Ukraine-Krieg im Liveticker: +++ 06:00 Selenskyj: Russische Armee pausiert nicht +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht keine Anzeichen für eine strategische Pause der russischen Armee. Die Russen griffen weiter an, sagt Selenskyj in einem Video bei Telegram. Allein am Samstag habe es 34 Luftangriffe gegeben.

+++ 04:51 Dutzende Menschen nach Angriff auf Wohnhaus weiter eingeschlossen +++
Nach dem russischen Raketenangriff auf ein fünfgeschossiges Wohnhaus in der Stadt Tschassiw Jar in der ostukrainischen Region Donezk setzen die Rettungskräfte die Suche nach Verschütteten fort. Unter den Trümmern vermuten die Bergungsmannschaften rund zwei Dutzend Menschen, darunter ein Kind. Mindestens 15 Menschen sind bei dem Angriff ums Leben gekommen.

+++ 04:09 CSU fordert Gaspreisdeckel für Privathaushalte +++
Die CSU schließt sich angesichts der drohenden Kostenexplosion der Gewerkschaftsforderung nach einem staatlichen Gaspreisdeckel für Privathaushalte an. “Was jetzt notwendig ist, ist ein Grundbedarfspreisdeckel beim Gas”, sagt CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Zeitung “Augsburger Allgemeinen”. “Ohne eine solche Begrenzung wird es viele private Zahlungsunfähigkeiten geben, weil die Menschen ihre Abschlagszahlungen nicht mehr leisten können.”

+++ 02:02 Hunderte anti-russische und anti-ukrainische Straftaten in Deutschland verzeichnet +++
Die Sicherheitsbehörden haben seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 701 anti-russische und 592 anti-ukrainische Straftaten in Deutschland registriert. Das berichteten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland unter Berufung auf die Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten Petr Bystron. Das Bundeskriminalamt hat für strafrechtlich relevante Ereignisse, die mit dem Krieg in Verbindung stehen, eine spezielle Informationssammelstelle eingerichtet. Hinzu kommen reguläre Meldungen aus der Kategorie politisch motivierte Kriminalität. Zuletzt hatten die Sicherheitsbehörden Anfang April laut Angaben aus dem Bundesinnenministerium 383 anti-russische Straftaten und 181 anti-ukrainische Delikte in Deutschland gezählt.

+++ 00:32 Bericht: 144.000 Integrationskurse für Ukrainer genehmigt +++
Die Bundesagentur für Arbeit hat einem Medienbericht zufolge bisher 144 000 Integrationskurse für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer genehmigt. 52 000 von ihnen hätten ihren Kurs bereits begonnen, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf einen Lagebericht der Behörde. Fast 900 000 Bürgerinnen und Bürger aus der Ukraine seien demnach seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffskriegs, nach Deutschland eingereist. Bis Ende Juni hätten sich 353 424 Geflüchtete aus der Ukraine bei Arbeitsagenturen, Jobcentern und anderen kommunalen Stellen gemeldet, davon seien 265 153 im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 67 Jahren.

+++ 23:39 Selenskyj droht “russischen Mördern” mit Strafe +++
Nach einem verheerenden Raketenangriff mit vielen Toten im Gebiet Donezk hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj russischen Soldaten mit Konsequenzen gedroht. “Die Bestrafung ist für jeden russischen Mörder unvermeidlich”, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Der Angriff auf den Ort Tschassiw Jar habe einmal mehr gezeigt, dass Russlands Truppen vorsätzlich auch in Wohngebieten töteten. “Nach solchen Angriffen werden sie nicht sagen können, dass sie etwas nicht gewusst oder nicht verstanden haben”, sagte der ukrainische Staatschef. Gemeinsam mit internationalen Beobachtern sammele die Ukraine seit Kriegsbeginn Beweise, um die Verbrechen der Russen aufzuklären, betonte er. In Tschassiw Jar wurden nach einem Raketenbeschuss am Samstagabend bislang 15 Menschen tot aus den Trümmern eines fünfgeschossigen Hauses gezogen. Sechs weitere Menschen konnten die Retter lebend bergen. Noch immer aber werden 23 Menschen vermisst, hieß es von ukrainischer Seite – darunter ein Kind.

+++ 22:30 Ukraine bereitet offenbar Offensive im Süden vor +++
Die ukrainische Führung ruft Zivilisten im besetzten Süden des Landes wegen geplanter Armee-Offensiven zur Flucht auf. Einwohner der Gebiete Cherson und Saporischschja sollten dringend ihre Häuser verlassen – notfalls auch in Richtung der seit 2014 von Russland annektieren Halbinsel Krim, sagt Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk. Das sei notwendig, damit die Menschen im Zuge bevorstehender Rückeroberungsversuche nicht gefährdet würden. Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagt derweil der britischen “Sunday Times”, Präsident Selenskyj habe dem Militär befohlen, mithilfe westlicher Waffen besetztes Gebiet im Süden zurückzugewinnen.

+++ 22:09 Polen rechnet mit 200.000 weiteren Schülern aus der Ukraine +++
Die polnischen Behörden gehen davon aus, dass im kommenden Schuljahr 200.000 weitere ukrainische Schülerinnen und Schüler in Polen zur Schule gehen werden, berichtet die Nachrichtenseite European Pravda. Das wäre eine Verdoppelung, denn schon jetzt gehen 160.000 ukrainische Kinder und Jugendliche in Polen zur Schule und 40.000 ukrainische Kleinkinder in polnische Kitas.

+++ 20:26 Ukraine greift offenbar Munitionsdepots hinter der Front an +++
Die ukrainische Informationsbehörde veröffentlicht einen Film, der 30 Angriffe mit HIMARS-Raketenwerfern auf russische Munitionsdepots, Transport- und Kommandozentren sowie Treibstoffdepots am gestrigen Samstag zeigen soll. Die ersten dieser Raketenwerfer hatte die Ukraine im vergangenen Monat von den USA erhalten. Experten vermuten, dass die ukrainische Armee seitdem etwa ein Dutzend russische Munitionslager oder mehr weit hinter den Frontlinien zerstört hat. Die USA wollen der Ukraine noch weitere HIMARS liefern, wie ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Freitag mitteilte.

+++ 20:06 Melnyk behält “Deutschland im Herzen” +++
Der scheidende ukrainische Botschafter Melnyk sagt der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, seine Amtszeit werde formell “vermutlich in wenigen Wochen zu Ende gehen”. Dann würden er und seine Familie in die Ukraine ausreisen. “Deutschland bleibt in unseren Herzen”, zitiert das Blatt Melnyk, “der Abschied fällt uns schwer. Ich war zweimal in Deutschland auf Posten, ich habe eine sehr enge Beziehung zu diesem Land, die streckenweise auch eine Art Hassliebe war.”

+++ 19:28 Söder warnt vor “Chaos im Winter” +++
CSU-Chef Markus Söder fordert die Bundesregierung zu dringendem Handeln wegen einer drohenden Gas-Krise im Winter auf. Er mache sich Sorgen, dass die Wirtschaft einen “echten Schlaganfall” erleide, “Millionen von Menschen am Ende verarmen” und wegen fehlendem Gas zum Heizen “tausende von Menschen, vielleicht sogar Millionen von Menschen im Winter in irgendwelchen Hallen untergebracht werden müssen”, sagt Söder in der ARD. Es drohe “ein wirkliches Chaos, das da im Winter vor uns steht”.

+++ 18.55 Siemens will Turbine “so schnell wie möglich” installieren +++
Siemens will die von Kanada freigegebene Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 rasch in Russland installieren. “Unser Ziel ist es, die Turbine so schnell wie möglich zu ihrem Einsatzort zu transportieren”, erklärt ein Unternehmenssprecher. Aktuell arbeiteten die Experten des Unternehmens “mit Hochdruck an allen weiteren formalen Genehmigungen und der Logistik”. Dabei handele es sich unter anderem um Vorgänge, die der Export- und Importkontrolle unterliegen.

+++ 18:36 Ukraine schwer enttäuscht von Kanada +++
Die ukrainische Regierung zeigt sich “zutiefst enttäuscht” von der Entscheidung der kanadischen Regierung, eine reparierte Gas-Turbine über den Umweg Deutschland an Russland zurückzugeben. Das berichtet die Nachrichtenseite “European Pravda” unter Berufung auf eine Erklärung des ukrainischen Energieministeriums sowie des Außenministeriums in Kiew. Auch nach Einschätzung der kanadischen Regierung verstößt die Lieferung an Russland gegen die verhängten Sanktionen. “Dieser gefährliche Präzedenzfall verstößt gegen das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit” und wird Moskaus Gefühl stärken, straflos davonzukommen, heißt es in der Erklärung. Die Ministerin fordern Kanada auf, die Entscheidung rückgängig zu machen.

Russland könne auch ohne die Turbine vollständig Gas nach Deutschland liefern, betonen die Ministerien dem Bericht zufolge. Die Kompressor-Station von Nord Stream 1 sei mit mehreren Turbinen ausgestattet, außerdem mit Backup-Turbinen, und nur eine Turbine befinde sich derzeit in Kanada. Auch die Bundesregierung geht davon aus, dass Russland die Gaslieferungen nicht aus technischen Gründen gedrosselt hat.

+++ 18:02 Kreml-Lobbyist Schröder kritisiert Waffenlieferungen +++
Altkanzler und Kreml-Lobbyist Gerhard Schröder ist weiter nicht bereit, seine Kontakte zu Putin abzubrechen. “Ich werde meine Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin nicht aufgeben”, sagt der 78-Jährige der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Dass Russland die Ukraine überfallen hat, dass Putin dem Land das Existenzrecht abspricht und eine demokratisch gewählte Regierung “faschistisch” nennt, scheint dem Altkanzler keine Erwähnung wert zu sein. Er kritisiert die Waffenlieferungen: “Warum konzentriert man sich auf die Lieferung von Waffen? Ich glaube nicht an eine militärische Lösung. Der Krieg ist nur durch diplomatische Verhandlungen zu beenden.” Auch Russland fordert ein Ende der Waffenlieferungen – und eine Kapitulation der Ukraine.

+++ 17:30 Strack-Zimmermann: “Fehlanzeige” im Kanzleramt +++
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist mit dem Kurs der Bundesregierung in Sachen Unterstützung für die Ukraine nach wie vor unzufrieden. In Fragen zur Ukraine und der Kommunikation dazu “kann es unter keinen Umständen so weitergehen”, schreibt die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags auf Twitter. “Ich erwarte aus dem Bundeskanzleramt klare Führung und entsprechendes Handeln. Denn nach wie vor gilt hier: Fehlanzeige.” Weiter schreibt sie: “Wenn wir uns in Sachen Ukraine weiter so dünne machen, werden wir historisch folgenschwere Probleme zu verantworten haben. Das werden meine Kolleginnen und Kollegen und ich nicht mittragen.”

+++ 16:28 Bericht: Deutschland blockiert EU-Milliarden für Ukraine +++
Nach Informationen der italienischen Zeitung “Corriere della Sera” blockiert Deutschland ein im Mai beschlossenes 9 Milliarden Euro schweres Hilfspaket für die Ukraine. “Der von verschiedenen Protagonisten sowohl in Kiew als auch in Brüssel bestätigte Stillstand könnte einer der Gründe sein, die Wolodymyr Selenskyj gestern dazu bewogen haben, den ukrainischen Botschafter in Berlin Andrij Melnyk plötzlich und ziemlich brutal abzusetzen”, schreibt die Zeitung.

Allerdings habe “die Nervosität des ukrainischen Präsidenten” einen weiteren Grund: Es gebe den Verdacht, die Bundesregierung “bereite sich darauf vor, gegen Sanktionen gegen Moskau zu verstoßen, um russische Gaslieferungen durch die Nord-Stream-Pipelines zurückzugewinnen”. Gemeint sind die Bemühungen der Bundesregierung, eine in Kanada reparierte Gas-Turbine zurück nach Russland bringen zu lassen. Wegen der Sanktionen hat Kanada die Ausfuhr zunächst verweigert, will die Turbine nun aber an Deutschland liefern.

+++ 15:28 Hälfte der ukrainischen Unternehmen rechnet mit Waffenruhe im Winter +++
49 Prozent der ukrainischen Unternehmen erwartet, dass die aktive Phase des Krieges in diesem Winter endet, meldet der “Kyiv Independent” unter Berufung auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gradus. 35 Prozent der befragten Unternehmen glauben, dass sich die aktiven Feindseligkeiten bis Ende 2023 hinziehen oder sogar noch jahrelang andauern werden.

+++ 15:04 Russen greifen Kämpfer der “Volksrepublik Donezk” an +++
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU haben russische Truppen ein Bataillon der “Volksrepublik Donezk” bombardiert. Das gehe aus abgehörten Telefongesprächen hervor, meldet der “Kyiv Independent”. Soldaten der beiden selbsternannten, von Moskau abhängigen “Volksrepubliken” Donzek und Luhansk unterstützen Russland bei seiner Invasion in die Ukraine. Berichten zufolge werden sie häufig als “Kanonenfutter” eingesetzt. Dem Bericht zufolge war das bombardierte Bataillon in der Nähe im Bezirk Saporischschja dabei, sich von der Frontlinie zurückzuziehen, als es von den Russen angegriffen wurde.

+++ 13:41 Russische Behörden sperren Onlinezugang zur “Welt” +++
Die russischen Behörden haben die Internetseite der “Welt” in Russland blockiert. Wie russische Nachrichtenagenturen berichten, befindet sich die Seite der “Welt” nun auf der immer länger werdenden Liste der zu bannenden Medien der russischen Medienaufsicht Roskomnadsor. Dies sei auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft erfolgt. Die “Welt” hatte mit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine damit begonnen, in Russland Inhalte auf Russisch zu verbreiten. Der größte Teil unabhängiger Informationen wird in Russland unterdrückt.

+++ 13:24 Opferzahl nach russischem Angriff auf Wohngebäude steigt weiter +++
Nach dem russischen Raketenangriff auf ein Wohngebäude im ostukrainischen Tschassiw Jar steigt die Zahl der Todesopfer weiter. Es seien mindestens 15 Menschen getötet worden, teilte der örtliche Rettungsdienst bei Facebook mit. 24 Menschen seien noch unter den Trümmern des vierstöckigen Gebäudes verschüttet. Zu drei von ihnen hätten die Rettungskräfte bislang einen Kontakt herstellen können. Fünf Menschen konnten den Angaben zufolge lebend geborgen werden. Zunächst hatte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, erklärt, bei dem russischen Angriff seien mindestens sechs Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden.

Die Opfer in Tschassiw Jar sind nach ukrainischen Angaben ausschließlich Zivilisten.

(Foto: picture alliance / AA)

+++ 12:54 Moskau will 100 ukrainische Soldaten getötet und US-Kriegsmaterial zerstört haben +++
Bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Slowjansk haben russische Truppen nach eigenen Angaben bis zu Hundert gegnerische Soldaten getötet. Bei dem Raketenbeschuss einer Keramikfabrik, die einer ukrainischen Artillerieeinheit als temporärer Standort und Munitionsdepot gedient habe, seien zudem mehr als Tausend Granaten für US-Haubitzen vom Typ M-777 zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Demnach wurden außerdem 700 Granaten für den Mehrfachraketenwerfer Grad zerstört. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

+++ 12:25 Selenskyj-Berater zählt wichtigsten Materialbedarf auf +++
Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak hat auf Twitter zusammengefasst, was sein Land seines Erachtens zur Abwehr der russischen Invasion benötigt: Podoljak fordert mehr US-Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS, um russische Basen und Versorgungsketten zu attackieren. Ferner brauche es moderne Artillerie, um die Kriegsmaterial-Menge der Russen durch technologische Überlegungen auszugleichen. Drittens fordert Podoljak mehr gepanzerte Truppentransporter. Während Deutschland mit der Panzerhaubitze 2000 und dem Artillerie-Ortungssystem “Cobra” moderne Artillerie liefert, lehnt die Bundesregierung es bislang ab, der Ukraine Truppentransporter vom Typ “Marder” oder “Fuchs” bereitzustellen.

+++ 11:51 Wissenschaftler Kaim ordnet Melnyk-Abberufung ein +++

+++ 11:18 Berlin reagiert erleichtert auf Kanadas Gasturbinen-Entscheidung +++
Die Bundesregierung ist erfreut über die Ausfuhrgenehmigung Kanadas für reparierte Turbinen für die Gaspipeline Nord Stream 1. “Wir begrüßen die Entscheidung unserer kanadischen Freunde und Verbündeten”, teilte ein Sprecher der Regierung mit. Das Bundeswirtschaftsministerium würdigte einen “guten und konstruktiven Austausch mit der kanadischen Regierung”. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte in Kanada intensiv dafür geworben, dass Toronto die Rückgabe der gewarteten Siemens-Gasturbine für die Pipeline vom eigenen Sanktionsregime ausnimmt.

+++ 10:23 Kanada verschärft Sanktionen gegen Russland +++
Kanada erweitert seine Sanktionen gegen den russischen Rohstoffsektor. Kanadischen Unternehmen wird demnach untersagt, auf jedwede Art zur Verarbeitung von russischem Öl und Gas sowie chemischen Produkten beizutragen. Das betrifft sowohl den Transport an Land und in Pipelines sowie die Verarbeitung von Metallen. Auch Russlands Transport-, Computer-, Elektronik- und Maschinenbausektoren sind von den neuen Sanktionen betroffen.

+++ 09:31 Treibstoffpreise setzen Fischern zu, Bund hilft +++
Die von hohen Treibstoffkosten belasteten Fischer an Nord- und Ostsee erhalten Unterstützung aus einem zehn Millionen Euro umfassenden Hilfsprogramm des Bundesagrarministeriums. Ab morgen können Anträge auf Beihilfen von bis zu 35 000 Euro bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gestellt werden. Minister Cem Özdemir sagte der Nachrichtenagentur dpa: “Die wirtschaftliche Lage der Fischereibetriebe ist vielerorts kritisch.” Nun schlügen zusätzlich die gestiegenen Treibstoffkosten hart zu Buche. Das Hilfsprogramm unterstütze zielgerichtet und schnell die besonders von der Krise betroffenen Fischereiunternehmen. Das Ministerium rechnet mit Anträgen von rund 450 Betrieben, wie ein Sprecher erläuterte. Die Pauschalbeträge reichen von 450 Euro brutto für Fischer mit kleineren Kuttern unter zehn Metern bis zu 35.000 Euro für Betriebe mit Fahrzeugen ab 24 Metern. Die Hilfen sollen noch in diesem Jahr ausgezahlt werden.

+++ 09:09 Russische Soldatenmütter fordern mehr Zensur in Frontberichten +++
Wie das Institute for the Study of War berichtet, ist in Russland ein Streit um patriotische Frontberichte entstanden. Das Oppositionsportal Medusa veröffentliche einen Brief von Müttern von in Astrachan stationierten Soldaten. Sie bezichtigten den Kriegskorrespondenten Valentin Truschnin der staatsnahen russischen Zeitung “Iswestja”, Positionen der Armee verraten zu haben, weshalb ihre Söhne getötet worden seien. Sie kritisierten zudem Militärblogger, die etwa auf Telegram detailliert auf russischer Seite berichten. Der Militärblogger und Informationsminister der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Danjil Betsonow, wies die Kritik zurück. Militärblogger hätten ukrainische Kriegspropaganda gekontert, lange bevor sich die großen russischen Medien um die Kriegsberichterstattung gekümmert hätten.

+++ 08:32 Baerbock bedauert, dass Westen nicht militärisch eingreifen kann +++
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bedauert, dass der Westen zum Schutz von Zivilisten nicht militärisch in den Ukraine-Krieg eingreifen kann. “Ich hätte zum Beispiel gerne versprochen, dass wir humanitäre Korridore aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine garantieren”, sagt Baerbock dem “Spiegel”. “Aber wir können das nicht leisten. Ein solches Versprechen müsste militärisch abgesichert werden.” Deshalb habe sie auch “klar sagen” müssen, dass es keine Flugverbotszonen geben werde, fügt die Außenministerin hinzu. “Gute Außenpolitik heißt eben auch, einen kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn das Herz brennt.”

+++ 08:05 Mindestens sechs Menschen bei Beschuss von Wohnhaus getötet +++
Bei einem Raketenangriff in der Stadt Tschasiw Jar werden nach Angaben des Gouverneurs der Region Donezk sechs Menschen getötet. Eine russische Rakete sei am Samstagabend in ein fünfgeschossiges Wohngebäude eingeschlagen, schreibt Pawlo Kyrylenko auf Telegram. Das Gebäude sei daraufhin eingestürzt. Dabei seien sechs Menschen getötet und fünf verletzt worden. Bewohner befürchteten, dass mindestens 34 Menschen in den Trümmern eingeschlossen seien.

+++ 07:37 Russland bereitet Anschluss der Region Charkiw vor +++
In den von Russland kontrollierten Teilen des Oblast Charkiw bereiten die eingesetzten Behörden den Anschluss an Russland vor. Der Oblast ist “untrennbarer Teil des Russischen Gebiete”, erklärten die Behörden. Sie hissten zudem eine Flagge mit dem zweiköpfigen Adler, Symbol des russischen Imperiums, wie das Institute for the Study of War berichtet. Der Vorgang deute daraufhin, dass von Moskau aus eine Annexion des ukrainischen Gebiets angedacht ist und die russische Armee die Eroberungsversuche der Stadt Charkiw weiter forcieren werde.

+++ 07:03 Russische Truppen rücken weiter vor in Donezk +++
Die russischen Truppen sowie von ihnen unterstützte Separatisten kommen im Donbass weiter voran. Nach übereinstimmenden Berichten in sozialen Medien sowie pro-russischen Nachrichtenseiten musste sich die ukrainische Armee am Samstag aus Grigorovka zurückziehen. Die russischen Truppen weiten damit ihre Kontrolle über den Oblast Donezk weiter aus, nachdem sie die Kontrolle über Luhansk erobert haben, und rücken Richtung Westen vor.

+++ 05:58 Kanada schickt nun doch gewartete Gasturbine für Nord Stream 1 zurück +++
Die kanadische Regierung will die Lieferung der gewarteten russischen Nord-Stream-1-Turbine nach Deutschland ermöglichen. Dazu werde Kanada “eine zeitlich begrenzte und widerrufbare Erlaubnis” an Siemens Canada geben, sagte der für Bodenschätze zuständige Minister Jonathan Wilkinson in einer Stellungnahme. Ohne die nötige Gasversorgung würde die deutsche Wirtschaft sehr leiden und die Deutschen wären möglicherweise nicht in der Lage, im Winter ihre Wohnungen zu heizen. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte Mitte Juni seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 reduziert und auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gasverdichtern verwiesen. Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hatte daraufhin mitgeteilt, dass eine in Kanada überholte Gasturbine aufgrund der Russland-Sanktionen derzeit nicht zurückgeliefert werden könne. Nun will Kanada die Turbine erst nach Deutschland schicken lassen, statt direkt nach Russland. Dafür hatte sich die Bundesregierung eingesetzt, um Russland keinen technischen Vorwand für eine dauerhafte Einstellung der Gaslieferungen zu geben.

+++ 03:22 Städtetagpräsident ruft zum Energiesparen auf +++
Angesichts der Gaskrise ruft Städtetagspräsident Markus Lewe zum Energiesparen auf. “Schon jetzt müssen wir alle jede Kilowattstunde einsparen, die möglich ist. Alles gehört auf den Prüfstand, in jedem Haushalt und am Arbeitsplatz”, sagte Lewe der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge. “Auch die Städte lassen keinen Bereich aus: Straßenbeleuchtung schneller umrüsten und nachts reduzieren, weniger warmes Wasser in öffentlichen Gebäuden, Klimaanlagen kürzer laufen lassen und Heizungen besser einstellen. Energie einsparen und Erneuerbare Energien ausbauen haben jetzt Vorrang.”

+++ 01:40 Lemke: Strom und Gas dürfen bei Preisexplosion nicht abgestellt werden +++
Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke kündigt ein Moratorium für das Abstellen von Strom und Gas an, sollte die Bundesnetzagentur den Energieversorgern erlauben, die gestiegenen Weltmarktpreise an die Verbraucher weiterzugeben. “Wir müssen einerseits sicherstellen, dass die Versorger die Energieversorgung im Land aufrechterhalten können,” sagte die Grünen-Politikerin Lemke der “Bild am Sonntag” zufolge. Andererseits dürfe niemandem in einer Krisensituation der Strom oder das Gas abgestellt werden, weil er mit der Rechnung in Verzug sei. “Und im Krisenfall müssten wir auch über ein weiteres Hilfspaket entscheiden.”

+++ 23:01 Ukraine vermint Grenze zu Belarus +++
Die Ukraine befestigt und vermint die Grenze zu Belarus. Ein Tweet des Ministeriums für Kultur und Informationspolitik der Ukraine zeigt ukrainische Soldaten, wie sie Minen an der Grenze zu Belarus auslegen. Auch die ukrainische Online-Zeitung NV.ua berichtet über die Befestigung der Grenze. Am Freitag hatte der ukrainische Generalstab erklärt, die belarussische Armee führe Aufklärungsoperationen im Rajon Poliske nördlich von Kiew und in Wolhynien im Nordwesten des Landes durch, vor allem mit Drohnen.

+++ 22:01 Selenskyj äußert sich zu Botschafter-Abberufung +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnet die Abberufung von Botschafter Melnyk aus Deutschland als normalen Vorgang. “Ich habe heute Dekrete über die Entlassung einiger Botschafter der Ukraine unterzeichnet. Diese Frage der Rotation ist ein üblicher Teil der diplomatischen Praxis”, sagt er in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft, ohne einen der Botschafter namentlich zu nennen. “Für Tschechien, Deutschland, Ungarn, Norwegen und Indien werden neue Vertreter der Ukraine ernannt”, so Selenskyj. Die Kandidaten würden vom Außenministerium vorbereitet.

+++ 21:36 Russland greift weiter Richtung Charkiw an +++
Dem ukrainischen Generalstab zufolge versucht Russland weiter, auf die Stadt Charkiw vorzurücken. Ukrainische Truppen hätten eine russische Offensive auf zwei Dörfer nördlich von Charkiw zurückgeschlagen, Kochubeiwka und Dementijwka. Außerdem sei ein russischer Aufklärungstrupp in der Nähe der Dörfer Male Wessele und Petriwka nordwestlich von Charkiw zurückgeschlagen worden, so der Generalstab auf seiner Facebook-Seite.

+++ 20:55 Selenskyj entlässt weitere Botschafter +++
Neben den Botschaftern in Deutschland, Ungarn, Norwegen, Tschechien und Indien entlässt der ukrainische Präsident auch die Botschafter auf den Malediven, in Nepal, Sri Lanka und Bangladesch. Das geht aus einem weiteren Dekret hervor, das vom Präsidialamt in Kiew veröffentlicht wurde. Gründe werden auch hier nicht genannt.

Frühere Entwicklungen des Ukraine-Kriegs können Sie hier nachlesen.


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