Kurzmeldungen Wirtschaft: Bestsmile, Emmi, Credit Suisse

SAP-Chef Christian Klein: Ukraine-Krieg ist auch ein Cyber-War

(dpa) Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges haben Hacker-Attacken auch gegen den Walldorfer Softwarekonzern SAP zugenommen. Das sagte Vorstandssprecher Christian Klein in einem Interview mit dem «Mannheimer Morgen» (1. 4.). «Es herrscht nicht nur der physische Krieg in der Ukraine, sondern auch ein Cyber-War.» Für SAP sei es als Technologieunternehmen wichtig, bei der Cyber-Sicherheit vorne dabei zu sein. «Da investieren wir viel Geld und Zeit», sagt er dem Blatt. Viele Unternehmen wollen Klein zufolge in die SAP-Cloud, da vor allem Mittelständler aus eigener Kraft kaum Möglichkeiten hätten, sich gegen immer ausgefeiltere Attacken zu wehren. Die Nachfrage sei durch den Krieg gestiegen.

Der Softwarekonzern SAP mit Sitz in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) feiert am 1. April sein 50-jähriges Bestehen. Die Firma wurde von Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Klaus Tschira, Hans-Werner Hector und Claus Wellenreuther unter dem Namen «Systemanalyse Programmentwicklung» gegründet. Ziel war es, eine Standardsoftware zu entwickeln, mit der Geschäftsprozesse in Echtzeit abgebildet werden. Aus SAP wurde einer der wertvollsten Konzerne Deutschlands und Europas grösster Softwarehersteller. 2021 erwirtschaftete SAP einen Umsatz von rund 28 Milliarden Euro und einen Gewinn nach Steuern von etwa 5,4 Milliarden Euro.

Urteil: Herkunft von Gold in Schweizer Raffinerien bleibt geheim

Die Schweiz ist die wichtigste Drehscheibe im globalen Goldhandel.

Petr Josek Snr / Reuters

(dpa) Die weltweit führende Schweizer Goldindustrie hat einen rechtlichen Sieg gegenüber Aktivisten errungen. Das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen entschied, dass die vier Goldraffinerien des Landes die Herkunft des Edelmetalls nicht offenlegen müssen und ihre Geschäftsgeheimnisse wahren dürfen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in der Schweiz zeigte sich am Donnerstag enttäuscht über den Ausgang des Rechtsstreits. «Transparenz im Goldhandel ist das A und O für ein sauberes und faires Goldgeschäft», sagte Co-Geschäftsführer Christoph Wiedmer.

Die Schweiz ist die wichtigste Drehscheibe im globalen Goldhandel: Zwei Drittel des Edelmetalls weltweit werden hier raffiniert und verarbeitet.

Die GfbV hatte Informationen über die Herkunft des Goldes verlangt. Es sei von öffentlichem Interesse zu wissen, ob der importierte Rohstoff unter menschenwürdigen und umweltverträglichen Bedingungen gewonnen werde, argumentierte die Organisation. Die Schweizer Zollverwaltung hatte den Aktivisten Recht gegeben, doch die Raffinerien beriefen gegen diesen Entscheid und zogen vor das Bundesverwaltungsgericht.

Das Gericht kam zum Schluss, dass die Goldverarbeiter ein schutzwürdiges Interesse an der Geheimhaltung der Informationen hätten. Ausserdem würden die geforderten Daten unter das Schweizer Steuergeheimnis fallen.

Spanien und Portugal wollen Strompreis deckeln

(dpa) Spanien und Portugal haben der EU-Kommission in Brüssel einen Vorschlag zur Begrenzung des Strompreises vorgelegt. Eine entsprechende Sonderregelung hatten beide Länder beim EU-Gipfel am vergangenen Freitag ausgehandelt. Der Vorschlag werde zu keinen Marktverzerrungen führen, betonte Spaniens Umweltministerin Teresa Ribera, wie der staatliche spanische TV-Sender RTVE am Donnerstag berichtete. Die Energiekosten sind in beiden Ländern seit dem vergangenen Jahr stark gestiegen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat diese Entwicklung weiter beschleunigt und belastet viele Haushalte stark.

Die angestrebte Regelung sehe vor, dass die Kraftwerke beider Länder einen Referenzwert von 30 Euro je Megawattstunde Gas ansetzen, den sie zur Erzeugung von Strom einsetzen. Da sich der Strompreis nach dem teuersten eingesetzten Energieträger richtet und das bisher Gas ist, dürfte sich der Grosshandelspreis für Strom in etwa auf 85 bis 90 Euro je Megawattstunde mehr als halbieren.

Da die Erzeuger das Erdgas aber wesentlich teuer zu einem Preis von derzeit über 100 Euro je Megawattstunde einkaufen müssen, sollen sie eine Entschädigung erhalten. Diese soll durch einen Aufschlag auf alle Stromrechnungen für Endkunden finanziert werden. Für die Verbraucher bringe das unterm Strich dennoch eine Entlastung, betonten beide Regierungen. Auf der Erzeugerseite würde die Regelung bedeuten, dass die Gewinne bei der Vermarktung von Strom aus Sonne, Wind und Wasserkraft sinken.

Bis zu einer Entscheidung der EU-Kommission dürften mindestens drei bis vier Wochen vergehen, schrieb die Zeitung «La Vanguardia».

Die USA wollen 180 Millionen Barrel Ölreserven abstossen

Die USA geben grosse Mengen Rohöl frei (Bild: Öl-Pipeline in Freeport im Gliedstaat Texas).

Die USA geben grosse Mengen Rohöl frei (Bild: Öl-Pipeline in Freeport im Gliedstaat Texas).

Richard Carson / Reuters

(dpa) Angesichts hoher Benzinpreise infolge des Ukraine-Kriegs will die amerikanische Regierung aus ihrer strategischen Reserve massive Mengen Rohöl verkaufen, um den Marktpreis zu drücken. Die Regierung werde für die nächsten sechs Monate jeden Tag durchschnittlich eine Million Barrel Rohöl freigeben, erklärte das Weisse Haus am Donnerstag. Das entspräche einer Menge von rund 180 Millionen Barrel (je 159 Liter), was umgerechnet rund 29 Milliarden Liter wären. Es sei die «grösste Freigabe der Ölreserven in der Geschichte», hiess es.

Die Freigabe werde «sehr bald» beginnen, sagte ein Vertreter der Regierung. Die Ölpreise fielen schon nach der angekündigten Freigabe stark. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 108,21 Dollar. Das waren 5,24 Dollar weniger als am Vortag.

Gleichzeitig kündigte die Regierung neue Massnahmen an, um die heimische Ölproduktion anzukurbeln. «Diese Rekord-Freigabe wird eine historische Angebotsmenge liefern, die bis zum Jahresende als Brücke dienen wird, bis die heimische Produktion vergrössert wird», erklärte das Weisse Haus. Die Freigabe aus der Ölreserve sei mit internationalen Partnern abgesprochen worden. Das Weisse Haus rechnet bis zum Jahresende mit einer Erhöhung der heimischen Produktion um rund eine Million Barrel pro Tag.

Bei der strategischen Erdölreserve handelt es sich um einen Notvorrat, der den Zugang zu Erdöl im Falle von Naturkatastrophen oder bei Krisen der nationalen Sicherheit gewähren soll. Die Reserve wird vom Energieministerium verwaltet und kann maximal bis zu 727 Millionen Barrel fassen. Zuletzt hatten die USA Anfang März angekündigt, in Absprache mit der Internationale Energieagentur (IEA) rund 30 Millionen Barrel aus der Reserve freizugeben. Auch nun soll es zusätzliche Ölfreigaben der Partner geben, hiess es.

Die von den beiden Produzenten dominierte Ölallianz Opec+ erklärte denn auch am Donnerstag, die Förderung solle nur moderat erhöht werden. Die Produktion werde im Mai um weitere 432 000 Barrel täglich ausgeweitet, teilten die 20 Staaten des Öl-Kartells mit. Damit hält der Verbund trotz dem Krieg an dem Förderplus auf dem Niveau der vergangenen Monate fest. Es seien vor allem geopolitische Gründe und keine gestiegene Nachfrage für den zuletzt hohen Ölpreis verantwortlich, begründeten sie ihren Schritt. Damit sind kaum Auswirkungen auf den Preis für Heizöl und Benzin zu erwarten.

Das Weisse Haus kündigte am Donnerstag zudem an, Biden wollen seinen Plan beschleunigen, die USA unabhängig von ausländischen Energiequellen zu machen. Um den Bau von Batterien zu beschleunigen, will Biden demnach auch ein Gesetz anwenden, das die Produktion und Verarbeitung der dafür nötigen Rohstoffe wie etwa Lithium, Nickel und Kobalt in den USA beschleunigen und priorisieren würde.

Syngenta verliert an Ertragskraft

df.

Der Basler Agrochemiekonzern und Saatguthersteller Syngenta hat im vergangenen Jahr besonders dank boomenden Geschäften in China den Umsatz um 23 Prozent auf 28,2 Milliarden Dollar erhöht. In der neu gebildeten Division Syngenta Group China wurden die Verkäufe sogar um 41 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar gesteigert.

Der gruppenweite Betriebs-Cashflow (Ebitda) nahm im Vergleich damit unterproportional um 14 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar zu. Dadurch fiel die Umsatzrendite auf dieser Stufe von 17,4 auf 16,3 Prozent. Gründe für den Rückgang nennt das vom chinesischen Staat kontrollierte Unternehmen, das mittlerweile in Schanghai registriert ist (der Verwaltungssitz befindet sich weiterhin in Basel) nicht.

Ebenso wenig sind der Medienmitteilung Angaben zum Geschäftsausblick und zum Stand der seit längerem laufenden Vorbereitungen für den Börsengang am chinesischen Star Market zu entnehmen. Mit dem Star Market, der ebenfalls in Schanghai ansässig ist, versucht die Regierung in Peking ein Pendant zur amerikanischen Technologiebörse Nasdaq zu schaffen.

Migros übernimmt Zahnspangen-Firma Bestsmile

Fertige Zahnspange bei der Firma Best Smile in Winterthur.

Fertige Zahnspange bei der Firma Best Smile in Winterthur.

Karin Hofer / NZZ

dba.

Der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) übernimmt für einen nicht genannten Betrag die Winterthurer Dental-Firma Bestsmile. Das Startup produziert unsichtbare Zahnspangen für Erwachsene und hat derzeit 36 Praxen in der ganzen Schweiz. 320 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von 50 Millionen Franken und eine Ebitda-Marge im zweistelligen Bereich, wie es in der Mitteilung heisst.

Unser Firmenporträt zu Bestsmile: Wie drei IT-Spezialisten den Schweizer Zahnspangenmarkt aufwirbeln

Finanzchefin wird neue CEO von Emmi

Ricarda Demarmels wird von der CFO zur CEO.

Ricarda Demarmels wird von der CFO zur CEO.

dba.

Die Nachfolge für den abtretenden Emmi-Konzernchef Urs Riedener ist bekannt: Wie der Milchverarbeiter am Donnerstag mitteilte, soll die bisherige Finanzchefin des Unternehmens, Ricarda Demarmels, das Amt Anfang 2023 antreten. Die Ökonomin (Jahrgang 1979) mit Stationen unter anderem bei der Schweizerischen Nationalbank, Capvis und Orior war 2019 als Finanzchefin zu Emmi gestossen. Riedener wird nach seinem Abgang als CEO künftig als Präsident von Emmi wirken, wo er Konrad Graber ablösen wird.

Unser Porträt: Emmi-Finanzchefin Ricarda Demarmels: «Gibt man den Leuten genau vor, was sie tun sollen, erstickt man jegliche Kreativität»

Petrobras-Affäre: Hausdurchsuchung bei Bank Pictet

dba.

Die Bundesanwaltschaft hat Mitte März die Büros der Bank Pictet durchsucht, wie das Institut auf Anfrage entsprechende Medienberichte bestätigt. Seitens der Bundesanwaltschaft heisst es, die Aktion «in einem Genfer Bankhaus» stehe im Zusammenhang mit dem Korruptionsfall Petrobras und einer dazu laufenden Untersuchung, die im Dezember 2021 gegen die Bank, eine natürliche Person sowie Unbekannte eröffnet worden sei. Der Grund: Verdacht auf Beihilfe zur Bestechung ausländischer Amtsträger und der schweren Geldwäsche.

Pictet weist darauf hin, dass die Fälle zum Teil mehr als zehn Jahre zurückliegen. Zudem habe man bei Pictet das Thema Petrobras bereits 2014 nach einer internen Untersuchung mit der Finanzmarktaufsicht Finma analysiert und 2015 abgeschlossen.

Bei der Petrobras-Affäre ging es um Bestechung in grossem Stil beim staatlichen brasilianischen Erdölkonzern. Die Spuren führten dabei auch zu mehreren Schweizer Banken.

Credit Suisse: Aktionäre stimmen über Sonderprüfung ab

dba.

Die Aktionäre der Credit Suisse werden an der kommenden – ohne persönliche Teilnahme stattfindenden – Generalversammlung vom 29. April auch über eine Sonderprüfung abstimmen. Eine solche hat der Stimmrechtsvertreter Ethos für die Aufarbeitung der Vorfälle rund um den Lieferkettenfinanzierer Greensill sowie wegen des Datenlecks («Suisse Leaks») beantragt. Wie die Bank mitteilt, will sie in der Woche vom 4. April erste Antworten zu den genannten Themen publizieren.

Weiter teilt die CS mit, dass die Entlastung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung unter Ausklammerung aller Themen rund um Greensill stattfinden solle.

Swiss Re: ISS empfiehlt Nichtwahl von Sergio Ermotti

dba.

Laut einem Bericht der «Financial Times» stellt sich der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS gegen die Wiederwahl von Präsident Sergio Ermotti in den Verwaltungsrat von Swiss Re. Grund sei der zu tiefe Frauenanteil in dem Gremium. Derzeit betrage dieser 23 Prozent und steige mit dem Austritt eines männlichen Mitglieds an der Generalversammlung vom 13. April in dem dannzumal zwölfköpfigen Gremium auf 25 Prozent, in der Branche seien jedoch mindestens 30 Prozent Frauen üblich.

Allerdings rennt ISS offene Türen ein. Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis das erreicht ist: Der Rückversicherer hat sich nämlich verpflichtet, diesen Wert bereits im kommenden Jahr, also auf die Generalversammlung 2023 hin, zu erreichen. Dazu reicht es, entweder eine Frau zusätzlich zu wählen oder ein männliches Mitglied durch eine Frau zu ersetzen.

Interview mit Sergio Ermotti und Christian Mumenthaler: «Dieser Krieg ist ein Weckruf. Er wird die Welt auf die nächsten zehn bis zwanzig Jahre hinaus beeinflussen»

ABB startet Aktienrückkaufprogramm

(Bloomberg)

ABB erweitert sein Aktienrückkaufprogramm mit einem Plan für weitere Rückkäufe im Wert von drei Milliarden Dollar, um die Erlöse aus einem Anteilsverkauf an die Aktionäre zurückzugeben. Der Rückkauf wird maximal rund 89 Millionen Aktien umfassen und ziele darauf ab, ein starkes Investment-Rating zu erhalten, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Seit Juli 2020 hat der Schweizer Industrieriese Aktien im Gesamtwert von rund 6,6 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Das Programm wird dazu beitragen, die verbleibenden 1,2 Milliarden Dollar der 7,8 Milliarden Dollar an Bareinnahmen aus dem Verkauf der ABB-Einheit Power Grid zurückzugeben, teilte das Unternehmen mit.

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