Trennung: Das sollten Wochenendeltern lassen

Nach einer Trennung sehen viele Väter ihre Kinder nur noch am Wochenende. Das ist nicht viel, aber eine gute Basis. Wichtig dabei: die wenigen Stunden sollten Sie nicht überplanen – manchmal ist weniger mehr.

Wenn Terminplaner und Ferienkalender die gemeinsame Zeit regeln, ist es für Väter nicht leicht, den Kontakt zum Kind zu halten. Wie es möglich ist, darüber sprach EF mit Dr. Herbert Pagels, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Leiter der Beratungsstelle des Paritätischen Wohlfahrstverbandes Cuxhaven für Eltern, Kinder und Jugendliche.

Wie wichtig ist der Kontakt zwischen Kindern und Vätern nach der Trennung? Die Trennung der Eltern ist für Kinder mit einer psychischen Krise verbunden. Wenn sie weiter Kontakt zum Vater haben, fällt es ihnen deutlich leichter, diese Krise zu bewältigen. Der Kontakt zum Vater erleichtert es nämlich, seelische Grundbedürfnisse wie zum Beispiel die nach der Entwicklung der eigenen Identität, nach familiärer Geborgenheit oder einem positiven Selbstwertgefühl zu erfüllen.

Statt im normalen Alltag findet die Begegnung jetzt überwiegend am Wochenende statt. Wie kommen Kinder damit zurecht?

Es klingt vielleicht hart, aber im Grunde sind Wochenendbesuche eine Notlösung. Deshalb ist es wichtig, sich nicht darauf zu beschränken. Ein Telefonat zwischendurch, ein kleiner Brief sind wichtig, denn auch diese Gesten schaffen Nähe. Ferien sollten nach Möglichkeit für längeres Beisammensein genutzt werden. Und das Kind sollte seinen Vater auch immer wieder im Alltag erleben. Das ist wichtig für ein realistisches Vaterbild.

Bei der Übergabe der Kinder kommt es oft zu Spannungen zwischen den Eltern. Kann man gegensteuern?

Eltern sollten sich die Situation aus Sicht ihrer Kinder vorstellen und überlegen, wie sie diese Treffen entschärfen können. Dazu gehört etwa, niemals Streitpunkte anzusprechen – dafür ist das mit Sicherheit nicht die passende Gelegenheit. Falls das nicht gelingt: Erziehungsberatungsstellen bieten hilfreiche Unterstützung.

Wie erleben Kinder den Wechsel zwischen den zwei Lebenswelten? Grundsätzlich können unterschiedliche Lebenswelten für Kinder eine Bereicherung sein und sich positiv auf die Entwicklung auswirken. Damit das gelingt, ist es jedoch wichtig, dass die Eltern ihre Unterschiede tolerieren. Tun sie das nicht, sondern werten sie sich gegenseitig ab, zwingen sie ihre Kinder in Loyalitätskonflikte und überfordern sie damit.

Wie können Kinder und Väter die knappe Zeit so positiv wie möglich gestalten?

Väter sollten für schöne gemeinsame Erfahrungen sorgen, etwa durch Besuche im Zoo oder Kino, Ausflüge wie Schwimmen oder Schlittenfahren. Doch das Wichtigste sind Gespräche und Austausch über den Alltag des Kindes: über seine Sorgen und Nöte, aber auch über seine Freunde, Freuden und Hoffnungen. Jedes Kind möchte das Interesse des Vaters spüren. Differenzen zwischen den Eltern sollten niemals Thema sein.

Nach einem gemeinsamen Wochenende fällt der Abschied schwer.

Ja, und zwar beiden Seiten. Trotzdem müssen Väter darauf achten, Kinder bei aller Traurigkeit nicht durch die eigenen Gefühle zu belasten. Aufmunternde Worte wie “Bald sehen wir uns wieder … Ich freue mich jetzt schon auf dich!” oder Ähnliches eröffnen den Kindern eine positive Perspektive. Außerdem ist es – wie schon erwähnt – wichtig, auch unter der Woche Kontakt zum Kind zu suchen, etwa durch Anrufe oder Mails. Das funktioniert auch bei Trennungsfamilien.

Welche Rolle spielen Mütter beim Verhältnis zum Vater?

Eine enorm wichtige! Sie sollten möglichst viele “alltagsnahe” Kontakte zu ihm ermöglichen, etwa indem sie Besuche des Vaters zulassen und Kinder ermutigen, ihn anzurufen, zum Beispiel, um sich für eine gute Note loben oder für eine versiebte Arbeit trösten zu lassen. Mütter und Väter sollten eine möglichst konstruktive Kooperation anstreben und sich gegenseitig ihre wichtige Rolle bei der Entwicklung ihres Kindes zugestehen.

Das sollten Wochenend-Eltern tun

  • Verantwortung teilen: Übernehmen Sie in Absprache mit dem anderen Elternteil regelmäßig Aufgaben, etwa Sporttermine oder Elternabende, damit Sie den Alltag Ihres Kindes kennen.
  • Ein Heim schaffen: Kinder sollten auch bei Wochenend-Papa bzw. -Mama ein eigenes Bett, ein Zimmer oder einen eigenen Bereich haben, in dem sie sich nach Wunsch einrichten, wohlfühlen und zurückziehen können.
  • Entwicklung fördern: Bringen Sie Ihrem Kind etwas bei, zum Beispiel Schwimmen oder Schnürsenkel-Binden, Radfahren. So erleben und prägen Sie wichtige Entwicklungsschritte auch ohne tägliches Beisammensein.

Das sollten Wochenendeltern lassen

  • Animation: Überhäufen Sie Ihr Kind am Besuchswochenende nicht mit Geschenken und Aktivitäten. Schenken Sie ihm lieber Ihre volle Aufmerksamkeit, hören Sie ihm zu, spielen Sie mit ihm.
  • Unzuverlässigkeit: Eltern sollten feste Termine für die Besuchswochenenden vereinbaren und einhalten. Kinder brauchen Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit.
  • Überlastung: Konfrontieren Sie Kinder nicht mit Ihren eigenen Gefühlen wie Trauer oder Wut. Kinder brauchen einen unbefangenen Kontakt möglichst zu beiden Elternteilen.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Eltern.de erschienen.

Christiane Scheller