Online-Retouren vernichten? Das Problem sind wir Kunden!

Knapp vier Prozent aller Online-Retouren landen im Müll. Produkte, die nicht gefallen, aber noch tadellos in Ordnung sind, werden einfach vernichtet – Kleidung, Schmuck, Deko und mehr.

Ein Umstand, der fassungslos macht – und nun Folgen hat: Der Bundestag hat dafür gesorgt, dass das Shreddern von Retouren verboten wird. Dabei könnte man das Problem noch einfacher in Angriff nehmen. Und zwar jeder einzige von uns!

Das Problem mit den Retouren

Denn bevor eine Online-Retoure überhaupt vernichtet werden kann, muss sie ja zurückgeschickt werden. An dem Punkt können wir als Verbraucher schon eine Menge erreichen, indem wir einfach weniger Online-Bestellungen zurückschicken!

Klar, wir haben das Verbraucherrecht, Ware die uns nicht passt oder nicht gefällt, an den Händler zurückzusenden. Allerdings hat diese Regelung in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele von uns ganz gezielt mehr bestellen, als sie haben wollen – und den Rest wieder retour gehen lassen.

“Passen mir die Schuhe in 38 oder eher in 39?” – Egal, einfach beide Paar bestellen und das unpassende wieder wegschicken. “Welcher Grünton steht mir besser?” – Sei’s drum, wir bestellen beide Oberteile und behalten nur das schönere.

Rücksendung mit Folgen

Ware, die wir zurückschicken, weil wir sie “zur Anprobe” bestellt haben und wussten, dass wir nicht alles behalten, kann später vom Händler weggeschmissen werden, ja. Aber das Problem geht ja noch weiter: Für jede Rücksendung schicken wir einen (mies bezahlten!) Paketboten in seinem Lastwagen (CO2-Belastung!) los. Die Sendung wird dann von einem (wieder meist mies bezahlten!) Versandhandel-Mitarbeiter aufgemacht, geprüft und die Ware letztlich schlimmstenfalls vernichtet (Ressourcen-Verschwendung!). 

All das passiert meistens, ohne dass wir uns Gedanken darüber machen. Wir sehen nur die Bequemlichkeit, die Probier-Möglichkeit des Ladens in der Innenstadt mit der Auswahl und Verfügbarkeit eines Online-Handels zu kombinieren.

Und: Vielfach verlocken uns die Händler ja auch zu solch schädlichem Verhalten – zum Beispiel mit Online-Exclusive-Kollektionen, die man gar nicht im Laden in der Innenstadt anprobieren könnte, selbst wenn man wollte. Und was ist mit der (oft künstlich) limitierten Verfügbarkeit? Schnell das Teil in zwei Größen bestellen, bevor nachher die richtige Größe ausverkauft ist!

Alle müssen an einem Strang ziehen

Die Grünen haben Recht, wenn sie sagen, dass die Vernichtung von Online-Retouren “eine Perversion der Wegwerfgesellschaft” darstellt. Aber nur mit dem Finger auf die Händler zu zeigen, ist zu bequem. Wir alle als Verbraucher haben es in der Hand, für bessere Verhältnisse zu sorgen – wir müssten uns nur aus unserer Komfortzone hinausbewegen …

Videotipp: Auch Tampons und Binden belasten die Umwelt – und zwar stärker als du denkst!