Ungleichheit in der Eurozone beweist, dass die wirtschaftliche Aufholjagd durch ärmere Staaten nicht selbstverständlich ist | Torsten Bell

Ein Fünftel der EU-weiten Einkommensunterschiede ist auf die Unterschiede zwischen den Ländern zurückzuführen, wobei die Länder im Euroraum am schlechtesten abschneiden

Ökonomen untersuchen im Allgemeinen die Ungleichheit – wie groß die Einkommensunterschiede zwischen den Haushalten sind – auf nationaler Ebene. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass hier häufig wichtige politische Entscheidungen getroffen werden, aber dies kann andere Probleme wie die globale Ungleichheit (die Einkommensungleichheit zwischen Einzelpersonen auf der ganzen Welt ist traumatisch hoch, aber ermutigend sinkend) außer Acht lassen. Faszinierend neue Forschung versucht, eine weitere solche Lücke zu schließen: Ungleichheitstrends in der EU.

Es überrascht nicht, dass die Ungleichheit in der EU hoch ist – ähnlich wie in Lettland, dem drittgrößten EU-Mitglied – aber niedriger als in den Vereinigten Staaten. Wichtig ist, dass 20 % der Ungleichheit in der EU auf das Einkommensgefälle zwischen reichen und armen Mitgliedstaaten zurückzuführen ist, während nur 1 % in den USA auf Unterschiede zwischen den Staaten zurückzuführen ist. Die Bedeutung dieser Lücken bei der Bestimmung der allgemeinen Ungleichheit zwischen Einzelpersonen in der EU erklärt das interessanteste Ergebnis der Untersuchung: Die Ungleichheit in der EU hat nach der Finanzkrise abgenommen, im Euroraum hat die Ungleichheit jedoch leicht zugenommen.

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