Antigone-Rezension – Geschlechtsumwandlung löst auffallende Interpretation von Sophokles aus

Mercury Theater, Colchester
Wendy Kweh spielt Kreon als politisch gesinnte Königin in Merlynn Tongs Adaption voller Trauer und Verfall

Der Refrain wurde verbannt, die fünfköpfige Besetzung hat keinen Platz für Eurydike und Kreon ist vor allem eine Königin in Merlynn Tongs stromlinienförmiger Version von Sophokles. Diese britische Premiere unter der Regie von Dawn Walton im schick renovierten Mercury hat ein raffiniertes Design und ist gut gespielt, auch wenn die Emotionen und Argumente nicht immer so knistern, wie sie es könnten.

Wendy Kweh spielt Kreon eher als Politikerin denn als Tyrann und wiederholt ihren Slogan „Ein Herz, eine Stadt, ein Theben“ von einem Rednerpult wie auf einem Parteitag. Kweh überzeugt als Herrscher beim Wiederaufbau der Stadt; Antigones Beerdigung ihres Bruders Polyneikes sieht sie nicht als Akt der Privatpflicht, sondern als Zurschaustellung des öffentlichen Terrors, der in Krisenzeiten den sozialen Zusammenhalt bedroht. In einer großartigen Sequenz wird gezeigt, wie die Beerdigung buchstäblich hinter Kreons Rücken stattfindet, nachdem sie es verboten hat.

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