Michael Schumacher’s legacy in motorsport faces challenges as interest declines in Germany after his seven titles and subsequent retirement. With only Nico Hülkenberg remaining as the last German F1 driver and a lack of fresh talent, the nation’s connection to motorsport weakens. The absence of a German Grand Prix highlights financial and political hurdles, while major teams like Mercedes focus on global markets rather than national pride. The sport struggles with viewer engagement, reflecting a broader disconnect in Germany’s motorsport scene.
Die Rückkehr zur Motorsportgeschichte
Michael Schumacher hatte stets Schwierigkeiten, die Vergangenheit zu akzeptieren. Für jemanden mit einem unaufhörlichen Drang nach Fortschritt war die Motorsportgeschichte zu abstrakt. Auf dem Kartbahn im Kiesbett von Kerpen wuchs er nicht mit der Geschichte auf, obwohl diese bis zu Wolfgang Graf Berghe von Trips zurückreicht. Der Adelige hatte 1961 gute Chancen auf den Weltmeistertitel in der Formel 1, verunglückte jedoch tragisch mit seinem Ferrari beim vorletzten Rennen in Monza. Michael Schumacher selbst schrieb am 13. November 1994 Geschichte, als er der erste deutsche Formel-1-Weltmeister wurde.
Der Rückgang des deutschen Motorsports
An einem frühen Sonntagmorgen konnte sich das Zuschauerverhalten und die Wochenendaktivitäten einer ganzen Nation ändern. Nach dem Drama in Adelaide, das selten ohne Schumacher stattfand, schossen die Einschaltquoten in die Höhe und übertrafen zeitweise sogar den Fußball. Die öffentlich-rechtlichen Sender zeigten sich zu arrogant, um sich um die TV-Rechte zu kümmern; mit Schumacher als Zugpferd wurde der Sender RTL populär. Die Marke „Schumi“ entstand, und innerhalb von drei Jahrzehnten wurde der zuvor verspottete Motorsport weit anerkannt.
Heute, nach Schumachers sieben Titeln, seinem Rücktritt, einem bescheidenen Comeback und seinem schweren Skiunfall vor zehn Jahren, bleibt das Interesse bestehen. Doch nach den Boomzeiten hält der Rückgang bis heute an. Toto Wolff, der österreichische Teamchef von Mercedes, bringt es auf den Punkt: „Deutschland hat den Schumacher-Kater.“
Nico Hülkenberg ist der letzte deutsche Fahrer in der Formel 1. Tatsächlich ist dies ein schweres Erbe. Von bis zu sieben deutschen Fahrern, die 2010 gleichzeitig in der Formel 1 fuhren, ist nur noch einer übrig: Hülkenberg, der nun für das Sauber-Team fährt. Der mittlerweile 35-Jährige wurde einst von Schumacher und seinem Manager Willi Weber als Nachfolger ausgewählt. Doch Hülkenberg erfüllte nur teilweise die Erwartungen der deutschen Motorsportfans, die sich stets an den Top-Leistungen des Rekordweltmeisters orientierten.
Sogar Sebastian Vettel, viermaliger Champion, konnte die allgemeine Begeisterung der Deutschen im letzten Jahrzehnt nicht aufrechterhalten. Für den in Hesse lebenden Thurgauer spielte die deutsche Nationalhymne zuletzt bei einem Grand Prix im September 2019.
Michael Schumachers Sohn Mick muss mit 25 Jahren wahrscheinlich seine Formel-1-Pläne aufgeben, nachdem er zwei Jahre mit dem chancenlosen Haas-Team und zwei Jahre als Reservefahrer bei Mercedes verbracht hat. In der Formel 2 gibt es keine deutschen Fahrer mehr, und in der Formel 3 sind zumindest zwei junge Talente, der deutsch-dänische Oliver Goethe und Red Bull-Protégé Tim Tramnitz, sowie die weibliche Fahrerin Sophia Flörsch, die sich mehr durch geschicktes Selbstmarketing hervorhebt.
Viele große Motorsportnationen erleben Dürreperioden in ihren Fahrergenerationen, wobei die Briten eine Ausnahme bilden. Brasilien und Italien werden nach langer Abstinenz erst 2025 wieder einen eigenen Fahrer haben; die Franzosen mussten über viele Jahre ein neues Unterstützungsmodell für junge Talente aufbauen. Der deutsche Motorsport ist gut organisiert, scheint jedoch manchmal an Perspektiven zu fehlen.
Die Tatsache, dass nach fast 70 Ausgaben kein Großer Preis von Deutschland im Formel-1-Kalender steht, verdeutlicht das Dilemma: Es könnte zwar Geld vorhanden sein, selbst in einer zunehmend angeschlagenen Automobilindustrie, aber nicht genug für große Projekte. Hockenheim, einst eine feste Größe der Saison unter Bernie Ecclestone, ist seit 2019 nicht mehr im Rennen; der Nürburgring wurde nur einmal als Notlösung genutzt, im Jahr der Corona-Pandemie.
Der Formel-1-Boom zieht an der Autobahn-Nation vorbei. Früher waren zwei Rennen auf deutschem Boden beinahe Standard. Die Veranstalter klagen über hohe Startgebühren, die andernorts durch den Staat querfinanziert werden würden, einschließlich des Baus moderner Rennstrecken. In vielen Landesregierungen herrscht ein politisches Klima, das den Motorsport stigmatisiert. Nur die elektrische Serie Formel E, die in der Öffentlichkeit eine geringere Rolle spielt, ist in Berlin fest etabliert. Der globale Formel-1-Boom hingegen zieht an der Autobahn-Nation vorbei.
Für Mercedes, das einst sein Junior-Team von Peter Sauber gründete, um den Übergang zu sportlicheren Serienmodellen durch den Motorsport zu unterstreichen, bleibt die Formel 1 weiterhin lohnenswert. Nach acht Konstrukteurs- und sieben Fahrertiteln in Folge ist der Wert des Rennteams in die Milliarden gestiegen.
Das Stuttgarter Unternehmen pflegt keinen Nationalismus mehr in seinen sportlichen Engagements; es geht nun um globale Absatzmärkte. So hat das Team seinen Sitz vollständig in England. Dies passt zum Trend; die Formel 1 ist zu einem Unternehmenswettbewerb geworden, wie auch das Engagement von Audi bei Sauber zeigt.
Den Deutschen fehlen frische Vorbilder, und es mangelt an emotionaler Verbindung zur breiten Öffentlichkeit. Auch aufgrund mangelnder Präsenz. Die Formel 1 leidet unter Pay-TV mit sechsstelligen Zuschauerzahlen, und RTL überträgt nur gelegentlich Live-Rennen.
Dennoch wäre die größte Volkswirtschaft Europas sicherlich ein willkommener Ort für Formel-1-CEO Stefano Domenicali und die Serienbetreiber von Liberty Media, um Geschäfte zu machen. Die bloße Formulierung, dass ein Großer Preis von Deutschland für beide Seiten lohnenswert sein muss, deutet auf ein erhöhtes Kapitalinvestment hin. Tradition kann dies nicht mehr ausgleichen. Deutschland scheint vorerst zurückgelassen zu sein.