Schlechte Laune? So machst du das Beste draus

Schlechte Laune – oft nur schwer zu erklären

Gut gelaunt aufgewacht, lecker gefrühstückt, die Sonne scheint und die Welt ist in Ordnung – bis dir deine Mutter sagt, sie wünsche sich so sehr, du würdest mal einen lieben Mann finden, mit dem du eine Familie gründen kannst. Auf einmal ist deine Stimmung im Keller und du kriegst sie da einfach nicht mehr raus. “Ist eben Mama”, “sie meint es nicht so”, “Generationskonflikt”, egal wie vernünftig die Gedanken sind, mit denen du versuchst dich wieder aufzumuntern, es will partout nicht klappen. 

Dann wiederum ein anderer Tag und das umgekehrte Phänomen: Du wachst morgens auf und möchtest am liebsten im Bett liegen bleiben und mit niemandem reden. Du hast keinen Plan, woher sie kommt, doch die schlechte Laune ist zweifelsfrei da.

Im Gegensatz zu konkreten negativen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer oder Ekel fällt es uns bei schlechter Laune oft schwerer zu erklären, warum wir sie haben bzw. nicht loswerden.

  • Wie kann eine blöde Äußerung von Mama mir derart den Tag versauen?
  • Warum fühle ich mich wie ein leerer, nutzloser Sack, obwohl noch gar nichts passiert ist?

Doch auch wenn wir ihren Auslöser nicht immer bewusst wahrnehmen oder ihn eigentlich als bescheuerte Lappalie beurteilen: Schlechte Laune hat meistens einen guten Grund. Deshalb kann sie, wenn wir richtig mit ihr umgehen, unser Leben verbessern und bereichern.

Schlechte Laune: Das ist ihre Funktion

In erster Linie zeigt uns schlechte Stimmung an, dass in unserem Leben etwas nicht so ist, wie es sein müsste. Sind wir schlecht gelaunt, ist das eine Art körpereigenes Alarmsignal, auf das wir reagieren sollten – indem wir innehalten, nachdenken und handeln. Typische schlechte-Laune-Trigger sind:

  • Hunger
  • Stress
  • Müdigkeit
  • Konflikte mit anderen Menschen
  • Misserfolge
  • Überforderung
  • unerfüllte Sehnsüchte und Wünsche

Evolutionsbiologen vermuten, dass schlechte Laune ursprünglich die Funktion hatte, uns dazu zu motivieren, etwas zu tun, um uns an eine neue Situation anzupassen: Solange alles in Ordnung und unser Überleben sichergestellt ist, fühlen wir uns fein, doch sobald es brenzlig wird (z. B. die Tage kürzer werden), geht unser innerer Alarm los und wir reagieren entsprechend (sammeln Vorräte für den Winter, kaufen Duftkerzen mit Zimtaroma, graden unser Netflix-Abo auf Premium up …). Diese Funktion, also uns dazu zu bringen uns anzupassen, hat schlechte Laune natürlich auch heute noch. 

Was macht schlechte Laune mit uns?

Wir alle kennen die negativen Effekte, die schlechte Laune im Allgemeinen mit sich bringt:

  • Alles grau sehen und doof finden (Pessimismus)
  • Reizbarkeit und hohe Streitbereitschaft
  • Verminderte Entschlussfreudigkeit
  • Verschlossenheit

Um es auf den Punkt zu bringen: Schlecht gelaunt macht uns das Leben nicht so viel Spaß und schenkt uns gefühlt weniger, als es uns kostet.

Tatsächlich und entsprechend ihrer Funktion wirkt sich schlechte Laune jedoch nicht nur negativ auf unseren Gesamtzustand aus. Wie das “Journal of Experimental Social Psychology” berichtet, ergab eine Studie des australischen Psychologen Joseph Paul Forgas, dass niedergeschlagene Menschen im Schnitt weniger Fehler machen sowie besser analytisch denken und argumentieren können als Personen, die gut drauf sind.

Forscher der University College London, so berichtet das Magazin “Trends in Cognitive Sciences”, fanden zudem heraus, dass schlechte Laune uns vorsichtiger und weniger risikofreudig vorgehen lässt, wenn wir mit einer neuen Situation konfrontiert werden – was in manchen Fällen ja durchaus von Vorteil sein kann.

Zugunsten unserer schlechten Laune lassen sich ihre positiven Effekte also folgendermaßen festhalten:

  • Macht uns aufmerksamer und kritischer
  • Kann unsere Argumentationsfähigkeit verbessern
  • Bewahrt uns vor leichtsinnigem Handeln

Doch wie man’s auch dreht und wendet: Schlechte Laune ist nur dann unser Freund, wenn wir richtig mit ihr umgehen.

Schlechte Laune? So machst du das Beste draus

Um schlechte Laune zu nutzen und etwas Gutes daraus zu machen, ist das Wichtigste, dass wir sie nach Möglichkeit nicht ignorieren oder versuchen zu unterdrücken. Denn wie gesagt: Das körpereigene Alarmsystem warnt niemals grundlos!

Eine Studienreihe der University of California in Berkeley, deren Ergebnisse im “Journal of Personality and Social Psychology” veröffentlicht wurden, zeigte zudem, dass Menschen, die miese Stimmung und negative Emotionen akzeptieren und ausleben, glücklicher und gesünder sind als Leute, die das nicht tun. Kein Wunder: Der Kampf gegen die eigene Miesepetrigkeit verursacht zusätzlichen Stress, löst aber nicht das zugrundeliegende Problem.

Insofern ist der erste Schritt zu einem gesunden und konstruktiven Umgang mit schlechter Laune:

  • Wahrnehmen, zulassen, akzeptieren!

Wer diesen Schritt erfolgreich abgeschlossen hat, macht weiter mit Step 2:

Finde heraus, was deine schlechte Stimmung ausgelöst hat, indem du dir z. B. Fragen stellst wie:

  • Wann ist meine Laune ins Negative umgeschlagen? (Was ist in diesem Moment passiert?)
  • Was fehlt mir gerade?
  • Was beschäftigt mich?
  • Was bräuchte ich jetzt, um mich besser zu fühlen?

Auf diese Weise solltest du zumindest einen Anhaltspunkt auf die Ursache deiner schlechten Laune finden – und wahrscheinlich lässt sie sich in eine der folgenden beiden Kategorien einteilen:

  1. Du kannst den Grund für deine schlechte Laune beseitigen.
  2. Du kannst den Grund für deine schlechte Laune nicht beseitigen.

Beispiele für die erste Kategorie sind schlechte-Laune-Trigger wie Hunger, Müdigkeit, Stress, Überforderung usw. – manchmal sind sie sehr leicht zu beheben (Hunger), manchmal erfordern sie große Veränderungen und mehrere, unterschiedliche Maßnahmen (Stress, Überforderung). 

In die zweite Kategorie fallen oft z. B. Konflikte mit anderen Menschen, geringe Wertschätzung im Job, unerfüllbare Wünsche. In diesen Fällen können wir in erster Linie über unsere innere Einstellung angemessen auf unser inneres Alarmsignal reagieren – und müssen wahrscheinlich eifrig trainieren, Dinge, die wir nicht ändern können, auch nicht ändern zu wollen …

Ablenkung gegen schlechte Laune: Sinnvoll oder kontraproduktiv?

Solange wir nicht vorgeben, alles wäre in Ordnung, und uns selber damit täuschen, ist es bei schlechter Laune durchaus legitim, sich abzulenken – denn mit purer Willenskraft, innerem Dialog und Vernunft kommen wir aus miesepetriger Stimmung in der Regel nicht so leicht heraus. Liegt die Beseitigung ihrer Ursache jedoch nicht in unserer Hand oder erfordert wochenlanges Training und große Veränderungen, wollen wir ja nicht Ewigkeiten mit einer Regenwolke über dem Kopf durch die Welt laufen – schließlich ist der Sinn von schlechter Laune nicht, uns dauerhaft depressiv zu machen, sondern uns einen Schubs in die richtige Richtung zu geben, um langfristig glücklicher zu werden.

Gerade wenn es um Veränderungen der inneren Einstellung geht und darum, sich eine optimistischere und gelassenere Haltung anzueignen, ist es in der Regel naturgemäß eher kontraproduktiv, sich mit voller Hingebung und Leidenschaft in sein Stimmungstief hineinzustürzen. Beispiel Mama macht eine blöde Äußerung: Wir können und sollten zwar mit ihr darüber sprechen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ihr nie wieder eine Äußerung dieser Art herausrutscht, tendiert gegen Null. Aber uns davon jedes Mal den ganzen Tag verderben lassen? Müssen wir nicht! In solchen Fällen ist Ablenkung das Mittel der Wahl, um uns aus einem Stimmungstief zu befreien, z. B. durch:

  • Sport
  • Sex
  • Tanzen
  • Spielen
  • Wellness
  • Aufräumen
  • (Lecker und gesund) Kochen und Essen

Denn egal ob sie von einer vermeintlichen Lappalie oder einer tiefgreifenden Schieflage in unserem Leben ausgelöst wird, die Handlungsanweisung von schlechter Laune ist immer dieselbe: Tun, was nötig ist, um sie loszuwerden – damit es uns besser geht.

Du möchtest gewisse Denkmuster durchbrechen oder Gewohnheiten ändern? Wir verraten dir, wie. Außerdem erfährst du bei uns, wie du deine Gefühle verstehen und Ängste überwinden kannst. Falls du Lust hast, dich mit anderen über Stimmungen, Launen und Probleme mit Müttern auszutauschen: Schau doch mal in unserer Community vorbei.