Russland dreht Gashahn zu: Putin beginnt grossen Rohstoffpoker

Russland macht mit der Drohung Ernst und stoppt die Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien. Der Gaspreis reagiert sofort. Die EU-Kommission spricht von einem Erpressungsversuch. Was sind die Folgen? Wie geht es weiter? Die wichtigsten Antworten.

Russland dreht Polen und Bulgarien den Gashahn zu.

Andrey Rudakov / Bloomberg

Warum verhängt Russland jetzt erste Lieferstopps gegen Bulgarien und Polen?

Polen und Bulgarien erhalten kein russisches Erdgas mehr. Der russische Staatskonzern Gazprom hat nach eigenen Angaben seine Lieferungen in die beiden Länder eingestellt. Er begründet die Massnahme damit, dass die zuständigen Unternehmen, die polnische PGNIG («Polskie Górnictwo Naftowe i Gazownictwo») und Bulgargaz in Bulgarien – wie von der Europäischen Kommission empfohlen –, die Gaslieferungen nicht in Rubel bezahlen. Die Unternehmen lehnen es auch ab, für die Zahlungen ein von Gazprom vorgeschlagenes Verfahren zu nutzen.

Gazprom verbietet Bulgarien und Polen ausdrücklich auch, russisches Gas aus Transit-Pipelines anzuzapfen, in denen Gas in Drittländer geliefert werde. Im Falle von unbefugten Entnahmen würden die Transitmengen entsprechend verringert.

Mit dem Lieferstopp gegenüber Polen und Bulgarien kann Moskau ein Exempel beim Thema Rubelzahlungen statuieren – und ein Warnsignal an andere Gasimportländer im Westen senden.

Russland liefert Gas meist auf Basis von langfristigen Verträgen zwischen dem Energiekonzern Gazprom und europäischen Energieunternehmen nach Europa. Polen und Bulgarien wurden möglicherweise als erste Länder sanktioniert, weil hier die Vertragsbindung ohnehin nicht mehr stabil ist. Polen und Bulgarien hatten schon zuvor angekündigt, die Lieferverträge bis Ende Jahr auslaufen zu lassen.

Bei Polen ist der entscheidende Grund für die Strafmassnahme wohl, dass das Land besonders scharf auf Russlands Krieg in der Ukraine reagiert hat und derzeit zahlreiche Waffenlieferungen über sein Territorium laufen. Ausserdem hat das Land von sich aus die Sanktionen der EU noch verschärft. Auch Gazprom steht auf der Warschauer Sanktionsliste.

Russland dürfte Polen auch ins Visier nehmen, weil das Land wesentlich daran beteiligt ist, dass Deutschland rasch aus russischem Erdöl aussteigen kann. Warschau hat zugesagt, die vom russischen Staatskonzern Rosneft kontrollierte Erdölraffinerie im deutschen Schwedt an der Oder vom Hafen Danzig aus zu beliefern. Auf diesem Weg ist auch Deutschland für das von den Europäern vorgesehene Erdöl-Embargo gegen Russland bereit.

Osteuropäische Länder und Deutschland sind vom russischen Gas besonders abhängig

Anteil des russischen Gases am gesamten Erdgasimport, in Prozent

Osteuropäische Länder und Deutschland sind vom russischen Gas besonders abhängig - Anteil des russischen Gases am gesamten Erdgasimport, in Prozent

Was sind die Folgen für Polen?

«In polnischen Wohnungen wird es keine Gasengpässe geben», bekräftigte Polens Klimaministerin Anna Moskwa am Mittwoch. Man sei auf die Situation vorbereitet. Da Polen in der Vergangenheit schon mehrmals russische Lieferstopps erlebt habe, sei das Land gewappnet. Ab Mai soll es Gas aus Litauen erhalten, ab Herbst aus Norwegen. Polen hat bereits mit der Errichtung eines Flüssigerdgas-Terminals an der Ostsee vorgesorgt, um die Gasversorgung zu sichern.

«Der Hahn wurde zugedreht», sagte Moskwa lapidar. Durch die Jamal-Pipeline fliesse kein russisches Gas mehr. Der polnische Erdgaskonzern PGNIG sieht in der Entscheidung einen Bruch bestehender Verträge. Man wolle Schadenersatz wegen Vertragsbruch fordern, kündigte er an.

Die Folgen des Embargos werden auch dadurch gemildert, dass Polen genügend Gas gespeichert hat. Nach Angaben von Regierungschef Mateusz Morawiecki sind die Gasspeicher zu 76 Prozent gefüllt. Aufgrund der wärmeren Temperaturen ist in den nächsten Monaten ohnehin kein Spitzenverbrauch zu erwarten.

Wie bekommt Bulgarien den Stopp zu spüren?

Bulgarien hätte ab Mittwoch ebenfalls kein Erdgas aus Russland mehr erhalten sollen. Die Lieferungen gingen am Mittwochvormittag allerdings noch weiter, sie dürften aber in Kürze eingestellt werden. Das ärmste EU-Land hängt fast komplett von russischen Gaslieferungen ab. Geringe Mengen kommen aus Aserbaidschan. Das meiste Gas wird in Bulgariens Industrie benötigt. Die Versorgung wichtiger Abnehmer mit Gas sei für mindestens einen Monat gesichert, erklärte Energieminister Aleksandar Nikolow am Mittwoch. «Bulgarien wird keine Verhandlungen unter Druck führen», betonte er.

Ministerpräsident Kiril Petkow versicherte den Bürgerinnen und Bürgern, dass es Pläne für Ersatzlösungen gebe. Zudem kündigte er eine gemeinsame Antwort der Europäer an. Bulgarien werde der Erpressung keinesfalls nachgeben. Alternativen für das Land zeichnen sich schon ab: Ein Anschluss an das Gasnetz des benachbarten Griechenland soll im Juni fertig sein. Auch über Lieferungen aus der Türkei wird verhandelt.

Wie reagiert der Gaspreis?

Nach dem russischen Gas-Lieferstopp nach Polen und Bulgarien verteuerte sich der europäische Erdgas-Future um bis zu 20,2 Prozent auf fast 118 Euro je Megawattstunde, das ist der höchste Stand seit knapp vier Wochen. Am Mittwochmorgen ging der Preis auf weniger als 110 Euro zurück, er ist damit rund siebenmal so hoch wie vor einem Jahr.

Der Gaspreis schlägt nach dem Lieferstopp stark aus

Erdgas an der niederländischen TTF-Börse für Lieferungen im Mai 2022

Warum verlangt Russland Zahlungen in Rubel, und was bedeutet das Rubel-Dekret?

Russisches Erdgas nur gegen Rubel: So lautet die neue Devise aus Moskau. Üblicherweise bezahlen die europäischen Länder ihre Erdgasrechnungen bei Gazprom in Euro oder Dollar. Der Kreml beharrte nun Ende März darauf, dass ausländische Abnehmer russischen Erdgases aus Staaten, die aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen als «unfreundlich» eingestuft wurden, ab dem 1. April ihre Zahlungen in Rubel leisten müssen. Andernfalls könnte es zur Einstellung der Lieferungen kommen.

Der Kreml verfolgt damit das Ziel, die Europäer zu spalten und diese dazu zu zwingen, ihre eigenen Sanktionen gegen Russland zu unterlaufen. Gleichzeitig öffnete Moskau auch ein Schlupfloch: Die europäischen Kunden sollen dazu verpflichtet werden, bei der Gazprombank zwei «Spezialkonten» zu eröffnen: ein Rubel- und ein Fremdwährungskonto. Den vertraglich festgelegten Preis in Euro oder Dollar sollen sie auf Letzteres überweisen. Die Gazprombank ist dann dazu bevollmächtigt, den überwiesenen Betrag in Rubel zu wechseln und auf das Rubel-Konto zu überweisen. Von diesem wird dann Gazprom bezahlt.

Wie reagieren die Europäer auf die Rubel-Forderung?

In einer ersten Reaktion haben die meisten europäischen Abnehmer das neue Bezahlungssystem abgelehnt. Es wurde argumentiert, dass Gazprom nicht einseitig eine Veränderung der Verträge vornehmen könne. Dies sei ein Vertragsbruch.

In der Frage, ob das von Moskau vorgeschlagene Zahlungsverfahren eine Verletzung der EU-Sanktionen sei, stellte sich die EU-Kommission auf den Standpunkt, dass die beteiligten Unternehmen zusätzliche Erfordernisse erfüllen müssten. Dazu soll beispielsweise eine Erklärung gehören, dass mit der Einzahlung auf das Fremdwährungskonto alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt seien.

Das deutsche Versorgungsunternehmen Uniper sagte bereits, es sei möglich, russische Erdgaslieferungen zu bezahlen, ohne EU-Sanktionen zu verletzten. Ungarn liess ebenso verlauten, es plane, Gazprom in Euro über die Gazprombank zu bezahlen. Das österreichische Unternehmen OMV dürfte sich auch überlegen, auf das von Russland vorgeschlagene Verfahren einzugehen. Aus Moskau hiess es, dass mehrere europäische Unternehmen dazu bereit seien, in Rubel oder über die Gazprombank zu bezahlen. Namen wurden jedoch keine genannt.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, reagierte harsch auf den Lieferstopp von Gazprom gegenüber Polen und Bulgarien. Sie beschuldigte Russland, Erdgas als «Erpressungsinstrument» einzusetzen. In einer Erklärung nannte sie den Schritt «ungerechtfertigt und inakzeptabel». Russland erweise sich als unzuverlässiger Gaslieferant.

Von der Leyen hielt fest, dass sich die EU mit Notfallplänen auf dieses Szenario vorbereitet habe. Man werde auf alternative Lieferungen setzen und Gasspeicher so gut wie möglich füllen.

Wie ist die Lage in Deutschland?

Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit gewährleistet und die Einstellung von russischen Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien habe bisher keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in Deutschland, heisst es in einem am Mittwoch veröffentlichten Lagebericht der deutschen Bundesnetzagentur. Die Gaszuflüsse nach Deutschland lägen auf einem üblichen Niveau. Die Gasspeicher seien zu 33,5 Prozent gefüllt, hält der Bericht weiter fest. Damit seien die derzeitigen Füllstände vergleichbar mit dem Jahr 2017 und mittlerweile deutlich höher als im Frühjahr 2015, 2018 sowie 2021.

Solche Lageberichte veröffentlicht die Bundesnetzagentur täglich, seit das Wirtschaftsministerium Ende März vorsorglich die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen hat. Am Mittwoch meldete sich zudem das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit einer ähnlichen Erklärung wie die Agentur. Denn trotz der bisher gesicherten Versorgung hat die Nachricht über den russischen Gas-Lieferstopp nach Polen und Bulgarien in Deutschland viel Aufsehen erregt. Das liegt daran, dass eine allfällige kurzfristige Einstellung der Lieferungen nach Deutschland die Volkswirtschaft vor allem im kommenden Winter in Bedrängnis bringen würde.

Der Anteil russischer Gaslieferungen lag in der Vergangenheit laut Angaben des Wirtschaftsministeriums im Mittel bei 55 Prozent des Verbrauchs. Zwar arbeitet das Land nach den Worten des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck unter anderem mit der Errichtung von Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) «mit Hochdruck» an einer Abkehr von russischem Pipeline-Gas. Doch bis zur Unabhängigkeit wird es noch dauern.

Deutlich rascher vorangekommen als bisher erwartet ist Deutschland derweil beim Ersatz von russischem Erdöl, das vor dem Ukraine-Krieg rund 35 Prozent des deutschen Verbrauchs gedeckt hat. Ein Ölembargo oder eine Einstellung der Importe würde man mit einer gewissen Übergangszeit nunmehr «handhaben können», erklärte Habeck nach der Rückkehr von einem Besuch in Warschau über Twitter . Es käme zwar zu regionalen Engpässen und höheren Preisen, aber nicht zu einer «Vollkatastrophe».

Zur Begründung verwies Habeck erstens darauf, dass ein Drittel der Erdölimporte aus Russland bereits weitestgehend ersetzt worden sei. Dabei gehe es um Öl, das über westdeutsche Häfen und den Rhein angeliefert werde. Hier habe man nur neue Lieferanten suchen müssen. Ein zweites Drittel wird von der ostdeutschen Raffinerie in Leuna bezogen und verarbeitet, die dem französischen Energiekonzern Total gehört. Leuna habe die Verträge umgestellt, so dass die Bezüge aus Russland teils jetzt und teils bis Ende Jahr eingestellt würden, sagte Habeck. Im Falle eines Lieferstopps oder Embargos könne Leuna die Umstellung vorziehen, so dass auch dieses Problem gelöst sei.

Als Problem verblieben ist das letzte Drittel der russischen Lieferungen, das von der ostdeutschen Raffinerie PCK Schwedt über eine Pipeline bezogen wird und 12 Prozent des deutschen Verbrauchs deckt. Die Raffinerie gehört mehrheitlich dem staatlich kontrollierten russischen Konzern Rosneft, der laut Habeck kein Interesse an einer Abkehr von russischen Lieferungen hat. Die Lösung hier würde laut Habeck so aussehen, dass man Rohöl über den deutschen Ostseehafen Rostock anliefern würde. In Ergänzung dazu habe er am Dienstag in Warschau über Rohöl-Lieferungen aus Polen verhandelt, zumal Schwedt auch Westpolen mit Mineralölprodukten versorge.

Nach Medienberichten könnte es dabei der Hafen Danzig eine wichtige Rolle spielen. Laut Habeck sind noch technische Details zu klären. Auch stelle sich Polen zu Recht auf den Standpunkt, man wolle nicht mit polnischem Öl Rosneft am Leben erhalten. Man rede also für den Fall, dass Rosneft nicht mehr Betreiber der Raffinerie wäre.

Deutschland hat kürzlich Gazprom Germania, den deutschen Arm des russischen Gaskonzerns Gazprom, unter treuhänderische Verwaltung gestellt. Ein ähnliche Lösung wäre wohl auch für Rosneft Deutschland denkbar.

Welche Auswirkungen hat der Lieferstopp auf die Schweiz?

In der Schweiz deckt Gas knapp 14 Prozent des Energiebedarfs ab, die Hälfte davon stammt aus Russland. Die momentanen Lieferstopps dürften aber keine Auswirkungen auf die Schweizer Gasversorgung haben, sagt Michael Schmid vom hiesigen Gasverband. Über Polen und Bulgarien liefen keine für die Schweiz relevanten Versorgungswege. Das Land bezieht sein Erdgas von Unternehmen aus den Nachbarstaaten, deren Gasspeicher seien gut gefüllt.

Selbst wenn die EU-Länder wegen weiterer Lieferstopps zu wenig Gas haben sollten, dürfte es für sie schwierig werden, den Gasfluss zu kappen. Strom und Gas, so das Schweizer Bundesamt für Energie, seien leitungsgebundene Güter, was ein Isolieren von einzelnen Ländern nicht einfach mache. Transite durch die Schweiz seien nötig, um alle europäischen Regionen zu versorgen. Dies gelte, selbst wenn der europäische Notfallplan in Kraft gesetzt würde.

Die Schweiz hat sich dennoch auf den Ernstfall vorbereitet: Sollte es wegen eines grösseren Embargos zu einer Mangellage kommen und die marktwirtschaftlichen Lösungen erschöpft sein, tritt laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung ein Stufenplan in Kraft: Auf einer ersten Stufe kann der Bund anordnen, dass die Firmen, die über sogenannte Zweistoffanlagen verfügen, von Gas auf Heizöl umstellen. Ferner würde der Bund an alle Konsumenten appellieren, weniger Erdgas zu nutzen. Im äussersten Notfall kann der Gasverbrauch schliesslich kontingentiert werden. Unmittelbar von einer Mangellage betroffen wären vor allem Industriebetriebe.

Wie geht es weiter?

Fraglich ist, ob Gazprom noch weitere Staaten mit einem Lieferstopp belegen wird. Die Unternehmen in den anderen EU-Ländern müssen ebenso entscheiden, ob sie das russische Zahlungsverfahren übernehmen möchten oder nicht. Den grössten Hebel hätte Moskau über die Länder, die am meisten von russischem Erdgas abhängig sind. Dazu zählen Länder wie Estland, Finnland, Lettland, Slowakei, Österreich oder Ungarn. Die grössten Auswirkungen könnte der Kreml mit einem Lieferstopp für Deutschland erzielen.

Die Massnahme gegen Polen und Bulgarien fiel Gazprom wohl relativ einfach, weil die langfristigen Lieferverträge für Erdgas dieses Jahr zu Ende gegangen wären. Die Versorgungsunternehmen in beiden Ländern hatten bereits mitgeteilt, die Verträge nicht verlängern zu wollen. In anderen Staaten hingegen sind die entsprechenden Verträge noch länger gültig. Ein Lieferstopp könnte auch als Möglichkeit genommen werden, frühzeitig daraus auszusteigen.

Die EU-Kommission hat im März bereits einen Plan mit dem Namen «Repower-EU» vorgelegt, wie die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen reduziert werden soll. Brüssel will bis «deutlich vor 2030» unabhängig von russischem Erdgas werden. Wenn der Plan aufgeht, könnten die Mitgliedstaaten schon bis Ende dieses Jahres auf zwei Drittel des russischen Erdgases verzichten.

Dies klingt ambitioniert, zumal die einzelnen EU-Länder unterschiedlich Vorsorge treffen: Ungarns Wirtschaft funktioniere nicht ohne Energie aus Russland, sagte beispielsweise Ministerpräsident Viktor Orban jüngst. Rund 60 Prozent des Erdöls, das Firmen und Privathaushalte verfeuern, stammt aus Russland. Ein Erdölembargo gegen das Land kommt für Orban daher nicht infrage. Schon gar nicht will er auf russisches Gas verzichten.

Das andere Extrem: Als erstes EU-Land hat Litauen Anfang April verkündet, die Erdgasimporte aus Russland vollkommen und dauerhaft zu unterbinden. Die beiden anderen baltischen Staaten, Estland und Lettland, sind zwar bis vor kurzem äusserst abhängig von russischen Lieferungen gewesen, seit April haben sie aber kein Erdgas aus Russland importiert. Die beiden Länder arbeiten zusammen mit Finnland unter Hochdruck, die Energieversorgung auf neue Beine zu stellen.

Schiesst sich Russland letztlich selber ins Knie?

Bis anhin sind trotz dem Krieg in der Ukraine die vertraglich zugesicherten Erdgasmengen aus Russland in die EU-Länder geflossen. Der Kreml hat damit zwar weiterhin einen Hebel in der Hand, mit dem er die europäischen Ländern einschüchtern kann. Gleichzeitig ist Moskau aber auch auf die Einnahmen aus den Energieexporten angewiesen, zumal die Erlöse aus dem Erdöl- und Erdgasgeschäft die wichtigsten Devisenbringer sind. Aufgrund dieser gegenseitigen Abhängigkeit hiess es oft, dass Moskau nicht zum Mittel eines Lieferstopps greifen werde.

Die Aktion gegen Polen und Bulgarien ist vor allem eine Warnung an Deutschland, sich mit der Unterstützung der Ukraine zurückzuhalten. Erreichen dürfte der Kremlherrscher Wladimir Putin das Gegenteil: In Berlin wird es wohl nun allen klar sein, dass Russland kein zuverlässiger Energielieferant mehr ist. Der jetzige Lieferstopp wird die Bemühungen der EU-Länder, sich von russischen Energielieferungen unabhängiger zu machen, nur anfeuern.


source site-111