Die neusten Meldungen aus der Kultur

«GoodFellas»-Schauspieler Paul Sorvino mit 83 Jahren gestorben

Paul Sorvino 2018 in Beverly Hills, Kalifornien.

Phil Mccarten / Reuters

(dpa) Der amerikanische Schauspieler Paul Sorvino, der in Filmen wie «GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia» und «Nixon» mitspielte, ist tot. Sorvino starb am Montagmorgen (Ortszeit), wie sein Sprecher Roger Neal mitteilte. Die Frau des Schauspielers, Dee Dee Sorvino, sei an seiner Seite gewesen. Er habe in den letzten Jahren gesundheitliche Probleme gehabt, hiess es in der Mitteilung. Sorvino wurde 83 Jahre alt. Der Schauspieler hatte drei Kinder, darunter die Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino (54, «Geliebte Aphrodite»).

Der in New York geborene Schauspieler italienischer Abstammung stand ab den 1970er Jahren vor Film- und Fernsehkameras. Neben Karl Malden und Michael Douglas hatte er einen Auftritt in der TV-Serie «Die Strassen von San Francisco». Seine bekannteste Rolle als Mafioso spielte er in Martin Scorseses Drama «GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia». Zu seinen weiteren Filmen zählten «Reds», «Die Firma» und «Bulworth». In der Krimi-Serie «Law & Order» spielte er einen New Yorker Detektiv.

Grossbritannien richtet 2023 für die Ukraine den ESC aus

Die Eurovision-Song-Contest-Sieger Kalush Orchestra während eines Auftritts in Amsterdam.

Die Eurovision-Song-Contest-Sieger Kalush Orchestra während eines Auftritts in Amsterdam.

Imago

(dpa) Das zweitplatzierte Grossbritannien wird im kommenden Jahr anstelle des diesjährigen Siegers Ukraine den Eurovision Song Contest (ESC) ausrichten. «Nach der Anfrage der European Broadcasting Union und der ukrainischen Behörden freue ich mich, dass die BBC zugesagt hat, den Wettbewerb im nächsten Jahr auszurichten», sagte die britische Kulturministerin Nadine Dorries am Montag (25. 7.). Allerdings sei es traurig, dass der ESC aufgrund des «andauernden russischen Blutvergiessens» nicht in der Ukraine stattfinden könne, dort, wo er eigentlich hingehöre.

Mitte Mai hat die ukrainische Gruppe Kalush Orchestra mit dem Lied «Stefania» in Turin den 66. ESC gewonnen. Damit hatten die Ukrainer zum dritten Mal das Recht auf die Austragung der TV-Musikshow im kommenden Jahr erlangt, schon 2005 und 2017 waren sie Gastgeber gewesen.

Doch wegen Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem seit rund fünf Monaten andauernden russischen Krieg gegen die Ukraine teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) mit, Gespräche mit der BBC in Grossbritannien über die Austragung zu führen. Der Brite Sam Ryder hatte in Turin den zweiten Platz belegt. Unklar ist bisher, in welcher Stadt der Wettbewerb ausgetragen wird. Manchester und Glasgow haben Interesse signalisiert, wie die BBC berichtete.

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte sich vor einem Monat für eine Austragung des nächsten Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine ausgesprochen. «Tatsache ist, dass sie ihn gewonnen haben, und sie verdienen es, ihn zu haben», sagte Johnson damals.

Nun teilte der scheidende Regierungschef mit: «Vergangene Woche haben (der ukrainische) Präsident (Wolodimir) Selenski und ich vereinbart, dass der ESC 2023, wo auch immer er stattfindet, das Land und die Menschen der Ukraine feiern muss. Da wir nun Gastgeber sind, wird das Vereinigte Königreich dieses Versprechen direkt einlösen – und im Namen unserer ukrainischen Freunde einen phantastischen Wettbewerb veranstalten.»

Uwe-Johnson-Literaturpreis 2022 geht an Jenny Erpenbeck

Für den Roman «Kairos» wird Jenny Erpenbeck mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis geehrt.

Für den Roman «Kairos» wird Jenny Erpenbeck mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis geehrt.

T. Seeliger / imago

(dpa) Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck (55) erhält für ihren Roman «Kairos» den Uwe-Johnson-Literaturpreis 2022. Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung werde der Autorin am 23. September in Berlin überreicht, teilte die Mecklenburgische Literaturgesellschaft in Neubrandenburg am Mittwoch mit.

In dem Roman, der in der Endphase der DDR im Jahr 1986 beginnt, schaffe Erpenbeck ein Prosanetz, in dem die Geschichte einer grossen Liebe zwischen Euphorie, Enttäuschung und zunehmendem psychologischem Druck erzählt werde. Nach Einschätzung der Jury gelingt der Autorin «eine nahtlose Verbindung von Privatem und Öffentlichem, die zur Folie für einen Roman wird, der sowohl die Ideale des Beginns in den Blick bekommt wie auch das Scheitern jenes Staates, den Uwe Johnson (1934–1984) einmal als «wünschenswert» bezeichnet hat.»

Veränderungen in der Liebe sowie die zunehmende Bedeutung der unterschiedlichen Erfahrungen innerhalb des sich wandelnden gesellschaftlichen Systems erkunde Erpenbeck mit einer Sensibilität, die in der Tradition des Schreibens von Johnson stehe. Der Preis wird unter anderem von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg alle zwei Jahre vergeben. Er würdigt deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zur Poetik Johnsons finden.

Zuletzt waren die Schriftsteller Irina Liebmann, Ralf Rothmann, Lutz Seiler, Christoph Hein und Christa Wolf mit dem Johnson-Preis geehrt worden. Johnson wurde im damals pommerschen Cammin geboren, er lebte unter anderem in Anklam, Güstrow, New York und in England. Er war Autor der «Jahrestage» und wird zu den wichtigsten Schriftstellern des geteilten Deutschland gezählt.

Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg ist gestorben

Der Künstler Claes Oldenburg im August 2011.

Der Künstler Claes Oldenburg im August 2011.

Alex Brandon / AP / Keystone

(dpa) Der Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg ist tot. Oldenburg sei am Montag im Alter von 93 Jahren in New York gestorben, sagte eine Sprecherin der Pace-Galerie, die den Künstler seit 1960 vertrat, der Deutschen Presse-Agentur in New York. Der Künstler habe sich zuletzt in seinem Studio im Stadtteil Soho, wo er auch lebte, von einem Sturz erholt. «Ich hatte die Ehre, eine grossartige Freundschaft mit einem der radikalsten Künstler des 20. Jahrhunderts zu haben», wurde der Galerie-Gründer Arne Glimcher zitiert. «Er hat das Wesen der Skulptur von hart zu weich verändert, und sein Einfluss auf die Kunstwelt ist bis heute sichtbar.»

Oldenburg hatte die vor allem auf Drucken und Gemälden stattfindende Pop-Art der 1960er Jahre zur Skulptur emporgehoben und Konsumobjekte auf humorvolle Weise in einen neuen Kontext gesetzt. Mit Andy Warhol und Roy Lichtenstein zählte er zu den grössten Vertretern der Strömung.

Geboren wurde Claes Thure Oldenburg 1929 in Stockholm, einige Jahre später zog die Familie in die USA. Er studierte in Yale und versuchte sich als Reporter beim City News Bureau in Chicago, besuchte dann aber das Art Institute of Chicago und illustrierte für Magazine. Nach dem Umzug nach New York 1953, die amerikanische Staatsbürgerschaft in der Tasche, experimentierte er in ersten Schauen mit Pappmaché und Gips.

Die Kunstwelt empfing ihn mit Begeisterung. In Kassel haute der mehrfache Documenta-Künstler eine zwölf Meter hohe Spitzhacke in das Fulda-Ufer. In Frankfurt war es eine fast so hohe Krawatte. In Münster Billardkugeln, in Köln eine Eistüte und in Freiburg ein Wasserhahn mit Schlauch.

Die Schriftstellerin Erica Pedretti ist gestorben

Fremdsein und Heimatlosigkeit sind in vielen ihrer Romane ein Thema: Erica Pedretti in einer Aufnahme aus dem Jahr 1998.

Fremdsein und Heimatlosigkeit sind in vielen ihrer Romane ein Thema: Erica Pedretti in einer Aufnahme aus dem Jahr 1998.

Sandro Campardo / Keystone

rib. · Erica Pedretti ist tot. Wie das Bündner Kunstmuseum Chur mitteilt, ist die Schweizer Schriftstellerin und Künstlerin am Donnerstag 92-jährig in Tenna im Kanton Graubünden gestorben. 1970 veröffentlichte Pedretti im Suhrkamp-Verlag ihr erstes Buch, «Harmloses, bitte». Diesem folgten mehrere Romane und Erzählungen, darunter «Veränderung» (1977), «Engste Heimat» (1995) oder «Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte» (1998).

In vielen ihrer Romane sind Fremdsein und Heimatlosigkeit ein leitendes Thema. Pedretti wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Für ihren Text «Das Modell und der Maler», der die Grundlage war für den späteren Roman «Valerie oder Das unerzogene Auge», erhielt sie 1984 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2013 wurde ihr schriftstellerisches Gesamtwerk mit dem Schweizer Literaturpreis geehrt.

Pedretti kam nach dem Zweiten Weltkrieg als 15-Jährige in die Schweiz. Sie lernte zunächst Silberschmiedin an der Schule für Gestaltung in Zürich, wo sie ihren späteren Mann, den Künstler Gian Pedretti, kennenlernte. Nach einem Aufenthalt in New York kehrte sie 1952 in die Schweiz zurück, wo sie mit ihrer Familie in Celerina im Engadin und in La Neuveville am Bielersee lebte.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit schuf Erica Pedretti ein umfangreiches bildnerisches Werk, das sie regelmässig ausstellte. Letztmals 2019/20 in einer grossen Retrospektive im Neuen Museum Biel und im Bündner Kunstmuseum Chur. (Einen ausführlichen Nachruf finden Sie hier.)

Documenta: Generaldirektorin tritt zurück

Konsequenzen aus dem Skandal: Sabine Schormann, Generaldirektorin der Documenta und des Museums Fridericianum, tritt zurück.

Konsequenzen aus dem Skandal: Sabine Schormann, Generaldirektorin der Documenta und des Museums Fridericianum, tritt zurück.

Swen Pförtner / Keystone

(dpa) Der Antisemitismus-Skandal bei der Documenta hat personelle Konsequenzen: Die Generaldirektorin der Ausstellung, Sabine Schormann, legt ihr Amt nieder. Die Ausstellung soll grundlegend reformiert werden. Dabei sollen externe Experten helfen, wie der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung am Wochenende beschlossen.

Bereits vor Beginn der Documenta Fifteen waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa laut geworden, das die 100-Tage-Ausstellung kuratiert hatte. Kurz nach der Eröffnung der Schau, die neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst gilt, wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt: Das Banner «People’s Justice» des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde erst verhüllt und dann abgehängt.

Der Aufsichtsrat äusserte am Samstag «tiefe Betroffenheit» über die Vorgänge: Das Werk habe «eindeutig antisemitische Motive» enthalten. Die Präsentation des Banners am Eröffnungswochenende «war eine klare Grenzüberschreitung», der Documenta sei damit «erheblicher Schaden zugefügt» worden. «Es ist nach Auffassung des Aufsichtsrates essenziell, diesen Vorfall zeitnah aufzuklären, Schlussfolgerungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse für den Umgang mit antisemitischen Vorgängen im Kultur- und Kunstkontext zu ziehen und weiteren Schaden für die Documenta abzuwenden.» Es sei viel Vertrauen verlorengegangen. Dieses müsse man nun zurückgewinnen.

Dabei soll nun auch «eine fachwissenschaftliche Begleitung» helfen. Dem Team sollen Wissenschafter angehören, deren Fachgebiete Antisemitismus, Postkolonialismus und Kunst sind. Sie sollen sich zum einen «Abläufe, Strukturen und Rezeptionen» der Documenta Fifteen ansehen und Empfehlungen für die Aufarbeitung geben. Zum anderen sollen sie auch schauen, ob weitere antisemitische Elemente an der Documenta zu sehen sind.

«Eine Kooperation der fachwissenschaftlichen Begleitung mit der künstlerischen Leitung betrachtet der Aufsichtsrat als zielführend», hiess es in der Mitteilung. Schormann hatte sich vergangene Woche schriftlich zu diesem Vorschlag geäussert. Bei Künstlern und Kuratoren gebe es «eine deutliche Abwehrhaltung gegenüber Eingriffen in die Kunst». Sie hätten «Zensur befürchtet und deswegen ein externes Expert*innengremium abgelehnt», schrieb Schormann.

Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth begrüsste die Trennung von Schormann. Der «Frankfurter Rundschau» sagte die Grünen-Politikerin am Samstag: «Es ist richtig und notwendig, dass nun die Aufarbeitung erfolgen kann, wie es zur Ausstellung antisemitischer Bildsprache kommen konnte, und dass die nötigen Konsequenzen für die Kunstausstellung gezogen werden können.» Roth erklärte sich bereit, den Prozess zur Neuaufstellung «dieses so wichtigen Fixpunktes für die zeitgenössische Kunst weltweit» zu unterstützen.

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, nannte den Rücktritt Schormanns «überfällig». Gegenüber der «Bild am Sonntag» sagte er: «Antisemitismus darf in keiner Form im Kulturleben akzeptiert werden, gleichgültig, woher die Kulturschaffenden kommen.» Der Beschluss des Bundestages gegen die antiisraelische Boykottbewegung BDS solle künftig die verbindliche Richtschnur bei der Verwendung öffentlicher Gelder bei der Kulturförderung sein.

Das American Jewish Committee kritisierte den Aufsichtsrat, der das Problem immer noch nicht begriffen habe, wenn er von Antisemitismusvorwürfen spreche. «Es geht hier seit Wochen schliesslich nicht um «Vorwürfe», sondern um den Skandal, dass im Zuge der Documenta antisemitische Karikaturen im Stürmer-Stil ausgestellt worden sind», sagte der Direktor Remko Leemhuis gegenüber der «Bild»-Zeitung. Die Aufklärung des Skandals stehe erst am Anfang.

Im Aufsichtsrat der Documenta sind die Stadt Kassel und das Land Hessen vertreten. An der Spitze stehen Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzender und Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) als seine Stellvertreterin. Dem Aufsichtsrat gehören gegenwärtig zehn Personen an. Der Bund ist nicht vertreten.

In den vergangenen Wochen waren die Rücktrittsforderungen gegenüber Schormann immer lauter geworden. Der 60-Jährigen wurde unter anderem Untätigkeit bei der Aufarbeitung des Skandals vorgeworfen. Zuletzt hatte sich der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, aus Protest als Berater der Documenta zurückgezogen. Hito Steyerl, eine der international wichtigsten Künstlerinnen der Documenta Fifteen, zog aus Protest ihre Werke zurück.

Nun sei ein Neustart der Documenta möglich, meinte Mendel. «Es wird aber keine leichte Aufgabe sein, den entstandenen Schaden zu beheben», sagte er gegenüber der DPA. «Jetzt passiert hoffentlich, was schon längst überfällig war: alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und konstruktiv die Geschehnisse aufzuarbeiten und einen Umgang mit den Kunstwerken in der Kritik zu finden. Das ist vielleicht die letzte Chance, sie darf nicht verspielt werden.»

Auf die Auflösung des Geschäftsführer-Dienstvertrags habe man sich einvernehmlich verständigt, berichtete die Documenta am Samstag. Schormann, eine in Bad Homburg geborene Kulturmanagerin, hatte das Amt ab 2018 inne. Im Jahr zuvor war die Documenta wegen eines Millionendefizits bei der 14. Ausgabe im Jahr 2017 in die Schlagzeilen geraten. Die damalige Geschäftsführerin Annette Kulenkampff hatte daraufhin ihr Amt niedergelegt. Übergangsweise hatte zunächst der Musikmanager Wolfgang Orthmayr die Geschäfte geführt. Nun soll erneut eine Interimslösung gefunden werden.

Nach dem Skandal wird sich gemäss den jüngsten Beschlüssen die Documenta auch dauerhaft verändern. Die Gesellschafterversammlung beschloss, «eine Organisationsuntersuchung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH durchzuführen, die sowohl die Strukturen inklusive Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten als auch die Abläufe einer Überprüfung unterzieht».

«Die Stadt Kassel und das Land Hessen eint das gemeinsame Ziel, die Verfehlungen beim Thema Antisemitismus und strukturelle Defizite aufzuarbeiten und alles daranzusetzen, der Documenta auch in Zukunft ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst zu sichern.» Man arbeite gemeinsam mit allen Beteiligten daran, «die Documenta in Kassel zu schützen».

Herbert W. Franke ist im Alter von 95 Jahren gestorben

(dpa) Der Künstler, Physiker und Science-Fiction-Autor Herbert W. Franke ist tot. Er sei am Samstag im Alter von 95 Jahren im Kreise seiner Familie im oberbayrischen Egling gestorben, teilte ein PR-Berater unter Berufung auf die Ehefrau des Verstorbenen mit. Der in Österreich geborene Franke galt als Pionier der Computerkunst und Vordenker des Metaverse, eines digitalen Raums. 1979 hatte er das Festival Ars Electronica in Linz mitbegründet.

Seine Frau Susanne Päch meldete sich nach dem Tod ihres Ehemannes auf dessen Twitter-Account zu Wort. «Herbert nannte sich gerne den Dinosaurier der Computerkunst», schrieb sie auf Englisch. Er sei in dem Wissen gestorben, dass eine Gemeinschaft von Künstlern und Kunstbegeisterten seine Arbeit zutiefst schätzen und sich um seine Kunst und sein Vermächtnis kümmern.

Auch auf die Biennale in Venedig hatte Franke es geschafft, im Jahr 1970 mit einem Siebdruck. Das mit einem Digitalcomputer geschaffene Werk sei sein erstes gewesen, bei dem er den Zufall mit einem Algorithmus zusammenarbeiten liess, schreibt der PR-Berater. Franke war auch Mitglied der Schriftstellervereinigung PEN Deutschland und schrieb Science-Fiction-Werke wie «Der grüne Komet» oder «Zentrum der Milchstrasse».

Auch Lehraufträge hatte er, unter anderem an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Akademie der Bildenden Künste in München. Das österreichische Bundeskulturministerium verlieh ihm 2007 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.

Ein neuer van Gogh? Zufallsfund in Edinburg

Konservatorin Lesley Stevenson zeigt das Gemälde «Kopf einer Bäuerin mit weisser Haube» (1885) auf der Vorderseite – und eine Darstellung der auf der Rückseite mittels Röntgenstrahlen entdeckten Skizze.

Konservatorin Lesley Stevenson zeigt das Gemälde «Kopf einer Bäuerin mit weisser Haube» (1885) auf der Vorderseite – und eine Darstellung der auf der Rückseite mittels Röntgenstrahlen entdeckten Skizze.

Neil Hanna / Handout / EPA / keystone-sda.ch

(dpa)

Ein bärtiger Mann, mit lose geknotetem Halstuch und einem Hut mit breiter Krempe, die rechte Gesichtshälfte im Schatten: Eine Skizze weckt in der Kunstwelt Aufmerksamkeit. Denn bei dem Herrn, der da so durchdringend auf die Betrachter blickt, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Selbstporträt von Vincent van Gogh (1853–1890).

«Ja, ihr habt richtig gelesen», schrieb die Schottische Nationalgalerie in einer Mitteilung vom Donnerstag. «Wir haben mit ziemlicher Sicherheit ein bisher unbekanntes Selbstporträt von Vincent van Gogh entdeckt.» Die Zeichnung kam zutage, als das Van-Gogh-Gemälde «Kopf einer Bäuerin mit weisser Haube» (1885) zur Vorbereitung einer Ausstellung in Edinburg mit Röntgenstrahlen untersucht wurde. Diese Behandlung sei reine Routine, betonte das Museum. «Der Fund war eine völlige Überraschung.»

Das Selbstporträt befindet sich auf der Rückseite der Leinwand. Es sei mit mehreren Schichten Leim und Pappe überklebt gewesen, die vermutlich gegen 1905 wegen einer Ausstellung angebracht wurden. Dass van Gogh immer wieder die Rückseite von Gemälden für neue Skizzen und Bilder nutzte, ist bekannt – der Künstler hatte oft wenig Geld. «Deshalb tauchen immer mal wieder Bilder auf, darunter auch Selbstbildnisse», sagte der Kölner Kunsthistoriker und Journalist Stefan Koldehoff der Deutschen Presse-Agentur.

Das linke Ohr, das sich der Maler 1888 abschnitt, ist deutlich zu sehen. Die Zeichnung muss also vorher entstanden sein. Vermutlich handele es sich um ein frühes Werk und einen der ersten Versuche eines Selbstbildnisses, hiess es vom Museum. Zu 100 Prozent will sich die Nationalgalerie nicht festlegen, dass es sich um einen echten van Gogh handelt. Zwar seien bei der Untersuchung internationale Experten zu Rate gezogen worden. Aber: «Wir können derzeit nur mit dem Röntgenbild arbeiten. Wir hoffen, dass wir vollkommen sicher sein können, wenn es uns gelingt, den Leim und die Pappe zu entfernen, um das Selbstporträt zu enthüllen.» Diese Arbeit dürfte schwierig werden – nicht dass das Gemälde auf der anderen Seite Schaden nimmt.

Der Niederländer war nicht der einzige Maler, der auch den Rücken der Leinwand nutzte. Auch Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), zentrale Figur der Künstlergruppe «Brücke», arbeitete oft so. Die Rückseite zu präsentieren, kommt allerdings bei Kritikern nicht immer gut an. Sie verweisen darauf, die Praxis verstosse offensichtlich gegen den Willen des Künstlers. Wissenschaftlich aber gelten gerade solche Skizzen und verworfenen Arbeiten als besonders aufschlussreich.

Auch in diesem Fall hoffen Kunsthistoriker auf Hinweise. Van Gogh sei vor allem in seinen Pariser Jahren von 1886 bis 1888 sehr experimentierfreudig gewesen, sagte Van-Gogh-Biograf Koldehoff. Anders als oft dargestellt, sei er beileibe kein einsamer Wolf gewesen, sondern habe sich in der französischen Hauptstadt mit Impressionisten wie Camille Pissarro oder Henri de Toulouse-Lautrec angefreundet. «Seine Bilder wurden selbst impressionistischer, heller, farbiger», sagte der Experte. «Wenn dieses mögliche Selbstbildnis, das wir ja bisher nur als schlechtes Schwarz-Weiss-Röntgenbild kennen, aus dieser Zeit stammt, könnte es auch zeigen, wie van Gogh dazulernte. Das ist aber so lange Spekulation, wie wir das Bild nicht im Original und in Farbe sehen.»

Schon von Ende Juli an soll die Entdeckung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Besuchern will die Galerie mithilfe einer speziell angefertigten Lichtbox einen Blick auf die Skizze ermöglichen. Kuratorin Frances Fowle ist begeistert. Es handle sich um ein einzigartiges Geschenk für die Kulturszene in Schottland.

Ex-Präsident Obama für Emmy als bester Erzähler nominiert

In der Netflix-Serie «Our Great National Parks» stellt Obama Nationalparks aus der ganzen Welt vor.

In der Netflix-Serie «Our Great National Parks» stellt Obama Nationalparks aus der ganzen Welt vor.

Ritzau Scanpix / Reuters

(dpa) Der frühere US-Präsident Barack Obama (60) ist erstmals für einen Emmy nominiert worden. Im Rennen um den begehrtesten Fernsehpreis der Welt kann Obama in der Kategorie «Bester Erzähler» auf eine Auszeichnung hoffen. Die Nominierungen wurden am Dienstag (Ortszeit) in Los Angeles bekanntgegeben.

Der 44. US-Präsident ist für seine Sprecherrolle in der Netflix-Doku-Reihe «Our Great National Parks» nominiert. In der fünfteiligen Serie, die Obama auch mitproduziert hat, stellt er Nationalparks aus der ganzen Welt vor.

Weitere Nominierte in der Kategorie sind David Attenborough, Lupita Nyong’o, Kareem Abdul-Jabbar und W. Kamau Bell. Die Emmy-Preis-Träger werden am 12. September bei einer Gala in Los Angeles bekanntgegeben.

ICC-Architektin Ursulina Schüler-Witte ist gestorben

Das Internationale Congress-Centrum (ICC) in Berlin.

Das Internationale Congress-Centrum (ICC) in Berlin.

Stefan Zeitz / Imago

cog. Die Architektin Ursulina Schüler-Witte ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Schüler-Witte ist laut Berichten bereits im Mai verschieden. Öffentlich wurde ihr Tod jedoch erst jetzt durch eine Traueranzeige, die von der Berlinischen Galerie in deutschen Medien veröffentlicht wurde. Die Berlinische Galerie verwaltet den architektonischen Nachlass von Schüler-Witte und ihrem bereits 2011 verstorbenen Mann Ralf Schüler.

Schüler-Witte ist vor allem bekannt für ihr Hauptwerk, das Internationale Congress-Centrum (ICC) in Berlin, das sie zusammen mit ihrem Mann in den späten siebziger Jahren entwarf. Der Bau gehört zu den Sehenswürdigkeiten und Architektur-Sensationen Berlins.

«Squid Game» und «Succession» bei Emmy-Nominierungen hoch im Kurs

Die südkoreanische Serie «Squid-Game» wurde mehrfach für den Emmy Award nominiert.

Die südkoreanische Serie «Squid-Game» wurde mehrfach für den Emmy Award nominiert.

Jordan Strauss / AP / Keystone

(dpa) Der Netflix-Welterfolg «Squid Game» aus Südkorea und die amerikanische Serie «Succession» gehen chancenreich ins Rennen um den begehrtesten Fernsehpreis der Welt. Beide Serien wurden am Dienstag in Los Angeles gleich mehrfach für den Emmy Award nominiert, darunter in der Königskategorie beste Dramaserie. «Squid Game» ist eine tiefschwarze Satire über Gameshows. «Succession» (in Deutschland bei Sky) handelt von einem Medienmogul und seinen intriganten Erben. Auch Schauspieler aus beiden Serien können sich Hoffnung auf eine Auszeichnung machen – «Succession» führt mit insgesamt 25 Nominierungen das Feld klar an.

In den Comedy-Kategorien zählt «Abbott Elementary» (ABC) zu den Favoriten, eine warmherzige Serie über die Lehrer einer öffentlichen Schule in Philadelphia. Auch der Vorjahressieger, die Fussball-Comedy «Ted Lasso» (Apple TV+), und die Las-Vegas-Tragikomödie «Hacks» über eine alternde Comedienne haben mehrere Nominierungen, jeweils auch als beste Comedyserie. «Ted Lasso» kommt für seine zweite Staffel auf 20 Nominierungen und ist so der Spitzenreiter in diesen Kategorien.

Bei den Miniserien wurden neben der 20-fach nominierten Feriensatire «The White Lotus» (HBO/Sky) vor allem Stoffe nach wahren Begebenheiten nominiert, darunter Reihen zu Pamela Anderson, zur Betrügerin Anna Delvey und zum gescheiterten Medizin-Startup Theranos. Die Preisträger in den wichtigsten Emmy-Kategorien werden am 12. September bei einer Gala in Los Angeles bekanntgegeben.

Publizist Johannes Willms gestorben

Johannes Willms 2014 an der Frankfurter Buchmesse.

Johannes Willms 2014 an der Frankfurter Buchmesse.

Imago

rbl. Der Historiker Johannes Willms, Publizist und Erfinder des «Literarischen Quartetts», ist nach kurzer Krankheit in der Nacht auf Dienstag (12. 7.) im Alter von 74 Jahren in München gestorben, wie die «Süddeutsche Zeitung» meldet.

Willms wurde 1948 als Sohn eines Juristen in Würzburg geboren und studierte Geschichte, Politikwissenschaften, Kunstgeschichte und Archäologie in Wien, Heidelberg und Sevilla. Im Jahr 1975 promovierte er bei Reinhart Koselleck mit einer Arbeit über die Verwaltung des französischen Königreiches um 1600.

Nach seiner Promotion wechselte Johannes Willms in den Journalismus und wurde Kulturredaktor beim ZDF, wo er zusammen mit Marcel Reich-Ranicki das Konzept für das bis heute fortgeführte «Literarische Quartett» entwickelte. Von 1993 bis 2000 leitete Willms das Feuilleton der «Süddeutschen Zeitung» und ging anschliessend als deren Kulturkorrespondent nach Paris.

Daneben publizierte Willms als eminenter Frankreich-Kenner zahlreiche Studien. 1988 veröffentlichte er eine grosse historische Monografie über Paris als Hauptstadt Europas. Später kamen Biografien über Bismarck, Napoleon, Balzac oder Stendhal hinzu. Und 2019 erschien seine Studie «Der General Charles de Gaulle und sein Jahrhundert».

Kim de l’Horizon erhält den Jürgen-Ponto-Literaturpreis

(dpa) Für den Debütroman «Blutbuch» wird Kim de l’Horizon mit dem Literaturförderpreis der deutschen Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert und soll im November in Frankfurt am Main verliehen werden, wie die Stiftung am Dienstag in Berlin mitteilte.

«Ein Buch dieser Kraft und Härte lässt nichts und niemanden hinter sicheren Linien zurück», erklärte die Jury. Kim de l’Horizon habe etwas eingelöst, was zu den grossen Versprechen der Literatur gehöre, ein neues Sternbild für alte Muster und erstarrte Positionen. «‹Blutbuch› verschiebt Wahrnehmungen, pulverisiert Vorurteile, entsichert das Mitgefühl.»

Kim de l’Horizon wurde 1992 in der Schweiz geboren. Die Jürgen-Ponto-Stiftung will junge Künstler fördern und ist nach dem Bankier Jürgen Ponto benannt, der 1977 von RAF-Terroristen ermordet worden war.

Lucas Gregorowicz verlässt den «Polizeiruf 110»

Lucas Gregorowicz verlässt den «Polizeiruf 110».

Lucas Gregorowicz verlässt den «Polizeiruf 110».

Ying Tang /Imago

(dpa) Lucas Gregorowicz verlässt die ARD-Krimireihe «Polizeiruf 110». Das sagte eine Sprecherin des zuständigen RBB am Montagabend (11. 7.) in Berlin. Zuvor hatten die Zeitung «Der Tagesspiegel» und der Branchendienst dwdl.de berichtet. Gregorowicz verlasse den Brandenburger «Polizeiruf» auf eigenen Wunsch, so der Sender. «Mit dem «Polizeiruf 110: Abgrund», der im Frühjahr 2022 gedreht wurde und Ende des Jahres ausgestrahlt wird, verabschiedet er sich aus der Filmreihe.» Lucas Gregorowicz spielt seit 2015 die Figur des Adam Raczek. Zunächst war er dabei in der Serie Partner von Olga Lenski gewesen – bis deren Darstellerin Maria Simon 2020 die Reihe verliess.

Seit 2021 bildet seine Figur Adam Raczek ein Duo mit dem Ermittler Vincent Ross, gespielt von André Kaczmarczyk. Sie ermitteln für die deutsch-polnische Mordkommission im Grenzort Świecko. Derzeit laufen die Dreharbeiten für den «Polizeiruf 110: Gott des Bankrotts». Hier ermittelt Ross (André Kaczmarczyk) zunächst solo weiter. Die Ausstrahlung ist für das erste Quartal 2023 im Ersten geplant.

Am Montag war ebenfalls bekanntgeworden, dass die Schauspielerin Verena Altenberger beim Münchner «Polizeiruf 110» aussteigt.

«Taxi Teheran»-Regisseur Jafar Panahi in Iran festgenommen

(dpa) In Iran ist laut Medienberichten mit Jafar Panahi ein weiterer kritischer Filmregisseur festgenommen worden. Der 62-Jährige sei in Gewahrsam genommen worden, berichtete das Nachrichtenportal «Etemad» am Montag (11. 7.). Die genauen Umstände der Festnahme waren zunächst unklar, eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Der mehrfach ausgezeichnete Filmemacher hatte in der Vergangenheit trotz Arbeitsverbot in Iran und Ausreisesperre mehrere Filme gedreht. Sein Film «Taxi Teheran» wurde 2015 bei den Filmfestspielen in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Bereits am Wochenende wurden in Iran mit dem Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof und Mostafa al-Ahmad zwei prominente Regisseure festgenommen. Sie sollen mit einem Aufruf gegen Gewalt die öffentliche Ordnung gefährdet und dabei auch mit Regimegegnern zusammengearbeitet haben, erklärte die iranische Justizbehörde. Die Veranstalter der Berlinale hatten gegen die Verhaftung protestiert.

Hintergrund des Appells ist der Einsturz einer Einkaufspassage in der südwestiranischen Stadt Abadan mit mehr als 40 Todesopfern im Mai. Proteste wurden daraufhin von Polizei und Sicherheitskräften gewaltsam unterdrückt. Mehr als 70 Personen aus der iranischen Filmindustrie forderten mit dem Hashtag «Put your gun down» («Legt eure Waffe nieder») ein Ende der Polizeigewalt. Initiatoren sollen Rasoulof und al-Ahmad gewesen sein.


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