Phubbing: Das steckt dahinter | BRIGITTE.de

Unter Phubbing versteht man die Gewohnheit, im Beisein anderer aufs Handy zu schauen. Was genau dahintersteckt und welche Folgen es hat, erfährst du hier.

Phubbing: Begriff und Definition

Der englische Begriff Phubbing setzt sich zusammen aus den Wörtern “phone” (Telefon) und “snub” (brüskieren, jemanden vor den Kopf stoßen) und bezeichnet die Angewohnheit, sich mit seinem Handy zu beschäftigen, während man eigentlich gerade Zeit mit jemandem im “Real Life” verbringt. Entstanden ist der Begriff 2013 im Rahmen einer australischen Marketingkampagne für einen Wörterbuchverlag, doch mittlerweile hat er sich als Bezeichnung für das genannte, weit verbreitete Phänomen international etabliert.

Phubbing: Ursachen

Die Hauptursache bzw. Voraussetzung für Phubbing liegt auf der Hand: Die Einführung und Ausbreitung des Smartphones. Fast alle Menschen haben heute ein Smartphone und die meisten tragen es jederzeit bei sich. Weitere Faktoren und Ursachen, die die Anfälligkeit von Personen für Phubbing erhöhen:

  • Ansätze oder die Tendenz zu einer Smartphone-Sucht
  • geringe Aufmerksamkeitsspanne
  • Leben/Freizeit findet überwiegend online statt
  • mangelndes Interesse bzw. mangelnder Respekt am unmittelbaren Gegenüber
  • die Unsicherheit und Angst, bei eingeschränkter Erreichbarkeit etwas zu verpassen
  • schlechte Erziehung

Obwohl Phubbing aus psychologischer Sicht ein sehr interessantes und bemerkenswertes Phänomen ist, suchen in der Regel die wenigsten Menschen nach Erklärungen und Gründen dafür – denn die meisten halten Phubbing für völlig normal und selbstverständlich. Dass es das vielleicht aber doch nicht ist, zeigen die Auswirkungen, die es mitunter auf unsere Beziehungen sowie unser psychisches Wohlbefinden haben kann … 

Phubbing: Auswirkungen

An sich reicht es schon, das Handy offen auf den Tisch zu legen, um deinem Gegenüber zu signalisieren:

  • Du bist nicht meine Priorität.

Obwohl du zwar anwesend bist und womöglich aufmerksam und geduldig zuhörst, ist das griffbereite Handy eine ständige Demonstration, dass sich jeden Moment jemand melden könnte, für den du das Gespräch unterbrechen würdest – weil dieser Jemand anscheinend wichtiger ist als die aktuelle, physisch anwesende Gesellschaft.

Hast du das Smartphone auch noch in der Hand, scrollst durch deinen Instagram-Feed oder checkst ein paar Nachrichten, während du mit jemand anderem redest oder zusammen bist, demonstrierst du ihm damit sogar, dass er deiner vollen Aufmerksamkeit offenbar nicht würdig ist. Denn so sehr wir auch wünschen, es wäre anders: Bei Multitasking leiden grundsätzlich all unsere “Tasks”, nur wenn wir uns auf etwas oder jemanden zu hundert Prozent konzentrieren, können wir ihm auch hundert Prozent von uns geben. 

Heißt also: Phubbing signalisiert der physisch anwesenden Person Abwertung und vermittelt ihr damit ein ziemlich mieses Gefühl!

Phubbing: Höheres Konfliktpotenzial und Unzufriedenheit in der Beziehung

Da Phubbing ein relativ neues Phänomen ist, gibt es bislang nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse dazu. Forscher der Baylor University in Texas fanden allerdings in einer Studie mit 145 Paaren über den Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und Beziehungszufriedenheit heraus, dass häufiges Phubbing tendenziell mit einer höheren Unzufriedenheit in der Partnerschaft verbunden sei, als ein weitgehend smartphone-freier Umgang untereinander. Außerdem, so legen die gesammelten Daten nahe, fördere Phubbing Konflikt und Missverständnisse in der Beziehung.

Chinesische Wissenschaftler wollen sogar dokumentiert haben, dass häufiges Phubbing in der Partnerschaft bei den Partnern das Risiko auf Depressionen erhöht. 

Doch selbst ohne jeglichen empirischen Beleg lässt sich wohl unter keinen Umständen bestreiten: Mit Sicherheit stärkt es NICHT die Bindung oder fördert Intimität, wenn man als Paar Zeit miteinander verbringt und einer oder beide Partner auf ihr Smartphone schauen und den anderen damit (unbewusst) abwerten. Und das gilt für Beziehungen, Freundschaften, Ehen und sämtliche soziale Interaktion.

Phubbing: So stellst du es ab

Welche Maßnahme gegen Phubbing hilft, ist wohl offensichtlich: Handy weg! Grundsätzlich solltest du, wenn du in Gesellschaft bist, dein Smartphone …

  • auf lautlos stellen
  • in der Tasche (oder – Achtung, nicht erschrecken!) sogar ganz zu Hause lassen (?)
  • nur zur Interaktion mit deinem Gegenüber verwenden (z. B. um Fotos zu machen, zu zeigen, etwas vorzulesen o. Ä.)

Falls es dir schwerfällt, ein paar Stunden lang nicht erreichbar zu sein, kannst du deine Kontakte vorab ja auch darüber informieren, dass du kurz offline bist. 

Wenn dich dein Partner, eine Freundin oder sonst jemand aus deinem Umfeld durch Phubbing abwertet, kannst und solltest du die Person direkt darauf ansprechen und sagen, wie du dich dadurch fühlst.

  • “Es verletzt mich, dass du mich nicht für wichtig genug hältst, um mir deine volle Aufmerksamkeit zu schenken.”
  • “Ich fühle mich gestresst und unter Druck, wenn dein Handy die ganze Zeit auf dem Tisch liegt.”
  • “Wollen wir jetzt beide vielleicht 10 Minuten Handyzeit einlegen und uns danach zu hundert Prozent auf uns konzentrieren?”

Vielleicht fallen solche Maßnahmen anfangs sogar schwer – schließlich ist Phubbing mittlerweile ein fester Bestandteil unseres sozialen Miteinanders. Doch langfristig können unsere Beziehungen nur davon profitieren, wenn wir ihnen zugunsten das Handy auch mal in der Tasche lassen. Und wer weiß? Vielleicht verpassen wir dadurch ja nicht mehr – sondern am Ende sogar weniger …?!