Österreich: Tourismus beklagt Milliardenverluste wegen frühem Skisaison-Ende

8 Millionen Gäste weniger: Österreich: Tourismus beklagt Milliardenverluste wegen frühem Ende der Skisaison

Das vorzeitige Ende der Wintersaison aufgrund der Coronavirus-Pandemie hat dem Tourismus in Österreich massive Umsatzverluste beschert. Laut ersten Zahlen liegt der Umsatzverlust wegen der vorzeitig beendeten Skisaison für die Wirtschaft bei 1,8 Milliarden Euro.

So hat das abrupte Saisonende Mitte März im Vergleich zu den Vorjahren 8,1 Millionen weniger Gäste in Österreichs Skigebiete gebracht, wie aus einer Erhebung eines Marktforschungsinstituts im Auftrag eines Fachverbands der Wirtschaftskammer Österreich hervorgeht.

Der Rückgang bei den Gästezahlen habe zu einem Ausfall von 7,4 Millionen Übernachtungen geführt. Auch die Seilbahnwirtschaft habe ein immenses Minus verbucht. Am stärksten betroffen sei Tirol, weil dort etwa die Hälfte aller österreichweiten Seilbahnumsätze erzielt würden und einige Skigebiete normalerweise auch nach Ostern offen seien.

Seilbahn-Chef fordert Rettungsplan

Der Chef des Fachverbands der Seilbahnwirtschaft, Franz Hörl, forderte einen Rettungsplan. “Wenn wir unsere Täler, unsere Talschlüsse und die peripheren Regionen opfern, wird dies wirtschaftlich und sozial ein Desaster”, sagte er der “Tiroler Tageszeitung” (Dienstag). Die Seilbahnen und der Tourismus müssten im Sommer bei Einhaltung strenger Vorschriften wieder anlaufen.

In Österreich war wegen der Corona-Pandemie der Skibetrieb rund einen Monat vor Saisonschluss und damit deutlich früher als üblich beendet worden. Vor allem in Tirol wurde wegen der verspäteten Schließung der Skiorte und Skigebiete im Nachhinein heftige Kritik an der Tiroler Landesregierung und den Behörden laut. Im Kreuzfeuer der Kritik steht seit Wochen der bekannte Skiort Ischgl.

Debatte um Sommerurlaub: Urlaub am Mittelmeer möglich?

Die Ferienplanung für diesen Sommer erhitzt indes weiterhin die Gemüter. Entwicklungsminister Gerd Müller hält Sommerurlaub auch außerhalb Deutschlands für möglich. “Urlaub in Deutschland kann in diesem Sommer wieder möglich sein”, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag). “Ich glaube auch, dass es in der Mittelmeer-Region eine Chance dazu gibt – einschließlich in Nordafrika.” Der Reiseverband DRV warnte davor, Reisen im Sommer abzuschreiben oder ausschließlich innerhalb Deutschlands für möglich zu halten.

Der Tourismus sei für nordafrikanische Staaten wie Tunesien, Marokko oder Ägypten ein wichtiger Wirtschaftszweig, sagte der Minister. Voraussetzung für Reisen in die Region seien aber “funktionierende Hygiene-Konzepte nach europäischen Standards”, betonte Müller.

Regierung reagiert zurückhaltend auf Aussagen aus Österreich

Die Bundesregierung warnt derzeit wegen der Corona-Krise grundsätzlich vor Auslandsreisen. Entsprechend zurückhaltend hatte Anfang der Woche ein Sprecher des Innenministeriums auf Aussagen aus Österreich reagiert, wonach sich die Regierung in Wien unter bestimmten Bedingungen eine Öffnung der Grenzen für Sommerurlauber aus Deutschland vorstellen kann.

DRV-Präsident Norbert Fiebig kritisierte, Aussagen von Politikern, den Sommerurlaub abzuschreiben oder ausschließlich in Deutschland für möglich zu halten, seien derzeit “in keiner Weise zielführend”. Fiebig forderte ein “positives Zeichen, dass Reisen wieder möglich sein werden – natürlich unter Beachtung entsprechender Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen”. Notwendig sei eine differenzierte Debatte und kein “pauschaler Abgesang” auf den Sommerurlaub.

“Um ein Minimum an Planungssicherheit für die Unternehmen der Reisewirtschaft – Reisebüros wie auch Reiseveranstalter und alle anderen – zu bekommen, benötigen wir möglichst differenzierte Reisehinweise”, sagte Fiebig. Wenn man auch in Zukunft allgemein vor Auslandsreisen warne, werde das der Realität nicht gerecht.

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lob/dpa