Die deutschen Immobilienpreise verzeichnen im Jahresvergleich den stärksten Rückgang seit 2000


© Reuters. DATEIFOTO: Baustellen werden in Frankfurt am 19. Juli 2023 fotografiert. REUTERS/Kai Pfaffenbach

BERLIN (Reuters) – Die deutschen Immobilienpreise fielen am stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen im zweiten Quartal, da hohe Zinsen und steigende Materialkosten ihren Tribut vom Immobilienmarkt in Europas größter Volkswirtschaft forderten, wie Regierungsdaten am Freitag zeigten.

Die Preise für Wohnimmobilien sanken im Jahresvergleich um 9,9 %, der stärkste Rückgang seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2000, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Preise fielen im Quartalsvergleich um 1,5 %, wobei die Rückgänge in größeren Städten stärker ausfielen als in dünner besiedelten Gebieten.

In Städten wie Berlin, Hamburg und München sanken die Wohnungspreise im Jahresvergleich um 9,8 % und die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,6 %.

Seit einem Jahrzehnt sorgen niedrige Zinsen für einen Immobilienboom auf Europas größtem Immobilieninvestmentmarkt. Ein starker Anstieg der Tarife und steigende Baukosten haben dem Ansturm ein Ende gesetzt und eine Reihe von Entwicklern in die Insolvenz gestürzt, da die Geschäfte eingefroren wurden und die Preise fielen.

Die Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland gingen im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 31,5 % zurück, wie das Statistikamt am Montag bekannt gab, da die Baupreise im Jahresvergleich um fast 9 % stiegen.

Deutschland strebt den Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr an, hat aber Schwierigkeiten, dieses Ziel zu erreichen.

Der GdW-Verband der deutschen Wohnungswirtschaft (GdW) schlug am Freitag Alarm und forderte staatliche Unterstützung für Bauunternehmen.

„Die Baukrise in Deutschland verschärft sich von Tag zu Tag und erreicht zunehmend die Mitte der Gesellschaft“, heißt es in einer Stellungnahme des GdW, der bundesweit rund 3.000 Wohnungsunternehmen vertritt.

Der GdW forderte eine Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent von derzeit 19 Prozent für bezahlbare Mieten und staatliche Förderdarlehen mit einem Zinssatz von 1 Prozent zur Unterstützung von Unternehmen.

Am Montag soll die Regierung ein Gipfeltreffen mit der Branche abhalten, um die Lage zu besprechen.

GdW und die Eigentümergemeinschaft Haus&Grund erklärten, sie boykottierten den Gipfel, da sie zu wenig Einfluss auf dessen Agenda hätten.

Das Bundeskabinett will bis Ende des Monats ein Hilfspaket für die Branche vorlegen, nachdem es Pläne zur Förderung des Bausektors angekündigt hat, darunter auch den Abbau regulatorischer und bürokratischer Auflagen.

source site-21