Rohölpreise steigen angesichts global steigender Nachfrage

Haben Sie zuletzt die Nachrichten verfolgt, wird Ihnen nicht entgangen sein, dass die Rohölpreise erneut Thema sind. Die Rede ist von steigenden Preisen, einer höheren Nachfrage und damit verbundenen Rezessionsängste. Doch woher kommen die gestiegenen Rohölpreise? Welche Folgen hat das hohe Preisniveau? Und wie könnten Sie davon als Privatanleger profitieren? 

Rohölpreise steigen im ersten Quartal 2023 – Warum? 

Rohöl bzw. Rohes Erdöl (engl. crude oil) ist derzeit häufiger Gesprächsgegenstand. Aber: Was ist Rohöl eigentlich? In aller Kürze handelt es sich bei Rohöl, wie oben erwähnt, um rohes Erdöl, d.h. Man spricht von gefördertem Erdöl, das im Anschluss an seine Förderung noch nicht weiterverarbeitet wurde. Erdöl ist ein hoch geschätzter Energieträger, der beim Antrieb von Kraftfahrzeugen und unzähligen industriellen Prozessen zum Einsatz kommt. In seiner rohen Form wird er in der Einheit Barrel an Abnehmer in der ganzen Welt verkauft. Als Preisorientierung wird in Europa zumeist der UK Brent, auch Brent Crude, herangezogen. 

Im Zehnjahresvergleich der Zahlen des UK Brent fällt schnell auf, dass sich der Rohölpreis seit dem Kalenderjahr 2022 wieder auf einem sehr hohen Niveau befindet. Auch im März 2023 verharrt der Rohölpreis auf dem neuen Plateau, das er sich geschaffen hat. Aktueller Stand: $77.61 (13.03.2023). Warum ist das so? 

Nun, zwei Faktoren bedingen die jüngsten Preisentwicklungen. Ersterer hat seine Wurzeln in der Russischen Föderation. Diese beschloss, ihre Ölförderung zu senken. Grund war eine vorher angekündigte Preisobergrenze für Rohöl im politischen Westen. Die Obergrenze von $60 pro Barrel rangiert weit unter dem aktuellen internationalen Ölpreis. Kaum verwunderlich also, dass Russland dem Handel mit gedeckelten Märkten nicht nachgehen will. Das beschnittene Angebot treibt derweil die Preise in die Höhe. 

Nur kurze Zeit später tat sich eine neue wirtschaftliche Situation im Wirtschaftsimperium im Osten auf. Die Volksrepublik China verkündete nach langer Zeit das lange ersehnte Ende der inländischen Corona-Beschränkungen. Das bringt Hoffnungen auf ein erneutes globales Wirtschaftswachstum und eine verstärkte Aktivität einer der weltweit wichtigsten Handelspartner der Welt mit sich. China wird angesichts dieser Entwicklung deutlich mehr Rohöl ankaufen. Entsprechend stieg der Ölpreis zuletzt auf über $100 pro Barrel. 

Welche Auswirkungen haben die gestiegenen Rohölpreise? 

Kurzfristig sorgten die gestiegenen Ölpreise vor allem für Verunsicherung. Der Grund: Anleger an diversen Märkten sahen das hohe Niveau des Brent Crude als möglichen Vorboten einer schon länger befürchteten Rezession. Entsprechend kam es vermehrt zu Verkäufen; die Märkte ließen merklich federn. Sollte der Rohölpreis weiter steigen, könnten sich diese Sorgen bewahrheiten. 

Langfristig könnten die Auswirkungen hoher Rohölpreise weitreichender sein. So kann das hohe Preisniveau eine stärkere Hinwendung zu erneuerbaren Energien bewirken. Begünstigt davon für beispielsweise die Elektromobilität, die sich in den letzten Jahren auf dem Vormarsch befand. 

Wie sollten sich Anleger verhalten? 

Rohöl wird heutzutage vor allem über sogenannte Terminkontrakte gehandelt. Oft werden sie auch as Futures bezeichnet. Das Prinzip ist simpel. Der Anleger schließt einen Terminkontrakt zu einem bestimmten Preis ab. Terminiert ist dieser auf einen Zeitpunkt in der Zukunft. Kommt der Tag, auf den der Kontrakt terminiert ist, entscheidet sich am Tagespreis, ob der Anleger mit seiner Anlage Gewinn oder Verlust macht. Wetten konnte er dabei auf fallende und steigende Preise und entsprechend an der Differenz verdienen oder Verluste machen. 

Angesichts der steigenden Preise des UK Brent. Ist die Frage nach Kaufempfehlungen von Rohöl-Kontrakten keinesfalls aus der Luft gegriffen. So könnte es sich doch lohnen, weiter auf steigende Preise zu wetten. Nun, so einfach ist es letztendlich nicht. Denn es ist sehr wohl im Sinne der Industriestaaten, das Ölangebot wieder zu steigern, die Nachfrage damit zu sättigen und somit den Preis zu senken. Möglich wäre das durch die Wiederaufnahme von umfassenden Importen aus dem Iran oder die Erschließung neuer Reserven in Alaska. Dementsprechend bieten sich durchaus interessante Chancen auf dem Rohölmarkt. Das Ende der Geschichte ist aber längst noch nicht geschrieben. 

Hohe Rohölpreise – Wie geht‘s weiter? 

Rohöl wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend als Indikator der Weltwirtschaft herangezogen. Angesichts seiner Bedeutung für diese ist das nicht überraschend. Das brachte aber auch mehr Preisschwankungen mit sich. In diesem Moment ist eine Anlage in Futures mit Rohöl als Grundlage eine potenziell kluge, aber auch sehr risikoreiche. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich abzeichnen, welche Faktoren in der Preisentwicklung des Rohöls die Oberhand gewinnen.