Alcohol plays a significant role in social interactions, often seen as essential at events like birthdays and dinners. High consumption rates are observed in Switzerland and Germany, with many adults drinking regularly. Recent studies challenge previous beliefs about moderate drinking being harmless, suggesting even small amounts may increase health risks. Stigmatization of alcohol dependence persists, complicating recovery efforts. Successful treatment requires understanding the neurobiological roots of addiction and addressing underlying issues rather than solely focusing on abstinence.
Der gesellschaftliche Umgang mit Alkohol
Bei gesellschaftlichen Anlässen ist der „gute Tropfen“ oft unverzichtbar. Ob bei Geburtstagsfeiern, Geschäftsessen oder romantischen Dinnern – in unserer Kultur gehört es dazu, auf das Wohl des Gegenübers anzustoßen und die Gläser klingen zu lassen. Dabei wird in der Regel angenommen, dass es sich um alkoholische Getränke handelt. Oft bleibt es nicht bei einem „kleinen Gläschen“. Einige Gastgeber empfinden ihre Veranstaltungen als besonders gelungen, wenn die Stimmung durch Alkoholkonsum noch fröhlicher wird.
Wie tief Alkohol in unserem Leben verankert ist, zeigen auch die Statistiken. In der Schweiz und in Deutschland konsumieren bis zu 85 Prozent aller Erwachsenen und Jugendlichen gelegentlich oder regelmäßig Alkohol. Im Jahr 2022 lag der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol in der Schweiz bei 8,4 Litern und in Deutschland bei 10,6 Litern. An der Spitze dieser Liste steht Bier (63 und 88 Liter), gefolgt von Wein (35 und 22 Liter) und Spirituosen (4 und 5 Liter).
Neue Erkenntnisse über Alkoholkonsum
Die Einschätzung, wie viel Alkohol gesundheitsschädlich ist, hat sich inzwischen gewandelt. Bis vor einigen Jahren galt, dass Frauen täglich bis zu 12 Gramm und Männer bis zu 24 Gramm Alkohol – das entspricht etwa einem bis zwei Dezilitern Wein – unbedenklich konsumieren können. Heute wird jedoch argumentiert, dass bereits der erste Schluck das Risiko für Krebs und andere Krankheiten erhöht.
Die Annahme, dass moderater Alkoholkonsum positive Effekte auf das Herz haben könnte, wurde ebenfalls überdacht. Jüngste Analysen relevanter Studiendaten deuten darauf hin, dass Teilnehmer mit moderatem Alkoholkonsum weniger Herzprobleme hatten als Abstinenzler, weil letztere häufig gesundheitliche Gründe für ihren Verzicht hatten, wie frühere Krebserkrankungen oder Suchtprobleme.
Die neuen Empfehlungen, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung stark befürwortet werden, basieren jedoch auf wissenschaftlich fragwürdigem Terrain. Sie stützen sich auf dieselben Bevölkerungsstudien wie die vorherigen Empfehlungen, die aus verschiedenen Gründen ungeeignet sind, um kausale Zusammenhänge aufzuzeigen.
Es steht außer Frage, dass übermäßiger Alkoholkonsum erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Schweiz definiert einen Konsum von mindestens zwei Standardgetränken – etwa zwei Gläsern Wein – pro Tag für Frauen oder mindestens vier innerhalb kurzer Zeit als riskant; für Männer liegen die entsprechenden Grenzen bei vier und fünf Getränken.
Wie weit verbreitet solche Trinkgewohnheiten sind, lässt sich schwer sagen. Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass etwa ein Fünftel bis ein Sechstel der Bevölkerung in der Schweiz und in Deutschland zu oft oder zu viel trinkt. Die Zahl der alkoholabhängigen Personen wird auf etwa 2,5 bis 3 Prozent geschätzt.
Betroffene wenden sich oft erst dann an einen Arzt, wenn ihre Sucht zu Konflikten mit dem Gesetz, Schwierigkeiten in Beziehungen oder gesundheitlichen Schäden führt. Viele möchten ihr Trinkproblem nicht eingestehen oder fürchten, sich bloßzustellen. So akzeptiert zwar das „Trinkvermögen“ in unseren Regionen einen gewissen Rahmen, für diejenigen, die „keine Kontrolle haben können“, ist das Verständnis gleichzeitig sehr gering.
„Sogar die Betroffenen haben oft eine schlechte Meinung von Alkoholikern und schämen sich folglich für ihre Sucht, die sie als Laster empfinden“, erklärt Anil Batra von der Abteilung Suchtmedizin und Suchtforschung am Universitätsklinikum in Tübingen. Diese Selbststigmatisierung führt dazu, dass sie sich nicht trauen, sich zu outen, was es ihnen noch schwerer macht, Hilfe zu suchen.
Die Stigmatisierung von Alkoholikern wird von Susanne Rösner, Leiterin der Forschung an der Forel Klinik, die sich auf die Behandlung von Alkoholabhängigkeit spezialisiert hat, auf mangelndes Verständnis zurückgeführt. „Menschen ohne Trinkprobleme können sich einfach nicht vorstellen, wie schwer es für die Betroffenen ist, dem inneren Verlangen nach Alkohol zu widerstehen“, sagt die Naturwissenschaftlerin.
Der starke Trinkimpuls wird durch eine Überempfindlichkeit des dopaminergen Systems verursacht. Durch die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin steuert dieses Gehirnareal lebenswichtige Funktionen wie Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung und Fürsorge. Wenn es ständig unter dem Einfluss einer psychoaktiven Substanz wie Alkohol steht, richtet es seine Aufmerksamkeit zunehmend auf das stimulierende Mittel und verliert seine eigentlichen Aufgaben aus den Augen. „Wenn Ratten alkoholabhängig werden, was bei chronischem Alkoholkonsum der Fall ist, hören sie auf zu fressen und sich fortzupflanzen. Stattdessen haben sie nur noch das Ziel, ihre Sucht zu befriedigen“, so Rösner.
Die neurobiologisch bedingte Trinkgewohnheit ist auch ein wesentlicher Grund, warum der Ausstieg aus der Sucht selbst mit professioneller Unterstützung nicht immer gelingt. „Ein Jahr nach der Therapie sind etwa 50 Prozent der Patienten abstinent; die anderen fallen zurück“, erklärt Marcus Herdener, Chefarzt am Zentrum für Suchtkrankheiten am Universitätsklinikum Zürich. Besonders erfolgreich ist die Behandlung, wenn sie den Patienten ermöglicht, ihren Alkoholkonsum signifikant zu reduzieren.
Die Idee, den Alkoholkonsum zu reduzieren, wurde bereits in den 1970er-Jahren von dem verstorbenen Psychiater und langjährigen Chefarzt der Forel Klinik, Gottfried Sondheimer, vertreten. Was damals revolutionär war, wird heute als mögliche Alternative zur Abstinenz angesehen. Allerdings gelingt es nur einer Minderheit von Alkoholikern, dies langfristig zu bewältigen, bemerkt Batra. „Diejenigen, die diesen Weg wählen, kommen früher oder später oft zu dem Schluss, dass es einfacher ist, ganz mit dem Trinken aufzuhören, als es zu begrenzen.“
Dennoch ist Sondheimers Verdienst, dass er den Betroffenen eine Wahl und damit eine Stimme gegeben hat. Charakteristisch für den Zürcher Arzt war ein solch demokratischer Behandlungsstil, der damals besonders in der Psychiatrie äußerst unüblich war. Er war der Überzeugung, dass Suchttherapie nur langfristig erfolgreich sein kann, wenn sie auf Augenhöhe durchgeführt wird und von den Patienten unterstützt wird.
Der Wille allein reicht oft nicht aus. Damit die Suchttherapie erfolgreich ist, muss sie den Patienten auch ermöglichen, das Problem, das sie mit Alkohol zu überwinden versuchen, auf andere Weise zu bewältigen. Denn Alkoholismus ist in der Regel das Ergebnis von Versuchen, inn