Candoco Dance Company Rezension – alles funktioniert einfach wunderbar | Candoco Tanzkompanie

EINAls Kompanie unterschiedlich behinderter und behinderter Tänzer präsentiert Candoco in der Regel Choreografien, die für die eigenen Darsteller kreiert wurden. Set and Reset/Reset, eine Transposition von Trisha Browns Klassiker Set and Reset (1983), stellt eine meisterhafte Ausnahme von dieser Regel dar und ist in den 10 Jahren seit seiner ersten Aufführung zu einer Art Signature-Werk für sie geworden.

Warum trifft es den Sweetspot? Sicherlich sind Laurie Andersons hartnäckig pulsierende Partitur und das durchscheinende Bühnenbild und die Kostüme (nach Robert Rauschenberg) entzückend. Aber im Grunde liegt es an Browns tadelloser Komposition. An der Oberfläche wirkt es wie ein Zufall: lockere Schwünge, lässige Lopes, Vorbeiflugbegegnungen, eine Kurve hier, eine Schräge dort, der ein oder andere Abpraller oder Trip. Darunter ist ein lebendiger Zusammenhang im Spiel. Die Aufstellungen von Tänzern verschmelzen und lösen sich auf. Kreisläufe, fallende Ellbogen, Froschsprünge, Beinahe-Verfehlungen: Alles und jedes wird zu einem widerhall- und brechungsfähigen Motiv, die Bühne mit offenen Flügeln wird zu einem Spiel zwischen Zufälligem und Regelmäßigem. Anstatt die Choreografie den Darstellern anzupassen, können sich die Darsteller hier gerne der Choreografie anpassen, und egal ob sie einen Rollstuhl drehen, eine Krücke schwingen oder einfach nur einen Arm ausstrecken, alles funktioniert – wunderschön.

Anastasia Sheldon, Olivia Edginton, Ihsaan de Banya und Brown. Foto: Tristram Kenton/The Guardian

Auch für Jeanine Durnings neues Last Shelter, das ebenfalls Ordnung, Zufall und Veränderung mischt, ist es eine gute Einführung. Die Tänzer arrangieren bürokratisch anmutende Möbel – Stühle, Tische, Mikrofon, Matte – zu kleinen Sets, durch die sie sich in Puzzle-Bewegungsfragmenten bewegen. Sie demontieren und konfigurieren das Setup und sich selbst immer wieder neu. Manchmal sitzt eine Gruppe da und schaut zu, wie ein Publikum auf der Bühne. Manchmal sitzen sie alle zusammen, drehen sich um einen Tisch oder bilden einen unregelmäßigen Kreis, beide wachsam und kühl voneinander entfernt.

Auf Handlungen, nicht auf Schauspiel aufbauend, ist diese Komposition und Zerlegung von Szenarien seltsam faszinierend: Die Form ist klar, der Inhalt nicht. Die hinreißende, rätselhafte Klänge von Tian Rotteveels unaufdringlicher Partitur – selbst eine Reihe von Klangszenarien – birgt eine mysteriöse Stimmung. Dennoch wandert das Stück manchmal in seine eigene Welt, entfernt vom Publikum, besonders wenn die Tänzer sich atemlos über Zeit, Richtungen, Augen, Herzen und mehr unterhalten. Eine unerwartet emotionale Wendung am Ende gibt ein Gefühl von Konzentration und Zielstrebigkeit zurück.

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