Der Nachmittag der Traumtore: Alle spielen gegen Stuttgart, der VfB auch

Borussia Mönchengladbach kann auch bei Arminia Bielefeld nicht gewinnen. Das 1:1 hilft beiden Teams nicht. Augsburg gelingt gegen Union Berlin ein Befreiungsschlag. Ergebnisse, die dem VfB Stuttgart überhaupt nicht passen. Die Krise in Cannstatt wird immer bedrohlicher. Köln und Mainz marschieren.

Arminia Bielefeld – Borussia Mönchengladbach 1:1 (1:1)

Borussia Mönchengladbach hat im ersten Spiel nach dem aufsehenerregenden Rückzug von Manager Max Eberl den Befreiungsschlag verpasst und kommt der Abstiegszone immer näher. Bei der formstarken Bielefelder Arminia kam die Elf vom Niederrhein trotz einer ordentlichen Vorstellung über ein 1:1 (1:1) nicht hinaus – die Diskussionen um Eberls Wunschtrainer Adi Hütter dürften nach nur einem Sieg aus den letzten neun Bundesligaspielen zunehmen. Janni Serra brachte die mutigen Hausherren mit einem Traumtor (19.) in Führung, der zuletzt nur sporadisch eingesetzte Alassane Plea (38.) erzielte für Gladbach zumindest noch den Ausgleich. Mit 23 Punkten muss die Borussia ebenso nach unten schauen wie Bielefeld (22), das aber zumindest im sechsten Spiel in Folge unbesiegt blieb.

“Ich habe schon das Gefühl, dass eine ‘Jetzt-erst-recht-Mentalität’ entstanden ist. Wir müssen jetzt liefern”, forderte Hütter, für den Eberl im Sommer 7,5 Millionen Euro an Eintracht Frankfurt überwiesen hatte, vor der richtungsweisenden Begegnung. Sorgen bereitete dem Österreicher die Besetzung der Sechser-Position: Nach dem Abgang von Denis Zakaria zu Juventus Turin wurde Ex-Weltmeister Christoph Kramer kurzfristig positiv auf Corona getestet, Hütters Wahl in der Mittelfeldzentrale fiel auf Nationalspieler Florian Neuhaus und Kouadio Kone.

Für ein Duell zweier Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel sahen die 10.000 Zuschauer auf der Bielefelder Alm eine ansprechende Bundesliga-Begegnung, in der die Borussia in der Anfangsphase vor allem über Nationalspieler Jonas Hofmann und den Franzosen Plea das Spiel machte. Bielefeld setzte auf schnelles Umschaltspiel und wurde belohnt: Der seit Wochen starke Patrick Wimmer spitzelte nach knapp 19 Minuten den Ball zu Mittelstürmer Serra, der es mit drei Gladbacher Verteidigern aufnahm und von der rechten Strafraumecke satt vollendete.

Die Gäste vom Niederrhein gaben sich aber unbeeindruckt, nur zwei Minuten später traf Abwehrchef Matthias Ginter per Kopf – er stand aber knapp im Abseits. Das Spiel wogte in dieser Phase hin und her. Als Bielefeld dem 2:0 näher schien, traf Plea nach dem bis dahin schönsten Gladbacher Angriff per Kopf zum Ausgleich. Beide Mannschaften wollten den Sieg, entsprechend ging es auch nach der Pause hoch und runter. Gladbachs Keeper Yann Sommer musste gegen Fabian Kunze (53.) und Nathan de Medina (67.) jeweils aus kurzer Distanz retten, auf der Gegenseite verzog Plea für die nun klar bestimmenden Borussen nach einer Ecke (65).

VfB Stuttgart – Eintracht Frankfurt 2:3 (1:1)

Die Talfahrt des VfB Stuttgart geht ungebremst weiter. Die stark abstiegsbedrohten Schwaben unterlagen 2:3 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt und warten seit sechs Partien (ein Unentschieden, fünf Niederlagen) auf einen Sieg. Der VfB bleibt damit Vorletzter. Evan Ndicka (7.) und Doppelpack-Joker Ajdin Hrustic (47./77.) waren für die Frankfurter erfolgreich, die den ersten Sieg im Jahr 2022 holten. Waldemar Anton (42.) und Sasa Kalajdzic (70.) trafen für die Stuttgarter, die immerhin ihre Torflaute nach 518 Minuten beendeten. Der VfB hatte zuletzt erstmals in der Klubhistorie in fünf Spielen in Folge keinen Treffer erzielt.

Das Trainingslager in Marbella hat dennoch offenbar nicht allzu viel gebracht. “Der Schwerpunkt im Trainingslager lag darauf, die Spieler an ihre Grenzen zu bringen”, hatte der Stuttgarter Vorstandsboss Thomas Hitzlsperger vor dem Anpfiff bei Sky gesagt: “Ich denke, dass das eine gute Maßnahme war – denn die Belastung bis zum Saisonende wird extrem werden.” Die 10.000 erlaubten Zuschauer in Stuttgart sahen einen extrem nervösen Beginn der verunsicherten Gastgeber. Die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo leistete sich zahlreiche Fehler und bettelte fast um ein Gegentor.

Frankfurts Hrustic erzielte ein Traumtor zum 2:1.

(Foto: imago images/Eibner)

Die erste große Chance der Frankfurter vergab Kristjan Jakic noch nach einer Ecke (5.). Kurz darauf machte es Ndicka besser: Der Verteidiger traf nach einer Ecke von Jesper Lindström. Nach dem Rückstand flatterten bei den Schwaben, bei denen der von Sporting Lissabon verpflichtete Stürmer Tiago Tomas auf der Ersatzbank saß, noch mehr die Nerven. Der VfB brachte kaum etwas Konstruktives zustande. Ein weiteres Tor der Frankfurter lag in der Luft – obwohl die Eintracht ohne Daichi Kamada und Filip Kostic auskommen musste.

Erst Mitte der ersten Hälfte wurden die Stuttgarter etwas stärker. Viel mehr als ein paar gute Ansätze hatten die Schwaben aber nicht zu bieten, die Arbeit für Eintracht-Torwart Kevin Trapp hielt sich auch nach einer halben Stunde in überschaubaren Grenzen. In den letzten zehn Minuten des ersten Durchgangs nahm der Druck des VfB zu. Dennoch hatte Lindström zunächst die Chance auf den zweiten Frankfurter Treffer (38.). Kurz darauf war es aber Verteidiger Anton, der nach einem Freistoß von Chris Führich den Ausgleich erzielte.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs kam auf Frankfurter Seite Hrustic für Sebastian Rode. Der Australier hatte bereits nach 24 Sekunden eine gute Möglichkeit, wenig später traf er mit einer sehenswerten Direktabnahme nach einer Ecke. Obwohl die Eintracht danach am Drücker blieb, vergab Kalajdzic bei einem Konter die Chance zum erneuten Ausgleich (62.). Kurz darauf machte es der Stürmer nach Flanke von Borna Sosa per Kopf besser. Den zweiten Treffer von Hrustic ermöglichte Konstantinos Mavropanos, der den Schuss abfälschte.

1. FC Köln – SC Freiburg 1:0 (1:0)

Kein Steffen Baumgart, kein Problem: Der 1. FC Köln hat in Abwesenheit seines mit Corona infizierten Trainers seinen sechsten Heimsieg gefeiert und hält die Europacupplätze fest im Blick. Gegen den SC Freiburg gewann der FC 1:0 (1:0) und rückte bis auf einen Punkt an die Breisgauer heran. Torjäger Anthony Modeste (23.) mit seinem 14. Saisontreffer erzielte das entscheidende Tor für den FC, dessen Erfolg verdient war. Freiburg, das vor 10.000 Zuschauern erst im zweiten Durchgang aufdrehte, verpasste dagegen die Gelegenheit, zumindest vorübergehend einen Champions-League-Platz zu erobern.

Baumgart war am Mittwoch positiv getestet worden, sein Assistent Andre Pawlak vertrat den Chefcoach – und durfte die Entscheidungen während der Partie selbstständig treffen. Während des Spiels gebe es “keinen Kontakt mit Steffen”, hatte Pawlak gesagt. Und zunächst agierte der FC auch ohne die gewohnt emotionalen Impulse Baumgarts höchst souverän. In der Defensive ließ Köln nichts zu, bei Ballgewinnen ging es dann schnell und schnörkellos nach vorne. Es dauerte jedoch bis zur 22. Minute, ehe Modeste die erste große Möglichkeit zur Führung hatte. Der Kopfball des Franzosen flog dicht vorbei, kurz darauf schloss er einen schönen Konter eiskalt ab. Freiburg wirkte auch nach dem Gegentreffer fahrig, es fehlte an Tempo und Ideen, um die Kölner Defensive in Bedrängnis zu bringen. Also musste eine Einzelaktion herhalten: Maximilian Eggestein (45.+2) zog von der Strafraumgrenze ab, FC-Torhüter Marvin Schwäbe parierte den platzierten Schuss stark. Bei der anschließenden Ecke köpfte Philipp Lienhart knapp übers Tor.

Der SC nahm diesen Schwung mit in die zweite Halbzeit und jubelte schnell über den vermeintlichen Ausgleich (50.). Beim Tor des eingewechselten Roland Sallai stand Nico Schlotterbeck jedoch im Abseits und nahm Schwäbe die Sicht. Schiedsrichter Felix Brych gab den Treffer nach Sichtung der Videobilder nicht. Köln hielt mit viel Leidenschaft dagegen und zwang Freiburg zu Fehlern. Vor allem U21-Nationalspieler Jan Thielmann nervte Schlotterbeck und Co. und lief immer wieder vehement an. Nach einem Ballgewinn scheiterte Mark Uth an SC-Torhüter Mark Flekken (53.), wenig später musste Schlotterbeck nach einem Schuss von Florian Kainz (57.) für seinen bereits geschlagenen Keeper klären. Der zweite Kölner Treffer fiel aber in dieser Drangphase nicht, und Freiburg löste sich etwas aus der Umklammerung. Das Spiel blieb umkämpft und temporeich. Einen platzierten Flachschuss von Christian Günter (73.) wehrte Schwäbe sehenswert ab.

FSV Mainz 05 – TSG Hoffenheim 2:0 (0:0)

Die TSG Hoffenheim verspielt in der Fußball-Bundesliga zunehmend ihre gute Ausgangsposition im Kampf um die Königsklasse. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß verlor beim heimstarken FSV Mainz 05 mit 0:2 (0:0) und kassierte damit die vierte Pflichtspielpleite in Folge. Die von Personalproblemen gebeutelte TSG agierte zwar über weite Strecken spielbestimmend, ging vor dem gegnerischen Tor aber zu fahrlässig mit ihren hochkarätigen Chancen um. Jae-Sung Lee (79.) und Moussa Niakhate (83., Handelfmeter) trafen für die Mainzer von Trainer Bo Svensson, die seit sieben Ligaspielen im eigenen Stadion ungeschlagen sind und sich in der Tabelle an die Kraichgauer heranschoben.

Die Rückschläge im Vorfeld hatte Hoeneß gelassen genommen. Dies sei ein “Teil des Reifeprozesses, aber auch Teil der Bundesliga, die extrem eng ist”, sagte er. Dennoch war es vor 6800 Fans die TSG, die den deutlich besseren Start erwischte. Die Hoffenheimer, die vor wenigen Wochen noch auf einem Champions-League-Platz gestanden hatten, begannen druckvoll, zwangen die Mainzer Defensive zu Fehlern und tauchten gefährlich in der Offensive auf. Ein Kopfball von Georginio Rutter (4.) landete am Pfosten.

Die Mainzer, bei denen Svensson nach seiner Gelbsperre wieder auf der Bank saß, kämpften sich erst langsam ins Spiel und verwickelten die TSG immer wieder in Zweikämpfe. Gefahr entstand dann, wenn U21-Europameister Jonathan Burkardt sein Tempo ausspielen konnte. Erst stand der FSV-Angreifer bei einem Treffer im Abseits (15.), später köpfte er den Ball knapp über das Tor (29.). Während die Rheinhessen die Partie immer offener gestalteten, ging Hoffenheim der Anfangsschwung verloren. Nur bei einem Kopfball von Munas Dabbur (32.) meldeten sich die Gäste vor der Pause noch einmal vor dem Tor von FSV-Keeper Robin Zentner.

Erst im zweiten Durchgang knüpfte die TSG an den starken Beginn an, ließ aber beste Chancen ungenutzt. Dabbur traf den Pfosten (46.), dazu schlenzte Andrej Kramaric (47.) den Ball knapp vorbei. Auf der Gegenseite reagierte Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann bei einem Distanzschuss von Anton Stach (52.) stark. Es entwickelte sich ein offenes Spiel mit Gelegenheiten auf beiden Seiten. Die Mainzer fanden wie schon im ersten Durchgang über eine hohe Intensität zurück in die Partie – und verpassten durch Karim Onisiwo (67.) die Führung. Fast im Gegenzug köpfte TSG-Profi Angelo Stiller (68.) knapp vorbei. Der eingewechselte Lee blieb dagegen eiskalt vor Baumann, zudem verwandelte Niakhate sicher vom Punkt.

FC Augsburg – 1. FC Union Berlin 2:0 (1:0)

Max Kruse ist weg, die Erfolgsserie gerissen: Union Berlin hat durch ein 0:2 (0:1) beim starken FC Augsburg einen unerwarteten Dämpfer im Kampf um die Europacupplätze einstecken müssen. Nach zuvor fünf Bundesligaspielen ohne Niederlage verpasste es die Mannschaft von Trainer Urs Fischer vor 7600 Zuschauern somit, ihre Position als Anwärter auf die Champions League zu festigen. Den einsatzfreudigen und schnörkellosen Augsburgern gelang dagegen ein wichtiger Sieg im Kampf gegen den Abstieg. Durch die Treffer des starken Michael Gregoritsch (16.) und von Andre Hahn (60.) beendeten sie eine Serie von fünf Spielen ohne Sieg. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl zeigte sich nach dem desaströsen 1:5 zwei Wochen zuvor bei Bayer Leverkusen stark verbessert, hängt aber nach wie vor im Tabellenkeller fest.

Nach dem Abgang von Kruse zum VfL Wolfsburg hatte Unions Trainer den Nigerianer Taiwo Awoniyi in die Spitze geschickt, Kruse-“Ersatz” Sven Michel kam erst in der 61. Minute für Andreas Voglsammer. Weil auch Sascha Prömel wegen einer Corona-Infektion ausfiel, sollten Sheraldo Becker und Dominique Heintz die Offensive ankurbeln. Das gelang gegen aggressive Gastgeber nicht wie gewünscht. Bei Augsburg stand der Amerikaner Ricardo Pepi nach seiner Reise zur Nationalmannschaft und einem Nasenbeinbruch nicht mal im Kader, was aber nicht weiter auffiel: Der für ihn in die Mannschaft gerückte Florian Niederlechner war bis zu seiner Auswechslung (74.) eine gute Vertretung. Das lautstarke Publikum wirkte zusätzlich belebend auf die mit viel Leidenschaft spielenden Gastgeber.

Das hohe Pressing der kompromisslosen Augsburger hatte schnell Folgen: Nach einem missglückten Passversuch von Torhüter Andreas Luthe landete der Ball bei Gregoritsch, der aus zehn Metern eiskalt verwandelte. Es wäre fast noch schlimmer gekommen für Union, doch Christopher Trimmel und der ansonsten starke Luthe vereitelten eine doppelte Chance durch Niederlechner und Ruben Vargas (24.), Gregoritsch traf mit einem Gewaltschuss die Latte (40.) Union bemühte sich schon nach dem Gegentreffer vermehrt und auch mit langen Bällen um mehr Zug zum Tor, beschwor zusehends auch brenzlige Situationen herauf. Zum Abschluss aber kamen die Gäste nur selten, weil Augsburg mit mehr Entschlossenheit zu Werke ging – auch bei seinen eigenen Angriffen. Gut zu beobachten war dies beim Gewaltschuss von Hahn, der aus 22 Metern im Tordreieck landete.

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