Factbox-Wer wird der nächste Chef der Bundesbank? Von Reuters


© Reuters. Bundesbankpräsident Jens Weidmann stellt am 27. Februar 2019 in Frankfurt den Jahresbericht 2018 vor. REUTERS/Kai Pfaffenbach/Akten

FRANKFURT (Reuters) – Bundesbankpräsident Jens Weidmann, ein unerbittlicher Kritiker der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, wird mehr als fünf Jahre früher zurücktreten und der neuen deutschen Regierung die Tür öffnen, um einen weniger konfrontativen Nachfolger zu wählen.

Nachfolgend finden Sie eine Liste potenzieller Kandidaten für die Übernahme bei der Deutschen Bundesbank, wenn Weidmann zum 31. Dezember sein Amt niederlegt.

VOLKER WIELAND

Wieland ist langjähriges Mitglied im Sachverständigenrat der deutschen Wirtschaft, der die Bundesregierung berät.

Er hat oft davor gewarnt, dass eine zu lockere Geldpolitik Finanzblasen erzeugen könnte, verteidigte jedoch das Anleihekaufprogramm der EZB, als das deutsche Verfassungsgericht 2019 eine Anfechtung seiner Konjunkturprogramme anhörte.

Wieland sagte kürzlich dem Spiegel, er erwarte, dass die EZB ihre Anleihekäufe im nächsten Jahr verlangsamen und die Zinsen im Jahr 2023 anheben werde, und fügte hinzu, dass der negative Einlagenzinssatz früher als bisher angenommen abgeschafft werden könnte.

Wieland lehrt Geldwirtschaft an der Universität Frankfurt.

MARCEL FRATZSCHER

Fratzscher ist der “devisibelste” Kandidat auf der Liste, der die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank unterstützt und mehr Staatsausgaben in Deutschland gefordert hat.

Der ehemalige Ökonom der Europäischen Zentralbank lehrt Makroökonomie und Finanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet den Think-Tank des DIW Berlin.

JAKOB VON WEIZSÄCKER

Weizsäcker war Chefvolkswirt des Bundesfinanzministeriums unter Olaf Scholz, der nun Spitzenkandidat für die Nachfolge von Angela Merkel als Kanzlerin ist.

Er war von 2014 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments für die Sozialdemokraten von Scholz und saß im Ausschuss für Wirtschaft und Währung.

Als prominentes Mitglied einer aristokratischen Familie ist er ein pro-europäischer Ökonom, der von der deutschen Mitte-Rechts hoch angesehen wird.

LARS FELD

Felds Forschungsschwerpunkt ist die Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Als Vertreter der deutschen Wirtschaftsorthodoxie hat er in der Vergangenheit höhere Zinsen gefordert, um eine Immobilienblase in seinem Land zu verhindern.

Er hat aber auch die Wertpapierkäufe der EZB vor dem deutschen Verfassungsgericht verteidigt und die Reaktion der Zentralbank der Eurozone auf die Coronavirus-Pandemie unterstützt.

Als ehemaliger Vorsitzender des Sachverständigenrats lehrt Feld Wirtschaftspolitik und Verfassungsökonomie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er wurde zum Leiter des Instituts für Höhere Studien in Wien gewählt.

ISABEL SCHNABEL

Schnabel ist Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, womit ein Wechsel zur Bundesbank beispiellos wäre.

In ihren ersten beiden Jahren als EZB-Vorstandsmitglied hat Schnabel den deutschen Widerstand gegen Anleihekäufe und Negativzinsen durchbrochen und die EZB in ihrem Heimatland vor Kritikern verteidigt.

Sie hat kürzlich einen restriktiven Ton angeschlagen, indem sie sagte, dass die Inflation höher ausfallen könnte, als die EZB derzeit erwartet.

LARS-HENDRIK RÖLLER

Röller ist seit einem Jahrzehnt der Chefwirtschaftsberater von Angela Merkel, nachdem er 2011 Weidmann als Generaldirektor für Wirtschafts- und Finanzpolitik im Bundeskanzleramt abgelöst hatte.

Als Akademiker lag sein Hauptaugenmerk auf Innovation und Wettbewerb und er hat sich nicht öffentlich zur Geldpolitik geäußert. In den 2000er Jahren war er auch Chefökonom für Wettbewerbsfragen bei der Europäischen Kommission.

Röller wurde Anfang des Jahres vom deutschen Gesetzgeber zu seiner Rolle im Wirecard-Skandal befragt.

CLAUDIA BUCH

Buch ist seit 2014 nach zweijähriger Tätigkeit im Sachverständigenrat Vizepräsident der Bundesbank.

Der 55-jährige ehemalige Universitätsprofessor begleitet Weidmann zu den Sitzungen des EZB-Rats.

Die geldpolitische Debatte in der Öffentlichkeit hat sie sich jedoch weitgehend ferngehalten und sich stattdessen auf Fragen der Finanzstabilität konzentriert.

JENS ULBRICH

Der Chefvolkswirt der Bundesbank ist seit 2005 nach fünfjähriger Tätigkeit als Generalsekretär des Sachverständigenrats für die Deutsche Bundesbank tätig.

Der 52-jährige Ökonom ist auf Twitter (NYSE:) aktiv, hat aber in der Öffentlichkeit keine Meinung zur Geldpolitik geäußert, hauptsächlich die Entscheidungen der EZB erläutert und die Wirtschaftsaussichten kommentiert.

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