Das ist die Geschichte des Frauenfußballs

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien/Neuseeland hat den Sport wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Die Veranstalter freuten sich über neue Rekorde, so wurden bei dem Turnier bis zu zwei Millionen Tickets verkauft.

Schon das Eröffnungsspiel in Neuseeland zog 42.000 Zuschauer ins Stadion, das bedeutete neuen Rekord und das, obwohl die Spiele der Männer mit eingerechnet waren. Die Zuschauerquoten im Fernsehen sorgten ebenfalls für Freude. Obwohl die Übertragung der Spiele aufgrund der Zeitverschiebung zu ungewöhnlichen Zeiten stattfand, versammelten sich Millionen Fans vor den TV-Geräten.

Die TV-Rekorde purzelten 

In Deutschland verfolgten 10,36 Millionen Anhänger das Spiel der Deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft gegen Kolumbien. Laut der FIFA hat das Turnier weltweit fast doppelt so viele Zuschauer erreicht, wie die letzte Weltmeisterschaft für Frauen, diese Zahl allein beweist, wie groß der Hype um den Sport geworden ist. 

Das freut auch die Sportwetten-Industrie. Diese hat den Frauenfußball längst für sich entdeckt und festgestellt, dass sich auch hier hohe Umsätze erzielen lassen. So haben die Spiele Einzug in die Fußballwetten gehalten und bieten dort die Möglichkeit, das eigene Team zu unterstützen. Doch das war nicht immer so, der Sport musste sich im Laufe der Geschichte seinen Status erst erkämpfen.

Belächelt und unterschätzt

Zunächst wurde der Frauenfußball lediglich belächelt und nicht nur in seinem sportlichen Wert unterschätzt. Doch dieser hat sich durchgesetzt und im Laufe der Jahrzehnte eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Heute ist er eine respektierte und bedeutende Sportart geworden. Die Erfolge der deutschen Spielerinnen sind das beste Beispiel dafür. 

Die Anfänge des Frauenfußballs reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück. Erste Spiele fanden in England statt, doch schnell trat die sportliche Leidenschaft auf den Widerstand der männlich dominierten Sportverbände. Dabei reichen die Wurzeln des Sports weit in der Geschichte zurück. 

So sollen Frauen bereits im 12. Jahrhundert bei den Eskimos an einem Vorläufer des Spiels teilgenommen haben. Doch es war das Mutterland des Fußballs, England, in dem sich die ersten Teams gründeten. Bei der Begegnung England Nord gegen England Süd, im Jahr 1895 waren bereits 10.000 Zuschauer mit dabei. Anfangs war der Sport auf der Insel noch eine große Attraktion.

Fast 20 Jahre lang verboten

Doch während er sich in Europa ausbreitete, folgten immer öfter auch Verbote. Fußball sei nicht angemessen für Frauen und wurde daher untersagt. In Deutschland sprach der Deutsche Fußball Bund zu Beginn der 1950er Jahre ein Verbot aus. Als Begründung lieferte er möglichen körperlichen und seelischen Schaden sowie die Unschicklichkeit der Zurschaustellung des weiblichen Körpers. Fußball galt damals als unangemessen für das „schwache Geschlecht“.

Doch bald setzte ein Wandel ein. Frauen arbeiteten immer öfter in Männerberufen und bewiesen, dass sie körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten erfolgreich ausüben können. Das wirkte sich positiv auf die öffentliche Wahrnehmung aus und so setzte sich der Sport gegen alle Widrigkeiten durch. 

Doch der Kampf um Anerkennung hatte damit erst begonnen. Schließlich fehlte dem Frauenfußball jene finanzielle Unterstützung, die den Sport bei den Männern erst erfolgreich gemacht hatte. Die Spielerinnen mussten in ihrer Freizeit trainieren und arbeiten, um sich so ihren Lebensunterhalt zu verdienen. 

Der DFB hob sein Verbot erst 1970 auf, damit konnte eine bescheidene Professionalisierung in Deutschland beginnen. Immer mehr Ländern gründeten Frauenfußballverbände und schufen so die Strukturen für Spiele und Meisterschaften. Die erste Frauenfußball-Weltmeisterschaft fand 1991 in China statt, Weltmeister wurden die USA. Deutschland gewann 2003 seinen ersten Titel und verteidigte diesen vier Jahre später erfolgreich.

Der Aufschwung ist deutlich erkennbar

Heute hat der Frauenfußball auch auf Vereinsebene eine große Bedeutung. Längst kämpfen die Teams in Meisterschaften um Erfolge und gesellschaftliche Anerkennung. Seit 2001 existiert die UEFA Women’s Champions League, wo sich die besten Mannschaften Europas matchen.

Doch beim Frauenfußball geht es nicht nur um sportliche Erfolge. Er dient auch zur Überwindung von Geschlechterstereotypen und Vorurteilen. Die Sportlerinnen sind Vorbilder für junge Mädchen und finden mittlerweile zahlreiche Nachahmer. 

Die sportlichen Erfolge haben den Scheinwerfer der Medien auf den Sport gerichtet. Die Übertragung im Fernsehen lockt Millionen Fans vor die Geräte und sorgt so auch für Aufmerksamkeit in der Wirtschaft. Sponsoren fördern die Professionalisierung und damit auch den Aufbau der Infrastruktur. Doch der Sport steht noch immer vor großen Herausforderungen. 

Zwar sind mittlerweile Spielerinnen wie Alex Morgan und Megan Rapinoe zu weltweiten Superstars geworden, doch die Kluft zwischen dem Männer- und dem Frauenfußball ist weiterhin groß. Die ungleiche Bezahlung bewegt seine Unterstützer ebenso wie der Kampf gegen Vorurteile und Ungerechtigkeiten. Davon abgesehen sind die Frauen jedoch auf einem guten Weg. Sie haben bewiesen, dass sie sportliche Höchstleistungen erbringen können, die Massen bewegt. Ihre Anerkennung in der Gesellschaft wächst stetig an, das zeigen auch die Zuschauerzahlen bei der letzten Frauenfußball-Weltmeisterschaft. 

Gelingt es dem Sport noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren, dann werden auch die Werbeeinnahmen ansteigen, das sollte dafür sorgen, dass sich die Bezahlung der Frauen im Fußball jener der Männer langsam angleicht. Die Zukunftsaussichten sind jedenfalls glänzend, das haben die letzten Großevents in England und in Australien/Neuseeland bewiesen.