Wie es vor dem Massentourismus am Mount Everest war

Robert Allenbach

Wie war es, als am höchsten Berg der Welt noch kein Massentourismus herrschte? Der Berner Oberländer Robert Allenbach erzählt von seiner Expedition 1978, von Zweifeln und Gefahren – und was ihn das Bergsteigen gelehrt hat.

Als Robert Allenbach von einer einkrachenden Brücke stürzte, in ein Flüsschen hinunter, und sich am Schienbein verletzte – da fragte er sich: Wenn er so früh in Schwierigkeiten gerate, wie er denn dort hinaufkommen solle.

Dort hinauf, auf den Mount Everest, 8848 Meter über Meer. Vor ihm waren erst einige Dutzend Menschen auf dem Dach der Welt gewesen, nur vier Schweizer.

1978 war’s, als Robert Allenbach diesen Versuch unternahm, in einer anderen Zeit.

«Über einen steilen Buckel erreichen wir nach kurzer Zeit den Südgipfel auf 8700 m. Der Verbindungsgrat zum Hauptgipfel erscheint mir wie eine Messerklinge. Wir haben leichten Wind, der uns im Moment nicht beunruhigt. Aber sollte hier ein Sturm aufkommen . . . ich mag mir gar nicht ausmalen, was alles passieren kann.» So sollte es Allenbach viele Jahre später in seiner Erinnerung niederschreiben.

Wie war’s, als es am Everest noch keinen Massentourismus gab? Robert Allenbach setzt sich hin in seinem Haus in Aeschi bei Spiez und erzählt.

Er wusste: Nach oben musste er es ohne Aufputschmittel schaffen

Allenbach kam 1950 zur Welt, er wuchs in Spiez, später in Adelboden im Berner Oberland auf. Mit sieben Jahren sah er im Kino von Spiez einen Film über die Everest-Expeditionen in den fünfziger Jahren, und es packte ihn eine Sehnsucht, die zu stillen er sich niemals erträumt hätte.

Bis Allenbach auf Karl Herrligkoffer traf, einen deutschen Arzt und Bergsteiger. Er lernte Herrligkoffer durch Kletter-Kollegen kennen, «und da ergibt ein Wort das andere», was heute ja nicht mehr so sei, sagt Allenbach: «Wer zahlen kann, geht.» 1976 begleitete er Herrligkoffer bei einer Expedition nach Grönland, und bald sagte Herrligkoffer, er habe von der nepalesischen Regierung das Permit erhalten für die erste deutsche Everest-Expedition – ob Allenbach dabei sein wolle. Allenbach wollte, seit er sieben Jahre alt war.

Allenbach musste Herrligkoffer wie jeder andere Teilnehmer 6000 Franken zahlen, den deutschen Leiter habe die Expedition rund 200 000 D-Mark gekostet, meint Allenbach. Er selber nahm einen mehrmonatigen Lohnausfall in Kauf, verschmerzbar, für einen Lebenstraum. Seine Frau Cornelia blieb zu Hause in Muri bei Bern. Cornelia war mit ihm in Grönland gewesen, zuvor hatten sie in Peru mehrere Gipfel über 5000 Meter bestiegen, «aber der Everest, das war Robis Ding», sagt Cornelia Allenbach heute.

Allenbach kannte Dölf Reist, dem 1956 die Drittbesteigung des Everest gelungen war. Reist schilderte ihm, was ihn erwarten würde, und Allenbach weiss bis heute, was er sich vornahm: «Wenn ich irgendwie gemerkt hätte: Es geht nicht mehr ohne Medikamente – dann hätte ich umkehren müssen. Zu viel war schon passiert mit solchen, die Tabletten geschluckt hatten. Die waren wohl hochgekommen, aber nicht mehr zurück. Ich wusste: Nach oben muss ich es ohne Aufputschmittel schaffen – wenn es beim Rückweg etwas braucht, ist es nicht so schlimm, denn da komme ich weit innert sechs Stunden.»

Vor allem Pervitin sei damals in Bergsteigerkreisen zum Einsatz gekommen, und von diesem Medikament hiess es, man sollte es nicht nehmen, wenn man nicht innert sechs Stunden an einen Ort kommt, wo es irgendeine Form von Rettung gibt.

Und da stürzte er schon beim Anmarsch in ein Flüsschen und verletzte sich am Schienbein, das Schienbein entzündete sich.

Eine Landung am legendären Flughafen von Lukla war nicht möglich

Wer heute in den Khumbu reist, in diese Himalaja-Region mit dem Sagarmatha-Nationalpark und dem Mount Everest, fliegt normalerweise von Nepals Hauptstadt Kathmandu nach Lukla. Lukla liegt 2860 Meter über Meer, der Flugplatz heisst Tenzing-Hillary-Airport, benannt nach den Erstbesteigern des Everest. Die Landebahn ist legendär, weil sie kurz und ansteigend ist, am einen Ende das Tal, am anderen eine Bergwand.

Kurz und exponiert: die Landebahn des Tenzing-Hillary-Airport in Lukla.

youtube.com

Heute ist die Landebahn asphaltiert, es gibt Flüge von Kathmandu, die bloss eine halbe Stunde dauern. Aber Ende der siebziger Jahre bestand die Landebahn noch aus Lehm, in der Monsunzeit weichte sie auf, eine Landung war nicht möglich für Allenbachs Crew im August 1978. Allenbachs Anreise war vor allem ein Anmarsch und dauerte drei Wochen.

Wäsche machen im Bergwasser: Robert Allenbach auf dem Anmarsch zur Himalaja-Region mit dem Sagarmatha-Nationalpark und dem Mount Everest.

Wäsche machen im Bergwasser: Robert Allenbach auf dem Anmarsch zur Himalaja-Region mit dem Sagarmatha-Nationalpark und dem Mount Everest.

Robert Allenbach

Zwei Lastwagen fuhren das Material von Kathmandu ins Hochland hinauf, danach erfolgte die Verteilung der 9 Tonnen Expeditionsausrüstung auf rund 300 Anmarschträger. Dazu kamen die 22 Crew-Mitglieder, von denen 14 für die Everest-Besteigung vorgesehen waren. Weil Nepals Regierung jährlich nur zwei Permits ausstellte, ein Permit für die Zeit vor dem Monsun und ein Permit für danach, hatte sich Herrligkoffer mit Franzosen zusammengeschlossen.

Ein Tatzelwurm von rund 320 Menschen wanderte also tagelang nach Lukla, Kopf und Ende etwa eine Stunde auseinander. Für die Übernachtungen gab es keine Lodge-Häuser, jeden Abend Zeltaufbau, jeden Morgen Zeltabbau. In der Monsun-Zeit waren Brücken fortgeschwemmt worden, die Brücke, von der Allenbach fiel, als er sie mit zwei Trägern überquerte, war morsch. Weil er der Wunde am Schienbein zu wenig Beachtung schenkte, entstand die Entzündung, Allenbach bekam Fieber. Der Expeditionsarzt gab ihm Medikamente, der Zustand besserte sich, gleichwohl begann Allenbach zu zweifeln.

Den Himalaja zu Füssen: Blick vom Süd-Col aus auf die unzähligen hohen Gipfel dieser Gegend.

Den Himalaja zu Füssen: Blick vom Süd-Col aus auf die unzähligen hohen Gipfel dieser Gegend.

Robert Allenbach

Wenn der Tatzelwurm haltmachte: Übernachtungslager in weiter Ferne vom höchsten Gipfel der Welt.

Wenn der Tatzelwurm haltmachte: Übernachtungslager in weiter Ferne vom höchsten Gipfel der Welt.

Robert Allenbach

Seine Frau in der Schweiz bekam davon so gut wie nichts mit. Telefonischen Kontakt gab es keinen, hin und wieder schrieb Allenbach einen Brief. Zur Gruppe gehörte ein «Mail-Runner», ein Junge, der Briefe sammelte und losrannte und sie an den nächsten Ort brachte, von wo die Post nach Kathmandu gelangte.

Sie wärmten «zwei Büchsen steinhart gefrorene Ravioli»

Am 6. September erreichte die Gruppe das Basislager auf 5400 Metern über Meer. Und einen guten Monat dauerte es, bis Allenbach am 8. Oktober endgültig aufbrach zur Gipfelbesteigung, so zeigt es das Akklimatisations- und Besteigungsdiagramm. Ende September befand er sich schon auf knapp 8000 Metern, wenige Tage später schlief er wieder im Basislager.

Vom Basislager bis zum Gipfel, jeder Tag und jede Übernachtung festgehalten: das Akklimatisations- und Besteigungsdiagramm von Robert Allenbach.

Vom Basislager bis zum Gipfel, jeder Tag und jede Übernachtung festgehalten: das Akklimatisations- und Besteigungsdiagramm von Robert Allenbach.

Robert Allenbach

Nervös sei er nie gewesen, sagt Allenbach, aber angespannt. Gegen Anfang Oktober sei die Ungeduld immer grösser geworden, er habe allmählich «auf diesen Gipfel» gewollt, es gab Zweifel, «reicht es vom Wetter her? Reicht es für mich? Schaffe ich das überhaupt?» Aber es gab bloss Zweifel, keine Verzweiflung und schon gar keine Ängste, er sei grundsätzlich ein selbstsicherer Typ. Zwei Kollegen begaben sich frühzeitig auf den Rückweg, «mir ist es zu kalt hier oben», hätten sie gesagt, aber vermutlich habe primär die Psyche gelitten.

Das Lager bestand vorwiegend aus schweren Stoff-Zelten, Allenbach teilte sich sein Zelt mit Sigi Hupfauer; mit dem Deutschen bildete er auch eine Seilschaft, nachdem sich die Gruppe aufgeteilt hatte. Einmal hätten sie zwei Tage und zwei Nächte nur im Zelt verbracht, weil es unentwegt stürmte. Sie lasen «Romanheftchen» und plauderten viel, «das war das Gute: Jeder von uns hatte schon x Touren gemacht in den Alpen, wir tauschten uns aus und diskutierten stundenlang.»

Und über ihnen: der Mount Everest, das Lebensziel seit 20 Jahren.

Allenbach machte viele Dias auf dieser Tour; diese Fotos digitalisierte er kürzlich und machte einen Bildband mit Text. Zum Lager I auf 6000 Metern schreibt er: «Wenn man nachts aus dem mühsam ersehnten Schlaf erwacht, hat es soeben im Gletscheruntergrund gekracht. Die Gletscherinsel, worauf die Zelte stehen, ist um ein erfühltes Mass weiter zu Tal gerückt.»

Zum Lager II auf 6500 Metern: «Starke Schneefälle behindern uns seit zwei Tagen am Weitersteigen. Nach drei Tagen ist das Lager I fast nur noch als weisse Fläche sichtbar, einzig ein Stück Stoff vom Hauszelt ragt aus dem Neuschnee. Alle andern Zelte müssen gesucht, ausgegraben und eine Schicht höher wieder aufgestellt werden.»

Und zum Lager III auf 7300 Metern: «In der steilen Lhotse-Flanke muss ebener Grund herausgehackt werden, damit die Zelte einigermassen gut zum Stehen kommen. Auch verlegen wir in dieser Zeit 800 Meter Fixseile. Schleppen und arbeiten in dieser Höhe ist äusserst anstrengend, wir laufen alle am Limit, keiner von uns war je über 7000 m.»

Gefährten aus Robert Allenbachs Gruppe, im Khumbu-Eisbruch kurz vor Lager I.

Gefährten aus Robert Allenbachs Gruppe, im Khumbu-Eisbruch kurz vor Lager I.

Robert Allenbach

Vom 15. Oktober schreibt Allenbach, wie knapp er frühstücke, weil das Kauen so schwerfalle bei diesen Minustemperaturen. Am Süd-Col auf rund 8000 Metern wehte ein derart starker Sturm, dass sich Allenbach hinlegen musste, um nicht weggeblasen zu werden. Auf dem Thermometer: minus 40 Grad Celsius. Sie hätten «zwei Büchsen steinhart gefrorene Ravioli» gewärmt, «ein riskantes Unterfangen bei der ständigen Gefahr, das Zelt in Brand zu stecken. Der Sturm steigert sich, ein unheilvolles Brüllen beginnt den Süd-Col zu erfüllen, wie ein Ungeheuer, das aus weiter Ferne herandonnert.»

«Der Everest-Boom» – schon damals war davon die Rede

Als am 16. Oktober 1978 die Sonne aufgeht, steht auch Allenbach auf. Es soll der Gipfeltag sein, Hupfauer und er diskutieren, ob sie mit oder ohne Sauerstoff aufsteigen sollen. Weil keine Zeit bleibt, am Südgipfel ein Flaschendepot einzurichten, müssten sie viel Zusatzgewicht mitschleppen; aber sie entscheiden sich für Sauerstoff, weil die Extremitäten besser durchblutet würden. «Wir wollten Erfrierungen vermeiden und nicht einen Zeh oder einen Fuss opfern. Es ging nicht darum, ob mit oder ohne Sauerstoff – es ging um das Erlebnis der ganzen Besteigung», sagt Allenbach heute.

Auf dem exponiertesten Teil der Besteigung: Robert Allenbach auf dem Verbindungsgrat vom Süd- zum Hauptgipfel.

Auf dem exponiertesten Teil der Besteigung: Robert Allenbach auf dem Verbindungsgrat vom Süd- zum Hauptgipfel.

Robert Allenbach

Davon spricht er immer wieder: vom Erlebnis. Und er sagt, es sei das Gute gewesen an ihrer Gruppe: dass sie keinen Starbergsteiger dabei gehabt hätten, keinen Kletterer, der sich zum Kult machte, wie etwa Reinhold Messner, der im Frühling 1978 auf dem Everest gewesen war. Allenbach war kein Vermarkter seiner selbst, er verdiente sich den Unterhalt nicht mit seinem Leben in den Bergen, «es wäre mir zu anstrengend gewesen, ewig in der Öffentlichkeit zu stehen». Gewiss, nach der Rückkehr hielt er Vorträge, im Februar 1979 erschien er auf der Titelseite der «Schweizer Illustrierten», es hiess: «Der Everest-Boom. Immer mehr Alpinisten verwirklichen sich diesen Traum. Der letzte war der Schweizer Robert Allenbach.»

Boom! Wenn die Leute gewusst hätten.

Stau am Everest: ein noch junges, aber schon legendäres Bild, wie Leute am 22. Mai 2019 in Gipfelnähe Schlange stehen.

Stau am Everest: ein noch junges, aber schon legendäres Bild, wie Leute am 22. Mai 2019 in Gipfelnähe Schlange stehen.

Nirmal Purja / Nimsdai Project / AP

2019 eroberte ein Bild die Welt, das einen Stau vor dem Everest-Gipfel zeigte, eine ellenlange Kolonne von Menschen, die diesen Punkt auf 8848 Metern über Meer erreichen wollten. Laut dem Blog des Amerikaners Alan Arnette gab es bis Ende 2021 10 656 Everest-Besteigungen von 6098 Menschen, 305 verstarben am Berg. Allenbach sagt, 1978 sei er in all den Wochen der Annäherung an den Everest nur zwei anderen Touristengruppen begegnet.

Allenbach war allein mit Hupfauer, als er sich den Traum am 16. Oktober um 14 Uhr 30 erfüllte und 22 Jahre nach der Gruppe um Dölf Reist als fünfter Schweizer den höchsten Punkt der Erde erreichte. Kurz vor dem Gipfel wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Es war kein Sturm aufgekommen, das Ungeheuer war nicht näher herangedonnert, und Allenbach hatte keine Aufputschmittel gebraucht.

Aber am Ende habe ihn jeder Schritt vier Atemzüge gekostet, manchmal vermochte er kaum noch zu schnaufen, weil die Membranen der Sauerstoffmaske zugefroren waren. Er riss sich die Maske weg, fragte sich, ob es wirklich Sinn ergebe, dieses Gewicht mitzuschleppen, und er fand stets: Sicherheit geht vor. Er sei eigentlich gut bei Kräften gewesen, sagt Allenbach, in Form wie nie zuvor und nie wieder.

Nach Hupfauer und ihm folgten zwei Sherpas, die zuvor schon Expeditionen weit hinauf begleitet hätten, aber noch nie zum Gipfel vorgelassen worden seien. Sie seien zirka eine Stunde oben geblieben, mit dem Gefühl einer riesigen Erlösung, und als sie sich an den Abstieg machten, «da ging’s dann relativ rassig». Auf 8300 Metern klemmten sie sich den Pickel unter den Hintern, «und so schlittelten wir durch Schneerinnen zum Süd-Col hinunter», Allenbach lacht.

In der Schweiz hörte Allenbachs Frau Cornelia im Radio, dass die deutsche Expedition erfolgreich gewesen sei. Neun Mitglieder hätten den Gipfel erreicht, Namen kamen keine vor, «aber ich ging davon aus, dass es Robi auch geschafft hatte».

Das Gipfelbild: Robert Allenbach am 16. Oktober 1978 – als fünfter Schweizer auf dem Mount Everest.

Das Gipfelbild: Robert Allenbach am 16. Oktober 1978 – als fünfter Schweizer auf dem Mount Everest.

Robert Allenbach

Innert drei Wochen von der Haustüre auf den Everest – solche Angebote gibt es heute

Fast 44 Jahre später hat Allenbach alle 4000er der Schweiz bestiegen, vor wenigen Jahren merkte er, dass ihm nur noch zwei, drei 4000er fehlten, eher die einfacheren halt, und da dachte er sich: «Mache ich die doch auch noch.» Allenbach hat viel gesehen in den Bergen, Überleben und Sterben. Auf dem Rückweg vom Everest traf er eine Schweizer Expedition, deren Arzt an einem Ödem litt. Allenbach bemühte sich um Sauerstoff, den seine Crew übrighatte, und doch sei der Arzt verstorben. Einige Jahre später begleitete er einen Kollegen, der ein Ödem erlitten hatte, per Militärhelikopter nach Kathmandu, «wir gingen ins Hotel, ich sagte ihm: Lieg ab, trink so viel Wasser, wie du kannst. Ich durfte ihm nicht von der Seite weichen, in seinem Delirium folgte er mir im Pyjama bis auf die belebte Strasse hinaus.»

Was hat ihn das Bergsteigen gelehrt? «Geduld, auf jeden Fall. Und wie sagt man: Die Berge sind stumme Lehrer und haben schweigsame Schüler. Das hat etwas. Wobei: Heute ist das auch im Wandel.»

Im «Tages-Anzeiger» war kürzlich zu lesen, heute gebe es Everest-Angebote, die bis zu 200 000 Franken kosteten. Wer zahlen kann, geht. Zudem gibt es eine Methode, die es zahlungskräftigen Menschen ermöglichen soll, innert drei Wochen von der Haustüre auf den Everest zu gelangen. Kostenpunkt: 100 000 Euro. Allenbach sagt: «Heute konsumiert man, man besteigt nicht mehr», er habe schon gehört, dass Leute im Basislager hätten lernen müssen, mit Steigeisen zu gehen.

«Das Basislager bietet alles, vom Internet bis hin zur Prostitution», sagte Allenbach 2008 in der «Berner Zeitung». Sein Verständnis ist seither nicht grösser geworden. Aber er drückt sich nicht mehr so deutlich aus. Schweigsamer Schüler. Der Lauf der Zeit. Boom damals und heute. Allein für diesen Frühling 2022 sind 300 Everest-Permits ausgestellt worden.

Allenbach erzählt noch eine Geschichte: wie Cornelia und er vor rund zehn Jahren noch einmal in Kathmandu gewesen seien; wie sie diese Vielzahl von Agenturen mit Touren-Angeboten gesehen hätten. Sie gingen in ein Büro und sagten: «Wir möchten auf den Everest.» Der Mitarbeiter sagte: «In Ordnung. Nächsten Monat könnten wir gehen. 33 000 Dollar für jeden.» Sie kamen ins Gespräch, und plötzlich, so erinnert sich Allenbach, «lächelte ich und sagte: ‹Ich wollte nur schauen, wie es heutzutage so läuft. Ich war 1978 schon oben.›» Und da habe der Mann in einer Liste nachgeschaut, «oh yes, Allenbach Robert».

Es gibt unterschiedliche Zählungen, ob Allenbach der 75., 76. oder 77. Mensch auf dem Gipfel war. Egal. Er hatte seinen Moment. Der Mann in der Agentur verneigte sich.

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