Wirtschaft: Piloten demonstrieren vor Swiss-Zentrale

Piloten demonstrieren vor Swiss-Zentrale

Ausgestattet mit gelben Warnwesten und Schildern zogen die Swiss-Piloten durch Kloten.

Arnd Wiegmann / Reuters

nel. Ein paar hundert Pilotinnen und Piloten der Swiss haben am Donnerstag wie angekündigt für einen aus ihrer Sicht besseren Gesamtarbeitsvertrag demonstriert. Der von der Gewerkschaft Aeropers organisierte Protestzug startete um 13 Uhr Zentrum Schluefweg und führte bis zur Zentrale des Unternehmens in Kloten.

Über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag für die Pilotinnen und Piloten wird seit vergangenem Herbst intensiv verhandelt. Die Swiss-Geschäftsleitung verwarf im Februar 2022 einen ersten Vertrag, Ende Juli lehnten dann die Aeropers-Mitglieder einen vorliegenden Entwurf deutlich ab.

Am Donnerstagvormittag wurde zudem bekannt, dass die Swiss dem Aeropers-Vorstand drei Termine in der kommenden Woche angeboten hat. Als zwingende Voraussetzung für Verhandlungen verlangt die Swiss, dass eine Friedenspflicht bis 31. Oktober und damit ein Verzicht auf einen Streik vereinbart wird. Die Gewerkschaft informierte gemäss eigenen Angaben ihre Mitglieder vor dem Marsch über den Vorschlag der Swiss. Am Freitag will der Vorstand entscheiden, ob er darauf eingehen wird.

Festgefahrene GAV-Verhandlungen: Wer ist Schuld, wer bricht das Eis als erster und wie? Das sind die Antworten von der Swiss und von Aeropers

Windanlagenbauer Siemens Gamesa will Tausende von Stellen streichen

Weltweit will Siemens Gamesa knapp 3000 Stellen abbauen.

Weltweit will Siemens Gamesa knapp 3000 Stellen abbauen.

Vincent West

(dpa)

Im Zuge seines Umbauprogramms will der angeschlagene Windanlagenbauer Siemens Gamesa Tausende von Stellen streichen. Bis spätestens zum Geschäftsjahr 2025 sollen weltweit 2900 Arbeitsplätze abgebaut werden, teilte die Tochter des Energietechnikkonzerns Siemens Energy am Donnerstag im spanischen Zamudio mit. Ein Grossteil soll etwa mit 800 Stellen in Dänemark wegfallen, in Spanien sind 475 Arbeitsplätze betroffen und in Deutschland 300. Gamesa ächzt unter hohen Kosten, Materialengpässen und Problemen mit seinen Landturbinen und erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2021/2022 per Ende September Verluste. Dabei hatte der Konzern bereits mehrfach seine Prognose senken müssen.

Um die Profitabilität zu stabilisieren und mittelfristig zu verbessern, soll der Konzern neu aufgestellt werden. So sollen die verschiedenen Strukturen und Technologien vereinheitlicht werden, hiess es. Geplant sei künftig nur noch ein Entwicklungsteam über alle Plattformen hinweg, gleiches gelte für die Produktion. Die Mehrheitseignerin Siemens Energy hat angekündigt, die schwächelnde Tochter vollständig übernehmen zu wollen.

Tessiner Justiz nimmt weitere Lastminute-Manager ins Visier

mbe.

Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen den Online-Reiseanbieter Lastminute.com ausgeweitet. Neu gehört auch die Interims-Chefin, Laura Amoretti, zu den Beschuldigten, wie das Unternehmen am Donnerstag mitgeteilt hat. Die Justiz ermittelt gegen die an der Schweizer Börse kotierte Firma wegen des Verdachts auf Missbrauch von Covid-19-Kurzarbeitsentschädigungen. Im Juli waren deshalb der Firmengründer und CEO, Fabio Cannavale, sowie die Nummer zwei im Management, Andrea Bertoli, in Untersuchungshaft genommen worden. Diese war jüngst bis Mitte Oktober verlängert worden.

Mit dem Vorgehen der Justiz, die ihre Verdachtsmomente gegen das Unternehmen bisher nicht näher erläutert hat, kommt Lastminute.com nicht zur Ruhe. Die Interims-Chefin Amoretti war von der Firma als starke und erfahrene Führungskraft präsentiert worden, die die Weiterentwicklung des Unternehmens vorantreiben würde. Geschäftlich lief es dem Online-Reiseanbieter jüngst wieder gut. Im zweiten Quartal 2022 lagen Umsatz und Gewinn höher als vor der Corona-Pandemie.

Fall von Cum-Ex-Aufklärer in der Schweiz erneut vor Gericht

Der deutsche Anwalt Eckart Seith vor dem Zürcher Bezirksgericht im Jahr 2019.

Der deutsche Anwalt Eckart Seith vor dem Zürcher Bezirksgericht im Jahr 2019.

Walter Bieri / Keystone

(dpa) Der Fall des in Deutschland als Cum-Ex-Aufklärer bekannten Anwalts Eckart Seith landet in der Schweiz erneut vor Gericht. Das bestätigte Seith am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die strafrechtliche Abteilung des Bundesgerichts in Lausanne gab einer Beschwerde der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich statt, wie aus einem Urteil vom 25. August dieses Jahres hervorgeht. Demnach wurde ein Beschluss des Obergerichts in Zürich aufgehoben und die Angelegenheit zur Fortsetzung des Berufungsverfahrens an die Vorinstanz zurückgewiesen. Zuvor hatten «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» darüber berichtet.

Seith wird in der Schweiz wegen Wirtschaftsspionage verfolgt, weil er sich interne Dokumente der Schweizer Bank J. Safra Sarasin besorgte und an deutsche Ermittler weitergab. Vom Vorwurf der Wirtschaftsspionage wurde Seith 2019 zwar freigesprochen, er wurde aber wegen Vergehen gegen das Bankengesetz verurteilt. Seith und die Staatsanwaltschaft waren in Berufung gegangen. Das Obergericht in Zürich hob das Urteil in der Folge mit der Begründung auf, dass es bei dem zunächst ermittelnden Staatsanwalt einen «Anschein der Befangenheit» gegeben habe.

Grossbritanniens Notenbank startet unbegrenzte Anleihenkäufe

Die Bank of England versucht, die Märkte zu stabilisieren.

Die Bank of England versucht, die Märkte zu stabilisieren.

Toby Melville / Reuters

(Reuters)/nel. Die Bank of England, die Notenbank Grossbritanniens, will bis zum 14. Oktober so viele langlaufende Staatsanleihen wie nötig kaufen. Damit sollen die Märkte stabilisiert werden, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Zudem wird sie den Beginn ihres Gilt-Verkaufsprogramms in der nächsten Woche verschieben.

«Sollte die Dysfunktion auf diesem Markt anhalten oder sich verschlimmern, bestünde ein erhebliches Risiko für die Finanzstabilität des Vereinigten Königreichs», so die Bank of England. Die Ankäufe seien dazu gedacht, geordnete Marktbedingungen wiederherzustellen. «Die Käufe werden in dem Umfang durchgeführt, der erforderlich ist, um dieses Ziel zu erreichen.»

Zuvor waren am Mittwoch die Renditen 30-jähriger britischer Staatsanleihen zum ersten Mal seit 2002 über 5 Prozent gestiegen, da sich der durch die Haushaltserklärung der Regierung in der vergangenen Woche ausgelöste starke Ausverkauf fortsetzte. Nach der Erklärung der Notenbank fielen die 30-jährigen Renditen im Laufe des Tages um rund 20 Basispunkte.

Die Bank of England erklärte weiter, sie halte an ihrem Ziel fest, ihre 838 Milliarden Pfund (883 Milliarden Franken) an Gilt-Beständen im Laufe des nächsten Jahres um 80 Milliarden Pfund zu reduzieren. Den Beginn der Verkäufe, der nächste Woche hätte sein sollen, verschiebt sie aufgrund der Marktbedingungen nun aber.

Milliardenstrafe für Finanzfirmen in den USA wegen Messenger-Diensten – auch UBS und Credit Suisse gebüsst

Mitarbeiter von Finanzinstituten haben sich über Messenger-Apps zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Nun müssen die Firmen Strafen zahlen.

Mitarbeiter von Finanzinstituten haben sich über Messenger-Apps zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Nun müssen die Firmen Strafen zahlen.

Francis Mascarenhas / Reuters

(dpa)/nel. Ungeregelte Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp kommt eine Reihe grosser Banken und Finanzfirmen in den USA teuer zu stehen.

Die amerikanische Börsenaufsicht SEC büsst insgesamt 16 Unternehmen mit einer Strafzahlung von gut 1,1 Milliarden Dollar (knapp 1,1 Milliarden Franken). Wie SEC am Dienstag (27. 9.) mitteilte, zahlen unter anderem Barclays Capital, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Deutsche Bank Securities jeweils 125 Millionen Dollar. Auch die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse müssen diesen Betrag zahlen.

Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC), die die Future- und Optionsmärkte in den USA reguliert, büsst ebenfalls elf Institute mit insgesamt 710 Million Dollar. Die Busse für UBS und Credit Suisse beläuft sich auf jeweils 75 Millionen Dollar, teilte die CFTC am späten Dienstagabend mit.

Mitarbeiter der Finanzinstitute hatten sich über Messenger-Apps zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Die amerikanischen Behörden sahen darin einen schwerwiegenden Regelverstoss, da die Unternehmen die Kommunikation in den verschlüsselten Diensten nicht wie vorgeschrieben archivieren konnten. SEC-Chef Gary Gensler kritisierte, dass die Finanzfirmen dadurch das Vertrauen des Marktes beschädigt hätten. Bereits Ende vergangenen Jahres wurden gegen die Grossbank JP Morgan nach den Ermittlungen Strafen von insgesamt 200 Millionen Dollar verhängt.

Der Pilotenverband Aeropers lehnt den Vorschlag der Swiss für ein Schlichtungsverfahren ab

Keine Einigung in Sicht zwischen der Airline Swiss und ihren Piloten.

Keine Einigung in Sicht zwischen der Airline Swiss und ihren Piloten.

Valentin Flauraud / KEYSTONE

alx. Der Streit zwischen der Swiss und ihren Piloten geht weiter. Den Vorschlag der Airline, die festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) 2022 mit Hilfe eines Schlichters zu einem guten Ende zu bringen, lehnen die Piloten nun ab. Aeropers empfindet den Vorschlag der Geschäftsleitung als nicht zielführend, heisst es in der Medienmitteilung. Man zweifle an der Ernsthaftigkeit der geäusserten Absicht, mit diesem Vorschlag den Weg zu einem neuen Piloten-GAV zu ebnen, lässt sich Aeropers-Präsident Clemens Kopetz zitieren.

Verhärtete Fronten, scharfer Grundton

Die Piloten schlagen dem Swiss-Chef Dieter Vranckx stattdessen ein «abschliessendes» Treffen zu viert vor auf höchster Ebene: Das Gespräch soll zwischen Vranckx und dem Aeropers-Präsidenten stattfinden sowie jeweils einer weiteren Person auf beiden Seiten.

Aeropers hat dem Swiss-Chef dafür nach eigenen Aussagen drei Termine Anfang Oktober zur Auswahl gestellt und legt auch gleich den Grundton für dieses mögliche Treffen: «Die Geschäftsleitung der Swiss muss in dem von Aeropers vorgeschlagenen High-Level-Treffen mit einem zeitgemässen Angebot auf ihre Pilotinnen und Piloten zugehen. Die Bedürfnisse der Pilotinnen und Piloten müssen anerkannt und erfüllt werden. Es braucht endlich Verbesserungen bei der Planbarkeit des Soziallebens, bei der Berücksichtigung des eigenen Personals bei Wachstum und finanzielle Perspektiven. Zusätzliche Gegenforderungen der Geschäftsleitung sind aktuell absolut unangebracht.» Diesen Donnerstag plant Aeropers zudem einen Protestmarsch zum Hauptsitz der Swiss in Kloten.

Swiss bedauert das Nein der Piloten

Die Swiss bedauert die Ablehnung des Schlichtungsvorschlags. Das durch Experten begleitete Verfahren wäre eine Chance gewesen, die Verhandlungen in eine kompromissfähige Richtung zu führen, erklärte Swiss-Sprecherin Karin Montani auf Anfrage. Die Swiss sei weiterhin von einer gemeinsamen Lösung im Sinne eines gutschweizerischen Kompromisses überzeugt und prüfe nun das weitere Vorgehen.

Dass die Swiss früher selber Mediationsvorschläge von Aeropers abgelehnt hatte, begründet die Sprecherin damit, dass der Verhandlungsstand komplett anders sei. Damals habe es noch einen laufenden Gesamtarbeitsvertrag und Spielräume für Lösungen gegeben. Auch die Streikandrohung von Aeropers habe eine neue Situation geschaffen.

Dass alle Gespräche bisher gescheitert sind führt die Swiss auf ihrer Ansicht nach überzogene Forderungen von Aeropers zurück.

Talfahrt an der Wall Street hält an – Konjunktursorgen belasten

Eine Devisenhändlerin in Seoul, Südkorea, Montag, 26. September 2022. Asiatische Aktien spiegeln den Pessimismus über die Schwäche an der Wall Street wider.

Eine Devisenhändlerin in Seoul, Südkorea, Montag, 26. September 2022. Asiatische Aktien spiegeln den Pessimismus über die Schwäche an der Wall Street wider.

Lee Jin-Man / AP

(dpa) Der Dow Jones Industrial hat am Montag (26. 9.) seine jüngsten Verluste ausgeweitet. Der amerikanische Leitindex lugte nur einmal kurz in die Gewinnzone hinein, bevor die Stimmung wieder kippte. Damit blieb die Nervosität an den Börsen hoch. Neue Aussagen von Notenbankern schürten die Furcht der Anleger vor weiteren deutlichen Zinsschritten der Fed im Kampf gegen die hohe Inflation und vor einem damit einhergehenden Konjunktureinbruch. Am Anleihenmarkt hielt der Renditeauftrieb ab, was entsprechend für Verunsicherung sorgte.

Der Dow fiel um 1,11 Prozent auf 29 260,81 Punkte. Das Börsenbarometer war zwischendurch auf den tiefsten Stand seit November 2020 abgesackt. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,03 Prozent auf 3655,04 Zähler nach unten. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 gab um 0,51 Prozent auf 11 254,11 Punkte nach.

«Wir befinden uns in einer düsteren Periode», schrieb Ed Yardeni, Präsident des gleichnamigen Analystenhauses. Für die amerikanische Wirtschaft zögen dunkle Wolken auf, denn die jüngsten Konjunkturdaten deuteten auf einen ausgeprägten Wirtschaftsabschwung hin. «Und auch die Risiken einer ausgewachsenen Rezession nehmen offenbar zu.»

Wachstumssorgen schürten zu Wochenbeginn einmal mehr wichtige Währungshüter. So ist laut Susan Collins, der Präsidentin der regionalen Notenbank von Boston, eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik erforderlich, um die hartnäckig hohe Inflation einzudämmen. Sie warnte davor, dass der Prozess zu Arbeitsplatzverlusten führen könne. Raphael Bostic, der Präsident der Fed von Atlanta, ergänzte, die Notenbank habe noch einen weiten Weg vor sich, um die Inflation zu kontrollieren.

Der Euro war im Verlauf auf den tiefsten Stand seit gut 20 Jahren gefallen und notierte zuletzt bei 0,9608 US-Dollar. Belastet wurde die Gemeinschaftswährung von der Aussicht auf weiter steigende Zinsen in den USA und der allgemeinen Konjunkturschwäche. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 0,9646 (Freitag: 0,9754) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0367 (1,0252) Euro.

Am US-Anleihemarkt blieben die Kurse unter Druck. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel um 1,26 Prozent auf 111,20 Punkte. Die Rendite für richtungweisende Papiere mit zehn Jahren Laufzeit zog auf 3,91 Prozent an und erreichte damit das höchste Niveau seit gut zwölf Jahren.


Genfer Reederei MSC geht in die Luft

gho. Bei der Teilprivatisierung der defizitären italienischen Fluggesellschaft ITA Airways ist die in Genf ansässige Reederei MSC und deren Konsortialpartnerin Lufthansa noch leer ausgegangen. MSC drängt es aber in das Geschäft mit der Flugfracht.

Das Unternehmen kündigte nun an, dass in den ersten Monaten des nächsten Jahres eine von vier bestellten Frachtflugzeugen des Typus Boeing 777-200F zur Verfügung stehen wird. Die Flugzeuge werden unter dem Logo von MSC fliegen, betrieben werden die Maschinen von der Charterfluggesellschaft Atlas Air.

Der Vorstoss von MSC entspricht einem Trend: Die Reederei-Mitbewerber Maersk und CMA CGM haben bereits ihre Angebotspalette mit Frachtflugzeugen erweitert. Reedereien haben in der vergangenen Zeit aufgrund der hohen Frachtraten gut verdient und investieren einen Teil der Gewinne in die Ausweitung der Geschäftsfelder.

Die Credit Suisse versucht, Mitarbeiter und Börse zu beruhigen

Bei der Credit Suisse gehen derzeit die Wogen hoch.

Bei der Credit Suisse gehen derzeit die Wogen hoch.

Alessandro Della Bella / Keystone

tsf. Bei der Credit Suisse (CS) gehen im Vorfeld der bevorstehenden grossen Strategieänderung und der erwarteten Sparrunde die Wogen hoch. Nach Spekulationen um einschneidende Massnahmen und eine Zerteilung der Investmentbank ist der Aktienkurs vergangene Woche stark eingebrochen. Am Freitag fiel der Kurs zeitweise gar um über 12 Prozent auf einen historischen Tiefstand von noch knapp über 4 Franken.
Dazu mehr: Die Credit-Suisse-Aktie fällt auf einen Tiefstand nach frischen Gerüchten über eine Kapitalerhöhung.

Angesichts dieser Turbulenzen versucht die Konzernspitze, die nervös werdende Belegschaft und auch die Anleger zu beruhigen. In einem internen Memo an die Mitarbeiter und in einem kurzen Mediencommuniqué vom Montagmorgen bekräftigen der Konzernchef Ulrich Körner und der Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann den Zeitplan für die «umfassende Strategieüberprüfung»: Die Ergebnisse würden wie angekündigt am 27. Oktober bei der Publikation der Quartalsergebnisse bekanntgegeben.

Dabei sei die Bank bei der Strategieüberprüfung und den möglichen Veräusserungen von Teilen ihres Geschäfts auf gutem Weg, heisst es in der Mitteilung vom Montag. Die weiteren Angaben in dieser Zwischenstandsmeldung der Credit Suisse sind wenig konkret: Man werde das Vermögensverwaltungsgeschäft stärken und die Investmentbank in ein kapitalärmeres, aber beratungsstarkes Bankgeschäft überführen. Die Kostenbasis solle wie bereits im Juli mitgeteilt mittelfristig auf 15,5 Milliarden Franken gesenkt werden.

Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung erwögen derzeit Alternativen, die über Leitlinien der letztjährigen strategischen Überprüfung hinausgingen, heisst es weiter in der Mitteilung. Ziel sei es, eine fokussiertere, agilere Bankengruppe mit einer deutlich niedrigeren absoluten Kostenbasis zu werden. Letztlich solle die Bank fähig werden, nachhaltige Renditen für alle Beteiligten und erstklassigen Service für die Kunden zu liefern. Auf dieses Ziel hin würden strategische Massnahmen geprüft. Die Credit Suisse kündigte an, dass man auch über mögliche Veräusserungen und Verkäufe von Vermögenswerten nachdenke.

«Als wir unsere strategische Überprüfung einleiteten, verpflichteten wir uns zu einem ehrgeizigen Zeitplan und machten gleichzeitig deutlich, dass wir alle Optionen für die Credit Suisse einer sorgfältigen Bewertung unterziehen würden», heisst es im Memo an die Mitarbeiter, das am Wochenende auch an die Medien gelangt war. «Wir wollen der Bank einen klaren Weg aufzeigen, der unser Geschäft nachhaltig stärkt», schreiben Körner und Lehmann. Dieser Prozess erfordere Zeit und einen erheblichen Aufwand von vielen Teilen der Organisation.

An der Börse erzielte die Mitteilung der Grossbank die gewünschte Wirkung. Der Kurs stieg bis zum frühen Nachmittag um rund 1,5 Prozent auf 4,13 Franken.

Banken bereiten sich auf düstere China-Szenarien vor

Grossbanken bereiten sich auf höhere Risiken im chinesischen Markt vor.

Grossbanken bereiten sich auf höhere Risiken im chinesischen Markt vor.

Ennio Leanza / Keystone

(Bloomberg) Globale Finanzkonzerne, die noch immer unter milliardenschweren Verlusten in Russland leiden, überprüfen nach der Eskalation der Spannungen im Zusammenhang mit Taiwan nun die Risiken von Geschäften im Grossraum China.

Wie zu hören ist, haben unter anderem Société Générale, JP Morgan Chase und UBS ihre Mitarbeiter in den letzten Monaten aufgefordert, zur Bewältigung diesbezüglicher Risiken ihre Notfallpläne zu überprüfen.

Globale Versicherer ziehen sich unterdessen aus dem Abschluss neuer Policen zur Absicherung von Unternehmen zurück, die in China und Taiwan investieren. Die Kosten für die Deckung politischer Risiken sind seit Russlands Einmarsch in der Ukraine um mehr als 60 Prozent gestiegen.

«Politische Risiken im Zusammenhang mit möglichen amerikanischen Sanktionen und die Wahrscheinlichkeit, dass China mit einer Einschränkung des Kapitalflusses reagiert, beschäftigen die Risikomanager», erklärt Mark Williams, Professor an der Boston University. Eine Eskalierung könnte seiner Ansicht nach die Kosten für die Geschäftstätigkeit erheblich erhöhen und amerikanische Banken veranlassen, ihre China-Strategie zu überdenken.

Amerikanische Parlamentarier haben vergangene Woche den Druck auf die Banken erhöht, auf die Frage zu antworten, ob sie sich aus China zurückziehen würden, wenn Peking in Taiwan einmarschieren würde.

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