Ukraine-Krieg im Liveticker: +++ 11:33 Experte zu Selenskyj-Besuch: Erdogans Verhalten ist “nicht plausibel, aber hochinteressant” +++

Zurückkehrende Asow-Kämpfer und verbale Unterstützung von Erdogan in Sachen NATO-Beitritt der Ukraine: Selenskyjs Staatsbesuch in der Türkei sei “voller Überraschungen”, meint Sicherheitsexperte Joachim Weber. Der türkische Präsident gebe mit seinem Verhalten aber auch Rätsel auf.

+++ 10:59 Umfrage: Fast 70 Prozent der Russen wünschen sich Putins Wiederwahl +++
Laut einer Umfrage des unabhängigen russischen Lewada-Zentrums wünschen sich 68 Prozent der russischen Bürger, dass Wladimir Putin bei den Präsidentschaftswahlen 2024 wiedergewählt wird. 29 Prozent dieser Gruppe sagen demnach, dass er “die richtige Politik verfolgt und den Staat stärkt”, 20 Prozent davon halten Putin für einen “guten Präsidenten”. 17 Prozent der Befragten glauben zudem, dass er “für das Volk und für die Stabilität” eintritt und dass es “keine Alternative” gibt. Die nächsten Präsidentschaftswahlen in Russland sollen im März 2024 stattfinden. Putin ist seit dem Jahr 2000 Präsident. Zwischen 2008 und 2012 war er Ministerpräsident des Landes, blieb aber de facto der Machthaber.

+++ 10:14 Ukrainischer Generalstab meldet 600 tote russische Soldaten in vergangenen Tagen +++
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte veröffentlicht neue Zahlen zu russischen Verlusten in der Ukraine. Seit Beginn der groß angelegten Invasion am 24. Februar vergangenen Jahres hat Russland demnach 234.040 Soldaten in der Ukraine verloren – der Generalstab spricht hier von “liquidierten” Personen. Allein 600 der Opfer habe Russland in den vergangenen Tagen erlitten. Dem Bericht zufolge hat Russland außerdem 4078 Panzer, 7964 gepanzerte Kampffahrzeuge, 6929 Fahrzeuge und Treibstofftanks, 4366 Artilleriesysteme, 668 Mehrfachraketensysteme, 413 Luftabwehrsysteme, 315 Flugzeuge, 309 Hubschrauber, 3685 Drohnen und 18 Boote verloren. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen.

+++ 09:57 Selenskyj trifft polnischen Präsidenten Duda +++
Kurz vor dem NATO-Gipfel in Vilnius trifft der ukrainische Präsident Selenskyj seinen polnischen Amtskollegen Andrzej Duda. Von ukrainischen Medien verbreitete Bilder zeigen beide bei einem Gottesdienst im ukrainischen Luzk. Polen gehört zu den engsten Verbündeten der Ukraine und setzt sich für eine konkrete Perspektive für einen NATO-Beitritt des von Russland angegriffenen Landes ein.

Laut der Plattform “Noelreports” gedachten dort beide der Opfer des Zweiten Weltkriegs sowie der Opfer der Massaker in Wolhynien und Ostgalizien ab Februar 1943. Damals wurden Zehntausende polnische Zivilisten sowie auch Ukrainer und andere ethnische Gruppen von Mitgliedern der nationalistischen Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) ermordet.

+++ 09:32 Moskau fordert von NATO, sich mit AKW Saporischschja zu befassen +++
Russland fordert die NATO dazu auf, sich mit dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja zu befassen. Auf seinem Gipfel am Dienstag und Mittwoch sollte das Militärbündnis seine Aufmerksamkeit vor allem dem AKW widmen, erklärt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Immerhin würde die überwiegende Mehrheit der NATO-Mitgliedstaaten im direkten Wirkungskreis liegen, falls mit der Anlage etwas passieren sollte. Der Ukraine wirft Sacharowa vor, dem Kernkraftwerk “systematisch Schaden zuzufügen”. Das größte europäische AKW ist derzeit von russischen Truppen besetzt. Es kam während der russischen Ukraine-Invasion mehrfach unter Beschuss, die Kriegsparteien geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

+++ 08:49 London: Russische Medien waren von Wagner-Meuterei “fast sicher zunächst überrascht” +++
Laut britischen Geheimdiensten waren russische Medien von der eintägigen Meuterei der Wagner-Gruppe vor zwei Wochen “fast sicher zunächst überrascht”. Die Medien hätten in drei Phasen auf den Aufstand reagiert, schreibt das britische Verteidigungsministerium auf Twitter zur jüngsten Geheimdienst-Analyse. Zunächst seien die Sender nicht auf die Meuterei vorbereitet gewesen, das Fernsehen habe sein übliches Programm beibehalten. Nachdem der Aufstand niedergeschlagen war, versuchten die Sender demnach, die Behauptung zu “korrigieren”, dass die Sicherheitskräfte passiv gewesen seien. “Fast eine Woche später begann der Staat, die Bedeutung des Wagner-Besitzers Jewgeni Prigoschin und der Meuterei herunterzuspielen und seinen Charakter zu beschmutzen”, heißt es weiter.

+++ 08:20 Moskau kritisiert Rückholung von Asow-Kommandeuren +++
Am 500. Tag des großangelegten russischen Überfalls auf die Ukraine bringt Präsident Selenskyj mehrere Kommandeure, die das Asowstal-Werk in Mariupol verteidigt haben, aus der Türkei nach Hause. Kremlsprecher Dmitri Peskow kritisiert die Rückholung der ukrainischen Soldaten als “direkten Verstoß gegen bestehende Vereinbarungen” sowohl von türkischer als auch von ukrainischer Seite. Die Befreiung der Asow-Kommandeure aus russischer Gefangenschaft sei an die Bedingung ihres Verbleibs in der Türkei bis Kriegsende geknüpft gewesen, sagt er. Offenbar habe die NATO großen Druck auf Ankara ausgeübt, damit Selenskyj vor dem Bündnis-Gipfel und angesichts der “Niederlagen bei der Gegenoffensive” einen Erfolg vorweisen könne, spekuliert der Kremlsprecher. Russland wollte den ukrainischen Kämpfern eigentlich den Prozess machen.

+++ 07:08 NATO-Quelle befürchtet, dass Deutschland ukrainischen Beitritt verhindern will +++
Auf dem in der kommenden Woche stattfindenden NATO-Gipfel in Vilnius ist eine Mitgliedschaft der Ukraine eines der Hauptthemen. Umstritten ist vor allem, ob dem Land, das von Russland angegriffen wird, konkret eine Mitgliedschaft angeboten werden soll – wie es auch Kiew fordert. Deutschland und die USA sehen einen solchen Schritt derzeit mit Skepsis. Nun berichtet der britische “Telegraph”, dass Deutschland einen Beitritt des Landes zur Militärallianz ganz verhindern wolle. Unter Berufung auf eine NATO-Quelle berichtet die Zeitung, Berlin wolle den Gipfel nutzen, um andere aufzufordern, sich auf Sicherheitsgarantien und nicht auf Beitrittsvorschläge zu konzentrieren, um der Ukraine zu helfen, sich ohne Beitritt zu verteidigen. “Berlin ist distanziert bei der Aussicht, eine sofortige Mitgliedschaft anzubieten”, sagt die Quelle dem “Telegraph”. “Sie will einen Prozess und Zeit, um Garantien zu entwickeln, um die Mitgliedschaft im Wesentlichen zu blockieren.” Berlin wolle demnach nicht, dass Russlands Präsident Putin möglicherweise Artikel 5, der die Beistandsverpflichtung der NATO regelt, testet. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass er zum derzeitigen Zeitpunkt nicht über eine konkrete Beitrittsperspektive für die Ukraine diskutieren will.

+++ 06:28 Wagner-Kommandeur: Söldner sammeln sich erst Anfang August in Belarus +++
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko überraschte zuletzt mit der Aussage, dass sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und seine Söldner nicht in seinem Land befinden – wie es nach Abbruch des Wagner-Aufstandes vor zwei Wochen vereinbart wurde. Ein Kommandeur der Söldner sagt nun in einem Interview mit einem russischen Militärblogger, dass die Gruppe sich derzeit in einer Ruhe- und Erholungsphase befinde und bis August nach Belarus gehen werde. Nach Aussage von Wagner-Kommandeur Anton Jelisarow, die das US-Institut for the Study of War (ISW) zitiert, hat Prigoschin persönlich angeordnet, dass sich das gesamte Wagner-Personal in der Ukraine bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt Anfang August in den Erholungsurlaub begeben soll. Jelisarow erklärte demnach weiter, dass der Rat der Kommandeure der Wagner-Gruppe die Söldner in “entfernte Richtungen” rotieren muss (gemeint sind vermutlich Afrika und der Nahe Osten), um die Logistik für ihre neuen Stützpunkte in Weißrussland vorzubereiten und zu organisieren.

+++ 05:22 Ukraine fordert von NATO eindeutige Beitrittszusage +++
Kurz vor dem NATO-Gipfel dringt die Ukraine weiter auf eine eindeutige Zusage, dass sie in das Bündnis aufgenommen wird. “Auf dem Gipfel in Vilnius erwarten wir eine klare und deutliche Einladung und Wegweisung zum NATO-Beitritt”, sagt der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev. Auch wenn der Beitritt nicht von heute auf morgen passieren werde, erwarte man, dass die NATO keine Zweideutigkeit mehr zulässt. Makeiev mahnt, dass die Fehler vom NATO-Gipfel in Bukarest 2008 nicht wiederholt werden dürften. Damals hatte sich vor allem Deutschland unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen eine schnelle Aufnahme der Ukraine in das Bündnis gestemmt. “Wäre die Ukraine 2014 bereits NATO-Mitglied gewesen, hätte es die Krim-Annexion, den Krieg im Donbass und jetzt den russischen großangelegten Angriffskrieg sicherlich nicht gegeben”, sagt der Botschafter.

+++ 04:39 US-Finanzministerin Yellen: China darf Russland nicht unterstützen +++
China darf Russland der US-Finanzministerin zufolge keine materiellen Hilfen für den Krieg geben. Es sei “unerlässlich”, dass chinesische Unternehmen Russland keine materielle Unterstützung für den Krieg oder zur Umgehung von Sanktionen gewähren, sagt US-Finanzministerin Janet Yellen bei ihrem Besuch in China. Dort erörterte sie mit ihren chinesischen Gesprächspartnern auch Russlands Krieg in der Ukraine.

+++ 03:49 Russische Paramilitärs kündigen “Überraschung” an +++
Das paramilitärische russische Freiwilligenbataillon “Legion Freiheit Russlands” plant nach Angaben eines Sprechers weitere Aktionen im russischen Grenzgebiet. “Im kommenden Monat oder so wird es eine weitere Überraschung geben”, sagt Maximillian Andronnikow, der sich Cäsar nennt, in einem Interview mit der britischen Sonntagszeitung “The Observer”. “Das wird unser dritter Einsatz sein”, sagt er. Danach werde es einen vierten und einen fünften geben. “Wir haben ehrgeizige Pläne. Wir wollen unser gesamtes Gebiet befreien”, so der Sprecher weiter. Die “Legion Freiheit Russlands” besteht aus russischen Nationalisten, die aktuell aufseiten der Ukraine kämpfen.

+++ 01:32 Selenskyj ernennt neuen Chef der Nationalgarde +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ernennt Olexandr Piwnenko zum neuen Chef der Nationalgarde. Piwnenko sei ein hochdekorierter Offizier mit Kampferfahrung, der sich insbesondere bei den Gefechten gegen russische Truppen um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine hervorgetan habe, lobt Selenskyj ihn bei der Ernennung in Lwiw. So sei ihm auch der Orden “Held der Ukraine”, die landesweit höchste Auszeichnung, verliehen worden.

+++ 00:00 Spanien gegen Streumunition-Lieferung an Ukraine +++
Der NATO-Partner Spanien lehnt die Lieferung von Streumunition durch die USA an die Ukraine ab. “Spanien steht fest zu seinen Verpflichtungen, die es für die Ukraine eingegangen ist, aber auch dazu, dass bestimmte Waffen und Bomben auf keinen Fall geliefert werden dürfen”, sagt Verteidigungsministerin Margarita Robles, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtet. Es handele sich um eine souveräne Entscheidung der USA, aber nicht der NATO, betont die Sozialistin. Spanien sei der Auffassung, dass solche Waffen auch bei einer “legitimen Verteidigung nicht eingesetzt werden dürfen”, sagt Robles.

+++ 23:02 Ukraine: Russische Vorstöße im Raum Lyman abgewehrt +++
Die Zahl der Toten nach russischem Artillerie-Feuer auf die Stadt Lyman hat sich nach ukrainischen Angaben auf mindestens acht von zuvor sechs Zivilisten erhöht. 13 Menschen seien verletzt worden, teilt der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Russische Truppen hätten erfolglose Vorstöße im Sektor Lyman im Donezk gemacht. Mindestens zehn Städte und Dörfer seien von Russen mit Artillerie beschossen worden.

+++ 22:04 Portugal spricht sich für NATO-Mitgliedschaft der Ukraine aus +++
Portugal spricht sich in einer gemeinsamen Erklärung mit Kiew im Anschluss an ein Telefongespräch zwischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und dem portugiesischen Premierminister Antonio Costa für die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine aus. Portugal erklärt, dass es “die Ukraine weiterhin auf ihrem Weg zu einer künftigen Mitgliedschaft unterstützen und sich dafür einsetzen wird, dass die Ukraine Mitglied der NATO wird, sobald die entsprechenden Bedingungen dafür gegeben sind”. Portugal hat bereits militärische Ausrüstung an die Ukraine geliefert, darunter drei Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion. Beide Länder erklären, dass sie versuchen werden, die Frage der Mitgliedschaft sowie der militärischen Unterstützung der Ukraine auf dem bevorstehenden NATO-Gipfel in Vilnius zu klären.

+++ 21:36 Selenskyj telefoniert mit Rutte über Piloten-Ausbildung an F-16-Kampfjets +++
Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt, er habe in einem Telefongespräch mit dem niederländischen Premierminister Mark Rutte bestätigt, wann die ukrainischen Piloten ihre Ausbildung für den Einsatz von F-16-Kampfjets beginnen werden. Das Datum selbst wird bislang nicht bekannt gegeben. Zu den europäischen Ländern, die sich an der sogenannten “Kampfjet-Koalition” beteiligen, die der Ukraine Kampfflugzeuge und Ausbildung zur Verfügung stellen soll, gehörten das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Polen, Dänemark, Schweden, Belgien, Portugal und Frankreich, sagt er. Auch die USA haben sich dieser Koalition angeschlossen. Auf einer Pressekonferenz Ende Mai sagte Rutte, dass die Niederlande “ernsthaft in Erwägung ziehen”, der Ukraine F-16-Kampfjets zur Verfügung zu stellen. Die Ukraine wirbt seit vielen Monaten bei ihren westlichen Verbündeten um die Bereitstellung von Kampfflugzeugen, um der Ukraine die Lufthoheit über Russland zu verschaffen.

+++ 21:10 USA wollen Position Kiews am Verhandlungstisch stärken +++
500 Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs haben die USA der Ukraine ihre andauernde Unterstützung zugesichert und Russland gedroht. “Während der Kreml versucht, die Ukraine zu unterwerfen, ihr ihr Land wegzunehmen und ihre demokratisch gewählte Regierung zu stürzen, ist der Geist des ukrainischen Volkes ungebrochen, und die Vereinigten Staaten bleiben entschlossen, der Ukraine zu helfen, sich zu verteidigen und ihre Zukunft wieder aufzubauen”, teilt Außenminister Antony Blinken mit. Die USA sowie ihre Verbündeten und Partner würden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite stehen – auch, damit das Land “zu gegebener Zeit” am Verhandlungstisch eine möglichst starke Position einnehmen könne. Eine klare Botschaft sendet Blinken auch nach Moskau: Die USA wollten der russischen Führung weiterhin durch Sanktionen, Exportkontrollen und andere Maßnahmen, die die Kriegsführung beeinträchtigten, hohe Kosten auferlegen.

+++ 20:41 Kiew besorgt wegen Geheimgesprächen zwischen Moskau und Washington +++
Die Ukraine ist besorgt über angebliche Geheimgespräche zwischen ehemaligen US-Beamten und Kreml-nahen Russen über die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, berichtet NBC News unter Berufung auf einen ungenannten ukrainischen Beamten. “Angesichts des Zeitpunkts, zu dem diese Materialien am Vorabend des Vilnius-Gipfels in den Massenmedien auftauchten, stellt sich die Frage, ob Washingtons harte Haltung bezüglich der Einladung der Ukraine in die NATO nicht irgendwie mit diesen Hinterzimmerkonsultationen zusammenhängt”, sagt der Beamte in einer Erklärung im Namen der ukrainischen Regierung. NBC News berichtete, dass ehemalige US-Sicherheitsbeamte im April in New York mit Russen, darunter Außenminister Sergej Lawrow, gesprochen haben, um den Krieg und das Schicksal der von Russland besetzten Gebiete für den Fall zu besprechen, dass die Ukraine sie nicht mit militärischer Stärke befreien kann.

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