Stemme/Svensson Rezension – eine kampferprobte Stimme und ein unerbittlicher Pianist | Klassische Musik

Ön den letzten 20 Jahren hat sich Nina Stemme zu einer unserer besten dramatischen Sopranistinnen entwickelt. Sie hatte bereits zahlreiche lyrische und lyrisch-dramatische Rollen gesungen (denken Sie an Cherubino in Mozarts Hochzeit des Figaro für erstere, Puccinis Tosca für letztere). Aber Stimmen können sich entwickeln, und seit Anfang der 2000er-Jahre nimmt es die schwedische Sängerin mit den beeindruckendsten Sopran-Schwergewichten auf. Wagners Isolde, Puccinis Turandot, Strauss’ Salome: In diesen Rollen und ihren Schwestern hat sich Stemme außerordentliche Anerkennung und eine engagierte Fangemeinde erspielt – darunter auch ich. Ich war 2016 in New York von ihrer Isolde umgehauen. 2018 war ich von der Kraft ihrer Brünnhilde in London begeistert.

Solche Rollen fordern zwangsläufig ihren Tribut. In einem relativ intimen Veranstaltungsort wie der Londoner Wigmore Hall können sich Stimmen, die selbst im riesigen Auditorium der Metropolitan Opera oder im Royal Opera House kolossal wirken können, nirgendwo verstecken. Das ist Hören in Nahaufnahme.

Umso bedauerlicher war es daher, dass Stemme und ihr Duopartner – abgesehen von seinem samtenen Konzertkleid – Pianist Magnus Svensson, wirkte so unpassend. Während Stemme so ausdrucksstark wie immer und fast unerträglich stoisch war, während ihre Stimme in den Obertönen schmaler und brüchiger wurde, war Svenssons Spiel unnachgiebig bis zur Hölzernheit: fleißig, aber ohne Leidenschaft.

Ihr Programm vereinte zwei Monumente des spätromantischen Liedguts, Wagners Wesendonck-Lieder und Mahlers Kindertotenlieder, mit weniger bekannten Liedern des schwedischen Komponisten Sigurd von Koch und einer Handvoll Kurt-Weill-Nummern.

Stemme brauchte Zeit, um sich zu beruhigen. Der dunkle, verdeckte Reichtum ihrer tieferen Lage war immer noch ein viszerales Vergnügen (wenn auch jetzt vom Rest ihrer Stimme getrennt), ebenso wie ihre kristallklare Artikulation der deutschen Texte. Hätte Svenssons Treten doch eine solche Klarheit erreicht. Sein kurzer Solo-Auftritt mit Liszts Transkription von Wagners Am stillen Herd war dringend orientierungslos. In Mahlers niederschmetternden Kindertotenliedern war Svenssons Ansatz des Nichts-Hinzufügens in der herzzerreißend leeren Eröffnung wirksam, konnte aber die Interpretation im gesamten Zyklus nicht ersetzen. Wilder Applaus folgte trotzdem. Leider waren es die hörbaren Kampfspuren von Stemmes Stimme, die mich am meisten bewegten.

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