehr Kinder haben wollen? Das macht die Sache mit der Nachtruhe bestimmt auch nicht besser!

Ich liebe meinen Schlaf

Und dann die Schlafzeiten fremder Kinder. Meine sind Langschläfer. Egal, wann sie ins Bett gehen, sie pennen ihre elf Stunden und alles ist gut. Nicht so unsere liebe kleine Freundin Maja. Die ist um halb sechs wach und möchte dann bespaßt werden. Ich sage es mal so: Ich schätze, dass es Gründe dafür gibt, dass das Universum uns keine Majas ins Nest gelegt hat. “Nicht artgerechte Haltung” fällt mir da als Stichwort ein. Und damit meine ich nicht Maja, sondern mich und meinen Mann. Eine Storchlieferung wie Maja hätte uns das Schicksal nicht aufgebürdet. Niemals. Allein schon im Interesse des Allgemeinwohls. Denn wir brauchen unseren Schlaf. Wenn wir den nicht bekommen, werden wir zu Zombies. Und das ist echt nicht schön.

Rabenmutter hin oder her

Nach unzähligen Versuchen, vielleicht doch noch zu der weltoffenen, einladenden Mutti zu mutieren, die ich eigentlich immer sein wollte, habe ich es aufgegeben. Bei uns gibt es keine Übernachtungsgäste mehr. Zumindest keine kleinen ohne Eltern. Rabenmutter hin oder her. Das Verrückte am Elternsein ist ja, dass man trotz der Kinder immer noch Dieselbe oder Derselbe bleibt. Jemand, der wie ich vielleicht einfach viel Schlaf braucht. Oder jemand, der gerne Party macht. Vielleicht auch jemand, dem es keinen Spaß macht, vorzulesen. Ich für meinen Teil habe entschieden, dass das ok ist. Und wenn meine Kinder mir das später vorwerfen? Sollen sie doch! Dann denke ich an all die gemachten Betten, durchwachten Nächte, Monsterjagden und Getränke-Bring-Dienste und weiß für mich: Ich hab alles gegeben und das gerne. Und mehr als das, was man gerne gibt, sollte man nur dann geben, wenn es um wirklich wirklich Wichtiges geht. Kinder-Übernachtungsgäste gehören meiner Meinung nach nicht in diese Kategorie. Und ich bin mir sicher: Meine Kinder werden trotzdem glücklich sein. Allein schon deshalb, weil ihre Eltern genug geschlafen haben.